9. „Also, wo du schon mal hier bist."
J A M I E
Um drei Uhr wachte ich auf. Bis vier aß ich etwas und machte mich etwas zurecht. Ich hatte mir definitiv vorgenommen zu Justin und Ryan zu gehen. Justin hatte mir versprochen, mich anzurufen, wenn es etwas neues über Amber gab, und da er noch nicht angerufen hatte, ging ich davon aus, dass sie noch keine Ahnung hatten, wo sie war. James könnte sie umbringen. Sie sollten sich mal beeilen. Außerdem brauchte ich definitiv noch mein Kleid.
Ich musste mir nur noch überlegen, wie ich dahin kommen sollte. Vielleicht könnte mich Taylor fahren. Nein, das wäre unhöflich, wenn er mich nur irgendwohin fahren sollte. Aber wie sollte ich dann dahin kommen? Vielleicht könnte mir Ryan die Haltestelle sagen.
Ich nahm ich mir mein Handy und rief Ryan an. Nach ein wenig Zeit ging er ran. Oder auch jemand anderes.
„Hallo?", fragte eine Stimme, die auf jeden Fall nicht Ryan war.
„Hallo? Wer ist da?", wollte ich verwirrt wissen.
„Sean", antwortete die Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Oh, ist Ryan da?", erwiderte ich.
„Der kann grad nicht", meinte Sean. Scheiße.
„Kannst du mir die Haltestelle, wie ich zu euch komme, sagen?", fragte ich dann eben ihn.
„Klar. Nelsonstreet", verriet er mir. Ich lächelte.
„Danke, Sean", bedankte ich mich.
„Kein Ding", sagte er und hängte ab. Sofort machte ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle.
S I C H T D E S
E R Z Ä H L E R S
„Wir sollten ihn aufwecken", sagte Ryan und sah auf Justin herab, der immer noch auf der Couch schlief. Er war immer noch verdreckt und hatte Blut auf seinen Anziehsachen, seinem Gesicht und dem Rest seines Körpers.
„Nein, wir sollten noch warten, bis er ausgeschlafen hat", meinte Dan und stellte sich auch vor Justin.
„Wir müssen uns um seine Wunden kümmern", kam es nun auch von Jason, der auf dem gegenüber liegendem Sessel saß und sich müde den Kopf stützte. Er hatte nicht viel geschlafen, denn er machte sich zu viele Sorgen um Justin. Tryson enthielt sich total, in dem er sie nur beobachtete, und ließ diesmal nicht den Alpha Wolf raushängen. Zu wütend war er noch auf Justin.
„Seine Wunden könnten sich entzünden", sorgte sich Jason weiter. Ryan sah Jason komisch an.
„Man merkt, dass du dir wirklich Sorgen um ihn machst. Warum zeigst du ihm nicht, wie sehr du ihn wirklich magst?", fragte er ihn. Jason schnaubte.
„Rede nicht über etwas, wovon du keine Ahnung hast", forderte Jason und damit war das Gespräch auch schon vorbei.
„Es reicht mir. Ich wecke ihn auf", bestimmte Ryan nach einer Weile, in der er ihn nur angestarrt hatte. Justin sah wirklich schlimm aus.
Ryan wollte gerade an ihm rütteln, als es plötzlich klingelte.
„Wer ist das?", fragte er panisch und stoppte mitten in seinen Bewegungen, als hätte jemand auf die Pause Taste gedrückt. Dan rannte zur Wohnungstür und sah durch den Spion.
„Jamie!", rief er den anderen zu.
„Fuck, bringt ihn hoch!", meldete sich nun auch Tryson zu Wort und stand ruckartig auf. Ryan rüttelte stark an Justin.
„Wach auf, Man", schrie er ihm ins Ohr. Justin stöhnte kurz im Schlaf und drehte sich mit dem Gesicht auf die andere Seite der Couch.
„Fuck!", fluchte nun auch Ryan.
„Dann tragt ihn!", rief Dan, der gerade wieder ins Wohnzimmer gejoggt kam.
„Wir könnten ihm weh tun", protestierte Ryan. Es klingelte erneut.
„Sei nicht so eine Pussy. Er wird daran nicht sterben", schnauzte Tryson. Ryan sah ihn finster an und schob seine unteren Zähne vor, was seine Wut auf Tryson zeigte.
Dan ging diese Streitigkeiten sichtlich auf den Piss. Er schnappte sich Justin und warf ihn sich über die Schulter, wobei Justin aufkeuchte, seinen Kopf hob und sich mit den Armen auf Dans Schultern abstützte. Leider war er durch seine Muskelmasse nicht der leichteste, doch es fiel Dan nicht besonders schwer ihn zu tragen, da er einer der stärksten aus der Gang war.
Justin guckte umher und wusste überhaupt nicht, was passierte. Dan trug ihn zur Treppe und auch nach oben. Jason lief ihm hinter her und stützte ihn, damit er nicht nach hinten fiel. Als sie in Justins Zimmer waren, ließ Dan ihn in sein Bett fallen, wobei Justin leise aufschrie.
„Wir müssen mit ihm zu einem Arzt", bemerkte Dan.
„Wieso?", fragte Jason verwundert.
„Er ist nach einem Tag immer noch nicht ansprechbar. Irgendetwas stimmt mit ihm nicht. Normalerweise erholt er sich innerhalb ein paar Stunden wieder", murmelte Dan.
„Normalerweise sind seine Verletzungen auch nicht so schlimm", sagte Jason laut.
„Exakt", stimmte Dan zu. Jason schien zu überlegen.
„Ryans Mutter ist doch Ärztin", überlegte er.
„Stimmt", murmelte Dan und sie gingen runter, um mit den anderen zu reden.
J A M I E
Nachdem mir nach einer Ewigkeit die Tür geöffnet wurde, saß ich nun auf der Couch im Wohnzimmer und wartete auf Ryan, der in einem anderen Raum war.
Nachdem ich schon wieder lange warten musste, kam er auch endlich und setzte sich neben mich.
„Was gibt's?", fragte er lässig.
„Ich bin wegen Amber hier", teilte ich ihm leise mit. Ryan sah kurz auf den Boden und dann wieder in meine Augen.
„Es tut mir leid, wir haben keine Spur, wo sie sein könnte", gab er zu. Ich sah bedrückt auf meine Hände.
„Hatte ich auch nicht anders erwartet", flüsterte ich. Ryan blieb still.
„Es ist meine beste Freundin. Findest du nicht, es ist Zeit mir etwas mehr zu erzählen?", bat ich ihn ernst und sah ihm starr in die Augen.
„Jamie...", fing er in einem Ton an, bei dem ich wusste, dass er es mir nichts erzählen wollte. Deshalb unterbrach ich ihn.
„Ryan! Ich meine das ernst! Ich hab kein Bock mehr immer das gleiche zu hören! Es ist meine beste Freundin und sie wurde von eurem Feind entführt und ihr sagt mir gar nichts! Ich kenn mich in eurem Business zwar nicht aus, aber ich bin kein kleines Kind mehr und verkrafte das alles! Es pisst mich einfach nur an, immer das gleiche zu hören! Ryan, versteh mich doch!", sagte ich ernst und ein wenig wütend und wurde immer lauter.
Ryan sah mich etwas überrascht und verdutzt an. Das hätte er anscheinend nicht erwartet, doch ich war eben nicht immer die liebe und nette Jamie und das zeigte ich auch.
Ryan öffnete kurz den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch wieder. Super, jetzt hatte ich ihn sprachlos gemacht. Es sah nicht so aus, als würde er noch etwas sagen können. Jetzt hatte ich Schuldgefühle. Er war immer nett zu mir gewesen und ich hatte ihn jetzt so blöd angemacht.
Ich sah auf meine Hände.
„Tut mir leid", murmelte ich leise.
„Wir hatten eine Spur", sagte Ryan plötzlich monoton. Ich sah ihn an.
„Wir wussten, wo er war, doch als Justin dort hingefahren ist, war er nicht mehr da und jetzt haben wir keine Spur mehr", erzählte er mir.
Ich sah ihn völlig überrascht an und lächelte dann. Es war zwar keine besonders gute Nachricht, aber er hatte mir etwas erzählt. Ryan sah mir nicht in die Augen, sondern auf den Boden.
„Danke", hauchte ich. Ryan sah mich nun leer an. Irgendetwas war da, was er mir noch nicht erzählt hatte. „War das alles?"
„Alles was du wissen solltest", antwortete er mir. Geschickt ausgewichen. Aber ich war nicht eine Stunde hier her gefahren, um nur das zu hören. Ich wollte mehr wissen.
„Erzähl mir was über James", forderte ich ihn auf. Er sah mich etwas unbeholfen an.
„Was wird er mit Amber tun? ich will Einzelheiten", sagte ich stur.
„Ich habe keine Ahnung, okay?", entfuhr es Ryan laut, wobei ich kurz zusammen zuckte. „Er wird ihr weh tun. Vielleicht auch foltern. Er könnte ihr alles antun."
Ich war etwas erschrocken durch seine Reaktion, doch wenn ich so drüber nach dachte, war ich ziemlich ätzend gewesen.
„Jamie, sei nicht böse, aber du solltest jetzt gehen. Wir haben viel zu tun heute. Komm ein anderes Mal wieder, heute ist ein schlechter Tag", murmelte er. Ich sah ihn überrascht an. Er schmiss mich raus?
Ich stand auf und Ryan tat es mir gleich.
„Tut mir leid. Tschüss", verabschiedete er sich und wir umarmten uns kurz. Ryan lief vor mir und verschwand in der Küche, von der er die Tür schloss.
Ich wollte gerade aus dem Haus, als mir mein Kleid in den Sinn kam. Also lief ich die Treppe hinauf und klopfte an Justins Zimmertür. Keine Reaktion folgte, daher öffnete ich einfach die Tür und ging rein. Als ich Justin sah, schlug ich mir meine Hand vor den Mund. Er stand grade von seinem Bett auf. Seine Haare waren zerzaust und fast schwarz, in seinem Gesicht waren ein paar Kratzer und seine Lippen waren voller Blut. Seine Kleidung war auch verdreckt mit Dreck und Blut, außerdem waren sie zerrissen. Seine Arme waren total zerkratzt. Was war mit ihm passiert?
Justin erblickte mich und zwinkerte mir zu. Es schien, als würde es ihm gut gehen. Dann kam er in meine Richtung und ging aus der Tür. Ich sah ihm hinterher. Er verschwand im Badezimmer, ließ die Tür jedoch offen.
Ich folgte ihm und sah, dass er sich seiner Hose entledigt hatte. Auch sein Oberteil streifte er nun ab, dabei verzog er schmerzvoll sein Gesicht. Nun stand er nur in Boxershort da. Da sah ich, dass seine Haare am Hinterkopf rot waren. Ich schätzte es war Blut.
Justin betrachtete sich im Spiegel und strich über seine Wunden im Gesicht. Dann über seine Lippen, was - ich wollte nicht lügen - wirklich echt attraktiv aussah. Danach leckte er sich langsam über die Lippen.
Ich beobachtete ihn ganz genau und lief dann langsam zum Badezimmer, wo ich mich gegen den Türrahmen lehnte. Justin hatte sich gerade runter gebeugt und trank aus dem Wasserhahn, wobei sich etwas Blut von seinen Lippen löste und ins Waschbecken floss. Als er wieder hoch sah, erblickte er mich im Spiegelbild.
„Was ist passiert?", fragte ich leise. Er sah mich eine Weile an, bevor er antwortete: „Ich habe versucht deine Freundin zu finden."
Ich sah ihn mit großen Augen geschockt an und wusste nicht, was ich sagen sollte.
„Was willst du?", fragte er nach einer Weile gleichgültig. Es hörte sich nicht besonders nett an, aber auch nicht so kalt wie sonst.
„Ich hatte mein Kleid hier vergessen. Wo ist es?", wollte ich immer noch leise wissen.
„In der Wäsche. Ich kann es gleich holen, aber zuerst will ich duschen", sagte er. Ich nickte, bewegte mich jedoch nicht. Justin sah mich auffordernd an.
„Willst du mir dabei zu sehen?", fragte er grinsend.
„Oh, äh nein. Ich... Ich warte in deinem Zimmer", stammelte ich und wollte gerade in sein Zimmer gehen, als ich Schritte hörte, die jede Sekunde hier oben waren.
„Justin?", hörte ich Ryan rufen.
Reflexartig öffnete ich die Badezimmer Tür, die Justin zu gemacht hatte und nicht abgeschlossen war, und sprang ins Badezimmer. Da hörte ich das Wasser laufen.
Langsam drehte ich mich in Richtung Dusche, drehte mich jedoch blitzartig wieder um, als ich grobe Umrisse von Justins Körper erkannte. Man konnte zum Glück nur die Umrisse und die Farbe erkennen, weil das Glas halt so war.
Justin räusperte sich, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich drehte mich wieder zu ihm und sah, dass er seinen Kopf aus der Duschkabine gesteckt hatte. Seine Haare waren nass und Wassertropfen liefen ihm durchs Gesicht.
Ich biss mir fest auf die Unterlippe. Justin zog grinsend eine Augenbraue hoch. Da ertönte Ryans Stimme wieder.
„Justin?", fragte er und klopfte gegen die Tür. Was sollte er denken, wenn ich im Badezimmer war, während Justin duschte? Aber er würde sicher nicht ins Ba..
Plötzlich wurde die Klinke runter gedrückt. Vor Schreck öffnete ich die Duschkabine und stellte mich mit Justin unter die Dusche. Justin schloss die Kabine wieder. Ich stellte mich hinter ihn, sodass man mich nicht wirklich sehen konnte.
„Justin?", fragte Ryan, als er im Badezimmer war.
„Jo", sagte Justin gedehnt und laut und stellte das Wasser ab. Ich war nun klitschnass.
„Warum duschst du?", wollte Ryan verärgert wissen. Ich hielt meine Augen geschlossen.
„Weil ich dreckig war?", antwortet Justin mit fragender und selbstverständlicher Stimme.
„Du solltest nicht aufstehen", sagte Ryan mit strengem Ton. Justin lachte. „Ich meine das ernst. Du musst zum Arzt."
Justins Lachen verstummte.
„Ich brauche kein beschissenen Arzt", spuckte er.
„Oh, doch", meinte Ryan. Ich öffnete meine Augen und sah auf Justins Hinterkopf. Er sollte endlich gehen.
Justin sah kurz zu mir, in dem er den Kopf nach hinten drehte. Ich sah ihn flehend, aber auch verlegen an und biss mir auf die Lippen.
„Ryan, lass uns das später besprechen", verlangte er.
„Justin, du bist echt schwierig", murmelte er zu sich selbst.
Als man hörte, wie Ryan die Tür schloss, drehte sich Justin zu mir. Ich sah ihn verlegen an und zwang mich dazu ihm nur in die Augen zu gucken und meinen Blick nicht tiefer gleiten zu lassen, um den einzigen Fleck seines Körpers, den ich noch nicht gesehen hatte, zu betrachten.
„Ich... Ryan hat gesagt... und dann... du... Mein Kleid", stammelte ich sinnlose Wörter, die keine Zusammenhang hatten. Justin lachte leise und leckte sich über die Lippen.
„Ich müsste eigentlich nicht mehr hier sein, deswegen sollte mich Ryan nicht sehen", brachte ich endlich einen ganzen Satz zu stande. Justin nickte.
„Also, wo du schon mal hier bist", grinste er. Missbillig sah ich ihn an. Auf einmal stellte er das Wasser an. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust. Justin grinste nur weiter.
Kopfschüttelnd öffnete ich die Kabine und stieg aus der Dusche. Man, ich war so nass. Da sah ich seine Klamotten auf dem Boden liegen. Voller Dreck und Blut. Ich schluckte.
„Hast du hier ein Föhn?", fragte ich Justin laut und öffnete eine Schublade.
Plötzlich stellte er das Wasser ab und kam aus der Dusche. Ich hörte, wie er zu mir kam. Mein Herzschlag beschleunigte sich durch die Tatsache, dass er nackt war. Er schob mich ein wenig zur Seite, schloss die Schublade wieder und öffnete dafür eine andere. Daraus nahm er einen Föhn und gab ihn mir. Ich nahm ihn dankend an und Justin verschwand zurück in der Dusche. Ich suchte nach einer Steckdose und steckte den Föhn ein. Dann föhnte ich meine Haare und meine Kleidung.
Nach ein paar Minuten stieg Justin aus der Dusche - ich sah extra nicht hin - und ging zu einer Schublade. Kurz sah ich zu ihm. Er hatte sich ein Handtuch um die Hüfte gebunden.
Ich fixierte mich auf einen Wassertropfen in seinem Gesicht. Er lief zwischen seinen Augen zu seiner Nase, von der er auf seine geschlossenen Lippen tropfte. Von der Oberlippe zur Unterlippe. Kurz bevor sie von Justins Zunge, die über die Lippen strich, getroffen werden konnte, lief sie zu seinem Kinn und tropfte, als sie am unteren Ende angekommen war, auf seine Brust. Von da aus lief sie etwas schräg über seine rechte Brust bis zu seinem perfekten Sixpack und verschwand, als sie ganz unten war im Handtuch.
„Brauchst du noch lang mit dem Föhn?", löste Justin meine Konzentration. Ich sah zu ihm hoch.
„Was? Nein, doch", stotterte ich und sah kurz an mir runter. Ich war immer noch ziemlich nass.
„Ja. Ja, brauche ich", antwortete ich dann. Justin stöhnte genervt.
„Ich bin noch total feucht", murmelte ich, was Justin grinsen ließ. War ja klar.
„Du weißt was ich meine", fügte ich hinzu.
„Wenn ich den Föhn zuerst benutzen darf, mach ich dich danach trocken", bat er mir an. Was war nur grad mit ihm los? War er immer so sexy?
Ich zog eine Augenbraue in die Höhe.
„Ich brauche nicht lang", versuchte er es weiter. Ich seufzte, gab ihm den Föhn und setzte mich auf die Toilette, was sich total unangenehm in einer nassen Jeans anfühlte. Da fiel mir ein, dass ich mein Handy dabei gehabt hatte.
Schlagartig zog ich es aus meiner Jeans, was sehr schwer ging, und drückte auf den Entsperrungsknopf. Es funktionierte zum Glück noch.
Weil mir langweilig war, sah ich zu Justin. Durch die Luft des Föhns, flogen seine Haare in alle Richtungen, was auch ziemlich attraktiv aussah. Egal ob ich ihn mochte oder nicht, es sah hinreißend aus. Das war einfach so und das konnte man auch nicht schlecht reden. Dafür sah er zu gut aus. Das war keine Schwärmerei, das waren Fakten.
„Warum beobachtest du mich?", fragte mich Justin, als ich meine Augen immer noch nicht von ihm nahm.
„Weil ich nichts besseres zu tun hab", gab ich als Antwort und beobachtete ihn weiter.
Nach einer nicht besonders langen Weile, war er auch fertig und gab mir den Föhn.
„Brauchst du gleich trockene Anziehsachen?", fragte er mich. Ich sah ihn verdutzt an. Warum war er so nett zu mir?
„Warum bist du so nett?", sprach ich meine Gedanken aus.
„Warum? Hast du ein Problem damit?", fragte er auf einmal aggressiv. Erschrocken sah ich ihn an. Ich erwiderte nichts und fing an mich zu föhnen.
„Ich habe nicht gesagt, dass du aufhören sollst nett zu sein", murmelte ich, was Justin aber ignorierte.
Als ich einigermaßen trocken war, stöpselte ich den Föhn aus und öffnete eine Schublade, weil ich nicht mehr wusste aus welcher Justin den Föhn genommen hatte. Leider war es die falsche. Justin kam zu mir, nahm mir den Föhn aus der Hand und öffnete eine andere Schublade. Ich schloss beide Schubladen wieder. Auffordernd sah ich Justin an.
„Was?", fragte er.
„Ich brauche mein Kleid", sagte ich leise.
„Kann ich mich vielleicht erstmal anziehen?", fragte Justin genervt. Ich nickte und er verschwand aus dem Bad. Ich folgte ihm und blieb vor seiner Zimmertür, welche er schloss, stehen.
Ryan könnte jede Sekunde hier her kommen, aber ich konnte nicht einfach in Justins Zimmer gehen, während er sich umzog. Ich hatte zwar heute öfters die Chance gehabt, sein bestes Stück zu sehen, aber trotzdem blieb ich lieber hier stehen.
Nach zwei Minuten kam Justin angezogen aus seinem Zimmer.
„Ich hole dir eben dein Kleid und dann verpisst du dich", knurrte er. Was hatte er denn jetzt schon wieder? Was hatte ich ihm getan?
„Was ist dein Problem?", rief ich fassungslos.
„Wir hatten uns einmal vernünftig verstanden und du machst das mit deinen beschissenen Sprüchen kaputt", spuckte er. Ich schnaubte und verschränkte meine Arme vor der Brust.
„Wärst du nicht so scheiße zu mir, hätte ich diesen Spruch gar nicht bringen müssen", konterte ich laut.
„Du könntest auch einfach mal deine verfickte Fresse halten", zischte Justin.
„Mit deinen Verletzungen und deinem Gesichtsausdruck, siehst du aus wie ein Psycho, weißt du das?", provozierte ich etwas leiser und zog meine Augenbrauen in die Höhe.
„An deiner Stelle würde ich ganz schnell leise sein, oder ich kann für nichts garantieren", wisperte er mit einer solch kalten Stimme, die mir eine unschöne Gänsehaut verpasste, sodass ich es ihm tatsächlich glaubte.
Eingeschüchtert ging ich einen Schritt zurück und lief schnell an ihm vorbei. Jetzt war mir ehrlich gesagt egal, ob mich Ryan sehen würde und als ich die Treppe hinunter ging, lief er mir auch direkt über den Weg.
„Jamie? Hatte ich nicht gesagt, du sollst gehen?", sagte er und klang dabei aber freundlich. Wie schaffte er es immer so freundlich zu sein? Er war ganz anders als die anderen Menschen in meinem Leben. Er erinnerte mich an meinen Dad.
„Tut mir leid. Ich wollte noch mein Kleid holen", antwortete ich.
„Dein Kleid?", fragte Ryan verwirrt.
„Ja, ich hatte es hier an dem Tag, wo die Party war, vergessen. Justin sagt, es sei in der Wäsche", erklärte ich.
„Ach so, dann ist es noch nicht fertig. Wir waschen immer, wenn Trysons Freundin hier ist. Sie macht das immer", meinte Ryan. Ich seufzte.
„Und wann kommt sie?", wollte ich wissen.
„Nächstes Wochenende", verriet er mir. Dann war sie also diese Alyssa.
„Na gut. Dann komm ich nochmal vorbei", murmelte ich.
„Tschüss", verabschiedete er sich und umarmte mich. Dann verließ ich das Haus und lief zur Halteselle.
Als ich Zuhause war, setzte ich mich auf die Couch und schaltete den Fernseher ein. Da klingelte auch schon das Telefon. Ich stöhnte genervt.
„Hallo?", fragte ich in den Hörer, als ich abgehoben hatte.
„Hallo. Atlante Police Department. Jamie Jones?", erwiderte die gleiche Stimme, die schon mal angerufen hatte.
„Ja?", fragte ich.
„Hier ist Officer White. Wir hatten schon mal gesprochen", erinnerte er mich.
„Ich weiß", sagte ich.
„Gut. Die Ermittlungen haben bestätigt, dass Ihre Mutter das Geld entwendet hat. Es gibt zwei Optionen für Ihre Mutter. Entweder wird sie zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt, oder Sie und oder Verwandte von Ihnen zahlen die 5.000 Dollar plus 3.000 Dollar Strafe zurück", erklärte er mir.
„Ich werde das Geld zurückzahlen", kam es wie aus einer Pistole geschossen.
„Schön, dass das geklärt ist. Sie haben eine Frist von drei Wochen. Bis Sie das Geld bezahlt haben, werden wir Ihre Mutter hier behalten und wenn Sie es nicht rechtzeitig zahlen, wird sie leider zu der Freiheitsstrafe antreten müssen", erklärte er weiter. Ich schluckte.
„Ja", krächzte ich.
„Das war alles. Haben Sie noch Fragen?", wollte er wissen.
„Nein", sagte ich.
„Auf Wiederhören", verabschiedete er sich.
„Hoffentlich nicht", erwiderte ich unverständlich und legte auf.
Ich lehnte mich zurück, fuhr mir durch's Gesicht und schloss die Augen.
J U S T I N
„Justin, verdammt. Du musst zum Arzt. Sei vernünftig", versuchte mich Ryan zu überreden, als er neben mir auf der Couch saß.
„Ich brauche keinen verdammten Arzt, okay? Sehe ich so aus, als würde ich gleich sterben?", fuhr ich ihn an.
„Ryan hat Recht", mischte sich Dan plötzlich ein. „Du musst dich wenigstens durchchecken lassen. Du sahst echt übel aus. Du hast bestimmt innere Verletzungen."
Ich drehte meinen Kopf zu ihm und hob meine Augenbrauen.
„Wirst du jetzt auch schon zu einer Pussy?", entgegnete ich ruhig und beleidigte damit die Pussy neben mir.
„Er ist einfach nur vernünftig, Justin. Du bist auch nicht aus Stahl", meinte Ryan. Ich stand auf.
„Vielleicht habe ich innere Verletzungen. Vielleicht sollte ich zum Arzt. Das werden wir sehen, wenn ich ächzend auf dem Boden liege und verrecke." Mit diesen Worten verließ ich das Zimmer und lief die Treppe hoch.
Als ich oben war ging ich ohne zu klopfen in Jasons Zimmer. Er lag wieder mal mit Kopfhörern auf dem Bett, doch diesmal sah er mich an. Er setzte sich auf und nahm seine Kopfhörer ab. Ich lief zu ihm rüber und setzte mich neben ihn. Er sah mich interessiert an.
„Bock mal wieder Bruce zu besuchen?", schlug ich grinsend vor. Auch auf Jasons Lippen legte sich ein Grinsen.
„Klar", antwortete er selbstverständlich.
„In zwanzig Minuten fahren wir los", teilte ich ihm mit, stand auf und verließ sein Zimmer. Ich machte mich also fertig und als ich fast fertig war und noch an meinen Haaren rumzupfte, kam Jason in mein Zimmer.
„Fertig?", fragte er.
„Jap", sagte ich lang gezogen und perfektionierte meine Haare. Ich grinste ihn an.
Zusammen gingen wir aus dem Haus, stiegen in meinen Wagen und fuhren los. Jason grinste die ganze Zeit über.
„Was ist los? Warum grinst du so?", fragte ich ihn deshalb und grinste ebenfalls. Ich sah kurz zu ihm rüber. Er zuckte mit den Schultern.
„Wir waren schon lang nicht mehr bei Bruce", murmelte er. Ich lachte leise.
Nach einer halben Stunde, waren wir da und stiegen aus. Vor uns sahen wir schon die große rote Tür von Bruce' Schuppen. Jasons Augen blitzten vor Vorfreude auf.
Langsam schlenderten wir auf die Tür und öffneten sie. Der gewöhnliche Geruch von Schweiß und Alkohol stieg mir in die Nase. Die dunkle und stickige Atmosphäre war mir schon allzu bekannt. Das größten Teils rote Licht ließ den Raum fast noch dunkler wirken. Es waren viele Männer, aber auch Jungs in unserem Alter, da und beobachtete die halb nackten Stripperinnen, die über die Bühnen stolzierten oder an den Stangen tanzten.
„Justin, Jason", wurden wir direkt begrüßt. Unsere Köpfe schnellten in die Richtung, aus der die kratzende Stimme kam und ich erblickte Bruce' dunkle Gestalt.
„Bruce", erwiderte ich lächelnd.
„Ich schätze, ihr wollt Cara und Cady haben", meinte Bruce wissend. Ich nickte grinsend.
„Ich schicke sie euch. Setzt euch schon mal", sagte er und verschwand. Ich bekam immer eine Sonderbehandlung, wenn ich hier war.
Wir setzten uns vor die Bühne, auf die bereitgestellten Stühle und beobachteten eine Blondine, die im pinken kurzen Röckchen, BH und pinken Kniehohen Lackstiefeln über die Bühne tanzte. Ich biss mir auf die Unterlippe.
„Da sieht man mal wieder, wie gleich ihr seid", sagte Bruce, der auf einmal neben uns auftauchte. Ich sah ihn überrascht an.
„Halt die Klappe", zischte Jason plötzlich. Da kamen auch schon unsere Stripperinnen. Cara Roberts und Cady Morris, unsere Stammstripperinnen.
Cara platzierte sich auf meinem Schoß und Cady auf Jasons. Ich sah ihr in die Augen und biss mir auf die Unterlippe. Sie war echt heiß, aber viel älter als ich. Naja, viel war etwas übertrieben. Sie war 23. Ich kannte sie auch persönlich. Sie hatte trotz ihres Jobs eine tolle Persönlichkeit, genau wie Cady.
Sie beugte sich vor und knabberte an meinem Ohrläppchen. Ich knurrte ihr verlangend ins Ohr. Da wurde ich auch schon von meinem klingelnden Handy gestört. Ich stöhnte genervt. Cara griff in meine Hosentasche und gab mir mein Handy. Ich sah auf den Bildschirm. Jamie.
„Jamie, ich kann jetzt gerade wirklich nicht", sagte ich, als ich abhob.
„Die Bullen sind bei mir!"
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