s i x t y - f o u r

Als meine Mutter durch die Tür verschwunden war um mir die Zeit zu geben, die ich genau jetzt benötigte, zögerte ich keine einzige Sekunde und zerriss den Umschlag des Briefes. ich wollte nicht so unordentlich damit diesen Umgehen, aber ich musste jetzt sofort lesen, was dort stand. Zügig öffnete ich den zusammengefalteten Zettel und fing an zu lesen.

»Liebe Mia,
es ist schon etwas länger her, dass wir uns gesehen haben. Ich bin gerade in Spanien unterwegs und fahre von hier nach dort. Eigentlich habe ich keinen festen Standort. Es ist ganz in Ordnung und ich bin gespannt, was dieses Land mir noch so zu bieten hat. Vor allem an Weihnachten wird es schön sein. In ein paar Tagen ist Weihnachten und ich bin das erste Mal nicht in Amerika.

Hier sind so viele Menschen und jeden Tag ist es hier in Barcelona voll. Ich sehe so viele Gesichter aber eigentlich suche ich nur ein einziges. Mia, ich hatte genug Zeit um über uns nachzudenken, um mir einzugestehen, was ich alles getan habe. Ich wollte dir in diesem Brief schreiben, wie es dazu kam, dass ich so geworden bin, wie ich bin. Mein Vater war schon immer irgendwie kriminell. Er besaß die Death-Bar und hatte meine Mutter in dieser auch kennengelernt. Sie hatten mich überraschenderweise an einem ungelegenen Zeitpunkt bekommen.

Ich wuchs in komischen Verhältnissen auf. Normalerweise zeigt ein Vater seinem Kind wie Rennfahrspiele funktionieren oder wie man Fußball spielt und Fahrrad fährt, mein Vater jedoch zeigte mir mit acht schon, wie man ein Schloss knackt. Meine Mutter war eine schöne Frau, sie stand immer hinter mir aber liebte meinen Vater leider zu sehr. Ich wünschte sie hätte mich gepackt und irgendwo hingebracht, wo ich nicht gelernt hätte, wie man einer alten Frau das Portmonee aus der Tasche klaut, aber sie tat es, aus Liebe zu meinem Vater, nie. Er hatte mit vielen Mafiosi zutun. Wie zum Beispiel mit Dereks Vater, weswegen ich Derek auch eine ganze Zeit lang am Hals hatte. Ich musste erst einmal alle von meinem Vater entstandenen Schulden abbezahlen, sonst hätten meine Mutter und ich mit unserem Leben bezahlen müssen.

Also fing ich ab meinem vierzehnten Lebensjahr an, mit meinem Vater zu arbeiten. Ich hatte gar keine Wahl, ich konnte ihn nicht alleine lassen. Er ließ mir auch keine Wahl. Also fingen wir an Banken auszurauben, uns mit Leuten anzulegen, Menschen weh zutun. Wenn ich in den Spiegel blickte, erkannte ich nicht mehr den kleinen James der ich einmal war, sondern ich erkannte ein Monster. Mia, so wollte ich gar nicht werden. Und ich wollte dir auch nicht dein Leben erschweren.

In der Schule lernte ich also deinen Bruder kennen und er wusste, dass ich Dinge am laufen hatte. Wir konnten uns nicht wirklich leiden und das hatte auch nicht wirklich einen logischen Grund. Und als ich mit Alice zusammenkam und nicht er, war er sauer auf mich. Ich weiß bis heute nicht, was mit Alice passiert ist, aber ich habe ihr Blut nicht an meinen Händen. Ich war glücklich, als ich mit ihr zusammengewesen bin. Doch als sie tod im Wald aufgefunden worden ist, war ich natürlich der Jenige, der dafür sitzen musste. Wieso sollte ich sie denn töten, wenn ich sie wirklich mochte?? Wenn sie das erste Mädchen gewesen ist, welches ich aufrichtig liebte?

Während meinem mehrjährigen Aufenthalt im Gefängnis verstarb mein Vater und gab mir die Aufgabe, alles von ihm zu übernehmen, was er mir überlassen hatte. Seine Bar, seine Kriminalität und somit auch seine unzähligen Schulden. Und auf einmal war ich gezwungen, Dinge zutun, die ich nicht tun wollte. Woher sollte ich so viel Geld kriegen? Wie sollte ich jemals ein normales Leben führen können.

Also kam ich zu euch.. und lernte dich kennen. Mia ich habe mich noch nie für die ganzen Dinge entschuldigt, die ich dir angetan habe. Ich habe immer versucht zu verdrängen, dass ich dich liebe, weil du dich in deinen Selbstmord stürzen würdest, wenn du mit mir zusammen sein würdest. Also wollte ich dich von mir und meinem Leben fern halten, aber das geht nicht. Das ging ganz und gar nicht. Weil ich mich in dich verliebt habe. Ich denke, ich werde nächsten Monat zurückfliegen und mich darum kümmern, aus diesen ganzen kriminellen Machenschaften herauszukommen. Bis dahin Mia, werde ich jeden Tag an dich denken. Und ich werde immer ein schlechtes Gewissen haben. Es tut mir leid, Mia.«

Unbemerkt liefen meine Tränen unkontrolliert meine Wangen herunter. Ich war gerührt und zugleich hatte ich unglaublich Mitleid. Ich hatte mich nie gefragt, wieso James diese ganzen Dinge tat. Aber ich musste ihn suchen, und ich musste ihn finden. Sofort.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top