f o u r

»Wo bist du gewesen?« Fragte Alex mich ruhig. Ein Blick ins Wohnzimmer verriet mir, dass meine Eltern immer noch sehr deprimiert dort saßen und ich wollte nichts mehr, als dieser unangenehmen und traurigen Situation aus dem Weg zu gehen und zu vergessen, dass ich diese Geschichte auflösen könnte.

»Nur im Starbucks, hab noch einen Kakao getrunken.« Murmelte ich und ging auf mein Zimmer, doch er kam mir nach. Ich hatte gehofft, er würde mich in Ruhe lassen. Denn je mehr ich mit meiner restlichen Familie sprach, desto mehr fraß mich mein schlechtes Gewissen innerlich auf.

»Wieso verhältst du dich so komisch?« Stockend drehte ich mich zu ihm und schaute ihn nachdenklich an. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, ohne das Alex bemerkte das ich los. Alex war gut darin zu bemerken, dass ich nicht die Wahrheit sagte. Er wusste schon immer, wann ich log und wann ich die Wahrheit sagte.

»Ich verhalte mich ganz normal« erwiderte ich und schaute Alex fragend an.

»Nein, du bist nicht die Mia die ich kenne, du redest nicht mehr so viel, du hast was zu verheimlichen« in diesem Moment kam Lucas auch hereinspaziert und beide schauten mich an. Also hatten sie doppelten Effekt, weil sie genau die gleichen erwartenden Augen hatten.

»Alex hat recht, du bist heute neben der Spur, schon seit heute morgen«

Ich verdrehte meine Augen. »Vielleicht weil diese Einbrecher alles mitgenommen haben was sie finden konnten, unteranderem auch das Geld für meinen Führerschein oder den Laptop, den ich mir kaufen wollte? Und nicht nur das, Mom und Dad sind total am Ende. Also bitte nennt mir doch einen Grund, weshalb ich heute nicht neben der Spur sein sollte« Brachte ich genervt aus mir heraus und setzte mich auf mein Bett.

»Das wird schon wieder« murmelte Lucas und setzte sich neben mich. Auf die andere Seite ließ sich Alex nieder. »Ich bin jetzt erstmal für zwei, drei Wochen hier und unterstütze Mum und Dad, und euch natürlich« merkte Alex an. »Ich lasse euch nicht alleine.«

Als ich aufwachte, war ich zerquetscht zwischen Alex und Lucas. Anscheinend waren wir zusammen eingeschlafen, denn es war sehr schwer mich aus ihren Armen zu befreien. Ich machte mich schnell fertig und ging in die Küche. »Mum?« Normalerweise erwartete mich etwas zu essen, oder ein paar Brötchen zum mitnehmen, doch hier fand ich absolut nichts. »Mum?« Versuchte ich es noch einmal und sie kam langsam in die Küche geschlendert. Sie drückte mir fünf Euro in die Hand und schaute mich nicht einmal an. »Kauf dir was« sagte sie nur, trank ihr Glas Wasser aus und wollte wieder verschwinden. Sie benahm sich wieder ziemlich auffällig, darüber würde ich mit Alex und Lucas noch reden. Ich packte die fünf Euro ein und ging zur Schule. Ich fühlte mich schlecht das Geld anzunehmen, obwohl ich genau wusste, dass wir nicht mehr viel hatten. Aber ich hatte irgendwie auch Hunger.

Als ich Alvia oder Shawn noch nicht antraf, ging ich zu meinem Schließfach und legte meine Bücher hinein, bis mir ein komischer Zettel auffiel. Ich nahm ihn hinaus und mein Herz begann zu klopfen.

Vergiss nicht, was ich zu dir gesagt habe,

du wirst es niemandem erzählen

und du hast mich in der Nacht nicht erkannt.

Pass auf was du sagst, ich kann dich hören.

Ruckartig drehte ich mich um, doch sah nur Schüler, die ich schon längst kannte. Alvia und Shawn kamen zu mir und ich ließ den Brief in meine Hosentasche gleiten. Paranoid suchte ich jemanden auffälliges, der mich gerade vielleicht anstarrte um zu schauen, ob ich den Zettel gelesen hatte doch ich erkannte niemanden der es für Nötig hielt, mich anzuschauen. Er war hier gewesen? James hatte sich tatsächlich in die Schule getraut um mir Angst einzujagen und mich an seine Drohung zu erinnern, welche ich sowieso schon in meinem brummenden Kopf herumschwirren hatte?

»Hast du es ihnen gesagt?« Ich schaute zu Shawn, der mich genau so interessiert anschaute, wie Alvia.

»Weisst du, ich glaube, das war gar nicht dieser James Lockwood.« erklärte ich und machte meinen Schließfach zu.

»Du hast ihn doch erkannt auf dem Bi-« ich unterbrach sie mit einem Kopfschütteln. »Ich habe ihn nicht erkannt, ich glaube ich brauchte in dem Moment nur einen Schuldigen. Außerdem, er ist vor Kurzem erst aus dem Gefängnis entlassen worden und wenn ich ihn zu Unrecht beschuldige, kommt er wieder rein« Ich wünschte er würde wieder hineinkommen, aber das würde vielleicht einen Toten in meiner Familie kosten.

Alvia atmete tief ein und aus und schaute mich dann an. »Trotzdem hätte er es verdient, er hat das Mädchen umgebracht« ich nickte, doch Shawn zog eine Augenbraue hoch. »Beweise gab es nie, er wurde nur dafür angeklagt.« Stellte Shawn fest, doch ich ging an ihnen vorbei. »Muss zu Geschichte«

Ich wollte meinen besten Freunden nicht aus dem Weg gehen, aber ich hasste es, sie anlügen zu müssen.

Nach der Schule hatte ich nur Unglück, ich verpasste den Bus und musste nun im Regen wieder nach Hause laufen. Ich hasste die Schule manchmal und Ich hatte immernoch kein Auto. Und meinen Führerschein konnte ich jetzt total vergessen.

Der Himmel war ziemlich dunkel, es regnete aus strömen und ich hatte nur eine dünne Jacke an. Es fuhren viele Autos vorbei, bis eins stehen blieb. Instinktiv verschnellerte ich meine Schritte, weil ich durch James mehrmals nur Paranoid geworden war.

»Steig ein«

Ich erkannte die Stimme, ich erkannte die Angst die sofort in mir Aufstieg. Wieso wusste er immer, wo genau ich mich gerade befand? Was habe ich verpasst? Hatte er mich mit heimlich verkabelt oder wieso konnte er mich dann ausfindig machen, wenn ich ihn am wenigsten sehen wollte? Und wieso hatte er nicht schon genug davon, mich zu quälen. Wieso musste ich zusätzlich noch mit ihm klarkommen, wenn ich momentan noch nicht einmal mit mir selbst klarkam?

»Jetzt« Ich schaute ihn eindringlich an, machte die Beifahrertür auf und stieg ein, genau so wie er es von mir verlangte. Und das tat ich aus purer Angst.

»Was willst du noch von mir?« Fragte ich aufgebracht und schaute nach vorne. Ich wusste nicht woher dieser Mut kam ihm zu widersprechen, doch ich tat es.

»Ruhig kleine, wie gefällt dir mein neues Auto?« Meine augen weiteten sich. Das hatte er jetzt gerade nicht gesagt oder? Meinte er das ernst oder wusste er, dass er mich mit dieser Aussage nicht nur schockieren, sondern verärgern würde?

»DU HAST DIR VON UNSEREM GELD EIN NEUES AUTO GEKAUFT?« Brüllte ich ihn an und war kurz davor, dieses Auto in die Luft zu sprengen. Man war schon ein schlechter Mensch, wenn man einer ganzen Familie ihrer Existenz beraubte aber das was dieser James hier Tat, war nochmal die Kirsche auf der Sahne. Er war ein schlechter Mensch und es störte ihn nicht, gehasst zu werden.

»Schrei nicht« Brummte er ernst. Er fuhr schneller und bog einmal um die Kurve. Er drückte stark auf die Bremse und vor meinem Haus hielt er an. Ich wurde immer wütender. Gerade als ich aussteigen wollte, verriegelte James die Türen. Vergeblich versuchte ich die Tür aufzukriegen, doch ich war gefangen und musste mir anhören, was James mir noch sagen wollte, obwohl ich innerlich schon fertig genug gewesen bin. In mir vermischten sich alle negativen Gefühle miteinander und mir wahr gar nicht wohl in dieser Situation.

»Du hast mich gehört. Niemand wird je erfahren das ich da drinnen war, verstanden?« Er hob wieder meinen Kinn an und ich schloss meine Augen. Ich versuchte ruhig zu atmen, um nicht gleich an die Decke zu gehen. Mir kamen Tränen. Aus Trauer aber gleichzeitig auch aus Wut.

»Lass mich endlich in Ruhe« flüsterte ich kaum hörbar. »Lass mich doch endlich in Ruhe, du hast mir doch schon alles genommen« Die Tränen stiegen in meine Augen und ich war kurz davor zu weinen. Ich musste jeden anlügen, hatte einen Schwerverbrecher an der Backe und musste noch mehr Arbeiten als sonst. Er hat von heute auf meinen mein Leben ruiniert und ich hätte das niemals für Möglich gehalten.

»Nicht weinen, Kleines. Es ist erst der Anfang, du steckst mit mir unter einer Decke« merkte er an und schaute in meine Augen. Eigentlich sollte ich mich unwohl fühlen und seine Augen vermeiden aber ein etwas unerklärlicher Ausdruck lag in seinen Augen. Ich konnte nicht anders, als ihm in seine braunen eindringlichen Augen zu schauen und mich kurz in diesen zu verlieren.

Er machte wieder die Türen auf und ich verließ seinen Wagen. Auf dem Weg zum Laden wischte ich meine Tränen weg, doch auf mich wartete schon jemand.

»Von wem war dieses Auto? Wer war das da drinnen?« Fragte mich Alex direkt aus und auch Lucas stellte sich neben uns. »Ehm, Niemand« brachte ich nur stockend heraus und schaute beide perplex an.

»Wir haben gesehen, dass da ein Mann drinnen war Mia, wer zur Hölle war das?« Lucas Stimme bebte und sein Kiefer zuckte gefährlich. »Wieso hat er dich so angefasst?« Fragte nun Alex und ich konnte beiden ansehen, dass sie gleich sauer werden würden.

»Sucht euch ein eigenes Leben, es war ein guter Freund« sagte ich verständnislos und quetschte mich an ihnen vorbei. Seit wann interessierte sie mein Leben so sehr? Und wieso mussten sie sofort auf mich losgehen, sobald ich zuhause angekommen war?

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top