79. „Fass mich nicht an, du dreckige Schlampe!"

J A M I E

Mit großen Augen sah er mich an und schien vollkommen sprachlos. Er sah nicht glücklich aus, sondern eher erschrocken. Das war nicht die Antwort, die ich erwartete hatte. Und dann sah ich etwas in seinen Augen, das mir das Herz brach; Wut. Er war wütend, weil ich ihn liebte. Nein, weil ich es ihm gesagt hatte. Doch er versuchte sich seine Wut nicht ansehen zu lassen. Man konnte ganz genau den Kampf in seinem Gesicht sehen.

„Okay, ich... tut mir Leid, oder so... Ich muss...", stammelte ich und kämpfte mich aus der Bettdecke.

„Jamie, warte. Ich-" Weiter kam er nicht, da ich den Raum verlassen hatte.

Mir lief bereits die erste Träne die Wange runter, die ich wütend weg wischte. Wieso war ich auch so blöd gewesen? Ich hatte mich total sicher gefühlt und hatte erwartet, dass er meine Worte erwidern würde, aber da hatte ich mich wohl geirrt. Ein unerträglicher Schmerz bohrte sich durch meine Brust, tief in mein Innerstes, genau ins Herz. Unsere Beziehung war endlich perfekt gewesen und ich hatte es kaputt gemacht.

Stumm setzte ich mich auf den Boden und lehnte mich gegen eine Wand. Ich zog die Füße an und sah mich unbewusst um. In diesem Teil der Lagerhalle war ich noch nie gewesen. Aber irgendwie interessierte mich das gerade nicht so wirklich.

Ich hatte erwartet, dass Justin bereit für diese Worte gewesen war, aber es passierte nie das, was man erwartete. Na ja, jeden Falls mir nicht. Als würde das Schicksal mich testen wollen, wie viele Rückschläge ich noch wegstecken würde. Aber diese Frage konnte ich nicht mal mir selbst beantworten. Ich hatte keine Ahnung. Im letzten halben Jahr war so viel Scheiße passiert. Das meiste davon sorgt in meinem Inneren immer noch für Aufregung, da ich mich nie wirklich mit meinen Problemen beschäftigt hatte. Ich hatte nie Zeit dafür gehabt und hatte alles in mich hinein gefressen. Vielleicht hatte Justin deshalb solche Aggressionsprobleme. Er hat schon in jungen Jahren angefangen die Probleme in sich hinein zu fressen, vor ihnen wegzulaufen. Aber vor seinen Problemen wegzulaufen, war ein Rennen, das man nicht gewinnen konnte. Selbst ein Justin Bieber nicht. Justin Bieber, der mich schon so oft verletzt hatte. Aber das war bei Liebe eben so. Man gab denjenigen, die man liebte, das Recht einem weh zu tun. Und dafür hasste ich Justin. Ich hasste ihn nicht so sehr, wie ich ihn liebte, aber trotzdem hasste ich ihn dafür, was er mir ständig antat. Aber manchmal hasst man den Menschen, den man am meisten liebt, weil er der einzige ist, der einen verletzen kann. Und das war scheiße. Aber vielleicht war ich auch einfach zu voreilig gewesen. Ich war einfach gegangen, ohne dass er ausreden konnte. Vielleicht hatte ich seine Blicke falsch gedeutet und bildete mir nur ein, dass das ganze Universum gegen mich war. Vielleicht sollte ich einfach mit ihm reden, anstatt mich von der Unwissenheit fertig machen zu lassen. Aber jetzt gerade wollte ich nicht zurück zu ihm. Ich wollte einfach hier sitzen bleiben.

„Jamie?", hörte ich jemanden sagen. Erschrocken sah ich hoch und erblickte Dan.

„Alles okay?", fragte er leise. Unwissend zuckte ich die Schultern, was Dan dazu veranlasste, sich neben mich zu setzten.

„Ich bewundere dich dafür, wie du mit Justin umgehen kannst. Du hast ihn verändert und glaub mir, ich weiß, dass er sehr schwierig ist", redete er vor sich hin, ohne mich anzusehen.

„Du bewunderst mich?", fragte ich ungläubig nach.

„Ja. Es ist krass, dass jemand so lange mit ihm auskommt", erklärte er.

„Ihr lebt doch schon viel länger mit ihm", warf ich verwirrt ein.

„Ja, aber wir teilen uns zum Beispiel kein Zimmer", erwiderte er.

„Wären hier nicht eigentlich genug Zimmer, in denen man schlafen könnte?", fragte ich ohne Hintergedanken nach.

„Willst du dein Zimmer nicht mehr mit Justin teilen?", wollte Dan überrascht wissen.

„Doch, natürlich, ich wollte es nur aus Neugierde wissen." Oder? Ich liebte es eigentlich mir ein Zimmer mit ihm zu teilen. Aber wir stritten uns so oft. Na ja, vielleicht machte ich mir auch einfach zu viele Gedanken.

„Ich muss los, Jamie. Aber eins will ich dir noch sagen", sagte er ernst und sah mich an.

„Wir alle hier sind so froh, dass du jetzt hier bist", sprach er und ging.

Sie waren froh darüber? Früher hatte ich gedacht, dass mich alle umbringen wollten. Na ja, Tryson hatte es ja schon fast getan gehabt. Aber ich zählte anscheinend irgendwie zu ihrer Familie und das war ein tolles Gefühl.

Ich hatte keine Ahnung wie lang ich dort saß, doch als ich mich wieder auf dem Weg zu Justin und meinem Zimmer machte, war es stockdunkel. Ich trotte durch die Tür, aber ich sah keinen Justin. War natürlich klar. In unserer Beziehung war er, meiner Meinung nach, der kompliziertere, obwohl ich das Mädchen war.

Ich versuchte nicht mehr drüber nachzudenken und legte mich ins Bett. Es dauerte lange, aber ich schlief ein, trotz der ganzen Gedanken, die in meinem Kopf rumschwirrten.

Und auch als ich aufwachte war Justin nicht da. Es dauerte eine Stunde, bis ich mich aufgerafft hatte, aufzustehen. Ich zog mich um und lief auf die Küche zu. Doch zu meinem Entsetzten musste ich feststellen, dass Jason hier war. Dan hatte mich gestern nicht auf meine Schwangerschaft angesprochen und das war auch gut so. Aber würden auch Jason und die anderen ihre Klappen halten? Ich wollte eigentlich nur in die Küche, um mich dort hinzusetzen und nichts zu tun, aber das wollte ich nicht, wenn Jason hier war. Aber leider war nur Jason hier, was bedeutete, dass die anderen wahrscheinlich im Wohnzimmer waren, inklusive Justin. Also doch die Küche.

Jetzt schon genervt von Jasons Angelegenheit, seufzte ich, lief in die Küche und setzte mich auf die Bank. Es war unmöglich ihn allen aus dem Weg zu gehen, wenn ich mit ihnen hier wohnte. Aber es war unangenehm, verdammt unangenehm.

„Nein, geh weg!", schrie sie und wollte die Tür zuschlagen, doch er war schneller und umklammerte ihren Hals mit seinen Händen, während er ihr dabei zu sah, wie sie weinte.

Aber sollte ich jetzt für immer schweigen? Ich hatte es satt immer zu schweigen und zu lügen. Ich war doch keine drei mehr. Ich musste erwachsen werden.

„Woher wusstest das von der Schwangerschaft?", fragte ich Jason direkt und sah ihn eindringlich an.

„Ryan", erwiderte er ohne mit der Wimper zu zucken. Also hatte Ryan es doch verraten. Gekränkt sah ich weg. Aber es gab noch eine andere Sache, die ich ihm sagen wollte.

„Es war nicht annähernd dein Recht allen von dem Baby zu erzählen und vor allem war es nicht dein verdammtes Recht, Justin damit so zu provozieren. Was verdammt stimmt denn mit dir nicht?", zischte ich aggressiv und starrte ich an, doch er würdigte mich nicht eines Blickes, sondern sah nur auf sein Handy.

„Sieh mich verdammt noch mal an!", presste ich zwischen meinen Zähnen hervor. Genervt blickte er zu mir und zog gelangweilt die Augenbrauen hoch. Wütend stand ich auf und schubste ihn gegen die Wand.

„Fass mich nicht an, du dreckige Schlampe!", knurrte er und kam mit seinem Gesicht nah an meines. Ich hatte keine Angst mehr vor Jason. Er würde es sich nicht trauen mich zu schlagen. Andererseits war auch das, was er gestern zu Justin gesagt hatte, sehr mutig gewesen.

„Sonst was?", wisperte ich provozierend.

Ehe ich es wusste hob er seine zur Faust geballten Hand und schlug mir heftig ins Gesicht. Entsetzt fiel ich zurück, konnte mich jedoch auf den Beinen halten, warf dabei jedoch ausversehen ein Glas, welches auf den Boden zersprang. Hatte Jason mich gerade wirklich geschlagen? Was war nur los mit ihm? Wieso verhielt er sich so?

„Du verdammtes Arschloch!", rief ich und wollte wieder auf ihn losgehen, doch Trysons Stimme ließ mich aufschrecken.

„Was ist denn hier los?", rief er wütend und sah dabei grundsätzlich zu Jason, aber dieser verdrehte nur die Augen. Doch als Tryson zu mir sah, wurde sein Gesichtsausdruck noch wütender.

„Jason, hast du sie geschlagen?", fragte er langsam und deutlich, was seine Verärgerung noch deutlicher machte. Woher wusste Tryson das? Verwirrt fasste ich an meine Nase und bemerkte, dass sie blutete. Oh.

„Du hast Glück, dass Justin nicht da ist. Er würde dich auseinander nehmen", knurrte Tryson und fixierte Jason mit seinem Blick. Doch Jason verdrehte nur die Augen, lief aus der Tür und rempelte Tryson dabei an. Dieser wollte gerade hinterher gehen, blieb letztendlich doch bei mir.

Brutal stieß er in sie hinein und drückte ihr den Hals so fest zu, dass sie schon blau anlief.

„Bitte", krächzte sie mit den Kräften am Ende.

Seufzend setzte ich mich auf die Bank.

„Alles okay?", wollte er wissen und setzte sich mir gegenüber.

„Ja, alles gut", sagte ich wahrheitsgemäß. „Was ist los mit Jason?"

Unwissend zuckte Tryson die Schultern.

„Keine Ahnung", gab er zu.

„Er ist schon die letzten Tage so. Irgendwas stimmt mit ihm nicht. Und wenn er weiter so macht, wird einer von uns bald umbringen", erklärte Tryson wütend. Das konnte ich nachvollziehen, auch wenn er es nicht ernst meinte. Na ja, Justin hätte ihn gestern auch schon fast getötet, aber auch das konnte ich nachvollziehen. Selbst ich hatte mich mit Jason angelegt, obwohl ich wusste, dass ich nicht annähernd irgendeine Chance hatte.

Er hatte mich mit seinem Verhalten so aufgeregt. Er hatte so getan, als wäre das gestern nichts gewesen, obwohl er definitiv wusste, dass er sich scheiße verhalten hatte. Ich hoffte jedenfalls, dass er es wusste.

„Haltet die Klappe!", schrie er, obwohl niemand redete. Er schrie es zu den Stimmen in seinem Kopf.

Wütend nahm er das Messer, das er immer dabei hatte, in die Hand und stach es ohne zu zögern in ihre Brust. Tränen strömten ihr Gesicht hinab, während sie vergeblich versuchte den Schmerz zu ertragen. Unzählige weitere Stiche mit dem Messer in ihre Brust und dem Bauch erfolgten, bis er endlich von ihr abließ.

A/N:

Hey! Ihr habt ja sehr wahrscheinlich - wenn ihr das liesst, dann ist es klar haha - mitbekommen, dass ich Criminal wieder hochgeladen habe :) Das heisst, ich werde wieder weiterschreiben, yey! :D Ich hoffe hier sind noch ein paar Leser und dass ich nicht alle verloren habe, denn ich habe seit wirklich langer Zeit nicht mehr geupdated. Und das tut mir ehrlich Leid!

Naja, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Kommentiert und Votet bitte, damit ich Weiss, wie viele Leute diese Geschichte noch lesen. Ich kann euch leider nicht versprechen wann das nächste Kapitel kommt, da jetzt wieder Schule angefangen hat und wir nächste Woche schon eine Prüfung schreiben... Ich werde mir aber wirklich Mühe geben!

Danke für eure ganze Unterstützung! Ich liebe euch <3

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