68. „Du willst das nicht."
J U S T I N
Mit Vollgas bretterte ich über die Straßen, ehe ich auch schon das rotleuchtende Schild von Bruce' Laden sah. Mein Herz schlug immer noch bis zum Hals und meine Hände schienen zu pulsieren.
Ich parkte den Wagen, stieg aus und betrat den Stripclub. Es war ziemlich voll hier, voller als sonst. Bestimmt war hier irgendein Event oder so, aber das war mir eigentlich ziemlich egal. Suchend sah ich mich nach Bruce um und fand ihn auch schnell. Als er mich sah, kam er lächelnd auf mich zu.
„Justin, du lebst ja doch noch", witzelte er laut.
„Wo ist Cara?", fragte ich sofort. Ahnungslos zuckte er die Schultern.
„Die ist hier schon länger nicht mehr aufgetaucht", erklärte er. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen. Wieso das denn?
„Aber ich habe noch viele andere Mädchen. Die Neueröffnung im Keller ist heute", grinste er.
„Sorry, Bruce, aber so viel Geld habe ich nicht dabei", ließ ich ihn wissen. Leicht enttäuscht nickte Bruce und kratzte sich am Nacken.
„Wie viel hast du denn?", wollte er wissen.
„Gerade genug, um mich zu betrinken", sagte ich, klopfte ihm auf die Schulter und lief auf die Bar zu. Ohne Blickkontakt mit irgendjemandem aufzunehmen, bestellte ich mir einen Whiskey.
War es falsch gewesen sie wegzuschicken? Vielleicht hatte sie ja die Wahrheit gesagt. Vielleicht aber auch nicht. Sie hatte Chelsea immer verteidigt und auf einmal war sie schwanger. Vielleicht war sie ja genau wie Chelsea nicht schwanger. Hoffentlich. Ein Kind hatte kein Platz in meinem Leben. Ich war nicht nur zu jung, ich hatte auch einfach keine Zeit mich um ein Kind zu kümmern. Außerdem reichte mir eine Person, um die ich mir Sorgen machen musste. Es war schon schwer genug mit Jamie zusammen zu sein, oder auch nicht zusammen zu sein, keine Ahnung. Aber eine richtige Beziehung mit ihr zu führen, war nicht das, was ich wollte. Ich hätte mich von Anfang an von ihr fern halten sollen. Sie passte nicht in mein Leben und ich nicht in ihres. Das war auch besser so. Niemand sollte so leben wie ich, der es nicht verdient hatte. Aber ich war für dieses Leben gemacht. Ich wollte kein Anderes mehr. Und vor allem keins mit einem Kind. Ja, okay, ich liebte Kinder, aber sie gehörten nicht in mein Leben. Niemals. Selbst wenn ich alt genug wäre, würde es nicht klappen.
Der Whiskey wurde mir zugeschoben und ich trank ihn in einem Schluck aus. Die nächsten fünf folgten ziemlich schnell.
Es war ein verdammter Fehler gewesen mit Jamie zu schlafen. Sie war so... Argh. Sie hätte mir sagen müssen, dass sie nicht die Pille nahm. Jeder hätte das getan. Wegen ihr saß ich jetzt in dieser Scheiße. Nur wegen ihr. Es war das Beste gewesen, sie rauszuschmeißen. Ich wollte sie nie wieder sehen, sie war für mich gestorben. So war es einfach besser. Unsere Wege sollten sich trennen, dann konnte sie wieder in ihr perfektes Leben zurück und ich hätte ein Problem weniger. Ich hatte schon meine Gründe, warum ich niemanden an mich heran gelassen hatte; damit das hier nicht passierte. Aber ich war dumm gewesen. Ich hatte meine Mauer fallen gelassen und das nur wegen einem Mädchen. Aber ich brauchte niemanden, auch keine Jamie Jones. Justin Bieber war dazu gemacht, allein zu sein. Dann hatte ich niemanden, der mich aufhalten konnte, niemanden, der mich verletzen könnte. Ich war schon immer ein Einzelgänger und das sollte ich auch bleiben.
Die nächsten fünf Whiskeys, Wodkas, keine Ahnung was ich alles getrunken hatte, benebelten mich schon etwas und ließen die Gedanken an Jamie und das Baby so langsam verblassen, bis ich an nichts mehr dachte. Ich betrank mich immer weiter, jedoch nicht so stark, dass mein Verstand nicht mehr funktionierte. Meine Gefühle waren mit dem letzten Glas weggeschwemmt.
Leicht taumelnd stand ich auf und torkelte durch die Menge, bis ich am Ausgang ankam und durch die Gegend lief, bis ich bei Chelsea ankam. Mit dieser Schlampe hatte ich noch eine Rechnung offen.
Sturmklingelnd lehnte ich mich gegen die Tür und wartete, bis sie mir wütend die Tür öffnete. Als sie mich erblickte, wich ihr alle Farbe aus dem Gesicht. Sie hatte Angst.
Ein fieses Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, während sich meine Hand hob und um ihren Hals schlang. Erschrocken schnappte sie nach Luft und ließ sich von mir in die Wohnung zurück schieben. Brutal schubste ich sie gegen die Wand und drehte sie um.
„Justin, halt!", schrie sie ängstlich und versuchte wegzulaufen, doch ich hielt sie an ihrem engen Kleid fest, ehe ich es mit beiden Händen zerriss und auf den Boden schmiss. Hysterisch kreischend, drehte sie sich zu mir um und versuchte mich wegzudrücken, doch ich bewegte mich keinen Zentimeter, sondern griff nach ihren beiden Händen und presste sie mit einer Hand vor ihrem Körper zusammen. Ängstlich wimmerte sie und sah mich mit glasigen Augen an.
„Hör auf", flehte sie und versuchte ihre Hände zu befreien, während ihr bereits Tränen über ihre Wangen rannten.
Erneut drehte ich sie um, drückte ihre Hände mit einer Hand über ihrem Kopf gegen die Wand und presste meinen Körper gegen ihren. Panisch begann sie zu schluchzen und wand sich, doch es gelang ihr immer noch nicht los zu kommen.
„Du willst das doch gar nicht. Du bist betrunken", weinte sie, doch ich hörte ihr nicht zu. Stattdessen schnellte meine freie Hand in ihre Haare und zogen sie brutal nach hinten, sodass ihr Kopf folgen musste, um den Schmerz zu lindern.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht wimmerte sie auf und kniff ihre Augen zu. Ohne auf ihr Gejammer zu achten begann ich ihren Hals zu küssen und ließ ihre Arme los. Sofort versuchte sie mich wegzudrücken, doch ich drückte mich mit meinem ganzen Gewicht gegen sie. Da ich nun wieder eine freie Hand hatte, fand diese den Weg zu ihren Brüsten und vergnügte sich dort.
„Bitte, hör auf", jammerte Chelsea und schluchzte lauter. Jetzt aufhören? Niemals.
Bei dem Anblick ihres Körpers bildete sich so langsam ein Ständer in meiner Hose. Da das Schlafzimmer meiner Meinung nach zu weit weg war, hatte ich vor, unsere Party in die Küche zu verlagern. Also fasste ich erneut ihre Hände und zog sie hinter mir her. Wild sträubend schrie sie mich an und auch nach Hilfe schrie sie, doch niemand hörte sie. Nur ich.
Ich presste sie vor mir gegen den Tisch und drückte ihren Oberkörper hinunter, sodass sie halb lag. Sofort öffnete ich ihren BH und schmiss ihn achtlos weg. Chelseas Schreie wurden lauter. Ihre Hände waren die ganze Zeit in meiner Nähe, trafen mich jedoch nicht.
Als nächstes folgte ihr Höschen, welches ich ihr in den Mund stopfte, um sie zu verstummen. Schnell öffnete ich meinen Gürtel und ließ meine Hose, so wie auch meine Boxershorts hinunter, ehe ich brutal in sie eindrang.
J A M I E
Als Taylor und ich bei Amber ankamen, bat ich ihn raus zu gehen und setzte mich zu meiner besten Freundin.
„Wir haben uns lange nicht mehr gesehen", bemerkte ich und nahm ihre Hand.
„Es ist in letzter Zeit so viel passiert. Zum Beispiel, dass ich schwanger bin und als Justin es erfahren hat, ist er ausgerastet", erzählte ich, während mir wieder unzählige Tränen über mein Gesicht rannten.
„Er hat mir unterstellt, mich nur von ihm schwängern gelassen zu haben, damit er mich nicht verlässt, aber weißt du was? Ich liebe ihn. Ich liebe ihn so sehr, dass ich es selber nicht mehr glaube. Aber er liebt mich offensichtlich nicht und weißt du, wie weh das tut? Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich will das Kind nicht abtreiben, ich will es aber auch nicht bekommen. Ich habe oft daran gedacht, wie es wohl wäre, eine Familie mit Justin zu gründen. Er behandelt Kinder gut und wäre ein toller Vater, aber wir sind beide noch so jung. Und kein Paar mehr. Aber waren wir das jemals? Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich ihn wieder haben will", erzählte ich und konnte mir ein Schluchzen nicht verkneifen. Wieso auch? Es war okay jetzt zu weinen. Ich hatte Justin verloren.
Langsam stand ich auf und lief zur Tür, um Taylor zu mir zu winken. Sofort kam er angerannt und sah mich besorgt an, doch man sah ihm an, dass er nicht wusste, was er tun sollte.
„Kannst du mich in den Arm nehmen?", wimmerte ich und zitterte am ganzen Körper.
„Natürlich", hauchte Taylor und legte seine Arme um mich. Hemmungslos schluchzte ich in seine Schulter und konnte nicht mehr aufhören. Normalerweise war ich nicht die Art von Mädchen, die oft weinte, aber es war einfach alles zu viel für mich geworden. Amber, die Schwangerschaft, die Trennung. Es war einfach zu viel.
„Kann ich heute bei dir schlafen?", flüsterte ich, ohne mich von Taylor zu lösen.
„Natürlich", lächelte er und streichelte mir über den Rücken.
„Danke", flüsterte ich.
Es tat so verdammt weh. Ich hatte noch nie etwas Derartiges gefühlt. Bei keinen unserer Streite. Aber ich wusste auch immer, dass wir uns wieder vertragen würden. Diesmal aber nicht. Ich hatte ihn so noch nie erlebt. So wütend. Und das nur wegen mir.
Was machte er wohl gerade? War er Zuhause? Weinte er vielleicht auch? Nein, ein Justin Bieber weinte nicht. Ich hatte ihn nur einmal weinen sehen und das war, weil seine kleine Schwester gestorben war. Gegen das war ich nichts. Ich würde ihm niemals so viel wie sie bedeuten. Bedeutete ich ihm überhaupt etwas?
Verdammt, ich sollte aufhören solche Dinge zu denken. Natürlich bedeutete ich ihm etwas. Das war unübersehbar.
J U S T I N
Torkelnd kam ich an der Lagerhalle an und sah ein Auto davor parken. Wer war das? Es musste bereits sieben Uhr oder so sein.
Ich taumelte näher zum Wagen, sah durch's Fenster und strengte meine Augen an. Der Junge im Auto sah mich erschrocken an und da erkannte ich ihn. Austin Risher. Meine Augen weiteten sich, doch bevor ich in der Lage war, irgendetwas zu tun, fuhr er davon. Kurz sah ich ihm nach, ehe ich mich wieder dem Weg zur Lagerhalle widmete. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen und achtete darauf nicht zu fallen, doch ich schwankte zu stark hin und her, bis ich doch fiel.
„Verdammt", keuchte ich und drehte mich auf den Rücken. Der Boden war kalt, aber das interessierte mich nicht. Ich blieb einfach liegen und schlief ohne etwas dagegen tun zu können ein.
Ein lautes Lachen weckte mich und ließ meinen Kopf brummen. Verdammte Scheiße, wer hatte die Nerven, mich jetzt beim Schlafen zu stören?
Mühsam öffnete ich meine Augen, schloss sie im nächsten Moment jedoch wieder, da mich die Sonne blendete. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis ich meine Augen offen halten konnte und bemerkte, dass ich draußen war. Scheiße.
Ich versuchte aufzustehen, fiel jedoch immer wieder zurück. Nach einer erneuten Ewigkeit stand ich auf und sah mich um. Hier war niemand. Anscheinend waren die, die gelacht hatten, wieder weg gegangen.
Langsam und bedacht darauf, meinen Kopf so wenig wie möglich zu bewegen, lief ich zur Tür der Lagerhalle und klingelte. Nach einer Weile öffnete mir Dan die Tür und sah mich ausdruckslos an. Mit halb offenen Augen quetschte ich mich an ihm vorbei und lief in der Halle umher, ehe ich bei meinem und Jamies Zimmer ankam. Verdammt, ihre ganzen Sachen waren noch hier.
Ohne zu überlegen nahm ich ihre Tasche und schmiss sie aus dem Zimmer, sodass sie gegen die Wand knallte und es ein lautes Geräusch machte. Mit einem lautem Knall, was nicht die beste Idee war, schloss ich die Tür und hielt mir den Kopf.
Schlafen, einfach schlafen, dachte und schmiss mich auf mein Bett.
J A M I E
Lustlos stieg ich aus Taylors Wagen und lief mit ihm ins Schulgebäude.
Die ersten zwei Stunden zogen sich total in die Länge. Ich lief zu meinem Spind und stellte meine komplette Tasche hinein.
Als ich mich umdrehte, riss ich meine Augen auf und bekam Panik. Luke stand im Gang und unterhielt sich mit irgendeinem Mädchen. Luke, der Typ, der mich auf der Party, bei der ich mit Liam war, in einen Keller gesperrt hatte. Er war hier. Er ging nicht auf meine Schule, da war ich mir mehr als sicher. Was machte er dann hier, verdammt?
Plötzlich erblickte er mich und zwinkerte mir zu. Mit wild klopfendem Herzen trugen mich meine Beine weg. Ich rannte einfach weg. Ich achtete nicht wohin, sondern rannte nur.
Wieso konnte es nicht einfach vorbei sein? Was wollte Luke von mir? Aber ich konnte heute nicht schon wieder die Schule schwänzen. Verdammt! Wie sollte ich mich jetzt verhalten? Ihn ignorieren und einfach nie allein sein? Ihm aus dem Weg gehen? Ich hatte keine Ahnung. Scheiße.
„Hey, Jamie. Alles okay? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen", lachte jemand vor mir und sah mich belustigt an. Sam.
„Hey", sagte ich nervös und leckte mir über die Lippen.
Die nächsten Stunden blieb ich immer in der Nähe von Sam und den anderen Jungs und sah Luke auch nicht mehr.
Es war fast Schulschluss nur noch zwei Stunden, von denen Eine eine Freistunde war. Nämlich jetzt.
Ich lief zum Mädchenklo, verrichtete mein Geschäft und wusch mir die Hände, ehe sich die Tür öffnete und jemand hinein kam. Erst sah ich nicht auf, doch dann wollte ich wissen, wer es ist. Als ich Luke erblickte, wollte ich so schnell ich konnte noch in die Kabine flüchten, doch er schubste mich gegen die Wand und baute sich vor mir auf.
Ängstlich sah ich ihn an, während mir mein Herz in die Hose rutschte. Scheiße, ich saß in der Falle. Was sollte ich tun?
„Jamie", grinste Luke und verschränkte die Arme vor der Brust. Wieso war er immer noch hinter mir her, obwohl James tot war? Hatte er sich mit Jack zusammen geschlossen? Aber was wollte Jack eigentlich?
„Was willst du von mir?", rief ich verzweifelt und warf die Arme in die Luft.
„Weißt du, normalerweise bin ich nicht nachtragend, aber weil du mir entwischt bist, hab ich so einige Probleme bekommen", erklärte Luke und unterdrückte seine Wut.
„Tut mir leid", zischte ich und sah an ihm vorbei, denn genau in diesem Moment betrat jemand die Mädchentoilette. Ashley.
„Oh, sorry, wollte euch nicht stören", grinste sie und wollte wieder gehen.
„Nein", rief ich unüberlegt. „Du störst nicht."
Ich quetschte mich an Luke vorbei und verließ schnell das Klo, um in der Mensa zu laufen, da dort wahrscheinlich noch andere Schüler sein würden.
J U S T I N
„Scheiße", murmelte ich mit kratziger Stimme und stand auf, da jemand an die Tür klopfte. Ich torkelte zur Tür und öffnete. Bei dem Anblick von Jamies engelsähnlichem Gesicht, zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen.
„Hey", sagte sie nervös und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
„Was willst du?", fragte ich desinteressiert und blickte kurz zur Seite.
„Meine Sachen holen", erwiderte sie kleinlaut.
„Die liegen im Flur", ließ ich sie kalt wissen.
„Habe ich gesehen", murmelte sie gekränkt. „Aber das ist nicht alles. Meine Schminktasche steht hier noch irgendwo."
Suchend sah ich mich um und entdeckte die Tasche direkt neben mir. Ich nahm sie hoch und gab sie ihr.
„Sonst noch was?", fragte ich genervt, obwohl ich sie eigentlich einfach nur küssen wollte.
„Können wir reden?", fragte sie hoffnungsvoll.
„Ich wüsste nicht worüber", wimmelte ich ab, doch sie blieb stur.
„Gut, dann rede ich und du hörst zu", entschloss sie, lief an mir vorbei und baute sich in unserem Zimmer auf.
„Jamie", seufzte ich und fuhr mich durch's Gesicht.
„Was denn?", sagte sie fassungslos. „Was, verdammt, hast du zu verlieren?"
Was hatte ich zu verlieren? Eigentlich nichts. Sollte sie doch reden.
„Siehst du", murmelte sie, als ich nicht antwortete.
„Sprich", war das Einzige, was ich sagte.
„Aber bitte unterbrich mich nicht", bat sie, doch ich antwortete wieder nicht. Als sie das merkte, seufzte sie und fuhr sich durch's Gesicht.
„Ich... Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich weiß, dass ich dir hätte Bescheid sagen müssen, dass ich nicht die Pille nehme und ich weiß auch, dass ich dir sofort hätte sagen müssen, dass ich schwanger bin. Aber weißt du, ich hatte Angst. Ich hatte einfach Angst vor deiner Reaktion und wie man gesehen hat, war das auch begründet", sprach sie immer noch leicht nervös und ließ mich dabei nicht aus den Augen. „Aber, was du mir unterstellt hast... Dass ich das Gleiche abziehe, wie Chelsea... das hat mich wirklich verletzt-" Bevor sie weiter reden konnte, unterbrach ich sie.
„Ich will das alles nicht hören, okay? Es ist schön, dass du deine Fehler einsiehst, aber ich will es ganz einfach nicht hören", machte ich ihr klar, riss ihr ihre Schminktasche aus der Hand und lief auf die Tür zu. Ich packte mir auch noch die Tasche, die im Flur lag, und lief durch die Halle.
„Warte, was machst du?", rief mir Jamie hinterher und kam angerannt, doch ich blieb erst stehen, als ich beim Ausgang angekommen war.
Ich ließ die Tasche fallen und riss die Tür auf, doch sofort kam mir Regen entgegen. Verdammt. Genervt schloss ich die Tür wieder und drehte mich zu Jamie um, welche mich enttäuscht ansah.
„Es ist unmöglich mit dir zu reden", wisperte sie und lief davon.
J A M I E
Wütend und verletzt lief ich ins Wohnzimmer und ließ mich bei den anderen Jungs, also Tryson, Jason, Dan und Ryan, auf der Couch nieder.
Wieso verhielt er sich so? Ich wollte unsere Beziehung retten, ich versuchte alles wieder gut zu machen, aber wie sollte ich das tun, wenn er es nicht wollte? Wollte er uns wirklich aufgeben? Es tat weh an so etwas zu denken. Vor allem, weil es noch nie ein Uns gegeben hatte. Aber vielleicht sollte ich ihm auch ein bisschen Zeit geben. Wenn er wirklich glaubte, dass ich das Gleiche wie Chelsea abzog, war es klar, dass er noch nicht mit mir reden wollte. Er war verletzt, verdammt verletzt, aber das war ich auch. Ich war verletzt, weil er einfach kein Vertrauen zu mir hatte.
Erst jetzt fiel mir auf, dass er sich noch gar nicht wirklich zum Baby geäußert hatte. Er hatte nur über mich geredet. Nicht über das Baby. Eigentlich hatte ich gehofft, dass er mir bei der Entscheidung, wie es weiter gehen sollte, helfen würde. Jetzt wusste ich nämlich immer noch nicht, was ich tun sollte. Ich musste mit ihm darüber reden, aber wie? Er wollte doch nicht mit mir reden. Was sollte ich denn machen, verdammt? Zuerst sollte ich mit den Jungs reden. Ich wollte ihnen von Luke erzählen. Sie sollten das wissen, oder nicht?
„Leute, ich muss euch was erzählen", meldete ich mich zu Wort und setzte mich etwas weiter nach vorne. Sofort lagen alle Blicke auf mir und auch Justin kam in den Raum, doch ich würdigte ihn keines Blickes.
„Als ich heute in der Schule war, war einer von James' Leuten da", erzählte ich. Sofort wurden alle ernst.
„Kannte er dich?", wollte Tryson entsetzt wissen.
„Ja, er... wir hatten uns schon eher kennen gelernt", murmelte ich, als mir einfiel, dass sie noch gar nichts von dem Vorfall auf der Party wussten.
„Ist das der Typ, der dich auf der Party unter Drogen gesetzt hat?", fragte Jason. Außer Justin hatte davon erzählt.
„Genau der", nuschelte ich. Es war wir verdammt peinlich, dass ich so dumm gewesen war. Und alle wussten davon.
„Hat er dich angesprochen oder so?", wollte nun Dan wissen.
„Er hat mich bedroht. Er hat indirekt gesagt, dass er sich an mir rächen will, weil ich ihm entwischt bin", erklärte ich.
„Also, er will sich an dir rächen. Das heißt, dass du in der Schule nicht sicher bist", überlegte Ryan und sah mich nachdenklich an.
„Ich werde keine Waffe mit in die Schule nehmen", stellte ich schon mal klar.
„Nein, nein, natürlich nicht. Ich hatte eher daran gedacht, dass wir Justin in der Schule einschreiben und er auf dich aufpasst, bis wir den Typen schnappen", erklärte Ryan. Ich riss die Augen auf und starrte ihn an. Justin sollte quasi mein Bodyguard sein? Das hieß, er musste pausenlos in meiner Nähe sein. Ich wusste nicht, ob das gut oder schlecht war. Immerhin konnte ich so weiter versuchen, das mit Uns wieder einzurenken, aber andererseits hatte ich immer vor Augen, was ich verloren hatte.
„Ich soll wieder in die Schule gehen?", kam es von Justin, der immer noch im Türrahmen.
„Ja, dann kannst du vielleicht endlich deinen Abschluss machen", grinste Ryan.
„Sagte der Typ, der die Schule ebenfalls abgebrochen hat", sagte Justin genervt und verschränkte die Arme vor der Brust. Hatte denn niemand hier einen Schulabschluss?
„Gut, dann wär das ja beschlossen", meinte Tryson und klatschte in die Hände.
„Nein, ist es nicht", widersprach Justin. Die Jungs sahen ihn verblüfft an. Wussten sie nicht, dass wir uns, naja, getrennt hatten?
„Meine Fresse, was ist dein Problem, Justin?", meckerte Ryan genervt. Wow, er schien sauer zu sein.
„Ich will nicht Jamies Aufpasser spielen, also bin ich raus. Ihr könnt alle meinen Arsch lecken", sagte Justin lässig und verließ den Raum.
Traurig blickte ich zu Boden und versuchte mit niemandem Blickkontakt zu haben. Wie konnte er sich so benehmen? Lag ihm denn gar nichts mehr an mir? Nach gerade mal weniger als 24 Stunden? Oder war sein Herz ganz einfach zu Stein geworden?
„Ist schon gut. Ich brauch keinen Aufpasser", murmelte ich, wohl wissend, dass die anderen das wohl gerade am wenigsten interessierte.
„Ist irgendetwas zwischen euch vorgefallen, Jamie?", wollte Ryan vorsichtig wissen.
„Ich bin nicht hier, um über Justin und mich zu reden", meinte ich gekränkt und ohne aufzusehen.
„Wie auch immer, weder du noch Justin habt Einfluss auf diese Entscheidung. Nach ein paar Tagen ist bei euch sowieso alles wieder gut, also schreiben wir Justin an deiner Schule ein. Wir brauchen nur Caden und einen falschen Lebenslauf", bestimmte Tryson entschlossen.
„Woher willst du wissen, dass zwischen ihm und mir alles wieder gut werden wird?", fragte ich ungläubig und auch verärgert darüber, dass er es einfach so bestimmte.
„Weil wir das alles schon mal mitgekriegt haben. Mit Hayley war es das Gleiche. Die beiden haben gestritten, für Hayley ist die Welt untergegangen und am nächsten Tag war wieder alles super", erklärte Tryson und schien sich ziemlich sicher zu sein.
„Trotzdem ist es vielleicht nicht das Beste, wenn Justin auf mich aufpasst. Kann das nicht einer von euch machen?", frage ich schluckend. Ich wollte nicht, dass einer von ihnen auf mich aufpasst, aber ich wollte auch nicht, dass mich Justin als Last sah. Ich wollte ihn nicht nerven, denn ich hoffte immer noch darauf, dass nach ein paar Tagen wieder alles gut sein würde.
„Nein, Justin sieht von uns, außer Jason, am Jüngsten aus. Wenn er eine Cap trägt, erkennt man nicht, wie alt er ist", erklärte Tryson und ließ sich nicht umstimmen. Gut, dass sie nicht mal in Betracht zogen, dass Jason auf mich aufpassen sollte. Das würde er sowieso nicht machen, auch wenn wir uns quasi vertragen hatten.
„Schön", nuschelte ich und stützte meinen Kopf verzweifelt in die Hände.
„Was ist zwischen euch los?", wollte Ryan sanft wissen. Seufzend stand ich auf und verließ wortlos den Raum.
Ich wollte nicht darüber reden und erst Recht nicht vor allen hier. Ich hatte Scheiße gebaut, aber das mussten sie nicht wissen. Auch Ryan sollte das nicht wissen und vor allem sollte niemand wissen, dass ich schwanger war.
Als ich in der Küche angekommen war, setzte ich mich auf einen Stuhl und stützte meinen Kopf erneut in meine Hände. Taylor würde mich in zehn Minuten wieder abholen, aber was sollte ich bis dahin machen? Noch mal zu Justin gehen? Wenn man vom Teufel spricht... Justin kam gerade herein. Als er mich sah, wand er den Blick jedoch ab und lief wortlos zum Kühlschrank.
„Ich weiß, dass du das nicht hören willst, aber es ist auch dein Kind und ich... ich weiß nicht, was ich machen soll", murmelte ich unsicher und blickte auf seinen Hinterkopf, doch er antwortete nicht. Er holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank und wollte wieder an mir vorbei gehen, doch ich griff an sein Handgelenk und hielt ihn somit auf. Natürlich könnte er einfach weiter gehen, da ich ihn nicht wirklich fest hielt, aber er blieb trotzdem stehen. Langsam drehte er sich zu mir und sah mich ausdruckslos an.
„Was willst du jetzt von mir hören?", fragte er vorwurfsvoll.
„Das weißt du ganz genau", fuhr ich ihn verärgert an. Überrascht zog er die Augenbrauen hoch.
„Sobald es ein Problem gibt, bist du der Erste, der wegrennt. Vielleicht hältst du dich für schlau, aber du bist ganz einfach feige. Mich in dieser Situation allein zu lassen ist anstandslos und feige", spuckte ich wütend und stand auf, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein. Ich stand so dicht vor ihm, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte. Egal wie sehr ich ihn liebte, er war unmöglich. Ich hasste sein Verhalten im Moment. Egal, was für Fehler ich machte, er schaffte es jedes Mal sie zu toppen.
„Feige?", wisperte er ungläubig und sah mich verhasst hast.
„Richtig gehört, Bieber. Feige", wiederholte ich mutig und brach den Blickkontakt nicht ab.
„Nenn mich ein Arschloch, nenn mich von mir aus auch feige, aber sieh es doch ganz einfach mal so wie es ist. Ich gebe nen Fuck darauf, was du mit dem Baby anstellst, weil es verdammt nochmal dein Problem ist", zischte er und sah mich bedrohlich an. Mein Herz klopfte bis zum Hals und meine Knie drohten nachzugeben, doch ich blieb standhaft.
„Du sagst, es ist mein Problem? Das ist es verdammt noch mal nicht, denn es ist durch dein verdammtes Sperma entstanden! Also lass dir endlich Eier wachsen und stell dich unserem Problem", rief ich fassungslos, blieb jedoch leise genug, damit es die anderen nicht hörten.
In Justins Gesicht war die aufsteigende Wut sichtlich zu erkennen und er atmete so schwer, dass sich sein Brustkorb immer schneller hob und senkte. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und ließen in mir die Panik erwachen.
Bei ihm wusste ich nie was kommt, aber war auf alles gefasst. Außer auf das: Seine nun wieder flache Hand hob sich auf meine Kopfhöhe und holte zum Schlag aus. Erschrocken kniff ich meine Augen zusammen und wartete auf den kommenden Schmerz.
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