1. De Empfang - 𝑴𝒂𝒈𝒈𝒊𝒆
Ich drehte mich noch einmal hin und her, mein Bild fokussierend auf dem Gold umrahmten Spiegel vor mir. Der Rock des Kleides schwang wie Seide mit mir mit, es war so wunderschön. Es schimmerte in einem Goldton mit einem leichten Stich Rosa, im Brust Bereich ausgestattet mit goldenen, majestätischen Mustern. Es passte wunderbar zu meinen hellgrauen Augen und meinen roten Locken, aber es war zu kurz und Trägerfrei. Ich hörte Jace Stimme in meinem Kopf. "Maggie, du musst es deiner Schwester Lilith nicht nachmachen. Bis knapp zu den Knien ist zu kurz." Was mein Bruder nicht alles zu kurz fand.
Seufzend wendete ich mich von meinem Spiegelbild ab und zog den Reissverschluss an der Seite des Kleides herunter. Sorgfältig legte ich es auf mein Bett und griff nach dem Kleid daneben. Mein Bruder hatte es mir gekauft. Es war weiss und lang, das einzige, was es etwas spannender gestaltete, war der schwarze Gurt dazu.
Ich zwang mir ein Lächeln auf, als ich mich wieder im Spiegel musterte. "Es ist okay Maggie, du liebst deinen Bruder und er will nur dein Bestes", redete ich mir selbst zu, griff aber dennoch zu einer schwarzen Jacke, die gerade mal die Arme bedeckte. Das machte das Outfit wenigstens noch etwas lebendiger.
Mein Blick wanderte noch einmal zu dem Kleid auf meinem Bett, ehe ich mein Zimmer verliess und es, wie so oft, hinter mir liess. Meine Schritte führten mich durch die riesigen Flure. Ich war immer wieder überrascht, dass ich den Weg überall hin fand, zumal hier alles genau gleich aussah. Die Lampen in Form einer Krone, die in regelmässigen Abständen an den Wänden hingen und die Gänge in ein helles Licht hüllten. Der dunkelrote Teppich auf dem Boden, der an der Seite mit kleinen, goldigen Kronen versehen war. Kronen, überall im Schloss waren Kronen zu finden. Was auch kein Wunder war, schliesslich trug unser Königreich den stolzen Namen Crown. So prankte auch auf unserem dunkelroten Wappen eine goldene Krone.
Die Eingangsatür stand sperrangelweit offen, bereit um die Geste des Empfangs hereinzulassen. Das Schloss empfing insegesamt fünfzehn Ladys und fünfzehn Lords. Der Sinn dahinter war, dass meine Geschwister und ich am Ende einen Partner oder eine Partnerin hatten. Ich wusste nicht genau was ich davon halten sollte, aber bisher fand ich noch nichts positives daran. Ich war erst sechzehn und sollte schon in ungefähr zwei Jahren heiraten? Zudem müsste ich nach immer zwei Monaten meine Favoriten ernännen. Ich musste Menschen bewerten, ob sie mir passten oder nicht und tat ihnen womöglich noch weh damit.
Immer noch tief in meinen Gedanken vertieft, stellte ich mich neben Lilith. Sie war die zweitjüngste in unserer Familie und zwei Jahre älter als ich. Und trotzdem verführte sie mehr Männer in einer Woche als Viyana in einem Jahr. Viyana war Jace Zwillingsschwester und gehörte zu den ältesten. Und dann war da noch Wilhelm. Er war seltsam und viel Konatakt hatte ich nicht mit ihm. Er strahlte diese Kälte aus und wirkte so unberechenbar.
Ein lautes Geräusch holte mich wieder zurück in die Realität. Eine Reihe an Angestellter, links und rechts eines roten Teppichs, bildeten eine Art Durchgang zu uns. Sie pusteten in ihre Posaunen. Ein Hufegeklapper halte im Vorhof des Schlosses wieder und das scheppern von Rädern, die über die Pflastersteine rollten. Schon bald hielt eine Kutsche vor dem roten Teppich und wurde von einem Butler geöffnet. Sie war gross, rot und verziert mit goldenen Elementen, darunter waren natürlich auch Kronen. Sie war zudem bedeckt mit einer Schneeschicht. Ich war wirklich froh, dass es unter dem Dach geheizt wurde, worunter wir warteten. Ich hasste Kälte.
Nach und nach wurden die Ladys von dem Butler aufgerufen. Diese kamen aus der Kutsche, schritten über den Teppich zu uns und verneigten sich. Danch wurden sie von Zofen in das Schloss geführt. Allesamt trugen wunderschöne Kleider, welche mit ihnen mitschwebten. Enge, lockere, rote, blaue, gelbe. Eines gefiel mir besonders gut. Es war pastelviolet, im Brust Bereich verziert mit weissen Rosen.
Danach folgten die Lords. Bei ihnen war es etwas langweiliger zuzusehen, zumal die meisten einen schwarzen Anzug trugen mit einem weissen Hemd. Nur die Farbe der Krawatten änderten sich von blau, zu grün, bis zu lila.
"Drake Zabel", halte es in dem Vorhof wider. Mein Blick wanderte von den glänzend schwarzen Schuhen nach oben. Sein Anzug, sein Hemd und seine Krawatte, alles war schwarz. Augenblicklich spannten sich all meine Glieder an, als mein Blick bei seinem Gesicht angekommen war. Eine Narbe zog sich neben senem rechten Auge über sein ganzes Gesicht. Das war die grösste, aber nicht die einzige. Mir wurde heiss und kalt, als er mich mit seinen schwarzen, fast shon leeren Augen fixierte und direkt auf mich zu kam. Eine Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus, als seine kalte Haut auf meine traf. Er hob meine etwas an und beugte sich vor. Wollte er mir einen Handkuss geben? Ich musste mich wirklich beherschen, die Hand nicht einfach weg zu ziehen.
Doch kurz bevor seine Lippen auf meinen Handrücken traffen, wurde er auf den Boden gedrückt. Jace sass auf ihm und schlug zu. Erschrocken riess ich meine Augen auf. Doch dann wurde er auch schon von zwei Wachen weggezerrt. Er schlug wild um sich, bis unsere Blicke sicht trafen. Hektisch sah ich zwischen Drake, der nun eine blutige Nase hatte, und ihm hin und her. Nicht weil ich direkt schockiert war, über das was Jace tat, es kam nur ziemlich unerwartet. Ein wenig schockiert war ich schon, aber nicht so, wie er vermutlich dachte. Ich wusste mehr von dem, was er in seiner Freizeit tat, als er wusste.
"Beruhigt euch, ich werd ihn schon nicht umbringen", ertönte Jace Stimme scharf, als die Wachen wieder nach ihm greifen wollten. Er lief auf Drake zu und flüsterte ihm etwas zu, sein Blick düster und bedrohlich. Leider verstand ich nicht was er sagte, aber es musste etwas ernstes sein, denn Drake verlor sein Grinsen.
Ohne noch etwas zu uns zu sagen, verschwand Jace. Drake wurde von seiner Zofe in Schloss geführt. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Wilhelm mit Lilith verschwand. Auch die Angestellten räumten ihre Sachen zusammen und begannen den Teppich aufzurollen. Die Kutsche fuhr weg.
"Alles gut Maggie? Kann ich dich hier alleine lassen?" Ich nickte nur. Viyana meinte es gut, aber ich wusste, dass sie noch viel zu tun hatte. Sie nickte ebenfalls, sah mich noch einmal prüfend an, verschwand dann jedoch ebenfalls. Der Platz war schneller leer, als ich gedacht hatte.
Ich blieb stehn und verlor mich in den Schneeweissen Flocken, ausserhalb des Daches, die zahlreich auf den Boden schwebten. Leicht und unbeschert.
"Hey Cookie, alles gut?" Ich blinzelte verwirrt, bis ich Elles platinblonde Wellen hinter einem Berg aus Kleidern in den Armen erkannte. Sie war eine Freundin von Jace und lebte vorübergehend im Schloss. Ich wusste nicht weshalb genau, alles was Jace sagte, war: aus privaten Gründen.
"Ähm ja, ja, natürlich." Ich zwang mich zu einem Lächeln. Moment, nannte sie mich gerade Cookie? "Ich heisse übrigens Maggie, nicht Cookie."
"Oh ich weiss, aber Cookie passt so gut. Und du musst dir kein Lächeln aufdrücken wenn dir nicht danach ist zu lächeln. Ich erkenne ein Fake Lächeln ohne hin. Da ist es die Anstrengung und Mühe nicht Wert."
Tatsächlich entlockte sie mir ein echtes Lächeln. Ich konnte verstehen, weshalb Jace sie mochte. "Na geht doch. Aber ich muss jetzt auch weiter. Bis dann Cookie und steh nicht nur hier rum, ist grsuelig." Da hatte sie recht, ich hatte noch einiges zu tun, ich konnte nicht ewig hier herum stehen. Aber so überladen wie sie hier herum wanderte, könnte ich ihr vielleicht helfen. Ich hatte mich ohne hin erst in ungefähr einer Stunde mit einer Zofe verabredet um ihr zu helfen.
"Hey warte, kannst du Hilfe gebrauchen?"
Elle drehte sich nochmals zu mir um und musterte mich kurz, mit einem Blick, den ich nicht richtig deuten konnte. Dann schleppte sie die Klamotten wieder mit zu mir und gab mir die Hälfte ab. "Kann sicher nicht schaden. Das muss alles in die Waschküche." Nickend nahm ich die Kleider entgegen und folgte ihr durch den Vorhof. Kaum verliess uns der Schutz des Daches, spürte ich die beissende Kälte. Sie drang durch den dünnen Stoff meiner Kleider und jagte eine Gänsehaut über meinen Körper. Ich hasste dieses Gefühl.
Ich war heilfroh, als wir wieder im Schloss waren. Man würde es vielleicht nicht von einer Prinzessin erwarten, aber ich wusste genau wo die Waschküche war. Ich wusch meine Wäsche immer selbst, die Zofen hatten ohne hin schon zu viel zu tun. Und jetzt sowieso mit den dreissig Neuankömmligen.
In der Waschküche war es wieder etwas kälter, als es in den Fluren war, aber es war noch lange nicht so kalt wie draussen. Ich legte die Wäsche auf einem der vielen Tischen ab und blickte dann zu Elle. "Brauchst du sonst noch wo Hilfe?"
"Ähm, ich weiss nicht, weisst du wie man wäscht? Ich will die Arbeit nicht den Angestellten aufdrücken, kann ja auch selbst was machen, aber ich hatte noch nie ne richtige Waschmaschine benutzt."
Ich nickte und griff nach der Wäsche, um sie in das Gerät zu stecken. Ich schluckte als ich auf einmal einen schwarzen Spitzen BH in den Händen hielt und starrte ihn an. "Was denn Cookie, noch nie Spitzenunterwäsche gesehn? Oder findest dus interessant die anderer anzustarren?" Sie fand es offensichtlich witzig, denn sie begann zu lachen, doch ich lief rot an und stopfte ihn schnell in die Waschmaschine.
"I, ich hab noch nie welche gesehn, nie so richtig. In einem Film vielleicht, aber ich weiss nicht." Verlegen griff ich schnell nach weiteren Klamotten und liess sie wieder verschwinden.
Elle setzte sich auf die Waschmaschine daneben und liess ihre Beine baumeln. "Du hast noch nicht mal selbst?" Ich schüttelte den Kopf. Ich dachte noch nicht einmal daran, mir welche zu besorgen. Bisher hörte ich nur, wie unbequem sie waren.
"Es gefällt mir wenn du rot wirst, Cookie", schmunzelte sie und beobachetet, wie ich Waschmittel in eine der Unterteilungen kippte.
"Wieso eigentlich Cookie? Du weisst doch wie ich heisse." Cookie war der seltsamste Spitzname den ich je gehört hatte. Maggie verstand ich, schliesslich konnte man das gut von Magdalena ableiten. Aber Cookie?
"Naja ich mag Cookies. Cookies sie können süss und salzig sein. Ausserdem schockiert es mich ein wenig, das du offensichtlich nicht weisst woher Jace das hat. Ich meine für alle möglichst kurze oder unegwöhnliche Spitznamen zu finden. Klar, er hat schon vorher damit angefangen. Will, Lili und Maggie, aber rate mal von wem lil oder auch Vi kommt? Uhh, warte, Magg, ja. Obwohl, den wird Jace sicherlich nicht mögen, er strahlt nichts süsses oder unschuldiges aus. Nicht wirklich zumindest." Ich machte lächelnd weiter, bis die Waschmaschine lief. Redete sie immer so viel? Es störte mich nicht, ich fand es nur amüsant. Als ihr letzter Satz fiel, verschwand mein Lächeln. Ja, Magg strahlte weder Unschuld noch Naivität aus. Er wollte auch, dass alles an mir unschuldig und naiv war.
Ich biss mir auf die Unterlippe und blickte zu der anderen. "Hör zu, ich hab noch einiges zu tun, also wünsch ich dir noch einen schönen Tag." Ich nickte ihr zu und drehte mich zur Tür.
"Hey warte, hab ich was falsch gemacht? Wo ist dein Lächeln?"
Ich schüttelte den Kopf, jedoch ohne mich zu ihr umzudrehen. "Nein, nein, das nicht. Aber wie gesagt, ich hab noch einiges zu tun."
"Also gut, bis dann."
Ich erwartete das sie mich wieder Cookie nannte, doch sie tat es nicht. War es normal, dass man einen Spitznamen in so kurzer Zeit schon vermisste?
Seufzend verliess ich die Waschküche und liess das Gedröhne des Apparats hinter mir.
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