s i x t y - t h r e e

Ich verabschiedete mich mit einer warmen Umarmung von Alvia. Ich hatte sie bis zur Tür des Diners begleitet und sah, wie sie in die andere Richtung verschwand. Seufzend ging ich wieder rein und ging hinter die Theke, um mir ein Glas Wasser zu nehmen. »Wieso interessiert dich James?« sprach mein Vater mich von der Seite an und klang schon fast wie ein eifersüchtiger Freund. Ich fragte mich, was wohl sein Problem gewesen ist. Klar war das alles was passiert ist schlimm. Aber es war doch vorbei. Wieso waren die Männer in meinem Leben so unglaublich nachtragend und konnten es nicht sein lassen, mich mit anderen Augen zu betrachten? War ich so schlimm?? Und wieso sagte jeder, Mädchen sind kompliziert wenn Jungs die Jenigen sind, die so verdammt komisch sind??

Verwirrt und gleichzeitig genervt trank ich mein Glas aus. Ich hatte das Gefühl mein Mund war staubtrocken und ich brauchte neue Energie, um mich mit ihm anlegen zu können. Ich wollte mir sein Benehmen nicht länger gefallen lassen. Ich wusste, ich hatte vieles Falsch gemacht. Aber er als erwachsene Person, als Vorbild und als mein Vater sollte mir verzeihen können. Er folgte mir in die Küche, da ich dem Gespräch eigentlich aus dem Weg gehen wollte. Aber er wollte es anscheinend nicht.

»Er interessiert mich nicht« gab ich gereizt von mir und wollte in mein Zimmer gehen, doch er hielt mich an meinem Handgelenk fest. Er hatte lange nicht mehr mit mir geredet. Generell hatte er sich lange nicht mehr dafür interessiert was ich machte. Seitdem meine Mutter diesen Zusammenbruch hatte, war mein Vater nicht mehr so zu mir, wie er es davor gewesen ist. Er behandelte mich nicht einmal mehr wie seine Tochter. »Hör auf dich so kindisch zu benehmen« erwiderte er abwertend und ich schaute zu ihm hoch. »Ich bin gut in der Schule, ich habe mich bei allen entschuldigt, ich habe mich bei Mom entschuldigt, ich bin James los, ist sitze nur zuhause rum und ich schleiche mich nicht mehr raus. Es tut mir doch leid, für als die Dinge die ich dir damit angetan habe, aber was ist jetzt dein Problem? Ich habe meinen Fehler eingesehen. Wieso kannst du es nicht endlich einmal sein lassen??« mich trafen meine Worte selbst. Ich wollte nicht so gemein gegenüber meinem Vater klingen aber er brachte mich dazu. Ich hatte meine beiden Hände zu Fäusten geballt und war sauer, ich war sehr sauer. Nicht nur das, sein Verhalten machte mich traurig und verletzte mich. Wie konnte ein Vater so unglaublich kalt zu seiner eigenen Tochter sein?

Er sagte nichts sondern schaute mich einfach nur an. Ich konnte den Blick meines Vaters nicht deuten und ich wollte es auch gar nicht erst versuchen. Aus diesem Mann wurde ich einfach nicht schlau. Etwas schnaufend ging ich die Treppen hoch und verkroch mich in mein Zimmer. Es war nicht mehr so einfach ohne Alex. Er war der Jenige gewesen, der versuchte uns alle noch zusammenzuhalten. Nur durch Alex hatten Lucas und ich miteinander geredet. Aber ohne ihn war das Haus so leer und die Atmosphäre so schlimm. Er hatte versucht, wenigstens versucht mir zu verzeihen. Er hatte sich öfter neben mich gesetzt und versucht, mich zu verstehen. Aber sonst gab es hier keinen außer Mom, der mich verstehen wollte.

Ich hatte mir meine Tränen, welche sich langsam in meinen Augen bildeten, weggewischt und mich auf mein Bett gelegt. Es machte in meinem Kopf keinen Sinn, wieso ich James endlich losgeworden bin aber noch immer diese Folgen mit mir tragen musste. Ich hatte mich die letzten Monate angestrengt wirklich nichts falsches zu machen, ich wollte mich wieder mit meiner Familie verstehen und diese stolz machen. Und ich versuchte so gut wie ich es eben konnte James zu vergessen. Ich versuche alles was mit ihm zutun hatte zu verdrängen aber Lucas und mein Vater sahen mich an, als wäre ich ein Insekt.

»Kleine?? Mia bist du hier?« die sanfte Stimmte meiner Mutter hatte mich aus meinen Gedanken gerissen und ich schreckte etwas hoch. Ich hoffe man sah mir nicht an, dass ich gerade dabei war, zu weinen. »Ja Mom« antwortete ich knapp und sie setzte sie an meine Bettkante. Ohne ein Wort von sich zu geben nahm sie mich in den Arm und drückte mich fest an sich. »Er ist etwas kompliziert, du kennst doch deinen Vater. Er will das beste für dich, er will dich nur beschützen. Er möchte nicht, dass du in falsche Hände gerätst. Bitte nimm ihm das nicht so übel« sprach sie auf mich ein und strich mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr.

Etwas lächelnd nickte ich. »Ich weiß ich.. Mom ich gebe mein bestes, wirklich. Es ist nicht einfach. Ich vermisse ihn, Mom« erklärte ich kleinlaut, weil ich mich für diese Aussage schon fast schämte. Ich traute mich nicht zu sagen, dass ich ihn vermisste, weil ich mich vor ihrer Reaktion so dermaßen fürchtete. Ich wollte nicht, dass sie auch noch anfing mich nicht mehr leiden zu können. Ich brauchte sie.

»Ich habe etwas für dich« gab sie zögerlich von sich und händigte mir einen Brief aus. »Was ist das?« hakte ich verwirrt nach und schaute ihn mir genau an. Auf dem Umschlag stand mein Name. Emilia Saunders. Und der Name des Absenders verursachte augenblicklich eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper. »Er hat mir einen Brief geschickt?« fragte ich mit geweiteten Augen und musste schlucken, um diese Tatsache erst einmal zu verdauen. Er hatte an mich gedacht und er hatte mich nicht vergessen. Er hatte mir einen Brief geschrieben.

»Das war vor einem Monat. Dein Vater hat mir verboten, dir diesen Brief zu geben. Ich.. ich sollte ihn wegschmeißen. Sei nicht sauer er.. wollte nur nicht das dir etwas passiert. Aber ich habe ihn nicht weggeschmissen« informierte sie mich ruhig und ich nickte, während mir mehrere Tränen meine Wangen herunterliefen. Er hatte mich nicht vergessen.

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