Helena 12
Ich zitterte am gesamten Körper, meine Atmung ruckte unkontrolliert und das Geschehen innerhalb des Kampfrings vor mir fesselte meinen Blick. Andriana ließ ihre Faust im Sekundentakt auf einen älteren Mann niedersausen. Blut spritzte auf ihre Kleidung und mein Magen rebelliert in einem verzweifelten Versuch aufzusteigen.
Meine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt, während ich das brutale Schauspiel verfolgte. Andrianas präzise und kraftvolle Schläge malten ein brutales Bild auf den mit Blut befleckten Ringboden. Die Atmosphäre im Raum war vor Spannung geladen und die Zuschauer um mich herum verfolgten das Geschehen mit gebanntem Interesse.
Mein Blick senkte sich erneut auf meine zitternden Hände und ich ließ alles, was mir Adriana und Alex in den letzten beiden Tagen beigebracht hatten, Revue passieren.
Nach dem intensiven Training gestern war ich erschöpft und bin direkt nach dem Abendessen in mein Bett gefallen. Jetzt stand ich hier, zwar hellwach, aber mit dem spürbaren Nachhall der Anstrengungen des Vortags - jeder Muskel schien sich einzeln zu melden.
Aus meinem Augenwinkel beobachtete ich, wie sich Adriana glorreich aufrichtete und mit ihrer gewohnten emotionslosen Maske aus dem Ring schritt, ohne einen weiteren Blick für ihren besiegten Gegner übrig zu haben.
Mit gespannter Erwartung richteten sich alle Anwesenden, unter denen sich Crour-Träger und einige Ärzte befanden, auf und wandten ihre Blicke der leuchtenden Tafel zu, auf der sich die frisch vergebenen Punkte manifestierten. Etwas abseits beobachtete Ms. Tung - alias Frau Hosenanzug - das Geschehen; ihre Miene zeigte Interesse und Aufmerksamkeit.
Adrianas Punkte schossen in die Höhe, während die des Gegners (ich sollte mir wirklich die neuen Namen einprägen) mager ausfielen. Die Köpfe der Zuschauer neigten sich aufgeregt zueinander und ein leises Murmeln durchzog den Raum, bevor es abrupt verstummte.
In seiner Leitung der Trainingseinheiten, scheint Mr. Garriv sich zu wichtig zu sein, um selbst auf der Matte zu stehen, das überließ er lieber Alex. Dafür brüllte er lieber die Anweisungen für das nächste Kampfpaar.
Das grelle Deckenlicht durchflutete die geräumige Halle und zwang mich dazu, die Augen zusammenzukneifen. Mr. Garrivs donnernde Stimme erfüllte den Raum, als er meinen Namen rief und ein Gefühl des Zusammenfallens durchströmte mich.
Wie in Trance spürte ich Adrianas aufmunternde Hand auf meiner Schulter, während ich mit schweren Schritten Richtung Ring marschierte.
Dort erwartete mich bereits Cora, motiviert und mit einem zynischen Lächeln im Gesicht, in Kampfposition. Hektisch band ich meine Haare zu einem Zopf und spannte meine Muskeln an, den Blick fest auf meine Gegnerin gerichtet, ganz im Sinne von Alex' Rat.
„Der Kampf startet, sobald das Signal ertönt; zugelassen ist die reine Körperkraft! Wer weitere Waffen beim Kampf nutzt, wird sofort disqualifiziert und von der Liste gestrichen! Der Kampf endet, wenn jemand deutlich auf die Matte klopft. Noch Fragen?"
Mr. Garriv musterte mich und Cora eindringlich, wandte sich jedoch schnell ab, als wir den Kopf schüttelten, ohne dabei unsere Gegnerin aus den Augen zu lassen.
Cora spannte ihre Muskeln an, verlagerte das Gewicht auf ihr Standbein und signalisierte mir bereits vor Beginn unseres Kampfes, dass ich keine Chance gegen sie hatte.
Was hatte Adriana nochmal gesagt: "Loser Show"? Nun, jetzt, wo sich mein Atem verschnellerte und ich einige Schritte zurücktaumelte, musste ich ihr doch leider Recht geben.
Im Augenwinkel beobachtete ich, wie jemand eine Startschusswaffe in die Luft hob. Der dröhnende Knall ließ meinen gesamten Körper erzittern, und bevor ich es fassen konnte, stürmte Cora schon auf mich zu.
Cora, eine schlanke junge Frau, hatte offensichtlich auf Geschicklichkeit gesetzt, und -
Der Rest meines Gedankens blieb unbeendet, denn mein Kopf flog zur Seite und ein explodierender Schmerz durchzuckte meine linke Gesichtshälfte. Panisch versuchte ich, mit einer Hand danach zu tasten.
Ein metallischer Geschmack füllte meinen Mund und das Blut verteilte sich im gesamten Gaumen. Ich schnappte zitternd nach Luft, wodurch die warme Flüssigkeit über meine Lippen und anschließend über meinen Haut tropfte.
Das grelle Licht blendete mich und meine Sicht verschwamm. Mein Magen krampfte sich zusammen, als sich ein Knöchel in meinen Magen bohrte.
„Ich werde dich sowas von fertig machen!", drang der gepresste Ton von meinem Gegenüber an meine Ohren, während sie sich in meine Kleidung krallte und mich zu sich zog. Mein Körper hing schlaff in ihren Armen und ich versuchte krampfhaft, einen Muskel zu betätigen.
Ich blickte zu ihr auf und musterte ihre geschwungenen Gesichtszüge und ihre eiskalte Maske. Meinen kraftlosen Arm schaffte ich einige Zentimeter anzuheben und auf ihre Flanke zu schlagen. Sie zuckte nicht einmal zusammen, nur ein Mundwinkel hob sich leicht zu einem höhnischen Lächeln.
Dann ließ Cora mich los und erschöpft fiel ich auf die Matte. Mein Rücken prallte hart auf und sofort begann ich unkontrolliert um mich zu schlagen, bereit, jede kommende Gefahr abzuwehren.
Ein Tritt auf die abgequetschten Rippen, ein weiterer auf meinen Kiefer, der sich in alle Teile zersplitterte, gefolgt von einem Tritt auf mein Bein, der mir ein Stöhnen entlockte, bewiesen mir schnell das Gegenteil.
Cora ließ einen Moment von mir ab, um ihr angerichtetes Werk zu betrachten. Diese Zeit nutzte ich, um Luft zu schnappen und mir eine kurze Pause zu gönnen. Das zuvor in mir auf Hochtouren gepumpte Adrenalin hatte den Schmerz unterdrückt, doch nun kam mein Körper langsam zur Ruhe und der Schmerz durchzuckte mich. Ich schrie auf, meine Hand presste sich auf meinen wunden Mund, aus dem immer noch Blut tropfte. Nur noch der Schmerz umgab mich.
Die Hoffnung, dass jemand einschreiten würde, hatte ich längst aufgegeben. Die einzige Möglichkeit, diesem Leiden ein Ende zu setzen, war, mit der flachen Hand auf die Matte zu schlagen. Doch meine Hand bewegte sich keinen Zentimeter. „Gibst du schon auf, Neuling?", provozierte mich Cora, als sie begann, mich zu umkreisen.
Flüchtig blickte ich mich um und entdeckte Adriana, die das Schauspiel gespannt, aber desinteressiert beobachtete. In dem Moment schlug Cora erneut mit der Faust mitten in mein Gesicht. Das Blut spritzte und der bekannte Schmerz erfüllte mich erneut.
Der Schmerz zog an mir, erfüllte mich, aber ich versuchte ihn abzuschirmen. Er zog und zog und dann packte ich ihn und nahm ihn an. Nun kam der Druck nicht mehr von mir, sondern floss eigenständig in mich hinein und ließ mich beben. Ich wollte ihn wieder abzublocken, wurde jedoch in den Bann des Leides gezogen und wurde eins mit ihm.
Einzelne Stiche überdeckten die brennenden Stellen und ich sah schwarz. Die völlige Dunkelheit nahm mich ein und ließ mich meine Umgebung vergessen. Ich gab mich völlig dem Schmerz und den Stichen hin, bis ich es schaffte, meine Augen wieder aufzuschlagen.
Hohe Wangenknochen, durchdringende braune Augen und kurz geschorene Haare blickten mich an. Mr. Garriv hatte den Kampfring betreten und stand nun vor mir.
„Du hast bereits nach deinem ersten Kampf eigenständig Crour aktiviert." Seine verwirrenden Worte hallten in der Stille. Er packte meinen Arm und schleifte mich an Cora vorbei aus dem Ring. Benommen und verwirrt taumelte ich zurück zur Gruppe, die um den Ring versammelt stand.
Als die donnernde Stimme von Mr. Garriv erneut durch die Halle dröhnte, um das nächste Duell anzukündigen, stand ich immer noch in Trance da. Meine Erlösung fand ich erst, als mich Adriana in die Mensa schleifte und ich ein ganze Portion Nudeln zu Mittag verdrückte. Dann machte ich mich so schnell wie möglich wieder auf den Weg zu meinem Bett.
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