011 : ̗̀➛ weihnachtstribut
·*̩̩͙˚̩̥̩̥*̩̩̥͙ ✩ *̩̩̥͙˚̩̥̩̥*̩̩͙‧͙
KAPITEL ELF:
WEIHNACHTSTRIBUT
Als Weihnachten näher rückte, fand sich Aurora mit einem Butterbier in der Hand wieder.
Sie saß neben Harry im Drei Besen. Sowohl er als auch Aurora hatten sich durch einen der sieben Durchgänge auf der Karte ins Drei Besen geschlichen. McGonagall hatte bemerkt, dass ihre Unterschrift auf dem Erlaubniszettel gefälscht war, und ihr den Besuch nach Hogsmeade verboten.
Um ehrlich zu sein, war sie überrascht, dass sie das getan hatte.
Sie hatte Harry gestern beim Abendessen die Karte gezeigt. Er hatte sich darüber beschwert, dass er nicht nach Hogsmeade gehen konnte. Dann hatte sie natürlich den Plan gefasst, sich durch den Durchgang dorthin zu schleichen.
Ihre Augen flackerten zu dem Jungen hinüber und sie sah sich um, während sie an ihrer heißen Schokolade nippte.
Aurora lächelte kurz, bevor sie ihr Getränk hinunterstürzte. Als sie es wieder abstellte, sah sie, dass Harry und Ron sie beobachtet hatten.
„Was?"
Ron nahm eine Serviette und wischte ihr damit über das Kinn. „Du bist wie ein Baby."
Harry und Hermine warfen Ron einen Blick zu.
„Ich bin nicht wie ein Baby—"
„Aurora, sag uns doch noch mal, wie du Schlafenszeit nennst?"
Sie kniff die Augen zusammen. „Es heißt Nickerchenzeit!"
Alle drei fingen an zu lachen. Es hallte durch die Kneipe, und sie rollte nur mit den Augen. Aber sie lächelte die drei an.
Ihr Lächeln verschwand jedoch schnell, als McGonagall und Hagrid herein kamen. Den beiden folgten auch noch ein paar andere Professoren. Sie hatte nicht einmal Zeit zu reagieren, denn Hermine und Ron hatten sie und Harry unter den Tisch geschoben.
Hermine murmelte einen Zauber, der ein Tuch über die beiden fallen ließ. Sie hörte, wie sie sich alle direkt neben ihren Tisch setzten.
„Wir müssen von hier verschwinden—" begann Harry.
„Wenn überhaupt, dann tut mir die kleine Aurora leid", hörte sie Hagrid sagen. Sie hob den Kopf, um weiter zuzuhören. „Sie ist ein gutes Kind, reinen Herzens, schade, was ihr Vater für ein Mensch ist."
Sie spürte Harrys Blick auf sich, aber sie ignorierte ihn.
Die beiden hörten zu, als der Professor begann, über ihren Vater zu sprechen.
Sie biss sich vor Wut auf die Lippe und rollte mit den Augen. Sie hasste es, seinen Namen zu hören oder dass jemand über ihn sprach. Natürlich versuchte sie, nicht an die ganze Sache zu denken, aber sie schwirrte ihr immer im Hinterkopf herum.
Manchmal fragte sie sich, wie es wohl gewesen wäre, wenn ihre Mutter noch leben würde oder wenn sie anders aufgewachsen wäre.
Wäre sie noch dieselbe wie heute? Hätte sie eine andere Persönlichkeit? Wäre sie ein anderer Mensch?
„Sie sagen, sie kennen ihn aus seiner Zeit in Hogwarts, Rosmerta... Wissen Sie noch, wer sein bester Freund war?", hörte sie McGonagall fragen.
Sie hörte die andere Frau leicht auflachen. „Natürlich. Hingen zusammen wie siamesische Zwillinge, nicht wahr? Ich weiß nicht mehr, wie oft sie hier bei mir waren – oh, sie haben mich immer zum Lachen gebracht. Waren ein richtiges Duett, Sirius Black und James Potter!"
Ihre Augen weiteten sich.
Was zur Hölle?
Ihr Vater war mit Harrys Vater befreundet? Und sie waren ein „richtiges Duett"?
Was zur verdammten Hölle?
Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als Harry seinen Krug mit einem lauten Klirren fallen ließ.
Aurora stöhnte auf, als Ron ihr einen Tritt in die Seite verpasste, mit der Absicht, Harry zu treffen. Sie nahm seinen Fuß und knallte ihn gegen das Tischbein.
Harry rutschte auf sie zu und versuchte, sich von ihren Sitzplätzen wegzubewegen.
„Genau. Black und Potter waren die Anführer ihrer kleinen Bande. Beide sehr aufgeweckt natürlich, ungewöhnlich klug." McGonagall klang aufgebracht, und das ergab für sie keinen Sinn. „Doch solche zwei Unruhestifter hatten wir wohl auch noch nie—"
„Na, ich weiß nicht." Hagrid schmunzelte leicht und sie hörte, wie er einen Schluck von seinem Getränk nahm, „Vielleicht wird er von seiner eigenen Tochter übertrumpft. Und Fred und George Weasley. Die drei hätten ihnen ganz schön schwer Konkurrenz gemacht."
Aurora lächelte ein wenig unter dem Tisch.
Ihr Vater war auch ein Unruhestifter? Wie sie...
„Potter und Black, sie waren unzertrennlich. Ähnlich wie Harry und Aurora heute. Potter hat Black mehr vertraut als all seinen anderen Freunden. Und das hat sich nicht geändert, als sie von der Schule gingen. Black war Trauzeuge, als James und Lily heirateten. Und James war natürlich Trauzeuge bei Blacks Hochzeit mit der süßen Magnolia. Sie machten ihn zu Harrys Paten, davon hat er natürlich keine Ahnung. Sie können sich vorstellen, wie ihn der Gedanke quälen würde."
Sie drehte sich zu Harry um, dessen Augen sich weiteten.
„Pate?", murmelte sie. „Was?"
„Ah ja, die liebe Magnolia", hörte sie Hagrid krächzen. Er klang den Tränen nahe. Sie wusste, dass Hagrid ihre Mutter gekannt hatte, aber nicht, dass sie ihm so viel bedeutet hatte. „Eine der liebsten Schülerinnen, die ich kennenlernen durfte. Sie hat dieses Ende nicht verdient. Sie wäre eine großartige Mutter gewesen. Alles, was sie je wollte, war eine Familie."
Sie wünschte, sie hätte sie kennenlernen können. Oder sogar ein Foto von ihr sehen können. Aber das hatte sie nie.
Alles, was sie je wollte, war eine Familie? Vielleicht bedeutete das, dass sie anders war als die anderen Aleksanders. Ja, Aurora wusste, dass ihre Eltern sie nicht gemocht hatten, weil sie nicht so war wie sie, aber sie wusste nicht wirklich, wie sie war.
„Ich hätte Black nie so etwas zugetraut. Ich meine, als er und James Kinder hatten, haben sie mich zu sich eingeladen. Insbesondere Black. Es war schon merkwürdig, ich hätte mir nie vorstellen können, dass Black Vater wird. Aber als ich sah, wie er sich Aurora gegenüber verhielt, war es..." McGonagall hörte abrupt auf zu sprechen. „Nichts. Das Ganze wirft einen einfach aus der Bahn."
Aurora versuchte, nicht hinzuhören. Er war ein Mörder. Ein Mörder, der Harrys Eltern und dreizehn Muggel umgebracht hatte.
„Ach, wenn es so gewesen wäre. Es waren nicht wir, die ihn gefunden haben, es war der kleine Peter Pettigrew — auch einer von Potters Freunden. Sicher war er außer sich vor Trauer und wusste, dass Black Potters Geheimnis bewahrt hat, und so hat er auf eigene Faust nach Black gesucht."
„Pettigrew... dieser dicke kleine Junge, der ihnen in Hogwarts immer hinterhergeschlichen ist?"
Aurora hielt sich eine Hand vor den Mund, nicht lachen.
„Hat Black und Potter wie Helden verehrt. Spielte allerdings nie in derselben Liga mit ihnen, was die Begabung angeht. Ich hab ihn öfters scharf angefahren. Sie können sich vorstellen, wie ich — wie ich das heute bedaure..."
Sie versuchte, nicht zuzuhören, als sie weiter über den „Geheimniswahrer" sprachen.
Darüber, wie ihr Vater sie verraten hatte.
Sie konnte Harry nicht einmal in die Augen sehen.
Ihr Vater war der Grund, warum Harrys Eltern tot waren, der Grund, warum er ein Vollwaise war, der Grund, warum er keine Familie hatte.
Er war zweifelsohne wütend, dachte sie.
Er hatte jedes Recht dazu.
Aber als Aurora spürte, wie sich etwas auf ihre Hände legte, hörte sie auf zu denken, schaute nach unten und sah, wie Harrys Finger langsam über ihren kleinen Finger strichen, bevor seine Hände ihre eigenen bedeckten. Aurora dachte sich nichts dabei, es war nur eine freundliche Geste; Harry hingegen versuchte, sein schlagendes Herz in seiner Brust zu beruhigen.
·̩̩̥͙**•̩̩͙✩•̩̩͙*˚ ˚*•̩̩͙✩•̩̩͙*˚*·̩̩̥͙
Aurora schleppte ihren Koffer die Treppen von Hogwarts hinunter.
Dean und Seamus waren hinter ihr. Sie hörte dem Gespräch nur halb zu. Zu ihren beiden Seiten standen Lavender und Parvati.
Sie sprachen beide darüber, wie hübsch die Slytherin-Jungen im Laufe des Sommers geworden waren, einschließlich ihres Cousins, was einer der Gründe war, warum sie sich absichtlich von ihrem Gespräch fernhielt.
Lavender neigte dazu, ein wenig redselig zu sein, und Parvati war ein wenig zu ruhig.
Im Gegensatz zu Aurora, die in ihren Augen perfekt war.
Es war ihr nicht erlaubt, in Hogwarts zu bleiben. Das war von den Aleksanders verboten worden.
Harry und Ron waren beide am Schlafen gewesen, als sie heute Morgen nachgesehen hatte. Zum Glück blieben sie in Hogwarts. Sie hätte sie geweckt, aber sie sahen friedlich aus. Sie würde ihnen im Zug einen Brief schreiben.
Hermine hatte sie geweckt und sich bereits von ihr verabschiedet. Sie hatte Aurora auch ein Geschenk mitgegeben, ein Muggelbuch namens Stolz und Vorurteil. Sie sagte, es würde ihr gefallen. Außerdem hatte sie ihr ein Star Wars-T-Shirt geschenkt und dieses seltsame Muggelgerät...
...es hieß Zauberwürfel.
Ron hatte ihr einen seiner neuen Pullover geschenkt, der merkwürdigerweise mehr so aussah, als sei er für ein Mädchen statt für einen Jungen gedacht. Es war ihm ziemlich peinlich, ihn ihr zu schenken, denn er hatte nicht viel Geld und sagte, er könne sich dieses Jahr nicht viel leisten. Ihr war das völlig egal — sie hätte nichts angenommen, vor allem, wenn er kein Geld hatte.
Und nun ja, Harry hatte ihr nichts geschenkt.
Zu Weihnachten hatte sie Hermine eine Jahreskarte für Scrivenshafts Federkielladen geschenkt, der im hinteren Teil einen Buchladen hatte. Das bedeutete, dass sie so viele Bücher holen konnte, wie sie wollte, ohne etwas bezahlen zu müssen.
Und für Ron hatte sie einen neuen Besen besorgt. Er wollte anfangen, Quidditch spielen zu lernen, aber niemand sollte es wissen. Er hatte es ihr letzte Woche verraten. Dieser Besen war auch leicht zu verstecken, denn es gab einen Knopf, mit dem man den Besen auf die Größe eines Pennys schrumpfen konnte.
(Außerdem hatte sie fünfzig Galleonen in die Karte gesteckt.)
Und bei Harry war sie sich zuerst nicht sicher, was sie ihm schenken sollte. Für den Anfang schenkte sie ihm einen goldenen Schnatz von seiner Lieblingsmannschaft, den Chudley Cannons.
Außerdem kaufte sie ihm eine dunkelblaue Member-Only-Jacke. Viele Leute trugen sie jetzt — und da er in einer Muggelstadt lebte, hoffte sie, dass er die Marke kannte.
Wenn man bedachte, dass sie so verdammt viel bezahlt hatte.
Und zu guter Letzt schenkte sie ihm zum Spaß ein Buch mit dem Titel „Leitfaden für Verteidigungszauber", aus dem sie alle Seiten herausgerissen und nur die Expelliarmus-Seite stehen gelassen hatte.
Sie war ziemlich stolz auf ihr diesjähriges Geschenk.
„Aurora, kann ich dich kurz sprechen?"
Eine Stimme rief von hinten nach ihr. Sie drehte sich um, wo sie Lupin auf sich zukommen sah. Sie gab den anderen ein Zeichen, weiterzugehen, was sie auch taten.
„Frohe Weihnachten. Hast du irgendwelche Pläne für die Feiertage? Bleibst du im Schloss?"
„Leider veranstalten meine Verwandten jedes Jahr zu Weihnachten einen schicken traditionellen Ball, zu dem ich gehen muss. Also muss ich nach Hause fahren. Ansonsten hab ich nicht viel zu tun."
Lupin kramte in seinen Taschen herum, bevor er ein kleines Fläschchen herauszog, in dem sich eine violette Flüssigkeit befand. „Ich habe Professor Snape gebeten, das hier noch vor den Ferien zu brauen — ich dachte, du möchtest ihn vielleicht haben. Es ist ein Schlaftrunk."
Aurora hatte noch nie einen Lehrer gehabt, der sich die Mühe machte, so etwas zu tun. Zögernd nahm sie ihn ihm aus der Hand. „Vielen vielen Dank, Professor Lupin."
„Ist kein Problem, wirklich nicht."
„Sind Sie sicher, dass Professor Snape es nicht vergiftet hat?"
Lupin lachte laut auf. „Nein, ich kann dir garantieren, dass er das nicht hat. Ich will dich nicht aufhalten, deine Freunde warten schon."
Er gestikulierte auf etwas hinter ihr, und als sie sich umdrehte, sah sie, dass Ron und Harry nun vor den Türen von Hogwarts warteten.
„Danke, Lupin!"
Sie hörte ihn leise schmunzeln, als sie sich auf dem Absatz umdrehte und auf die Jungs zuging. Sofort ging sie zu Harry und umarmte ihn.
Harry ignorierte den Blick, den er von Ron erntete — davon bekam er in letzter Zeit eine Menge — und umarmte sie zurück. Ihre Arme ruhten auf seinen Schultern und um seinen Hals, während seine Arme fest um ihre Taille gelegt waren. Harry bemerkte, dass der Stoff ihrer Kleidung weich war, und als er auf ihren Pullover hinunterschaute, stellt er fest, dass sie seinen Pullover trug. Das war ihm gar nicht aufgefallen.
Er hatte recht gehabt, dachte er, er sah an ihr besser aus.
Sie zog sich zurück und umarmte Ron.
„Ich dachte, ihr zwei schlaft noch", sagte sie mit einer hochgezogenen Augenbraue.
„Haben wir auch", murmelte Ron.
„Wir sind gerade aufgewacht, ich habe etwas für dich."
Harry griff in seine Tasche und zog eine kleine schwarze Schachtel heraus.
„Frohe Weihnachten, Rora."
„Danke, das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Ich habe alle deine Geschenke unter den Baum gelegt", fügte sie hinzu.
„Wie toll! Danke Aurora, komm schon Harry! Lass uns gehen." Ron klopfte ihr schnell auf die Schulter und rannte die Treppe hinauf.
Sie hatte Ron noch nie so schnell rennen sehen.
Harry schenkte ihr ein Lächeln, bevor er sich Ron anschloss.
Aurora sah ihm einen Moment lang nach.
Als er weg war, riss sie das Papier von der Schachtel und lief aus dem Schloss. Sie öffnete sie. Darin befand sich ein kleines Silberarmband. Es glänzte. An der Seite hing ein Anhänger. Es war eine goldene Rose.
Es gab silberne Glieder mit kleinen Haken, an denen weitere Anhänger befestigt werden konnten.
Sie fragte sich, ob er Hermine das gleiche Armband geschenkt hatte. Seltsamerweise hoffte sie es nicht.
Sie legte das Armband um ihr Handgelenk und betrachtete es.
Es war das erste Schmuckstück, das sie bekommen hatte, das nicht für eine Veranstaltung, einen Ball oder sonst etwas bestimmt war.
Das Mädchen lächelte den ganzen Rückweg von Hogwarts über und verlor die Freude erst, als sie ihre Großeltern sah.
·̩̩̥͙**•̩̩͙✩•̩̩͙*˚ ˚*•̩̩͙✩•̩̩͙*˚*·̩̩̥͙
Für Aurora Lyra Black war Weihnachten ein Fluch.
Während Ron das Weihnachtsfest mit Quidditchspielen im Schnee verbrachte, fuhr Hermine mit ihrer Familie zum Skifahren und selbst Harry hatte nicht das schlechteste Weihnachten gehabt. Aurora war in ihrem Zimmer und bereitete sich auf den heutigen Abend vor.
„Sind Sie aufgeregt wegen heute Abend, Miss Black?"
Sie sah zu Emilia Romania, die ihr Dienstmädchen war — ja, Dienstmädchen, denn die hatten in den Augen ihrer Großeltern offenbar immer noch Bestand. Emilia hatte einen starken französischen Akzent, dem sie gerne zuhörte. Vor allem, weil es ihr bei ihrem eigenen Französisch half. Sie war das Dienstmädchen, das sie am längsten hatte, mittlerweile seit ihrem ersten Jahr.
Anders als einige der anderen.
„So aufgeregt wie ich nur sein kann, Emilia", antwortete sie und schenkte ihr ein kleines Lächeln.
Sie gab ihr ein Zeichen, sich umzudrehen, was sie auch tat, und nahm ihren Taillenumfang.
Volley, ihre Eule, flog durch ihr Fenster. Um seine Füße war ein Päckchen gewickelt. Aurora streckte die Hand aus und streichelte ihm über den Scheitel.
Sie hob den Brief auf, der an dem Verpackung befestigt war:
Aurora
Auch wenn Ron dieses Weihnachten nicht nach Hause kommt, heißt das nicht, dass du nicht willkommen bei uns bist, meine Liebe! Wenn du eine Erholung brauchst, komm vorbei. Ginny würde sich genauso freuen, dich zu sehen wie ich und der Rest meiner Familie.
Ich hoffe, es geht dir gut. Ich bin mir nicht sicher, ob der Pullover passt, da du jedes Jahr zu Weihnachten so dünn wie ein Stock geworden bist, ich hoffe, du bekommst zu essen! Fred und George haben mir erzählt, dass du die ganze Sache mit S.B. ganz gut verkraftet hast. Ich hoffe, du weißt, dass wir Weasleys immer für dich da sind, wenn du mal reden willst.
Molly, und der Rest der Familie.
Auroras Augen weiteten sich, als sie den Pullover aus dem unordentlich verpackten Päckchen zog.
Ein blauer Pullover lag in der Schachtel, in die Seiten war der Buchstabe A eingearbeitet. Sie drückte den Pullover leicht an sich, bevor sie ihn zurück in die Schachtel faltete.
Molly Weasley war der netteste Mensch, den sie je kennengelernt hatte. Sie benahm sich wie eine Mutter für sie alle, für sie, Harry und Hermine. Sie ging liebevoll mit all ihren Kindern um, sie war eine geniale Mutter.
Sie hatte ihr angeboten, dieses Weihnachten im Fuchsbau zu wohnen, aber das durfte sie natürlich nicht.
Aurora hörte ein leichtes Schnauben hinter sich und drehte sich sofort um, wodurch sie Rotandia ins Gesicht sah. Sie blickte finster auf den Brief hinunter.
„Ist der von dieser erbärmlichen Weasley-Familie? Ich hatte gehofft, Molly hätte sich schon längst aus dem Staub gemacht", spie sie, während sie ihren Zauberstab zückte und ihn auf den Brief richtete, „Incendio."
Mit einer schnellen Bewegung aus dem Handgelenk fiel der Brief als Asche zu Boden.
Aurora warf einen Blick auf ihren Zauberstab am anderen Ende des Raumes und überlegte, ob sie die Frau in eine Kröte verwandeln sollte.
Emilia sagte nichts, sondern warf ihr nur einen Blick zu.
„Was willst du schon wieder?" Aurora kniff die Augen zusammen.
Rotandia deutete mit ihrem knochigen Finger auf das Mädchen. „Wage es nicht, so unverschämt mit mir zu sprechen. Manchmal frage ich mich, warum ich dich nicht einfach fortgeschickt habe, als du noch ein Baby warst."
„Wahrscheinlich, weil du mein Gesicht gesehen hast und dachtest: Wow, die ist ein guter Fang", murmelte Aurora sarkastisch.
„Unsere Gäste sind da." Rotandias Augen verengten sich, als sie ihr mit einer Geste bedeutete, ihr zu folgen.
Aurora warf einen Blick in den Spiegel, während sie ihr Kleid zurechtrückte. Es war schwarz, denn selbst Rotandia wusste, dass es ihre Farbe war. Es reichte ihr bis knapp über die Knie und war langärmelig. Es war aus schwarzer Spitze und passte ihr wie angegossen. Auch ihr Haar war gelockt, allerdings nur leicht an den Spitzen.
„Danke, Emilia", sagte sie.
„Keine Ursache, Miss Black."
Sie verließ ihr Zimmer und betrat den Speisesaal.
Ein altes Lied dröhnte ihr in den Ohren, während sie die tanzenden Paare betrachtete.
„Vergiss nicht—" Rotandia packte sie am Arm. „Wenn dich jemand etwas über deine Mutter oder deinen Vater fragt, was sagst du dann?"
„Unterschreib das — und ich bin sicher, dass du dafür einen Gefallen bekommst."
Aurora reichte ihr den Erlaubniszettel für Hogsmeade.
Rotandias Augen verengten sich, bevor sie einen Stift zückte und unterschrieb. Sie wusste, dass Aurora sie sonst bloßgestellt hätte. Sie grinste und steckte das Pergament in ihre Tasche (Emilia hatte recht, sie hatte wirklich Taschen in diesem Kleid gebraucht).
Ein paar Augen wanderten zu ihr.
Sie erinnerte sich daran, dass es eine Zeit gab, in der sie von den Leuten um sie herum nicht als „Blutverräterin" angesehen wurde.
Eine Zeit, in der sie nicht verpönt war, weil sie eine Gryffindor war. Sie würde lügen, wenn sie sagen würde, sie fühle sich nicht fehl am Platz. Würde sie sich das je anmerken lassen? Nein, würde sie nicht.
Sie erreichte das Ende der Treppe und sah Joffrey.
Oh, verpiss dich, bitte.
Joffrey war einer der wenigen gewesen, den sich ihre Großeltern als die „perfekte Wahl" für sie vorgestellt hatten. Er war ein schlanker, erdbeerblondhaariger Junge, der genauso groß war wie sie.
Er streckte seine Hand aus. „Tanz mit mir."
„Verpiss dich", sagte sie ihm, bevor sie wegging.
Offen gesagt, es war ein klares Nein für sie, wenn es darum ging, mit jemandem verheiratet zu werden, denn das war es, was ihre Großeltern wollten. Sie seufzte, als sie in Richtung Bar ging. Sie würde nicht heiraten, wie es der Rest ihrer Familie tat.
Sie setzte sich auf den Hocker an der Bar, und kaum dass sie das tat, wurden die beiden Plätze neben ihr besetzt. Es waren zwei Männer, Männer, beide um die einundzwanzig.
Einer von ihnen reichte ihr ein Glas mit etwas, das anscheinend Wein war.
„Aurora, Liebes", grölte der Mann zu ihrer Linken. „Wie läuft es bei dir? In Hogwarts?"
„Es läuft fantastisch", sagte sie und lächelte ihn an. „Ich habe viel für meine Prüfungen gelernt", log sie.
Sie musste sich auf die Lippe beißen, um sich das Lachen zu verkneifen. Sie wusste nicht einmal, wo die Hälfte ihrer Bücher war, geschweige denn wann ihre Prüfungen.
„Oh Richard, erinnerst du dich an die Tage, an denen wir Prüfungen geschrieben haben?" Er stieß dem anderen in die Rippen. Beiden entfuhr ein schallendes Lachen.
Sie hielt ihre Hand hoch, als der Mann ihr Rauch ins Gesicht blies.
„Oh, tut mir leid, Süße, möchtest du eine?", bot er an.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich will kein—"
„Nimm eine."
„Nein—"
„Sei nicht so dumm"; zischte der Mann und reichte ihr die Zigarette.
Sie starrte sie einen Moment lang an, bevor sie nickte. Es war nur eine Zigarette, sagte sie sich, sie hatte schon viele. Sie legte ihre Finger um den kleinen Gegenstand, als der Mann das andere Ende anzündete.
Eine Sekunde lang spürte sie nichts, dann flog ihr eine Rauchwolke in den Mund, woraufhin sie sich umdrehte.
Sie stand auf und ging von den beiden weg. Verdammte Idioten. Sie schnipste die Zigarette in eine der Pflanzen.
„Du hältst dich immer noch nicht an die Regeln, wie ich sehe."
Aurora spürte, wie sich auf ihren herzförmigen Lippen ein kleines Lächeln abzeichnete, und drehte sich zu Narzissa um.
Narzissa sprach nie unhöflich mit Aurora, und das nur aus einem einzigen Grund: Sirius.
Sie wollte sich nicht ausmalen, was ihr Cousin tun würde, wenn er erfuhr, wie die Leute hier seine Tochter behandelten. Obwohl sie Sirius nie sehr nahe stand, war er in manchen Zeiten der Not für sie da gewesen. Außerdem war sie im selben Haus wie Magnolia gewesen. Sie war ihre Freundin. Sie waren Freunde gewesen.
„Ich sehe keine Liste mit welchen", stieß sie aus. „Draco."
„Aurora." Draco nickte. „Dein Atem riecht nach Wein."
„Willst du welchen?"
„Ich trinke nicht." Was für eine Lüge.
„Natürlich tust du das nicht."
Sie erhaschte einen Blick auf Dracos Vater, Lucius, der wirkte, als würde er die Leute um sich herum beflügeln. Er musste ihre Blicke gespürt haben, da er sich umdrehte und Aurora einen angewiderten Blick zuwarf.
Sie sollte diejenige sein, die sich vor seinen schleimigen, glatten Haaren ekelte.
„Aurora! Komm und lerne unsere Gäste kennen."
Die fordernde Stimme von Menuata ließ ihren Kopf herumschnellen, damit sie den braunhaarigen Mann sehen konnte. Er musterte sie mit zusammengekniffenen Augen und deutete mit einer Geste auf die beiden Männer vor ihm.
Sie verzog das Gesicht.
Narcissa sah zu, wie das schwarzhaarige Mädchen davonstolzierte. Sie würde Sirius Blacks Reaktion auf die Art und Weise, wie sie behandelt wurde, definitiv nicht sehen wollen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top