[05]

Minho PoV

Irgendwie kam mir alles gerade ziemlich surreal vor. Ich lag tatsächlich mit Jisung zusammen auf der Couch und wir schauten eine Serie, bei der er sich total über die kleinen Dinge in der Sendung freute, wie zum Beispiel dass zwischendurch ein Hund oder eine Katze durchs Bild lief. Es fiel mir unglaublich schwer zu glauben, dass der Junge, der gerade in meinen Armen lag und gespannt das Geschehen im Fernseher verfolgte, der gleiche Junge war, der im Unterricht niemanden auch nur eines Blickes würdigte und nicht ein einziges Mal lächelte.

"Oh! Minho, schau mal! Da ist noch ein Eichhörnchen!", rief der Jüngere aufgeregt, was mich lächeln ließ. Es war schön, ihn so glücklich zu sehen, auch wenn er sich nur über ein Eichhörnchen freute.

"Ich dachte kurz, das wärst du.", meinte ich mit einem Grinsen.

"Bin kein Eichhörnchen..."

"Aber du bist mindestens genauso süß wie eins. Und solche Wangen hast du auch.", sagte ich und pikte ihm in die Wange. "Sag ich ja: Süß."

"Hör auf.", murmelte er verlegen.

"Es ist nur die Wahrheit."

"Für einen Fuckboy bist du ganz schön soft."

"Und für einen schweigsamen Jungen bist du ganz schön gesprächig."

"Änder doch was dran."

"Zu gerne.", grinste ich und küsste ihn. Nicht so verlangend wie am Tag zuvor sondern eher langsam und zärtlich. Ich küsste ihn nicht, weil ich später mit ihm schlafen wollte, sondern ich wollte ihn einfach nur küssen. Wollte ein wenig seine Nähe genießen und es auskosten, dass er bei mir war. Jisung schien es da ziemlich ähnlich zu gehen.

"Sorry, aber du darfst niemand anderen mehr küssen. Diese Lippen gehören jetzt leider ganz mir.", sagte Jisung und lehnte seine Stirn an meine.

"Tun sie das?"

"Jap, tun sie.", antwortete er und küsste mich wieder.

"Esst ihr das Popcorn noch?", unterbrach uns die brüchige Stimme meiner Schwester. Sie sah aus, als hätte sie bis eben noch geweint.

"Nein, nimm es dir ruhig.", meinte Jisung sanft, da er es vermutlich ebenfalls bemerkt hatte, und wir setzten uns beide auf.

"Aber iss nicht zu viel. Ich koche gleich Abendessen."

"Ist ja gut, Mama."

"Minseo?"

"Ja?"

"Magst du Mama Minho sagen, was los ist?", fragte ich, weshalb sie kurz lächelte und sich neben mich setzte und gegen mich lehnte, weshalb ich sie umarmte. Jisung legte einen Arm über meine Schulter, da er anscheinend immer noch Körperkontakt suchte.

"Du wirst mich nicht alleine lassen, oder?", fragte sie traurig.

"Nein, wieso sollte ich?"

"Wegen ihm..."

"Hör zu, Kleine... Ich werde weniger Zeit mit dir verbringen und das ist okay, weil du langsam lernen musst, alleine klar zu kommen. Was willst du denn sonst machen, wenn ich eines Tages ausziehe?"

"Und wenn ich jemanden zum Reden brauche?", fragte sie besorgt.

"Dann bin ich da. Außerdem hast du im schlimmsten Fall auch noch deine Freunde. Du bist jetzt groß und brauchst mich nicht mehr so sehr. Aber ich brauche Jisung und er braucht mich."

Noch wusste ich nicht, wie Recht ich mit dem letzten Satz hatte. Ich hatte ihn einfach so dahin gesagt, ohne mir im Klaren darüber zu sein, wie wahr er eigentlich war.

"Danke, Minho."

"Kein Ding, Minseo. Und jetzt macht Mama Minho uns allen was zu essen, ja?"

Es nickten alle und Jisung's Magen gab ein leises Grummeln von sich.

"Baby, warum sagst du nicht, dass du noch Hunger hast?"

"Es ist nicht so dramatisch. Essen wir einfach gleich alle was und dann ist alles in Ordnung. Außerdem wollte ich nicht nerven, weil du eh bald Essen gemacht hättest."

"Trotzdem musst du sagen, wenn dir etwas fehlt... Ich will doch, dass es dir gut geht, hm?"

"Ist ja gut. Nächstes Mal sage ich dir Bescheid. Und jetzt lass uns essen machen, bevor ich dir noch verhungere."

"Dann hoch mit dir, mein Hübscher."

Wir standen beide auf und ich begann zu kochen, wobei Jisung mir die ganze Zeit zusah. Er hatte sich auf die Arbeitsplatte gesetzt und beobachtete mich von da aus.

"Wird dir nicht langweilig?", fragte ich ihn.

"Dauert ja nicht lange. Und so schnell wird mir nicht langweilig. Außerdem will ich Aufmerksamkeit."

"Sicher dass du nur Aufmerksamkeit willst?"

"Also wenn du schon so fragst... Ich hätte auch gerne einen Kuss."

"Kannst du haben. Das muss eh erst noch alles kochen.", antwortete ich und stellte mich zwischen seine Beine, ehe ich anfing, ihn zu küssen.

Ich wusste nicht genau, woran es lag, aber ich könnte Jisung stundenlang küssen. Vor allem wenn er mich so küsste wie jetzt. Er legte seine Beine um mich und ich war mir sicher, dass kaum noch ein Blatt zwischen uns passte.

"Lee Minho, wer ist dieser Junge?", hörte ich die wütende Stimme meiner Mutter hinter mir. Jisung zuckte augenblicklich zusammen und sah sie mit großen, ängstlichen Augen an. Ich drehte mich um und sah zu ihr und meinem Vater, während Jisung sich so gut es ging hinter mir versteckte.

"Das ist Han Jisung. Er ist mein fester Freund und ich bitte euch, dass zu akzeptieren... Ich weiß, dass er nicht ganz das ist, was ihr von mir erwartet habt, aber bitte hasst uns dafür nicht."

"Ach, Minho... Wir könnten dich doch niemals hassen. Und erst recht nicht weil du dich in einen Jungen verliebt hast. Wir wollten dir nur einen kleinen Schrecken einjagen, weil du uns nicht schon früher etwas gesagt hast."

"Hat geklappt.", nuschelte Jisung und kam hinter mir hervor.

"Bist du okay, Baby?", fragte ich besorgt und legte meine Arme um ihn. Er sah wirklich verängstigt aus und ich wollte ihn beruhigen.

"Ja, alles gut... Minho, das Essen!"

"Shit, du hast recht."

Ich nahm schnell das Essen vom Herd und stellte es stattdessen auf den Tisch.

"Essen ist fertig.", sagte ich mit so viel Selbstbewusstsein, wie ich konnte, was Jisung zum Lachen brachte.

"Du bist unglaublich, Min...", meinte Jisung und drückte mir einen kurzen Schmatzer auf die Lippen.

"Weiß ich doch. Ich sag schnell Minseo Bescheid, dass es Essen gibt."

"Mach das. Ich bin am verhungern."

Ich gab schnell Minseo Bescheid und dann begannen wir zu essen.

Jisung kam ziemlich gut mit meiner Familie klar, wie sich im Laufe des Abends heraus stellte. Eigentlich wollten sie ja noch nicht zurück kommen, aber das Hotel, in das sie gegangen waren, hatte einen Fehler bei der Buchung gemacht, weshalb sie jetzt wieder hier waren. Schade eigentlich, wenn man bedachte, was Jisung und ich alles hätten anstellen können.

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