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Als ich meine Augen aufschlug, musste ich ein paar Mal blinzeln. Ich fühlte mich gut. Für meine Verhältnisse sogar sehr gut. Sofort schob ich meine Bettdecke zur Seite und setzte mich auf. Ich hatte mich gestern noch von James verabschieden können. Und genau das hatte mich befreit. Befreit von meinem Schmerz, von meiner Liebe zu ihm. Ich hatte ihn gehen lassen und konnte heute endlich akzeptieren, dass er nicht mehr da sein würde. Ich könnte akzeptieren, dass meine Familie und alle anderen recht damit hatten, was sie zu mir sagten: James war nicht gut für mich.

Erstaunlicherweise schien für einen der letzten Novembertage die Sonne und ich wusste sofort, es würde ein guter Tag werden. Rausgehen würde ich jedoch nicht, da ich die kalte Luft schon im Haus spüren konnte.

Ich packte mir mein Handy und ging gemütlich die Treppen runter. Keine Geheimnisse mehr, keine Lügen mehr ab heute. Ich war nach langer Zeit wieder ehrlich glücklich. Unten angekommen bemerkte ich, dass alle schon am Tisch saßen und frühstückten. Meine Mutter hatte mich wahrscheinlich bewusst nicht geweckt, weil ich schon lange nicht mehr mit allen zusammen gegessen hatte. Normalerweise weigerte ich mich auch, aber heute wollte ich es ädern. Ich setzte mich leicht lächelnd dazu und wusste, dass dies ein neuer Anfang werden würde. Mit meiner überraschenden Aktion zauberte ich meiner Mutter ein ehrliches Lächeln auf die Lippen. Sie wollte doch die ganze Zeit nur, dass ihre Familie sich wieder vereinte. Und das wir alle wieder sorgenlos am Tisch sitzen konnten. »Morgen« begrüßte ich alle die am Tisch saßen und nahm mir einen der Donuts, die dort lagen. Erst als ich ihn in der Hand hatte, bemerkte ich wie hungrig ich wirklich gewesen bin.

»Morgen Mia« erwiderte meine strahlende Mutter glücklich und ich aß unbeschwert mein Frühstück. Natürlich saß der Schmerz tief. Unverschämterweise hatte ich mich in James verliebt und hatte blind alles dafür gegeben, dass wir auch zusammenblieben, obwohl unsere Liebe niemals gesegnet sein würde. Weder von Gott, noch von meiner Familie. Und alle hatten guten Grund dazu sauer auf mich zu sein. Aber ich würde schon einen Weg aus dieser Trauer finden und noch wichtiger: Ich würde mich nach all diesen schlimmen Zeiten wiederfinden.

Ich würde diese neue Chance nutzen. Während genüsslich in meinen Donut biss, checkte ich kurz mein Handy um sicherzugehen, dass Alvia meinem Treffen zugestimmt hatte. Ich hatte sie gestern noch gefragt ob sie Lust hatte, den Sonntag bei mir zu verbringen und sie hatte mit Ja, bin um 3 bei dir geantwortet. Zwei ungeöffnete Nachrichten von James. Mein Herz pochte und ich fragte mich, wieso er mich immer noch nicht in Ruhe ließ.

Hallo Mia, ich bin gerade schon auf dem Weg. Heute Morgen habe ich die Stadt verlassen. Aber ich wollte dir noch eine wichtige Sache geben, bevor ich verschwinde. Ich habe heute Morgen geklingelt und dir ein Päcken hinterlassen. Deine Mutter hat es mit hinein genommen. Der Inhalt ist wirklich wichtig und ich möchte das du weißt, dass es mir leid tut und ich nicht einfach so weg gegangen bin. Der Grund bist du. Ich will, dass du ein normales Leben führen kannst und hoffe natürlich, dass der Inhalt des Paketes dir das Stück deines Lebens zurückgibt, welches ich dir genommen habe. Oder eher gesagt, deiner Familie.

Ich liebe dich, Mia. Ich wünsche dir nur das beste

Etwas verdutzt schaltete ich mein Handy aus und schaute zu meiner Mutter. »Mom, ist ein Päckchen für mich angekommen?« fragte ich sie unsicher und sie nickte, während sie damit beschäftigt war, zu essen. Ich stand ohne zu zögern auf und lief ins Wohnzimmer. Sie hatte es auf den Tisch gestellt. Etwas verwirrt ging ich zurück in die Küche, um mir ein Messer zu nehmen. Es war verdammt gut zugeklebt. »Hast du dir etwas bestellt?« fragte mein Vater mit erhobener Augenbraue während ich versuchte, diesen Kleber durchzuschneiden. »Nein, eben nicht« gab ich wahrheitsgemäß zu und hatte es endlich geschafft.

Meine Kinnlade fiel herunter und meine Augen weiteten sich. Ich ließ es fallen. Und weil ich genau das tat, sah meine ganze restliche Familie den Inhalt dieses Paketes. »Was zur Hölle, Mia??« rief Alex schockiert und alle starrten perplex auf die 500€-Bündel. Meine Mutter hob das Geld zögerlich hoch und hielt es in ihrer Hand. »Das ist das Geld vom Einbruch.. vom.. ehm.. das..« stammelte auch sie verwirrt und schaute nach, ob es echt gewesen ist. Es funkelte in der Sonne. Ich sah den kleinen Zettel, den James am Geld befestigt hatte. »Ich hoffe, euer Laden kann wieder laufen« las ich laut vor und hatte Tränen in den Augen als ich realisierte, was James getan hatte. James hatte uns das ganze Geld, welches er uns genommen hatte, wiedergegeben. Er wollte es wieder gutmachen, bevor er ging. »Wir.. haben das Geld wieder?« sprach mein Vater entsetzt vor sich hin und aus Alex und Lucas brachten keinen Bissen mehr herunter.

Und das war der Moment in welchem ich realisierte, weshalb ich mich so unglaublich in James verliebt hatte. Es war, als hätte ich in ihn hineinschauen können, und sehen können, dass er Gutes in sich trug. James hatte ein gutes Herz und James liebte mich wirklich. James hatte es nicht verdient zu gehen.

Das nächste was ich tat war mir meine Jacke zu schnappen. Mit den Worten ich muss an die frische Luft verließ ich zügig das Haus und machte mich auf den Weg in die Bar. Tränen liefen meine Wangen herunter und mir war wirklich sehr kalt gewesen, aber das hielt mich nicht davon ab, mich zu beeilen um mich bei James bedanken zu können. Um ihn küssen zu können. Doch dazu würde ich niemals kommen.

Ganz groß stand auf den Scheiben des Gebäudes »Vermieter gesucht« und mein Herz setzte für einen Moment aus. Ich schaute durch die Fenster, aber die Bar war verlassen, leer und einsam. James war weg. Ich hatte ihn verpasst.











Ist sie natürlich nicht 😂❤️

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