62. „Ich wollte dich auf Abstand halten."

J A M I E

Justin atmete heftig und schwitzte umso mehr. Hoffentlich überanstrengte er sich nicht.

„Alles okay?", fragte ich leicht grinsend.

„Ja, alles gut. Lass uns weiter machen", sagte er hastig und sah mich mit leuchtenden Augen an.

Ich leckte mir über die Lippen und platzierte mich wieder über ihm. Verlangend drückte er sein Becken nach oben, als ich mich gerade wieder auf ihn hinab senkte.

Er Stöhnte erstickt, weshalb ich mein Becken schneller auf ihm bewegte, denn der Klang seiner unwiderstehlichen Stimme machte mich meinen Höhepunkt näher. Er hielt meinen Hintern mit seinen beiden Händen fest, als ich mich immer wieder schneller bewegte.

Stöhnend regte er den Kopf nach oben, während ich begann mich auf ihm zu bewegen. Mit beiden Händen stütze ich mich auf seiner muskulösen Brust ab, als ich erregt keuchte und nach Luft rang.

„Oh Gott", rief ich aus, als mich mein Orgasmus überwältigte und meine Bewegungen langsamer wurden, bis ich schließlich ganz auf ihm zum Sitzen kam. Ich musste mich zusammenreißen, mich nicht einfach auf ihn fallen zu lassen, da ich einfach total erschöpft war.

Schnaufend sah ich seine entspannten Gesichtszüge an, während er seine Augen geschlossen hatte und schwer schluckte. Seine Lippen öffneten sich einen Spalt, um die Luft in seine Lungen zu bringen. Ächzend rollte ich mich neben Justin und zog die Decke über meine Brüste.

„Danke, Babe. Das brauchte ich", atmete Justin aus. Irritiert zog ich eine Augenbraue hoch.

„Hast du dich gerade für Sex bedankt?", fragte ich ungläubig.

„Ähm... irgendwie schon", stammelte er und lachte leise.

„Mach das nie wieder", bat ich ihn amüsiert und drehte mich auf die Seite. Justin atmete immer noch heftig und der Schweiß lief ihm die Stirn herunter. Ich kräuselte die Stirn.

„Wirklich alles okay?", fragte ich besorgt und strich ihm die nassen Haare aus dem Gesicht. „Du siehst aus, als wärst du einen Marathon gelaufen."

Justin schnaubte und leckte sich über die Lippen.

„Alles gut. Liegt wahrscheinlich an den Medikamenten, die ich nehme", vermutete er. Ich nickte verstehend und seufzte.

„Jamie?", fragte Justin leise und drehte seinen Kopf zu mir.

„Hm?", machte ich.

„Du musst mir etwas versprechen", hauchte er und sah mich verzweifelt an.

„Was denn?", erwiderte ich. Er leckte sich langsam über die Lippen, ehe er melodramatisch antwortete: „Du musst mir Bier mitbringen."

Ich sah ihn ungläubig an. War das sein ernst?

„Du willst, dass ich dir Bier mitbringe?", spottete ich und legte mich wieder auf den Rücken.

„Ich werde hier sonst sterben", behauptete er ernst. Ich lachte und schüttelte leicht den Kopf.

„Ich kann dir kein Alkohol ins Krankenhaus bringen", erklärte ich und sah ihn kurz entschuldigend an.

„Wieso?", fragte er und schmollte. Ich lächelte und küsste ihn kurz auf die Lippen.

„Du bist süß, wenn du schmollst", flüsterte ich und küsste ihn erneut. Er schloss genießerisch die Augen und erwiderte meinen Kuss. Ich liebte seine verdammt weichen Lippen.

„Hab ich das nicht schon mal zu dir gesagt?", überlegte er, nachdem wir uns gelöst hatten. Ich überlegte kurz.

„Als du mich am Tag nach der Bounds Party nach Hause gebracht hast", fiel mir lächelnd ein. Da war er noch so ein Arschloch zu mir gewesen. Wieso eigentlich? Wieso fragte ich ihn nicht einfach?

„Wieso hast du mich damals so scheiße behandelt?", wollte ich nachdenklich wissen. Justin sah weg und schürzte die Lippen.

„Ich... ich mochte dich, aber ich wusste, dass wir uns nicht mehr sehen konnten", erzählte er leise und sah mich immer noch nicht an.

„Deswegen warst du so ein Arschloch? Das ergibt keinen Sinn", stellte ich verwirrt fest. Justin seufzte.

„Ich wollte dich auf Abstand halten", erklärte er.

„Das hast du super hingekriegt, indem wir in einem Bett geschlafen haben und du mich am nächsten Tag sofort wieder besucht hast", spottete ich. Irgendwie machte es mich sauer, dass das seine Antwort war. Ich hatte mich so unwohl bei ihm gefühlt, weil er mich auf Abstand halten wollte. Das hätte er auch anders hinbekommen. Er hätte mir nicht das Gefühl geben müssen, dass ich ein Parasit in seiner Wohnung war. Geschockt sah er zu mir.

„Wir haben in einem Bett geschlafen?", fragte er entsetzt. Was war daran jetzt wieder so schlimm? Na ja, mich würde es auch erschrecken, wenn ich es nicht mehr wissen würde. Er war anscheinend doch noch am Schlafen gewesen oder so. Keine Ahnung, vielleicht war er ja im Halbschlaf gewesen.

„Ja, weil du ja von Tryson bewusstlos geschlagen wurdest, musste ich auf der Couch schlafen. In der Nacht bin ich irgendwie auf dem Boden gelandet und du hast mich ins Bett geholt", murmelte ich schulterzuckend. Augenblicklich setzte sich Justin auf und starrte wütend auf mich hinab. Oh scheiße, ich hatte zu viel gesagt.

„Du hast uns belauscht", spuckte er und schüttelte ungläubig den Kopf. Ich schnaubte.

„Du warst das größte Arschloch, also wollte ich einfach nicht auf dich hören und bin eben zu euch runter gekommen", verteidigte ich mich.

„Du hattest kein Recht zuzuhören! Dich gehen die Gespräche, die ich mit den Jungs führe, einen Dreck an!", rief er verständnislos. Konnten wir nicht ein paar Tage mal ohne Streit zusammen sein? So langsam fragte ich mich wirklich, ob das alles hier überhaupt noch einen Sinn machte.

„Schrei mich nicht an, oder ich gehe", wisperte ich verletzt. Wieso musste er das ständig tun? Er zog sich an allem, was ich falsch tat, hoch und verursachte einen Streit. Ich wusste, dass es falsch gewesen war, sie zu belauschen, aber er hätte mich auch nicht wie Dreck behandeln dürfen. Wir hatten beide Fehler gemacht.

„Geh doch! Verpiss dich!", schrie er und zeigte mit seiner Hand auf die Tür. Er wollte, dass ich verschwand. Er wollte wirklich, dass ich ging.

Gekränkt stand ich auf und zog mir blitzschnell meine Sachen an. Ich drehte mich nicht zu ihm um, lief einfach auf die Tür zu. Gleich würde er sagen, dass ich warten solle. Er würde mich nicht rausschicken. Ich musste nur langsam laufen, damit er es erkannte.

„Jamie, warte", rief er auch schon. Sagte ich ja. Langsam drehte ich mich um und sah ihn ausdruckslos an.

„Verdammt, komm her", sagte er und sah mich verzweifelt an. Sollte ich jetzt einfach wieder zu ihm gehen? Er hatte gesagt, ich solle mich verpissen. Er konnte nicht so mit mir spielen.

Kaum merklich schüttelte ich den Kopf, drehte mich um und verließ sein Zimmer. Damit hatte er wahrscheinlich nicht gerechnet. Ich auch nicht. Aber er konnte nicht denken, dass ich immer da war. Er dachte, ich würde immer zurück kommen, wenn er Scheiße baute. Aber irgendwann war es einfach zu viel. Ich liebte ihn so verdammt sehr, ich würde ihn nicht verlassen, nie, aber ich musste ihm einfach zeigen, dass ich nicht von allein blieb. Er musste sich ein wenig Mühe geben, um mich zu behalten.

Schnell lief ich den Gang entlang. Aber wohin sollte ich jetzt gehen? Einfach auf die anderen warten?

„Jamie!", ertönte es plötzlich. Alle Leute, die hier ebenfalls langliefen, drehten sich um und sahen zu Justin, der neben der Tür seines Zimmers stand. Verdammt, er durfte nicht rumlaufen. Ich riss die Augen auf und lief auf ihn zu.

„Mr. Bieber, Sie müssen sich wieder hinlegen", sagte eine Schwester und griff nach seinen Armen, doch Justin riss sich los und rannte blitzschnell zu mir.

„Verdammt, was machst du?", fragte ich entsetzt.

„Bitte, geh nicht", flehte er verzweifelt.

„Du hast gesagt, ich soll mich verpissen", erinnerte ich ihn gekränkt und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Mr. Bieber!", rief die Schwester verärgert und kam auf uns zu.

„Ich will nicht, dass du gehst. Es tut mir leid, ich... ich war einfach etwas überfordert", murmelte er und sah mir verzweifelt in die Augen.

Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen, welche ich im nächsten Moment auf seine presste. Ebenfalls lächelnd erwiderte er den Kuss und platzierte seine Hand an meiner Wange. Auf einmal ertönte lauter Applaus und Jubel. Erschrocken löste ich mich von Justin und sah mich um. Alle auf dem Gang sahen uns an und klatschten und jubelten. Lachend sah ich zu Justin, der verärgert zu sein schien, und drehte seinen Kopf in meine Richtung.

„Nimm es mit Humor", riet ich ihm grinsend, doch da kam die Krankenschwester und packte Justin am Arm.

„Sie kommen jetzt mit!", zischte sie wütend und zerrte an ihm. Was fiel ihr ein? Sie durfte ihn doch nicht so grob anfassen.

„Lassen Sie mich los", knurrte Justin und zog seinen Arm weg.

„Sie dürften gar nicht auf den Beinen sein! Legen Sie sich zurück in ihr Bett!", herrschte sie ihn forsch an und packte ihn wieder am Arm.

„Und Sie dürften gar nicht ohne Papiertüte auf dem Kopf herumlaufen! Und jetzt lassen Sie verdammt noch mal meinen Freund los", sprach ich dazwischen und schlug ihren Arm weg. Justin grinste mich breit an und nahm meine Hand. Lächelnd lief ich mit ihm an der Schwester vorbei und gingen zu seinem Zimmer zurück. Justin sah mich währenddessen die ganze Zeit an und spielte mit unseren verschränkten Fingern.

Als wir wieder in seinem Zimmer waren, setzte er sich auf einen Stuhl und sah mich an. Ich runzelte die Stirn und setzte mich auf den Stuhl gegenüber von ihm.

„Willst du dich nicht ins Bett legen?", fragte ich, doch Justin schüttelte nur den Kopf und grinste mich an.

„Womit habe ich dich nur verdient?", grinste er plötzlich. Ich lachte kurz und schüttelte den Kopf.

„Wir sind also so ein richtiges... Paar?", fragte er unsicher und sah mich stirnrunzelnd an. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Er hatte in der High school bestätigt, dass wir eine Beziehung führten, wir wohnten quasi zusammen, küssten uns und hielten sogar Händchen. Wir waren definitiv ein Paar. Aber konnte ich das ihm wirklich sagen? Wollte er das überhaupt?

„Ich weiß nicht. Willst du denn, dass wir ein Paar sind?", wollte ich leise wissen. Ich konnte seinen Blick nicht richtig deuten, aber er schien nachzudenken. Er musste darüber nachdenken?

Er schien sich ziemlich viel Zeit zu lassen, sodass ich nicht mal sicher war, ob er überhaupt noch antworten würde, aber dazu hatte er sowieso keine Zeit mehr, da eine Krankenschwester ins Zimmer kam. Es war nicht die, die ich so blöd angemacht hatte, sondern eine junge, hübsche und auch sexy Krankenschwester. Na super. Auf ihrem Namensschild stand „Morgan." Schwester Morgan. Hörte sich total scheiße an.

„Hallo, Mr. Bieber. Ich muss kurz Ihre Werte checken und Sie untersuchen. Aber wie ich sehe, sind Sie nicht mehr an den Geräten angeschlossen. War jemand anderes hier und hat sie entfernt?", fragte sie verwundert und legte ihr Klemmbrett weg.

„Ja, hat Ihnen niemand Bescheid gesagt? Anscheinend waren meine Werte gut genug, dass ich jetzt herum laufen darf", erklärte er unbekümmert und gespielt höflich. Ich bemühte mich darum keine Miene zu verziehen. Er war echt ein dreister Lügner.

Forschend sah er mich an, als wollte er sich versichern, dass ich nichts sagte, doch ich mied seinen Blick. Er hatte meine Frage nicht beantwortet. Die Schwester nahm sich ihr Klemmbrett wieder und warf erneut einen Blick darauf. Verwirrt runzelte sie die Stirn.

„Niemand hat irgendwelche neuen Werte eingetragen. Sind Sie sicher?", hakte sie skeptisch nach.

„Ich bin nicht so krank, dass ich nicht weiß, was mir gesagt wurde", konterte Justin und sah Morgan eindringlich an. Er kam ziemlich überzeugend rüber, weshalb sie es auch zu glauben schien.

„Na schön. Dann hat Sie wahrscheinlich auch schon jemand untersucht", schlussfolgerte sie und lief zur Tür.

„Ich lass Sie beiden dann wieder allein und komm später noch mal wieder", verabschiedete sie sich und verschwand.

„Du weißt, dass sie deswegen ihren Job verlieren könnte", murmelte ich vorwurfsvoll, obwohl es mich nicht interessierte. Ich wollte ihm nur Vorwürfe machen, weil er meine Frage nicht beantwortet hatte, aber das konnte ich ihm nicht sagen.

„Na und?", fragte Justin desinteressiert und sah mich an. Ich wand den Blick ab und sah im Zimmer umher.

„Was ist los, Jamie?", fragte er streng und sah mir starr in die Augen.

„Nichts", murrte ich und stand auf.

„Ich geh auf Toilette", ließ ich ihn wissen.

„Nein, tust du nicht", presste er zwischen seinen Zähnen hervor, stand auf und hielt mich am Handgelenk fest. Fassungslos starrte ich ihn an und wartete darauf, dass er mich los ließ.

„Ich bin nicht der Einzige, der für Streit sorgt, also reiß dich zusammen und gib dir auch ein Bisschen Mühe", zischte er und ließ los.

Er hatte recht, aber ich war nun mal verletzt, verstand er das denn nicht? Wir hatten schon so viel Zeit miteinander verbracht und er wollte nicht mal eine Beziehung. Ich hatte ihm meine Jungfräulichkeit geschenkt und er wollte nicht mal eine Beziehung. Ich liebte ihn, verdammt, und er wollte nicht mal eine Beziehung! Anscheinend fühlte er wirklich nicht das gleiche für mich, wie ich für ihn. Aber wir führten doch schon längst eine Beziehung. Das hatte er schon längst gesagt. So ist das doch in einer Beziehung, oder nicht? Genau das waren seine Worte. Genau das. Leise klopfte es an der Tür und die Jungs kamen hinein.

„Hey", sagte Ryan leise und lächelte uns an. Ich wand den Blick von ihm ab und sah im Raum umher.

„Hey, Leute", erwiderte Justin. Wortlos stand ich auf und lief zu Ryan.

„In welchem Raum ist Sean?", wollte ich leise wissen.

„Drei Zimmer weiter", ließ er mich irritiert wissen, doch ich lief einfach aus der Tür. Wieso nahm mich das so sehr mit? Wieso war mir das, was ich und Justin im Moment hatten, nicht genug?

Stumm lief mir eine Träne übers Gesicht. Ich weinte um den Verlust, von etwas, was nie mir gehört hatte. Justin war nie meins gewesen. Es war dumm gewesen, mich in ihn zu verlieben. Es war doch von Anfang an klar gewesen, dass es nicht klappen würde, oder? Nein, das war es nicht. Ich wusste nur, dass es nicht einfach werden würde. Aber seit wann war ich so schwach? Wieso wollte ich aufgeben? Ich liebte Justin. Das konnte ich nicht ändern. Vielleicht brauchte er nur ein wenig Zeit. Was machte es eigentlich für einen Unterschied, ob das nun eine Beziehung war oder nicht? Es machte keinen Unterschied.

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