52. „Ich bin Jungfrau."

J U S T I N

Jamie?", fragte ich. Sie saß auf dem Boden und stützte ihren Kopf in ihre Hände. Okay, sie reagiert nicht. Vielleicht hatte sie mich nicht gehört.

Ich runzelte die Stirn und fragte diesmal lauter. Müde hob sie den Kopf und sah mich verschlafen an. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. Sie war eingeschlafen. Süß. Ich lief zu ihr und hielt ihr meine Hand hin. Lächelnd zog sie sich hoch und ließ meine Hand auch nicht los. Diesmal tat ich es auch nicht und lief mit ihr zurück in Ryans Zimmer.

Wir redeten bis Abends, alberten rum, bis ich bemerkte, dass es schon kurz vor sechs war.

„Verdammt!", fluchte ich.

„Wir müssen gehen", ließ ich Ryan wissen und stand ruckartig auf.

„Was?", fragten Ryan und Jamie wie aus einem Mund.

„Ich muss was erledigen", erklärte ich und sah Jamie auffordernd an.

„Ich wollte aber noch zu Amber", warf sie ein und sah mich flehend an.

„Ich habe gesagt, dass wir gehen müssen!", zischte ich ungeduldig.

„Justin!", mahnte Ryan und sah mich streng an.

„Tut..tut mir leid, Babe. Wir können morgen nochmal herkommen, aber jetzt muss ich dringend zurück und ich werde dich nicht hier lassen", sagte ich nun sanfter.

Jamie sah mich verblüfft an, dann Ryan, dann wieder mich, dann wieder Ryan. Verdutzt stand sie auf und verabschiedete sich von Ryan mit einer Umarmung. Zusammen liefen wir aus dem Zimmer.

„Was ist so wichtig, dass du so schnell weg musst?", fragte sie neugierig.

„Ist nicht wichtig", murmelte ich abweisend und drückte auf den Knopf des Fahrstuhls.

„Wenn es nicht wichtig ist, kannst du es mir ja sagen." Sie sah mich von der Seite eindringlich an, doch ich verdrehte nur die Augen. Da kam mir Ryan wieder in den Sinn. Okay, vielleicht sollte ich es versuchen. Andererseits wollte ich keine Fragen darüber beantworten. Ich wollte sie einfach so gut wie möglich da raus halten. Sie hatte schon viel zu viel mitbekommen.

„Ist nicht wichtig, Jamie." Ich sah sie lächelnd an und streichelte ihr kurz über den Arm. Sie biss sich auf die Lippen und sah mich verführerisch an.

„Weißt du noch, als wir in diesem Aufzug hier rumgemacht haben?", hauchte sie und zog mich am Shirt in den Aufzug. Ich biss mir fest auf die Lippen und nickte.

„Vielleicht sollten wir das wiederholen", schlug sie vor und stellte sich auf Zehenspitzen, damit sie ihre wundervollen Lippen auf meine legen konnte. Verlangend massierte ich ihre und platzierte meine Hände an ihrer Hüfte.

„Justin", wisperte sie und sah schluckend zu mir auf. Ich verstand nicht, was sie von mir wollte und sah sie deshalb fragend an.

„Deine Hände", flüsterte sie und sah mich vielsagend an. Verwirrt legte ich meinen Kopf schief, bevor es mir einfiel.

Geschockt nahm ich meine Hände weg, trat einige Schritte zurück und sah Jamie entschuldigend an.

„Tut mir leid", krächzte ich.

„Schon gut", murmelte sie lächelnd. „Komm wieder her."

Ich schüttelte hastig meinen Kopf.

„Justin", jammerte Jamie. Ich wusste, dass sie gleich wieder sauer sein würde, also seufzte ich und trat zu ihr. Waren wir nicht ein tolles Paar?

„Es tut mir so verdammt leid", flüsterte ich und legte meine Arme um sie. Lächelnd legte sie ihre Arme um meine Taille.

„Ist schon okay", erwiderte sie.

„Nein, ist es nicht", widersprach ich. „Ich habe dich verdammt nochmal verletzt; das ist unentschuldbar."

„Du warst betrunken", versuchte Jamie es schön zu reden. Ich schnaubte und schüttelte den Kopf.

„Okay, lass uns einfach aufhören darüber zu reden", seufzte sie, bevor sie sich von mir löste. Ich fuhr mir durch's Gesicht und ließ meine Arme schlaff runter hängen.

Bis der Aufzug zum Stillstand kam, sagten wir kein Wort und auch, als wir zum Auto liefen war es still. Als wir losfuhren, bemerkte ich, wie sich Jamie verspannte. Naja, ich fuhr auch etwas zu schnell, als ich sollte, aber ich wollte einfach nicht zu spät da sein. Ich hatte kein Bock mir das Gemecker von den Jungs anzuhören.

„Kannst du nicht etwas langsamer fahren?", bat mich Jamie kleinlaut. Ich seufzte und fuhr langsamer. Jetzt waren es nur noch 80 km/h.

Bis wir Zuhause waren, sprach niemand mehr ein Wort. Wir hatten anscheinend nichts mehr zu reden.

Als wir ins Haus gingen, verschwand sie sofort die Treppe hoch. War sie sauer? Naja, darüber konnte ich mir jetzt keine Gedanken machen. Ich hatte Wichtigeres zu tun.

„Da bist du ja", fuhr mich Tryson direkt an. Ich verdrehte genervt die Augen und lief an ihm vorbei ins Wohnzimmer, wobei ich ihn anrempelte.

„Dann fahren wir jetzt los", rief Tryson und klatschte in die Hände. Wir nahmen den Van und stiegen ein, nachdem wir unsere Waffen eingesteckt hatten.

„Das heute ist so einfach, dass niemand das von uns vermasseln kann und falls doch, zieh ich demjenigen die Eier lang", verkündete Tryson und sah zu uns auf den Rücksitz. Dan fuhr mal wieder und ich saß ganz hinten. Vor mir saß Jason.

Es war komisch, dass der Van so leer war. Ryan und Sean fehlten. Aber beide würden ja bald wieder kommen.

Seufzend stützte ich meinen Kopf in meine Hände und schloss die Augen.

„Okay, wir sind da", ließ uns Tryson wissen und stoppte den Wagen.

Ich stieg aus und betrachtete die Lagerhalle vor uns. Sie war nicht besonders groß, aber auch nicht klein. Eigentlich war sie ziemlich praktisch. Ich freute mich schon darauf, den Typen eine Kugel in den Kopf zu jagen.

Gemeinsam liefen wir zur Tür und setzten uns unsere berühmten Masken auf. Langsam umrundeten wir die Halle und fanden ein ziemlich großes Fenster. Wir dachten uns schon, dass wir durch ein Fenster rein mussten. Nur für den Fall, versuchte Tryson das Fenster hoch zu schieben und lachte danach spottend, als es sich wirklich öffnen ließ. Das war wirklich dumm.

Tryson schob das Fenster ganz hoch, spähte hinein und stieg hindurch. Wir machten es ihm nach und sahen uns um. Diese Lagerhalle war der absolute Hammer. Sie war mit Möbeln ziemlich stilsicher eingerichtet und in komplett schwarz gehalten. Die Madz waren bestimmt schwul.

Leise verteilten wir uns und sahen uns um. Als ich Stimmen hörte, zeigte ich mit dem Zeigefinger auf den Boden, um den Jungs zu zeigen, dass sie ihm Keller waren. Die Anderen nickten und schlichen zur Kellertreppe. Da sie uns sowieso hören würden, rannten wir die Treppe runter.

Sofort richteten wir unsere Waffen auf die Madz. Oder auch nicht. Ich konnte nämlich niemanden sehen.

Verwirrt sah ich zu den Jungs, doch sie sahen ebenso verwirrt aus. Ich hob ein Finger an meine Lippen und deutete ihnen somit leise zu sein. Leider konnten sich die Madz hier gut verstecken, denn hier standen unzählige Marihuana Pflanzen in mehreren mindestens dreißig Meter langen Reihen.

Leise trat ich einen Fuß vor den anderen und lief eine Reihe entlang, während ich mich umsah. Nach einigen Sekunden hörte ich ein Rascheln und blieb stehen. Ein Grinsen legte sich auf meine Lippen, als ich schnellen Atem hörte und gleich darauf auch einen Fuß erblickte. Da versteckte sich wirklich jemand direkt neben mir hinter einer Pflanze.

„Ich gib dir eine Sekunde heraus zu kommen, oder deine Freunde können dein Gehirn von der Wand abkratzen", sagte ich ruhig und richtete die Waffe auf ihn.

Wacklig stand er auf und sah mir angsterfüllt in die Augen. Er sah dafür, dass er siebzehn sein sollte, ziemlich jung aus und passte hier auch gar nicht rein. Er sah aus, wie ein normaler Teenager. Er war nicht mal bekifft. Also, wenn ich hier leben würde... Ich schluckte und schüttelte kurz den Kopf.

„Siehst aus, wie 'ne richtige Memme", bemerkte ich monoton und drückte ab, da ich keinen Bock hatte, mich weiterhin mit ihm zu befassen. Sein lebloser Körper fiel laut zu Boden.

„Ich hab einen abgeknallt!", ließ ich die anderen Jungs rufend wissen und sah mich weiterhin um.

Ich schlenderte durch die Reihen, bis ich meinen Blick gelangweilt auf Jason heftete, der sich ebenfalls umsah. Doch plötzlich tauchte jemand hinter ihm auf und stach ihm etwas in den Hals. Jason fuhr erschrocken herum und schlug ihm ins Gesicht. Er wollte ihm gerade in den Kopf schießen, als ich „Stop!" brüllte. Jason verharrte in seinen Bewegungen und sah langsam zu mir. Ich lief auf die beiden zu und stieß Jason zur Seite. Der Junge vor mir sah mit großen Augen zu mir auf, da er durch Jasons harten Schlag zu Boden gefallen war. Doch mit einen Augenblinzeln veränderte sich sein Gesicht und ich sah James' hässliche Visage vor mir.

Ich weitete meine Augen und sah ihn voller Hass an. Wie von allein holte meine Faust zum Schlag aus und traf ihn mitten ins Gesicht. Ein Knacken verriet mir, dass seine Nase gebrochen war, doch das war nicht das Einzige, was ich ihm antun wollte. Er hatte mir meine kleine Schwester genommen und das zweimal. Er verdiente es, an dem schlimmsten und qualvollsten Tod zu sterben, den man sich vorstellen konnte. Aber was war das? Sollte ich ihn abfackeln? Ihn zerstückeln? Lebendig vergraben? Naja, im Moment reichte es mir, ihm seinen wertlosen Schädel einzuschlagen, also stürzte ich mich auf ihn und schlug ihn erneut. Seine Nase blutete wie sau und sein Auge war bereits angeschwollen, doch ich schlug immer wieder auf ihn ein.

Dumpfe Stimmen in meinem Kopf riefen meinen Namen, doch ich schien in eine Art Rausch gefallen zu sein, denn ich konnte weder aufhören, auf ihn einzudreschen, noch konnte ich meinen Blick von seinem bereits entsetzlich entstellten Gesicht nehmen. Alles, was in seinem Gesicht bluten konnte, schien zu bluten. Man konnte nichtmal seine Gesichtszüge erkennen. Oder doch? Anscheinend hatte ich nicht richtig hingesehen, denn nun erkannte ich nicht mehr James, sonder mich. Ich stoppte meine Bewegungen und riss meine Augen auf.

„Es war meine Schuld", wisperte ich.

„Ich hab' sie getötet!", brüllte ich nun und schlug so heftig zu, wie ich konnte, doch plötzlich gab mein Schädel nach und meine Hand verschwand. Meine Schädeldecke hatte nachgegeben und meine Hand steckte in meinem eigenen Kopf.

Plötzlich wurde ich von mir weggerissen und nach hinten geschubst. Mit einem Mal waren die Stimmen laut, nicht mehr nur in meinem Kopf und ich sah in die fassungslosen Gesichter von Dan und Tryson.

„Scheiße, du hast seinen Schädel eingeschlagen!", rief Dan entgeistert und raufte sich die Haare. Benommen sah ich zu mir und schluckte. Vor mir lag weder James, noch lag ich dort. Es war der Junge von den Madz.

Langsam stand ich auf und sah Tryson dabei zu, wie er die Spritze, die dieser Typ Jason in den Hals gerammt hatte, aus ihm hinaus zog.

„Er hat dir nichts in den Hals gespritzt. Keine Sorge", atmete Tryson aus. Jason nickte erleichtert und heftete seinen Blick auf mich, wie alle anderen auch. Ich öffnete meine Lippen einen Spalt und blickte alle einmal an.

„Ich geh kurz raus", stammelte ich und rannte zur Treppe. Diese rannte ich ebenfalls hinauf und sah mich um.

Ich lief auf etwas zu, was aussah, wie ein kleines Häuschen, und öffnete die Tür. Wie ich erwartet hatte, war das hier eine Art Bad.

Ich ging zum Waschbecken und wusch mir die Hände, da meine linke Hand voller Blut war.

Als ich dachte, dass ich auf mich eingeschlagen hatte, fühlte ich eine Art der Befriedigung. Eine Art der Wiedergutmachung. War das der Schlüssel dazu, mein Gewissen zu beruhigen? Die Schuldgefühle verschwinden zu lassen? Musste ich mich einfach dafür, was ich getan hatte, bestrafen? War es wirklich so einfach?

Ein Poltern ließ mich aufschrecken. Ich rannte aus dem Bad und sah, wie der letzte Madz aus der Tür verschwand.

„Scheiße", zischte ich und rannte auf ihn zu.

„Jungs!", brüllte ich währenddessen, doch als ich aus der Tür kam, war niemand mehr zu sehen, doch ein Auto brauste an mir vorbei.

J A M I E

„Wir sind wieder da!", rief Tryson von unten. Sehnsüchtig rannte ich die Treppe hinunter und suchte mit meinen Augen den Flur nach Justin ab, fand ihn jedoch nicht. Nur Tryson, Jason und Dan standen dort.

„Wo ist Justin?", wollte ich verwirrt wissen. Tryson seufzte und sah mich mitleidig an.

„Was?", zischte ich und sah ihn ungeduldig an.

„Jamie", fing Dan an und trat vor mich. Ich hob abwartend die Augenbrauen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Er...er ist tot."

Schlagartig öffnete ich meine Augen und setzte mich auf. Hastig sah ich mich um und bemerkte, dass ich auf Justins Bett eingeschlafen war. Mein Herz raste und meine Hände waren verschwitzt.

„Scheiße", flüsterte ich und strich mir durch's Gesicht.

Unten hörte ich die Haustür auf und zu gehen. Plötzlich bekam ich Angst, dass Justin wirklich tot war. Wenn er vor gehabt hätte etwas harmloses zu tun, hätte er mir gesagt, wohin er wollte.

Ich schüttellte den Kopf und setzte mich im Schneidersitz auf Justins Bett. Er war nicht tot. Er stand nun da unten und lebte. Selbst wenn es gefährlich war, was er gemacht hatte, lebte er noch. Ich wusste es.

Nervös wartete ich darauf, dass er endlich hoch kam, doch nun sass ich schon zehn Minuten hier. So langsam bekam ich Angst, doch nach weiteren zehn Minuten hörte ich Schritte die Treppe hinauf kommen.

Mit grossen Augen sah ich zur Tür und erblickte Justin, welcher mich emotionslos anguckte. Doch nach ein paar Sekunden lief er wortlos zu seinem Schrank und nahm sich irgendwelche Sachen hinaus. Gleich darauf verschwand er auch schon wieder aus dem Raum und ließ mich fassungslos zurück. War das sein Ernst? Er sagte nichtmal „Hallo"?

Ich schnaubte und lief aus seinem Zimmer. Im Flur hörte ich das laufende Wasser, was mir zeigte, dass er duschte. Seufzend lief ich die Treppe hinunter und erblickte Dan in der Küche.

„Hey, Dan", begrüßte ich ihn und ließ mich auf einem Stuhl nieder.

„Hey, Jamie", erwiderte Dan und wand sich vom Kühlschrank ab. Wieso guckte er da noch überhaupt rein? Sie hatten doch sowieso nichts anderes als Bier und Cornflakes.

„Was kann ich für dich tun?", wollte Dan wissen und hob die Brauen, als er sich zu mir drehte.

„Ist heute irgendetwas passiert? Justin hat mich nicht mal begrüßt", ließ ich ihn an meinen Sorgen teilhaben.

„Naja, es gab einen kleinen Vorfall, aber darüber solltest du mit Justin persönlich reden. Außerdem versteh ich sowieso nicht, was genau passiert ist", erzählte Dan und zuckte die Schultern. Es war also etwas passiert?

„War der Vorfall schlimm?", fragte ich hastig nach. Sofort schüttelte Dan den Kopf.

„Nein, keines Wegs. Mach dir keine Sorgen, Jamie." Er lächelte mich aufmunternd an und widmete sich wieder dem Kühlschrank.

„Was genau suchst du?", lachte ich, als er seinen ganzen Kopf hinein steckte.

„Bier", kam es nur von ihm.

„Und du glaubst, du findest es, wenn jetzt nochmal nachguckst? Ich meine, du hast doch gerade auch nichts gefunden, wieso solltest du also jetzt eins finden?" Ich sah ihm schmunzelnd zu und leckte mir über die Lippen.

„Nein, aber ich kann nicht glauben, dass wir keins haben", meinte Dan und schloss die Tür. Naja, das konnte ich ehrlich gesagt auch nicht glauben. Ich lachte leise und schüttelte dabei den Kopf.

„Ich geh im Keller nachgucken", ließ mich Dan verzweifelt wissen und verschwand.

Vielleicht sollte ich einfach zu Justin nach oben gehen und mit ihm reden. Vielleicht war ja doch etwas schlimmeres passiert und sein Verhalten war berechtigt. Oder vielleicht hatte ich ja etwas getan? Hatte ich etwas falsch gemacht?

Ich atmete tief durch. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Schnell lief ich die Treppe hoch und klopfte zögernd an Justins Zimmertür, da er sie geschlossen hatte.

„Komm rein!", kam es von drinnen. Leise betrat ich das Zimmer und entdeckte Justin nur im Handtuch gehüllt vor seinem Kleiderschrank. Seine Haare waren triefend nass, doch das schien ihn nicht zu stören.

Er drehte seinen Kopf nach hinten und lächelte mich schwach an, als wäre nichts gewesen.

„Hey", begrüsste er mich und widmete sich wieder dem Kleiderschrank.

„Hey", erwiderte ich leise und schloss die Tür, nachdem ich ins Zimmer eingetreten war.

„Jamie", begann Justin und drehte sich nun ganz in meine Richtung.

„Ich schätze, dich hat mein Verhalten, als ich nach hause gekommen bin, etwas irritiert und auch wenn ich weiss, dass ich mich hätte anders verhalten sollen, will ich, dass du weisst, dass ich mich zukünftlich nicht für alles entschuldigen werde", ließ er mich, teils streng, teils warm wissen. Verdutzt sah ich ihn an und hob die Augenbrauen.

„Ob du es glaubst oder nicht, ich hatte es nicht anders erwartet", gab ich zurück. Justin lachte leise und schüttelte den Kopf.

„Dann wäre das wohl geklärt", bemerkte er und nahm sich nun endlich was zum Anziehen, denn der Anblick seines Rückens war fast so toll wie seine Muskeln am Bauch. Er hatte einen sehr muskulösen Rücken und eine echt tolle Haut. Ich konnte jedoch nicht leugnen, dass mich das, was er gerade gesagt hatte, nicht verärgerte.

„Babe, sei nicht sauer", schmunzelte Justin und kam auf mich zu, nachdem er sich eine Boxershorts angezogen hatte.

„Wie kommst du darauf, dass ich sauer bin?", fragte ich verwirrt.

„Ich seh es dir an", behauptete Justin und stand nun dicht vor mir.

„Es tut mir leid, ich wollte dich nicht verärgern, aber ich hab das Gefühl, alle erwarten, dass ich mich für jeden Fehler, den ich mache, entschuldige und das werde ich einfach nicht tun", erklärte er wispernd und streichelte zärtlich meine Wange. Genießerisch schloss ich die Augen und öffnete meine Lippen einen Spalt.

„Du hast mich nicht verärgert", log ich leise und sah ihn wieder an. Justin leckte sich langsam über die Lippen und ließ mich nicht aus dem Auge.

„Doch, habe ich und du weißt das auch, aber lass uns nicht mehr drüber reden", flüsterte er und näherte sich langsam meinen Lippen.

Ich wollte ihn küssen, doch er streifte nur meine Wange, was auf meinem ganzen Körper eine Gänsehaut hinterließ, und wiederholte das auf der anderen Wange.

„Küss mich endlich", hauchte ich, was ihn grinsen ließ.

„Lass uns reden", wisperte Justin und entfernte sich von mir. Bitte was? Sonst wollte er doch auch nie reden, aber ausgerechnet jetzt schon?

„Du willst reden?", fragte ich fassungslos nach.

„Ja", bestätigte Justin und setzte sich auf sein Bett. Ungläubig sah ich ihm hinterher und bewegte mich nicht zum Bett.

„Babe", drängte mich Justin.

„Ist das dein Ernst?", fragte ich erneut, doch Justin bejahte wieder. Seufzend gab ich mich geschlagen und setzte mich zu ihm auf's Bett. Da ich ziemlich großen Abstand zu ihm hielt, legte er einen Arm um meine Schulter und zog mich näher zu sich. Stirnrunzelnd sah er mich an, als ich gähnte.

„Du bist in letzter Zeit immer müde. Schläfst du nicht gut in meinem Bett?", wollte er wissen.

„Wolltest du wirklich darüber reden?", stellte ich die Gegenfrage. Verärgert presste er die Lippen aufeinander und nahm seinen Arm weg.

„Nein", erwiderte er.

„Ich wollte wissen, wie lange du noch hier bleiben willst", sagte er ohne mich anzusehen. War er jetzt sauer? Wollte er, dass ich ging?

„Willst du mich loswerden?", lachte ich, obwohl ich diese Frage ernst meinte.

„Im Gegenteil", entgegnete Justin und sah mir tief in die Augen. Ich schluckte und wollte seine Lippen nun endlich auf meinen spüren, doch Justin anscheinend nicht, denn er sprach einfach weiter: „Aber ich werde die nächsten Tage nicht so oft hier sein."

Verwirrt runzelte ich die Stirn und leckte mir über die Lippen.

„Wieso?", fragte ich verständnislos. Justin schien schon wieder verärgert zu sein, dennoch gab er sich mühe freundlich zu bleiben.

„Zwanzig Minuten von hier entfernt ist die Lagerhalle von mir und den Jungs und da werde ich oft sein", erklärte er ruhig.

„Kann ich nicht mit kommen?", konterte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Nein", meinte Justin locker.

„Dann werde ich wahrscheinlich zu einem Freund ziehen." Ich zuckte die Schultern und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Justin zog enttäuscht seine Lippen in den Mund und nickte.

„Okay."

Er stand auf und nahm ein Oberteil von mir, welches über der Lehne seines Sofas lag. Damit lief er zu meiner Tasche und schmiss es achtlos hinein.

„Was machst du?", rief ich fassungslos und stand auf.

„Ich packe deine Sachen, da du ja offensichtlich vor hast mich zu verlassen", antwortete Justin gekränkt und sah mich traurig, aber auch wütend an.

„Was? Nein!", schrie ich und baute mich vor ihm auf. Grob nahm ich sein Gesicht in meine Hände und sah ihn eindringlich an.

„Ich werde dich nicht verlassen!", sprach ich deutlich.

Justin schluckte und senkte seinen Blick auf meine Lippen. Ich tat es ihm gleich und näherte mich seinem Gesicht. Sekunden darauf verschmolzen unsere Lippen auch schon mit einander. Ich legte meine Arme um seinen Hals, während unsere Zungen einander umspielten und ich mir wünschte, für immer in diesem Moment zu bleiben. Zudem war es für mich so unklar, wie ausgerechnet Justin derjenige war, der mich so unglaublich schwach machte, wie es noch nie einer getan hatte. Was für mich jedoch klar war, war die Tatsache, dass es niemals ein Anderer auf diese Weise tun sollte.

Justin stöhnte in den Kuss hinein und drängte mich zum Bett. Ich zog ihn an seinem Shirt näher an mich und da er mir nun noch näher war als ohnehin schon, wurde ich fast wie von alleine nach hinten gedrückt, sodass ich mich aufs Bett fallen ließ und mein Rücken auf der Matratze lag. Da ich es gar nicht erst in Erwägung zog in irgendeiner Art und Weise den Lippenkontakt zu unterbrechen, zog ich ihn mit mir, sodass er über mir positioniert auf dem Bett war.

Er löste sich von meinen Lippen und wanderten sanft abwärts zu meinem Hals und meinem Schlüsselbein, welches er beides unregelmäßig zu küssen begann. Damit entlockte er mir ein leichtes Aufseufzen.

„Ich will dich", raunte er mir zu und ließ seine Lippen zu meiner Dekolleté gleiten. Ich krallte mich in seine Haare, warf meinen Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Ich verstand nicht wie dieser Vorgang so selbstverständlich und ungezwungen ablaufen konnte und ich trotzdem den zwanghaften Drang empfand, ihm alle Klamotten auf der Stelle vom Körper zu reißen. Es war fast, als wäre mein Körper nur vollständig, wenn seiner meinem nah genug war. Und davon waren wir momentan noch bei Weitem entfernt.

Vorsichtig brachte er seine Hände zu meinem Pullover und hätte ich gewusst, dass das heute hier endet, hätte ich mich sicherlich für schönere Unterwäsche entschieden, aber ein schlichtes schwarz musste für den Abend herreichen. Ich bezweifelte, dass es ihn in irgendeiner Weise störte, da er meinen Pullover sanft hochschob. Ich hob meinen Oberkörper nun an und ließ Justin mir meinen Pullover ausziehen. Er blickte auf meine, vom BH verdeckten Brüste und biss sich fest auf die Lippen. Seine Augen waren fast schwarz vor Lust.

Auch wenn es mir ungemein gefiel, wie er jeden Millimeter meines Oberkörpers mit seinen Augen scannte, konnte ich nicht einfach hier sitzen und nichts tun, da ich viel zu sehr nach seinem Körper brannte. Somit vereinte ich unsere Lippen wieder, doch im Gegensatz zu ihrer vorherigen Begegnung, gingen sie viel leidenschaftlicher und dringlicher mit einander um, als konnten selbst sie nicht für mehrere Sekunden getrennt sein. Unsere Zungen spielten wild miteinander, bis wir uns atemlos lösten und ich mit meinen Händen langsam körperabwärts fuhr, um ihm das weiße Shirt über den Kopf zu ziehen.

Ich starrte auf seinen entblößten Oberkörper und zog seinen Kopf wieder runter zu mir. Als mich die Erkenntniss traf, dass ich kurz davor war mit Justin zu schlafen, wurde mir schlagartig heiß und ich bekam Angst.

Mein Kuss wurde zurückhaltender und ich zog mich langsam zurück. Justin bemerkte das jedoch nicht und legte seine Hände an meinen Hosenbund. Kurz sah er mich fragend an und ich nickte zaghaft. Ich wollte es ja, ich hatte einfach Angst, aber das war ja normal beim ersten Mal.

Langsam streifte er meine Jeans von meinen Beinen und je weniger Stoff uns trennte, desto weniger konnte mein Gehirn erfassen, was hier gerade vor sich ging. Ich zog meine Beine an und sah leicht ängstlich zu Justin auf.

„Was hast du denn?", hauchte Justin und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge, wo er feuchte Küsse hinterließ.

„Justin, ich... ich...", stotterte ich nervös und stöhnte leise.

Würde er trotzdem noch mit mir schlafen, wenn er wüsste, dass es mein erstes Mal war? Oder würde er mich sogar auslachen, weil ich mit siebzehn noch Jungfrau war?

„Jamie, was ist?", fragte Justin erneut, da ich nicht mit der Sprache raus rückte.

„Ich bin noch Jungfrau."

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