30. Implementation
♪ Good Time – Carly Rae Jepsen Ft. Owl City
H E A T H E R
„Das war ich."
Niall und meine Wenigkeit sprachen diesen Satz gleichzeitig aus und ich spürte wie sich die Blicke der anderen auf uns richteten. Mehr oder weniger verblüfft.
Schlagartig kehrte Stille am Tisch ein, die jedoch nur für einige Sekunden anhielt. Dann brachen alle, einschließlich Niall und mir, in Gelächter aus. Ein sehr heiteres, befreiendes Gelächter, um es genau zu definieren. Isaac kriegte sich gar nicht mehr ein und Eleanor verschluckte sich an ihrem Tee.
Dass mein Gesicht sich dabei rot färbte, war mir in diesem Moment egal, denn im Prinzip lehnte ich mich ziemlich weit aus dem Fenster, um Nialls Allerwertesten zu retten. Letztendlich stand mein Freund jedoch zu seiner Tat, die uns beiden die Nacht mehr als nur versüßt hatte.
Schlicht und ergreifend beantwortete er Louis' Frage „Ja wie jetzt? Ihr beide habt es zusammen geklaut?" mit einem: „Nein, das war ich ganz alleine. Die Situation erforderte es nun mal." Dabei spürte ich sein spitzbübisches Grinsen auf mir.
Noch vor wenigen Wochen wäre mir eine Situation wie diese sicher peinlich gewesen, aber mein bester Freund saß mit am Tisch und dieser Umstand lockerte alles in mir. Zudem kannte ich Harry, Anni, Liam, Louis und Eleanor deutlich besser als vor einigen Wochen.
Ich kam gut mir allen klar, genau wie Isaac, der mir verschwörerisch zuzwinkerte.
„Sag mal", sprach mein bester Freund an Louis gewandt, „zählst du deine Kondome etwa?"
Genüsslich leckte Louis sich über die Lippen, lehnte sich im Stuhl zurück um dann zu antworten: „Natürlich. Ich muss doch wissen, wann ich wieder Nachschub benötige."
Damit hatte er alle Lacher auf seiner Seite.
„Alter, du bist komisch", prustete Liam los und Harry pflichtete ihm sofort bei: „Oh ja! Kondome zählen, wo kommen wir denn dahin? Ich sehe doch, wenn das Letzte in der Packung ist und ich somit Nachschub besorgen muss."
Ein überbreites Grinsen zeigte sich auf Louis' Gesicht, als er mit der Hand auf Niall deutete. „Scheinbar klappt das bei Niall nicht, sonst hätte er sich nicht an meinem Hab und Gut bedienen müssen."
„Das war nicht geplant, sonst hätte ich welche dabei gehabt", verteidigte sich Niall, ohne dabei rot zu werden. Dafür sah mein Kopf mittlerweile aus wie eine reife Tomate, auch wenn ich das Gespräch lustig fand.
„Also wir haben hier im Ort auch eine Drogerie", mischte Anni sich ein. „Nur für den Fall, dass du noch einkaufen willst, Niall."
„Danke für den Hinweis, das werde ich gleich nach dem Frühstück machen."
Automatisch schnellte mein Plus in die Höhe, als ich ihn so reden hörte. Natürlich, es war selbstverständlich, sich mit Verhütungsmitteln einzudecken, aber das ich der Grund dafür war, schien mir in diesem Moment irgendwie zu schön um wahr zu sein.
Unsere Beziehung war noch ganz frisch und deshalb lösten solche Dinge ein enormes Herzklopfen bei mir aus.
Nach dem Frühstück sprang ich unter die Dusche (Louis hatte mir den Vortritt gelassen) und als ich im Flur auf Niall traf, der ebenfalls frisch geduscht hatte, erkundigte er sich, ob ich mitfahren wollte.
„Kann ich machen", erwiderte ich lächelnd.
„Wir sind dann mal kurz unterwegs", rief Niall in die Küche, in der Anni stand.
„Is jut, aber verfahrt euch nicht, ihr beeden Hübschen. Und denkt daran, wie wollen nachher einen Spaziergang durch den Wald machen."
„Ich richte gerade den Proviant", ertönte Harrys Stimme aus dem Hintergrund, was Niall prompt ein Schmunzeln entlockte.
„Verrückter Typ", sagte er leise, begleitet durch ein Lachen.
„Warum?"
Niall fasste nach meiner Hand, zog mich zu sich und sprach: „Er hat früher nie gekocht oder irgendwelches Essen zubereitet. Anni hat ihm völlig den Kopf verdreht, aber ich finde das gut."
Ich lehnte mich an ihn, atmete den vertrauten Geruch seinen Aftershaves ein und Niall neigte den Kopf leicht nach unten, um mich zu küssen. Als ich seine Lippen auf meinen fühlte, dachte ich an die vergangene Nacht. Der Sex mit ihm war wie sein Charakter: Eine Mischung aus Zärtlichkeit und Dominanz. Aber genau damit kitzelte er sämtliche Emotionen aus mir heraus. Gefühle, die ich in dieser Art noch nie gespürt hatte und die ich nicht mehr missen wollte.
Ich fühlte mich frei und unbeschwert.
Nach nur fünf Minuten Fahrt erreichten wir die Drogerie, deren Adresse Anni uns genannt hatte. Ich begleitete Niall nach drinnen und während er nach den Kondomen suchte, entdeckte ich eine Packung jener Handcreme, die ich nutzte und die langsam zur Neige ging.
Wir trafen uns an der Kasse und bevor ich etwas sagen konnte, nahm Niall mir die Packung mit der Creme aus der Hand, um beides zu bezahlen. Als ich ihm das Geld abgezählt geben wollte, winkte er ab.
„Lass mal, das ist okay. Du hast wahnsinnig schöne, zarte Hände und ich möchte, dass das so bleibt." Er zwinkerte mir zu, um mir dann ins Ohr zu hauchen: „Und die können mich ganz schön verrückt machen."
Ich lief knallrot an und unterdrückte nur mit Mühe ein Kichern, dabei dachte ich unweigerlich an unseren ersten Sex in seinem Schlafzimmer, als ich betrunken war und sämtliche Hemmungen fallen ließ.
„Wenn mir jemand vor zwei Monaten gesagt hätte, dass wie beide mal zusammenkommen, dann hätte ich denjenigen für verrückt erklärt", meinte ich und Niall gab unverblümt zu: „Ich auch. Aber die Zeiten haben sich geändert." Mit diesen Worten bediente er die Fernbedienung des Range Rovers, um die Türen zu öffnen.
Als wir zum Landhaus zurückkehrten, schienen alle schon kräftig dabei zu sein, sich für die Erkundung des Waldes zu rüsten. Eleanor band sich ihre Wanderschuhe zu, Liam hatte einen kleinen Rucksack in der Hand und Harry verteilte munter Proviant.
Ich beeilte mich in mein Zimmer zu gelangen, damit die anderen nicht so lange warten mussten und als ich zurück ins Erdgeschoss kehrte, stand Niall abmarschbereit neben Isaac und Liam.
„Dann mal los, Leute", nahm Anni das Zepter in die Hand.
Rings um Chesham erstreckten sich unendlich grüne Wälder, deren Wege durchaus passabel waren. Frische Luft durchströmte meine Lungen, ich hörte Vögel zwitschern und erfreute mich an der Natur. Früher hatte ich oft mit meinen Eltern und mit meinem Bruder einen Spaziergang unternommen, denn auch außerhalb Newcastle und Gatswick befanden sich genügend Waldstücke.
Ein wenig traurig erinnerte ich mich an die alten Zeiten, da stieß Isaac mich plötzlich an. Ich war so in meine Gedanken vertieft gewesen, dass ich nicht bemerkte, dass Niall neben Liam herging, während mein bester Freund sich zu mir gesellt hatte.
„Ihr habt uns heute Morgen ganz schön überrascht." Er grinste mich breit an und ich lächelte.
„Haben wir das?"
„Oh ja, Liam und ich hatten bereits eine Wette laufen, wer wen zerfleischt." Isaac machte eine kurze Redepause, dann musterte er mich von der Seite. „Er muss dir sehr viel bedeuten."
Ich hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten, denn Isaac war fast zwanzig Zentimeter größer als ich und deshalb geriet ich ein wenig ins Keuchen. „Woran machst du das fest?"
„Heather, ich kenne dich nun seit mehr als fünfzehn Jahren und ich glaube sagen zu können, dass ich dich noch nie so glücklich gesehen habe. Du strahlst geradezu, so als käme die Sonne aus dir heraus."
„So fühle ich mich auch und er bedeutet mir eine Menge", sprudelte es aus mir hervor. „Niall ist – er ist einfach - nicht so wie er auf den ersten Blick scheint."
„Du musst dich für nichts rechtfertigen, denn ich finde ihn echt okay", kam es von meinem besten Freund. „Und ich freue mich, dass du so glücklich bist."
Grinsend erwiderte ich: „Ich freue mich auch für dich. Liam tut dir gut, nicht wahr?"
Nach zwei gescheiterten Beziehungen verdiente Isaac wirklich eine Partnerschaft, die lief und ich hatte das Gefühl, dass er in Liam einen verlässlichen Mann an seiner Seite hatte.
„Allerdings. Ich hatte schon lange nicht mehr dieses Kribbeln im Bauch, aber trotzdem das Gefühl, dass ich mich hundert Prozent auf jemanden verlassen kann. Bei ihm habe ich beides und das ist einfach nur toll."
Es tat gut, sich mit Isaac auszutauschen, denn im Prinzip schwebten wir beide auf Wolke Sieben, verstanden den anderen also blind.
„Er ist noch immer dein Kunde, oder?", richtete Isaac die essentielle Frage an mich.
„Jein. Also im Moment bin in an der Abwicklung dran. Ich übergebe alles nach und nach den Kollegen, die sich dann um die weiteren Dinge kümmern. Sein Vermögen selbst wird ja durch unser Team verwaltet, aber da werde ich demnächst nicht mehr sein und deshalb brauche ich mir dann keine Gedanken mehr zu machen. Es kann sich nur noch um eine kurz Zeitspanne handeln, bis ich wechsele."
„Und dann wird gefeiert, weil du mehr Kohle bekommst", grinste Isaac breit.
Das würde ich auf jeden Fall tun.
„Na ihr beiden, darf man sich euch stören?" Niall ergriff meine Hand. Ohne dass ich es bemerkte, hatte er sich von hinten an mich herangeschlichen.
„Natürlich", erwiderte ich, in seine blauen Augen schauend, die enorm strahlten. Vermutlich genauso sehr wie meine.
Isaac gesellte sich wieder zu Liam und wir marschierten weiterhin einträchtig als Gruppe durch den Wald, der sich nach einiger Zeit lichtete. Anni führte uns zu einer kleinen Grillhütte, wo wir Essen und Getränke auspackten und eine längere Rast abhielten.
„Gott, so lange bin ich schon ewig nicht mehr gelaufen. Ich glaube, ich werde morgen Blasen an den Füßen haben", jammerte Louis, worauf Eleanor ihn sofort zurechtwies.
„Von dem bisschen Laufen bekommt man keine Blasen, es sei denn, deine Füße wären aus Samt."
„Meine Füße sind so zart wie Seide", säuselte Louis und löst damit eine Lachsalve vom Feinsten aus. Es dauerte bestimmt eine volle Minute, ehe wir uns wieder gefasst hatten und es war Harry, der als erster sprach.
„Samt und Seide also, dann kommen deine Füße heute Abend auf den Grill."
Dagegen wehrten sich alle, denn wir wollten keine Stinkefüße essen, wie Niall sich ausdrückte.
Insgesamt dauerte die Wanderung über drei Stunden und als wir endlich das Landhaus erreichten, sehnte ich mich danach, meine Beine auszuruhen. Das tat ich auf Nialls Bett, nachdem wir uns in sein Zimmer zurückgezogen hatten.
„Ich könnte jetzt echt eine Runde schlafen", seufzte ich, worauf Niall mich zu sich zog.
„Mach doch, ich schaue dir dabei zu."
Langsam nahm er mein Gesicht in seine Hände und begann mich zu küssen. Sofort tanzten die Schmetterlinge in meinem Bauch, durch meine Venen rauschte das Blut und ich bekam nicht genug von seinen Lippen, die nach purem Verlangen schmeckten.
Seine rechte Hand spielte mit meinen Haaren und plötzlich unterbrach er den Kuss und richtete eine Frage an mich. „Warum ist dein Kosename eigentlich Beth?"
Ein Grinsen bereitete sich in meinem Gesicht aus. Ich hatte förmlich darauf gewartet, dass er mir diese Frage eines Tages stellen würde. „Das ist mein zweiter Name. Ich finde ihn schön und irgendwie besonders. Aber ich möchte nicht, dass mich jeder so nennt."
„Durfte Carl dich so nennen?"
Leicht zuckte ich zusammen. „Leider ja, denn ich dachte, es wäre etwas Außergewöhnliches zwischen uns. Das war es nun nicht und manchmal, da nennt er mich noch so, um mich wütend zu machen. Ich hasse ihn dafür."
Von Niall kam ein unwirsches Brummen, sowie der Satz: „Diesen Zahn werde ich ihm ziehen, verlass dich drauf."
Seufzend ließ ich meinen Kopf auf seine Brust sinken, schloss die Augen und genoss einfach diesen schönen Moment, mit dem Mann, in den ich verliebt war.
Viel zu schnell ging das Wochenende in Chesham vorüber und als wir am späten Sonntagnachmittag den Heimweg antraten, tauschten Louis und ich die Plätze. Er fuhr bei Eleanor mit und ich bei Niall.
Mein Freund begleitete mich noch in meine Wohnung und schlug vor, etwas zu Essen zu bestellen, was wir letztendlich taten. Wir hatten uns für Sushi entschieden und während wir auf den Lieferservice warteten, stellte ich Getränke und Gläser auf dem Wohnzimmertisch ab.
„Also", begann Niall, nachdem er einen Schluck von seiner Cola genommen hatte, „es wird Zeit, mir dein Geheimnis anzuvertrauen."
Stirnrunzelnd blickte ich zu ihm. „Von welchem Geheimnis redest du?"
Er beugte sich zu mir, küsste mich auf die Nasenspitze und flüsterte: „Zeige mir den Ort, wo du Womanizer und Dildo versteckt hältst."
„Du willst doch nicht etwa-."
„Die Sachen ausprobieren?" Niall grinste spitzbübisch drein. „Nicht heute, aber ich möchte zumindest wissen, wo sie sind. Nur für den Fall der Fälle."
Mit seiner Offenheit was solche Dinge betraf, musste ich noch immer lernen, umzugehen und ein wenig beschämt führte ich ihn zu meinem Schlafzimmerschrank, um in der hintersten Ecke die beiden Kartons hervorzuholen.
Niall musterte alles mit einem zufriedenen Grinsen. „Hier sind sie also. Na dann, weiß ich ja Bescheid."
„Sie sind noch immer unangetastet", sagte ich hastig, um ihn nicht auf falsche Gedanken zu bringen und wie immer hatte Niall einen lockeren Spruch auf den Lippen.
„Das ist vermutlich auch nur der Fall, weil du dich zwischenzeitlich nicht betrunken hast. Ansonsten hättest du die Dinger bestimmt ausprobiert."
Ich lief knallrot an, zwickte ihn fest in die Seite, um ihn dann zu küssen. Verlangend und doch so zart, dass ich förmlich die Gänsehaut spürte, die über seinen Körper kroch. Niall vertiefte den Kuss, aber genau in diesem Moment läutete die Klingel.
„Das Essen kommt, zu schade aber auch", kommentierte er, nachdem wir uns voneinander gelöst hatten.
An diesem Abend verabschiedete sich Niall gegen halb elf. Er respektierte es, dass ich meinen Schlaf benötigte, da ich am nächsten Tag wieder pünktlich im Büro sein wollte. Und er versprach, der Vermögensverwaltung schon sehr bald einen Besuch abzustatten.
„Ich muss doch Carl in die Schranken weisen", lautete sein Satz.
Endlos dauerte unser letzter Kuss an diesem Abend und als ich später in meinem Bett lag, da schickte er mir eine Gute-Nacht-Nachricht auf WhatsApp, auf die ich mit ganz vielen Herzen antwortete.
Es mochte kitschig klingen, aber Niall brachte selbst mit den kleinsten Gesten unendlich viele Gefühle in mir hervor. Er machte mich glücklich.
Voller Elan begab ich mich am nächsten Tag ins Büro, die letzten Maßnahmen zur Übergabe standen an und ich bemühte mich, alles so konzentriert wie möglich zu erledigen. Dabei ignorierte ich Carls schlechte Laune, die er an diesem Morgen an mir ausließ, da ich die Einzige im Büro war. Der Rest meiner Kollegen hatte Kundentermine und ich war die Dumme, die ihn ertragen musste.
Gott sei Dank erhielt ich gegen elf Uhr einen Anruf von Simona, die mir mitteilte, dass Gavin mich unverzüglich zu sprechen wünschte.
„Ich bin dann mal beim Boss", ließ ich Carl wissen, als ich mich von meinem Stuhl erhob. „Und ich weiß nicht, wie lange es dauert."
Missmutig schaute er in meine Richtung. Es passte ihm nicht, dass alles nach Plan lief, das sah ich ihm direkt an. Gavin würde sein Versprechen halten und somit gelangte ich aus Carls Schusslinie. Dann durfte er sich ein anderes Opfer suchen.
Wie so oft klopfte mein Herz, als ich Gavins Büro betrat und er mich aufforderte, auf dem Sofa Platz zu nehmen. Automatisch griff ich nach den Keksen, die auf dem Tisch standen und sah meinen Boss schmunzeln.
„Also Heather, ich wollte dir sagen, dass du deine Sache bisher sehr gut gemacht hast", sprach er. „Und um es kurz zu machen, deine Beförderung ist in trockenen Tüchern und deine Versetzung auch. Beides wird nächsten Monat vonstattengehen."
Da der Monat gerade frisch begonnen hatte, würde ich demnach noch vier Wochen ausharren müssen. Aber die ertrug ich mit links.
„Allerdings gibt es noch etwas, auf das ich Wert lege", holte Gavin mich aus den Gedanken.
„Und das wäre?" Ich würde alles tun, was er von mir verlangte, denn Gavin rettete gerade mein berufliches Leben.
„Wenn die Übergabe der Firma offiziell stattfindet, dann möchte ich, dass du mit Mr Horan nach Irland reist. Du hast ihn die ganze Zeit betreut und es gehört zur Philosophie unseres Hauses, den Kunden bei jedem Schritt zur Seite zu stehen. Außerdem ist das eine gute Publicity für uns."
„Wie darf ich das verstehen?", erkundigte ich mich vorsichtig und griff nach dem nächsten Keks.
„Uns wurde vorgeworfen, dass wir ein frauenfeindliches Unternehmen seien, da wir die Quote der weiblichen Mitarbeiterinnen nicht erfüllen", klärte er mich auf.
„Aber das ist doch gar nicht wahr", sprach ich total überrascht. Als man mich damals einstellte, gab es noch zwei männliche Bewerber, aber man entschied sich für mich. Ich erfuhr dies im Nachhinein von Carl, kurz nachdem wir zusammen gekommen waren. Damals erzählte er mir diese Dinge unter dem Siegel der Verschwiegenheit.
„Das wissen du und ich, aber die Medien könnten es aufbauschen", seufzte Gavin.
„Wie kommt man denn überhaupt auf sowas?", wunderte ich mich.
„Ganz einfach, drei unserer Mitarbeiterinnen wurden plötzlich schwanger, aber leider konnten wir sie nicht durch drei weitere Frauen ersetzen, da sich nur männliche Bewerber hier vorstellten. Schließlich können wir keine Frauen herzaubern oder aus dem Ärmel schütteln."
Ich verstand das Problem durchaus und war nun umso mehr entschlossen dabei behilflich zu sein, den Ruf meines Arbeitgebers in der Öffentlichkeit wieder herzustellen.
„Selbstverständlich werde ich Mr Horan begleiten", erwiderte ich lächelnd und schnappte mir den letzten Keks, der auf dem Teller lag.
Als ich an diesem Abend nach Hause kehrte, rief ich Niall sofort an. „Es gibt gute Neuigkeiten", posaunte ich ins Telefon.
„Oh, lass mich raten, du wurdest befördert?"
„Noch nicht ganz, aber nächsten Monat und ich werde dann auch in ein anderes Team versetzt." Meine Freude kannte keine Grenzen und Niall, der das gut einschätzen konnte, schlug vor, vorbeizukommen. Dagegen hatte ich absolut nichts einzuwenden.
Da er mindestens zwanzig Minuten brauchte, um vor meiner Tür zu stehen, startete ich eine Facetime Unterhaltung mit Maisie, um ihr ebenfalls die guten Nachrichten mitzuteilen. Isaac hatte ich bereits eine WhatsApp Nachricht geschickt, aber meiner Familie wollte ich es gerne persönlich sagen. Dafür würde ich am kommenden Wochenende nach Newcastle fahren.
Maisie kriegte sich vor Freude gar nicht mehr und das Erste, was sie schrie war: „Jetzt bist du das Ekelpaket Carl endlich los!"
Damit sprach sie mir aus der Seele.
Kaum hatten wir das Gespräch beendet, stand Niall vor meiner Tür. In der rechten Hand einen Blumenstrauß, in der linken eine Flasche Champagner. Bevor ich ihm um den Hals fiel, legte er beides auf dem kleinen Tisch im Flur ab. Wir küssten uns heftig und als ich seine Hände spürte, die meinen Rücken entlangwanderten, zogen sich kleine Wellen in meinem Bauch zusammen.
„Lass uns Champagner trinken", wisperte er mir verführerisch ins Ohr und obwohl ich an nächsten Tag der Arbeit widmen musste, stimmte ich zu. Der Anlass rechtfertigte dies geradezu.
Niall ließ den Korken richtig knallen, es hätte mich auch gewundert, wenn er keinerlei Erfahrung auf diesem Gebiet besitzen würde und kurze Zeit später stießen wir an.
„Auf deine Beförderung, Heather."
Wir schauten uns in die Augen und alles was ich in seinen las, war Stolz, Liebe und Anerkennung.
„Endlich bist du Carl los und das ist toll", sprach er.
„Ja und es wird mir vorkommen wie ein Traum." Ich lächelte Niall an. „Danke, dass du zu der Erfüllung meines Traumes beigetragen hast."
Prompt lächelte er zurück. „Ich danke dir ebenfalls, dass du mir bei der Verwirklichung meines Traumes zur Seite gestanden hast."
Kurz lachte ich auf. „Nie wieder arbeiten gehen zu müssen, indem du das ganze Vermögen erbst?" Doch als Niall antwortete, da musste ich feststellen, dass ich falsch lag. Wie so oft versetzte er mich in Erstaunen und mein Herz wurde durch einen Freudentaumel erfasst, als ich seine Worte vernahm.
„Nein, das meinte ich nicht. Ich danke dir dafür, dass du mich Liebe spüren lässt." Seine Stimme war ein leises Wispern, verursachte eine riesige Gänsehaut auf meinem Körper und als seine Hand die meine berührte, tropfte eine Träne der Rührung auf meinen Arm.
Unsere Gefühle füreinander gingen so viel tiefer, als ich es mir jemals hätte vorstellen können.
Sekunden später tauchte wie aus dem Nichts ganz plötzlich ein anderes Gefühl auf. Ich bekam Angst, dass die Seifenblase, in der wir uns seit mehreren Tagen befanden, einfach so zerplatzen könnte.
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Hallo meine Lieben, pünktlich zum Wochenende ist das neue Kapitel da :) Es handelt sich dabei um ein Aufbaukapitel, mit ein bisschen Spaß. Also nehmt alles in euch auf und vergesst es nicht ;)
Läuft gut, ne? Und Ambi ist die Autorin - da stimmt was nicht. ^^ Habt ihr schon Fracksausen?
Ob Heathers Gefühl am Ende irgendwann zur Realität wird? Was denkt ihr?
Ich danke euch vielmals für den tollen Support, die ganzen Votes und super Kommentare und dafür, dass ihr noch immer hier seid und mich unterstützt.
LG, Ambi xxx
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