10. Similarity
♪ Just like you – Louis Tomlinson
H E A T H E R
Verdammt, warum nur hatte ich Niall versprochen, bei seiner guten Freundin aufzukreuzen? Aus dieser Nummer kam ich jetzt nicht mehr heraus, denn ich stand bereits vor dem Haus, in welchem die Tupper-Party stattfinden sollte und betätigte die Klingel.
Eigentlich benötigte ich keine weiteren Schüsseln oder Aufbewahrungsbehälter, aber vielleicht gab es interessante Neuigkeiten, die dennoch nützlich für die Küche sein würden. Meine Tante veranstaltete regelmäßig diese Tupper-Partys, deswegen kannte ich mich ein wenig mit den Waren, die dort angeboten worden, aus.
Das Summen des Türöffners ertönte und kurz darauf betrat ich das Treppenhaus. Mein Ziel war der erste Stock, wo ich von einer Blondine, die mir bekannt vorkam, freudig empfangen wurde.
„Du musst Heather sein, dich schickt der Himmel." Ehe ich es verhindern konnte, umarmte sie mich bereits.
„Also eigentlich schickt mich Niall", erwiderte ich trocken, nachdem sie mich wieder losgelassen hatte.
Die Blondine brach in lautes Gelächter aus. „Das ist praktisch das Gleiche, denn wenn man mit ihm im Bett ist, fühlt man sich immer wie im Himmel."
So genau hatte ich das gar nicht wissen wollen und deswegen hüllte ich mich in Schweigen. Nicht so die Blondine. „Ich bin übrigens Cloe", stellte sie sich vor und ab da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Sie war diejenige, die mir halbnackt begegnete, als ich Niall zum ersten Mal in seinem Penthouse aufsuchte. Warum war mir das nicht gleich aufgefallen?
Etwas peinlich berührt folgte ich Cloe in das Wohnzimmer, wo sich bereits drei junge Frauen aufhielten, die mich neugierig anschauten. „Leute, das ist Heather, sie rettet unseren Abend und ist eine Bekannte von Niall."
„Willkommen Heather", erklang es im Chor. Ein bisschen merkwürdig fand ich die Mädels schon, alle waren dermaßen aufgebretzelt, als ob sie danach noch einen Club besuchen wollten.
„Heather, das sind Yvi, und Nola", stellte Cloe die zwei Hühner, die auf dem schwarzen Kunstledersofa wie auf einer Stange hockten, vor. Sekunden später ergriff die schwarzhaarige, vollbusige Tussi, die neben einem kleinen Tisch, der vor dem Fenster aufgebaut war, stand, das Wort.
„Da wir nun alle vollzählig sind, möchte ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Vivian, ich bin achtundzwanzig Jahre alt und verdiene mit dieser Sache seit drei Jahren mein Geld. Einige von euch kennen mich ja bereits." Bei diesem Satz nickte sie in Cloes Richtung, die begeistert sprach: „Du bist die Beste Beraterin weit und breit." Mal schauen, ob sie die Tupperberaterin meiner Tante würde toppen können.
Nachdem ich mich auf dem einzigen freien Sessel, der mit einem pinkfarbenem Plüschbezug überzogen war, niedergelassen hatte, wartete ich gespannt auf das Sortiment der bunten, praktischen Schüsseln, Mixbehältern sowie diversen anderen Dingen. Letzteres traf dann wohl am ehesten auf die Beschreibung der Waren zu, die Vivian uns präsentierte. Es handelte sich um diverse andere Dinge; Dinge, die ich nicht erwartet hatte und deshalb klappte meine Kinnlade ein wenig nach unten, als das erste Teil vorgestellt wurde.
„Das ist der sogenannte Magic Wand, ein wahrer Zauberstab."
Zu allem Übel drückte Vivian mir das penisähnliche Gebilde zuerst in die Hand. Augenblicklich fühlte ich mich durch alle Teilnehmerinnen beobachtet, aber da ich keine Blöße zeigen wollte, versuchte ich es mit einem coolen Spruch: „Das Teil kommt mir irgendwie bekannt vor."
Alle Mädels platzten mit einem heiteren Lachen heraus und die rothaarige Yvi meinte: „Wer weiß, vielleicht ähnelt der Magic Wand ja Nialls Pullerman."
Langsam spürte ich, wie die Röte meinen Nacken hochkroch, unaufhaltsam und heiß. Das hier ging in die völlig falsche Richtung und bedurfte einer sofortigen Korrektur.
„Also Niall und ich stehen in einer geschäftlichen Beziehung zueinander, um das mal klarzustellen", sprach ich und griff vor lauter Verzweiflung nach dem Sektglas, das Cloe mir hingestellt hatte. Daraus nahm ich einen kräftigen Schluck, um meine Nerven zu beruhigen. Es fehlte noch, dass man mir ein Verhältnis mit Niall, diesem Playboy, andichtete.
„Oh, das klingt interessant", meinte das andere Blondchen namens Nola, das aussah wie Cloes Schwester. Die kleine Schwester wohlbemerkt, denn ihr Gesicht wirkte nicht halb so verlebt wie Cloes. Erschreckend, was ein vermutlich ungesunder Lebenswandel und zu viel Make-Up mit den Menschen anstellte.
Bevor irgendjemand weiter auf meine geschäftliche Beziehung mit Niall eingehen konnte, ertönte das melodische Geräusch der Klingel. Sofort sprintete Cloe los, um kurze Zeit später mit einer hübschen jungen Frau im Schlepptau zurückzukehren.
„Hey, Amanda, hast du es doch noch geschafft?", begrüßte Yvi die Brünette.
„Ja, ich dachte echt nicht, dass ich das packe, deswegen hatte ich vorsichtshalber abgesagt."
Die junge Frau mit dem Pagenkopf-Haarschnitt schmiss ihre übergroße Handtasche auf den Boden und nahm im Schneidersitz neben der Couch, auf einem riesigen Sitzkissen, Platz. „Also, Leute, was habe ich verpasst?", lautete ihre Frage.
„Wir waren gerade beim Magic Wand, Amanda", grinste Vivian. Scheinbar schienen die beiden sich ebenfalls zu kennen.
„Oh toll." Amandas braune Augen blickten fast schon gierig drein, als sie das penisähnliche Teil in meiner Hand anhimmelte. „Der sieht geil aus, fühlt sich bestimmt gut an, aber tendenziell bin ich an etwas interessiert, dass es den Typen nicht ermöglicht, deinen Slip zu klauen."
Mit dieser flapsigen Bemerkung hatte sie alle Lacher auf ihrer Seite, während ich eher verwundert dreinschaute. „Louis hat mir bereits drei Stück entwendet", klärte sie mich auf. Wer auch immer dieser Louis war, er konnte nicht mehr alle Tassen im Schrank haben.
Hastig griff ich mit der freien Hand nach dem Sektglas und nahm erneut einen großen Schluck daraus, um auf diese Art und Weise meine Verlegenheit zu überspielen. Da das Glas fast leer war, schenkte Cloe fleißig nach. Eines musste man ihr lassen: als Gastgeberin verhielt sie sich spitze. Sogar kleine Häppchen standen auf dem Tisch und während ich noch überlegte, ob ich eines mit Käse oder doch lieber eines mit Salami nehmen sollte, richtete Vivian eine Frage an mich.
„Du sagest, dir kommt der Magic Wand bekannt vor, Heather. Hast du schon einen benutzt? Und wenn ja, wie sind deine Erfahrungen?"
„Komm schon, Heather, du brauchst dich nicht zu schämen, wir sind hier unter uns", versuchte Cloe mich zum Reden zu animieren. „Außerdem hat jede von uns schon einen Dildo benutzt."
Na toll, wenn ich jetzt zugab, dass mir der Gebrauch eines solchen Utensils vollkommen fremd war, dann ließ mich das wie eine alte Jungfer aussehen. Diese Blöße wollte ich mir auf keinen Fall geben. Kurzerhand nahm ich noch einen Schluck aus dem Sektglas, ehe ich zu reden begann. „Also ich habe ihn als Massagestab benutzt und da ist er spitze. Ich habe öfter Probleme mit den Schultern, da kann man ihn hervorragend einsetzen."
„Das ist aber nicht das, was wir wissen wollen, obwohl es natürlich ein weiterer Pluspunkt ist", mischte Yvi sich ein.
„Ja, wir wollen wissen, wie er sich in dir drin angefühlt hat", kam es prompt von Amanda, die sich gerade eines der Häppchen vom Tisch angelte. Der Begriff Schamgefühl war diesen Frauen wohl total fremd und ich konnte nicht anders, als mein Sektglas zum zweiten Mal zu leeren. Alkohol machte mich lockerer und die Wirkung trat zudem recht schnell ein, da ich nur sehr wenig trank.
„Also unten ist er toll, er geht richtig ab", redete ich drauflos. „Solltet ihr echt mal ausprobieren."
Da ich mich von Minute zu Minute mehr enthemmt fühlte, schaltete ich den Magic Wand ein und ließ diesen grinsend über meinen Unterarm kreisen. „Er fühlt sich toll an, Mädels."
Leider musste ich das Teil an Cloe weiterreichen die mir am nächsten saß. Die Blondine begutachtete den Magic Wand gründlich und während er die Runde machte, präsentierte Vivian zuerst ein Gleitgel sowie einen Naturdildo, bevor sie zum nächsten Highlight des Abends kam.
„Hier haben wir den Womanizer PRO, er ist in aufregenden Farben verfügbar und dank der runden Form und der Soft-Touch-Oberfläche handlich und leicht zu bedienen."
Interessiert betrachtete ich den Gegenstand und als ich mich erkundigte, wie dies genau funktionierte, gab Vivian bereitwillig Auskunft: „Er wird auf die Klitoris aufgesetzt, dort saugt er diese leicht ein und stimuliert sie berührungsfrei durch pulsierende Druckwellen. Dadurch kommt es zu einem völlig neuartigen Lusterlebnis, das von einem heftigen Orgasmus gekrönt wird. Und der große Vorteil ist, dass es nicht zu einer Überreizung der sensiblen Klitoris kommt, wodurch sogar multiple Orgasmen möglich sind."
„Was kostet er?", erkundigte ich mich und leerte das frisch gefüllte Sektglas zum dritten Mal.
„Hundertfünfzig Pfund."
„Ich nehme ihn und den Magic Wand gleich mit dazu."
Cloe schaute mich, als sei ich ihr Hauptgewinn. „Das ist spitze, Heather. Oh mein Gott, ich werde viele Punkte bekommen und mir tolle Sachen aussuchen können." Irgendwie freute es mich, dass ich sie glücklich machen konnte.
„Das macht dann insgesamt zweihundert Pfund, du kannst mit Kreditkarte bezahlen und da wir heute eine spezielle Aktion haben, die beiden Dinge gleich mitnehmen."
Schnell zückte ich meine Kreditkarte und während Vivian das Bestellformular ausfüllte, goss Cloe die nächste Runde Sekt nach. Dieses Mal aß ich eines der Schnittchen, bevor ich das vierte Glas vernichtete.
Nachdem jeder seine Bestellung aufgegeben hatte, löste die Party sich langsam auf. Ausgelassen verabschiedete ich mich von den Mädels, nahm die Plastiktüte, in der sich meine neuesten Errungenschaften befanden und stiefelte zur nächsten U-Bahn Station. Glücklicherweise musste ich nicht lange warten, ehe der Zug einfuhr, sodass ich in einer halben Stunde bestimmt zuhause sein würde. Während der Fahrt schloss ich kurz die Augen und lehnte mich im Sitz zurück. Langsam verlor der Alkohol an Wirkung, denn hatte etliche Schnittchen vernichtet und wurde wieder klarer im Kopf.
Als der Zug in die Station einfuhr, an der ich aussteigen musste, blickte ich auf meine Armbanduhr und prompt fuhr der Schreck durch meine Glieder. Es war bereits halb zwölf, ich war also weit über meine Schlafenszeit hinaus.
Hektisch sprang ich vom Sitz auf, stürzte aus der U-Bahn und lief mit schnellen Schritten zur Rolltreppe. Erst als ich oben ankam, bemerkte ich, dass ich meine Tüte in der U-Bahn vergessen hatte.
„Mist, verdammter", murmelte ich resigniert. Der Dildo und der Womanizer fuhren nun durch London spazieren. Dunkel konnte ich mich daran erinnern, dass die beiden Teile zusammen zweihundert Pfund kosteten. Solch einen Betrag setzte man nicht alle Tage in den Sand. Zum Glück würde diese Peinlichkeit jedoch niemand erfahren.
Es kam wie es kommen musste: Am nächsten Tag erwachte ich mit starken Kopfschmerzen, als die Sonne ihren Weg durch die Jalousien fand. Gott sei Dank war heute Samstag, sodass ich nicht im Büro arbeiten musste.
Während das Teewasser kochte, spülte ich eine Kopfschmerztablette hinunter, die ich in der hintersten Ecke des Badezimmerschrankes aufgetrieben hatte. Schließlich wollte ich nachher ein wenig arbeiten. Wenn Niall schon keine Strategie erstellte, dann wollte ich wenigsten einige Punkte zusammentragen, die sich aus dem Gespräch mit Mr Devine und seinem Neffen ergeben hatten. Dies tat ich gleich nach dem Frühstück, denn für heute Nachmittag stand mein Plan, das Fitnessstudio aufzusuchen, fest.
Während ich mich versuchte auf die Arbeit zu konzentrieren, wanderten meine Gedanken kurz zu dieser merkwürdigen Dildo-Party. Wie hatte ich mich nur darauf einlassen können, dort etwas für zweihundert Pfund zu kaufen? Diesen Betrag hätte ich besser in andere Dinge investieren sollen, zum Beispiel, in die Bücher, die mein Bruder für die Uni benötigte.
Ich schalt mich selbst einen Narren und versuchte zähneknirschend darüber hinwegzukommen. Und plötzlich dachte ich an Niall. Bestimmt hatte er gewusst, dass es sich dabei nicht um eine Tupperparty handelte. Das war aber auch das Einzige, was ich ihm in dieser Sache ankreiden durfte, denn für den Einkauf der Sexspielzeuge war ich ganz alleine verantwortlich. Zu dumm, dass ich die Tüte in der U-Bahn vergessen hatte, vielleicht wäre es geglückt, die beiden Dinge auf Ebay zu verkaufen.
Nachdem getaner Arbeit schloss ich das Dokument auf dem Laptop und suchte meine Sportkleidung für das Fitnessstudio zusammen. Alles sah nach einem entspannten Tag aus, inklusive einem Abend in der Badewanne, eine Entspannung, die ich ganz dringend benötigte.
Doch es kam alles ganz anders.
Ich hatte gerade zu Abend gegessen und wollte mir ein Bad einlassen, als es an der Tür läutete. Ein wenig erstaunt machte ich mich auf den Weg zur Sprechanlage, um herauszufinden, wer sich da in der Klingel geirrt hatte.
„Hallo?"
„Hallo, Heather, hier ist Niall."
Was zum Teufel wollte er hier? Völlig perplex betätigte ich den elektrischen Türöffner und schaute kurze Zeit später in sein grinsendes Gesicht. Seine blauen Augen strahlten förmlich, als er die Worte: „Ich bin gekommen, um dich abzuholen", hervorsprudelte.
„Mich abzuholen?", ächzte ich schwach, denn mir war nicht bewusst, dass wir eine Verabredung hatten. „Hast du dich nicht geirrt? Es ist Samstagabend."
„Genau." Er zwängte sich an mir vorbei, dabei kroch der Duft seines Aftershaves in meine Nase. Komischerweise mochte ich dieses von der ersten Sekunde an. „Es ist Samstagabend und ich möchte gerne etwas mit dir unternehmen."
„Aber darauf bin ich nicht vorbereitet", sprach ich. Was dachte er sich eigentlich dabei? Dass ich auf Abruf für ihn bereit stand? Solche Dinge musste man planen, zumindest ging mir das so.
Niall schaute mich ein wenig merkwürdig an, ehe er erneut zu sprechen begann. „Sowas muss man doch nicht planen, sei mal ein bisschen spontan. Zieh' dir was Hübsches an und dann düsen wir los. Du musst mal raus und dich nicht immer nur hinter deinem Laptop verkriechen.
„W-Was hast du denn mit mir vor?" Ich war noch immer völlig geplättet, wusste nicht, was ich von der ganzen Sache halten sollte.
„Keine Sorge, du wirst heil wieder nach Hause kommen", war das Einzige, was er darauf antwortete.
Fünfzehn Minuten später saßen wir in einem Taxi, das uns in die Innenstadt brachte. Ich wusste nicht, weshalb ich seinem Vorhaben zugestimmt hatte, geschweige denn, wohin uns die Reise führte. Erst als das Taxi vor einer Bar stoppte, bekam ich eine vage Ahnung, wie der Abend aussehen würde.
„Haben die auch alkoholfrei Cocktails?", erkundigte ich mich, bevor wir die Bar betraten.
„Natürlich, alles, was dein Herz begehrt." Galant hielt Niall die Tür auf, in ihm steckte doch manchmal ein kleiner Gentlemen.
Scheinbar hatte Niall einen der kleinen Tische reservieren lassen, denn wir wurden sofort an einen geführt, der ein wenig abseits stand, aber dessen Platz dennoch das Betrachten des Geschehens in der Bar ermöglichte.
Gefühlt ewig studierte ich die Karte, ehe ich mich für einen Ipanema entschied. Der alkoholfreie Cocktail enthielt frisch gepresste Limetten, weißen Rohrzucker, Lime Juice, Maracujasaft und Ginger Ale. Niall hingegen bevorzugte keine alkoholfreie Variante, er bestellte einen Cosmopolitan.
„Du darfst gerne probieren, Heather", bot er an, als der Kellner die Cocktails servierte.
Dankend lehnte ich ab. Der gestrige Ausrutscher hatte vollkommen gereicht und als ob ich mich nicht schon genug darüber ärgerte, kam das Thema prompt zur Sprache. „Wie war es denn gestern bei Cloe?"
Anstatt ihm darauf zu antworten, machte ich meinem Unmut Luft. „Gib zu, du hast gewusst, dass das keine Tupperparty ist."
„Na ja", Niall grinste lässig drein, „Plastik ist Plastik, oder?" Am liebsten hätte ich ihm eine gescheuert, weil er mich so auflaufen ließ, aber meine guten Manieren verhinderten das erfolgreich. Stattdessen stocherte ich nervös mit meinem Strohhalm im crushed Ice umher, als er weiter bohrte. „Hat es keinen Spaß gemacht?"
„Es war ganz okay, aber was ich dir eigentlich sagen wollte, ist, dass ich eine Notiz über unser Gespräch mit den Devines angefertigt habe." Dass ich zwei Sexspielzeuge im Wert von zweihundert Pfund gekauft hatte, die zudem irgendwo in London verschollen waren, wollte ich ihm nicht unbedingt auf die Nase binden.
Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute Niall mich an. „Das ist zwar ganz toll aber ich möchte mich heute nicht auf einer geschäftlichen Basis unterhalten."
Na super! Jetzt sollte ich Bubi wohl Rede und Antwort stehen, was mein Privatleben betraf. „Und wenn ich das nicht möchte?", schoss ich zurück.
Aber Niall ließ sich davon keineswegs beeindrucken. „Vielleicht ist es von Vorteil, wenn wir beide uns besser kennen, um so den Deal geschmeidig über die Bühne bringen zu können. Schließlich kennen die Devines sich ziemlich gut und das könnten sie uns gegenüber ausspielen."
Im ersten Moment blieb mir die Luft weg, im zweiten Moment fand ich den Gedanken jedoch sehr interessant. Niall war nicht dumm, nur faul. Dies stellte er gerade wieder einmal unter Beweis.
Ich stieß mit ihm an, als er sein Glas hob und kostete den Cocktail, dessen Konsistent für meine Begriffe genau richtig war. „Also, was willst du über mich wissen?", richtete ich anschließend die Frage an ihn.
„Als erstes möchte ich wissen, ob du am Wochenende nie ausgehst."
Ein wenig verwundert musterte ich ihn. „Doch, aber eigentlich immer nur, wenn ich in meiner Heimatstadt zu Besuch bin."
Niall nickte, kam jedoch sofort mit der nächsten Frage um die Ecke. „Hast du Freunde dort?"
Empört schaute ich ihn an. „Natürlich, was denkst du denn? Zwei sehr gute sogar. Wie sieht es mit dir aus?"
„Drei sehr gute. Mein bester Freund heißt Harry." Er griff nach seinem Cocktailglas und nahm einen Schluck des Drinks. Währenddessen lag sein Blick auf meinem Gesicht. Abwartend schaute ich ihn an, bereitete mich innerlich auf die nächste Frage vor, die prompt erfolgte. „Wie lange warst du mit diesem Carl zusammen?"
„Dreieinhalb Jahre und Niall, hör endlich auf. Ich komme mir vor, wie bei einem Verhör", blaffte ich ihn an. Ein sanftes Grinsen bildete sich auf seinen Lippen, schelmisch und anziehend zugleich. Er war ein Lebemann, jemand, dem die Frauen sicher zu Füßen lagen, aber ich blieb gegen solche Menschen immun. Ein Mann musste ehrgeizig sein, um bei mir punkten zu können, außerdem sollte er Frauen mit einem gewissen Respekt behandeln. Ich war mir nicht sicher, ob dies überhaupt im Bereich von Nialls Fähigkeiten lag.
„Also gut, Heather, beenden wir das Verhör und amüsieren uns", stahl sich seine Stimme in meine Gedanken. Er glaubte doch nicht wirklich, dass so etwas funktionieren würde? Wir waren so verschieden wie Feuer und Wasser, oder Salz und Zucker. Es gab, wenn man von dem Deal absah, den wir beide zum Abschluss zu bringen hatten, keinerlei Gemeinsamkeiten zwischen uns; bis auf eine. Wir hatten beide unsere Väter verloren, nur mit dem Unterschied, dass ich ein Teenager war, als es passierte; Niall hingegen ein Erwachsener.
„Darf ich dich etwas fragen, Niall?"
Ein Lächeln, gepaart mit den Worten: „Klar, ich habe keine Geheimnisse", erfolgte als Antwort.
„Vermisst du deinen Vater sehr?"
Für einige Sekunden blieb er still, wich aber meinem Blick nicht aus. Auch nicht, als er sprach. „Ja, ich vermisse ihn, aber warum willst du das wissen?"
Ein wenig druckste ich herum, entschloss mich aber dann, mit der Wahrheit herauszurücken. „Weil ich genau weiß, wie sich das anfühlt."
Kurzzeitig bereitete sich Stille an unserem Tisch aus und es war Niall, der sie unterbrach. „Ich weiß, du hattest einmal angesprochen, dass dein Vater tot ist. Aber du hast mir nie gesagt, woran er starb."
Vielleicht war es die Atmosphäre, die sich zwischen uns aufgebaut hatte, vielleicht einfach nur der Umstand, dass ich Niall mittlerweile viel besser kannte, als zu Anfang. Mein Herz pochte so laut, dass ich glaubte, er müsste es hören, den Rhythmus fühlen, der all die schrecklichen Erinnerungen wieder in mir hochkommen ließ. Sie überfielen mich wie ein Schwarm gruseliger Heuschrecken, die ihr Opfer gefunden hatten und es gab in diesem Moment nur einen Weg, um ihnen zu entrinnen. Ich musste es laut aussprechen.
„Er hat sich umgebracht."
Das war der Augenblick, in welcher Nialls Hand nach meiner tastete.
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Bähm! Nun ist es raus, wie Heathers Vater gestorben ist. Hättet ihr das vermutet?
Wie gefiel euch die "Tupperparty" bei Cloe? Ich habe beim Schreiben so herzlich gelacht und hatte gleichzeitig Bammel, dass mein Mann ins Zimmer kommt und sieht, wie ich nach Sexspielzeug googele, hahaha :D
Jetzt tun sich einige Fragen auf. Wird Heather ihr Sexspielzeug wieder bekommen, oder bleibt es für immer verschwunden?
Wird sie Niall erzählen, warum ihr Vater sich umgebracht hat?
Und glaubt ihr, die beiden werden in Zukunft besser miteinander klar kommen?
Ich danke euch allen für die tollen Kommentare, bei einigen habe ich mich köstlich amüsiert. Mach weiter so, ich brauche diese Motivation.
LG, Ambi xxx
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