44. „Ich weiß, dass du hier bist."
J A M I E
„Hallo, mein Name ist Jack Bounds. Du musst Jamie sein."
Ich starrte ihn regungslos an, während er mir die Hand hinhielt. Es war klar, dass er meine Mutter nicht zufällig getroffen hatte. Ich dachte es wäre endlich alles vorbei, doch es fing wieder von vorne an. War James also doch nicht tot?
„Jamie!", drängte mich meine Mutter. Ich löste mich aus meiner Starre und sah sie kurz an. Ich wusste, was ich jetzt tun musste. Ich musste meine Mutter verletzen. Anders ging es nicht. Ich konnte hier nicht mit ihm leben. Das würde ich nicht überleben.
„Ist das dein Ernst, Mom?", spottete ich kalt. „Der ist doch mindestens zehn Jahre älter als du! Was willst du denn mit diesen alten Sack?"
Meine Mom sah mich geschockt an.
„Was soll denn das? Entschuldige dich sofort!", schrie sie wütend, doch ich lachte nur humorlos.
„Ich denk nicht mal dran", zischte ich. Meine Mom bebte vor Wut und ballte die Hände zu Fäusten.
„Entweder verschwindet er oder ich", wisperte ich ruhig.
„Ich werde mir nicht von meiner Tochter vorschreiben lassen, mit wem ich zusammen bin", konterte meine Mom entschlossen. Ich nickte.
„Gut." Ich stapfte die Treppen hoch und knallte meine Zimmertür zu.
„Scheiße", fluchte ich und fuhr mir durch die Haare. Ich wollte mein Zimmer zuschließen, doch mein Schlüssel war nicht da.
„Was zum..?", zischte ich und zog mein Handy aus der Hosentasche.
Sofort rief ich Justin an, klemmte mein Handy zwischen meine Schulter und mein Ohr und lief zu meinem Schrank. So schnell ich konnte öffnete ich ihn und suchte nach einer anderen Sporttasche. Ich hatte zum Glück insgesamt drei solcher Taschen.
„Hallo?", krächzte Justin am anderen Ende der Leitung.
„Du musst Tryson sofort sagen, dass er mich von Zuhause abholen muss!", sprach ich hektisch und warf irgendwelche Anziehsachen in die Tasche.
„Was? Wieso?", fragte er panisch.
„Ich erklär dir alles später, aber er muss mich sofort abholen!", wiederholte ich schnell.
„Jamie?", ertönte es von meiner Mutter. Ich hielt mein Handy von meinem Ohr weg und rief zischend „Was?" zurück.
„Ich werde jetzt einkaufen gehen und währenddessen vertragt ihr euch!", rief sie energisch. Ich riss die Augen auf. Das war definitiv seine Idee gewesen!
„Scheiße, scheiße, scheiße", fluchte ich schnell hintereinander und hielt mir mein Handy ans Ohr, doch Justin war nicht mehr dran. Gut, er sollte nämlich so schnell wie möglich Tryson Bescheid sagen. Justin selber war ja noch im Krankenhaus und würde sowieso nicht fahren können.
Ich schmiss mein Handy auf mein Bett und packte nun Unterwäsche ein, als plötzlich die Tür meines Zimmers aufging. Ruckartig drehte ich mich um und sah in das dreckig, grinsende Gesicht von Jack.
„Ich dachte, du würdest mehr erfreut sein mich zu sehen", meinte er amüsiert. Ich schluckte und ließ die Tasche auf den Boden fallen. Er hob die Augenbrauen, als er seinen Blick auf sie richtete.
„Du willst uns verlassen?", bemerkte er gespielt bedauernd. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
„Was willst du?", zischte ich. Ich wollte ihn nicht hier in meinem Haus haben. Bevor er antworten konnte, fing mein Handy an zu klingeln. Jack und ich sahen gleichzeitig dort hin. Das war bestimmt Justin.
„Willst du nicht rangehen?", raunte Jack. Um zu meinem Bett zu gehen, musste ich mich Jack nähern. Sollte ich es wagen?
Langsam und vorsichtig schritt ich näher zu meinem Bett und ließ Jack nicht aus dem Auge, doch bevor ich nach meinem Handy greifen konnte rannte er auf mich zu. Ich kreischte und sprang zurück. Unsanft prallte ich gegen meinen Schrank und krallte mich an ihm fest, um nicht zu fallen. Jack lachte mich aus und trat näher zu mir.
Was sollte ich jetzt tun? Ich sollte mir für solche Situationen wirklich ein Messer in meinem Zimmer bereit legen. Anscheinend wurde es zur Gewohnheit, dass ich angegriffen wurde.
Ich presste mich gegen den Schrank und betete zu Gott, dass meine Mutter wieder kommen würde. Ich wusste, dass Tryson mindestens eine halbe Stunde brauchen würde, um hier anzukommen, also war ich komplett auf mich allein gestellt. Diesmal konnte Justin mich nicht retten. Verdammte Scheiße! Wieso passierte mir das immer?
Ich überlegte kurz und machte das, was mir als erstes einfiel. Ich trat ihm mit aller Kraft in seine Weichteile. Schmerzvoll stöhnte er auf und krümmte sich. Ich ergriff die Chance, griff nach meiner Reisetasche und rannte an ihm vorbei. Ich achtete nicht mehr auf Jack und polterte die Treppe hinunter. Wo sollte ich hin? Hier konnte ich nicht bleiben, aber wenn ich wegrannte, würde Tryson mich nicht abholen können. Aber ich hatte keine andere Wahl. Wieso hatte ich mein Handy auch auf mein Bett geschmissen?
Unschlüssig stand ich nun an der Haustür und wusste nicht, was ich tun sollte, bis ich Schritte hörte. Hastig sprintete ich in die Küche, nahm mir ein Messer und versteckte mich hinter der Kücheninsel.
„Oh Jamie?", rief Jack provozierend. Adrenalin pumpte durch meine Adern und verursachte, dass sich mein Atem beschleunigte.
Fest presste ich meine Hand auf meinen Mund und war so still wie möglich, um Jacks Schritte zu hören. Ich bemerkte, dass er bereits im Flur war und traute mich nicht mich zu bewegen. In diesem Moment verfluchte ich meine Mutter.
Mein Herz klopfte wie wild, sodass ich Angst bekam, dass es mich verraten würde.
Plötzlich kamen seine Schritte näher und er betrat die Küche. Scheiße. Er stand auf der anderen Seite der Kücheninsel und ich konnte seinen Atem hören, da sonst alles still war. Ruckartig hielt ich die Luft an und lauschte weiter.
„Jamie, ich weiß, dass du hier bist", wisperte er bedrohlich. Ich fühlte mich wie in einem dieser Psychohorrorfilmen.
„Buh!", ertönte es plötzlich nah an meinem Ohr. Erschrocken schrie ich auf und krabbelte von ihm weg. Jack verlor ein raues Lachen und kam langsam auf mich zu. Ich hatte das Messer hinter meinem Rücken versteckt und wartete ängstlich darauf, dass er näher kam.
Als er genau vor mir stand, stach ich ihm schnell das Messer in den Fuß, schubste ihn zur Seite, nahm die Tasche und rannte nun endgültig aus dem Haus. Ich wusste, dass ich hier nicht bleiben konnte.
So schnell ich konnte sprintete ich die Straße entlang und bog um unzählige Ecken, damit er mir nicht folgen konnte. Nach ungefähr zehn Minuten blieb ich atemlos stehen und ließ mich an einer Hauswand hinunter gleiten. Es war verdammt schwer und anstrengend mit einer Schiene zu rennen. Eigentlich hatte der Arzt mir das auch verboten, aber darauf konnte ich nun wirklich nicht achten.
Auf einmal hielt ein Auto am Bürgersteig vor mir und ich wusste natürlich sofort, wer das war.
„Nein, nein, nein", flüsterte ich immer wieder und sah dabei zu, wie Jack aus dem Auto stieg. Grinsend schüttelte er den Kopf.
„Bitte", flüsterte ich, während ich in den Himmel hinauf sah. Ich hatte keine Kraft mehr wegzurennen, also ließ ich es. Ich hatte keine Chance.
„Weißt du, Jamie", sprach Jack und kam näher. Ich schluckte und sah ängstlich zu ihm rauf.
„Ich hatte für ein paar Minuten wirklich gedacht, du würdest mir entkommen, doch da habe ich dich wohl über- und mich unterschätzt", grinste er. Panisch überlegte ich mir einen Fluchtweg, doch ich saß in der Falle.
Ich schluckte, als sich Jack dicht vor mir aufbaute, doch ich bewegte mich einfach nicht.
Das Drama war nicht zu Ende. Es würde nie enden. Wenn ich mit Justin zusammen sein wollte, musste ich mich von meinem normalen Leben verabschieden. Nichts würde mehr normal werden. Selbst wenn irgendwann alles ein Ende haben würde, würden die Erinnerungen bleiben.
Mühelos hob er mich hoch und trug mich zu seinem Wagen, wobei ich lautstark protestierte und um mich schlug und trat, doch es half nichts. Er ließ mich auf der Rückbank nieder und holte, warum auch immer, meine Tasche und schmiss sie zu mir.
„Weil du etwas länger bei mir bleiben wirst", raunte er mir zu, was mir eine unangenehme Gänsehaut verpasste. Ich sollte länger bei ihm bleiben? Wieso? Und was hatte er mit mir vor?
Ich musste hier sofort raus, doch der Wagen setzte sich schon in Bewegung. Sofort sah ich zur Tür. Ich musste heraus springen. Ich musste es tun.
Als wir an meinem Haus vorbei fuhren, erkannte ich ein bekanntes Auto. Das musste Tryson sein! Ohne zu überlegen schnappte ich mir meine Tasche, riss die Autotür auf - es war dumm von ihm sie nicht zu verschließen - und sprang ohne zu zögern hinaus. Hart prallte ich auf dem Asphalt auf und stöhnte schmerzvoll auf.
Kurz blieb ich regungslos liegen, ehe ich mich mühsam aufrappelte und nach meiner Tasche griff. Gleich darauf wurde ich jedoch am Arm gepackt und in eine Richtung gezogen. Erschrocken riss ich die Augen auf und erblickte Tryson. Sofort entspannte ich mich wieder und rannte mit ihm auf seinen Wagen zu. Gemeinsam stiegen wir ein und er fuhr mit Vollgas los. Ich atmete erleichtert auf, als Jack nicht mehr zu sehen war und drehte mich atemlos zu Tryson.
„Danke", atmete ich aus und strich mir meine Haare aus dem Gesicht. Tryson fing urplötzlich an leise zu lachen und schüttelte leicht den Kopf.
„Was ist?", fragte ich verwirrt.
„Als Justin mir gesagt hatte, dass ich dich abholen sollte, hatte ich erwartet, dass du irgendwelche Familienprobleme hast, aber stattdessen sehe ich wie du aus einem fahrendem Auto springst", erzählte er belustigt. Ein kleines Lächeln legte sich auf meine Lippen.
„Danke, dass du schnell gekommen bist", murmelte ich und sah aus dem Fenster.
„Kein Problem, aber wegen dir musste ich Alyssa verlassen", sagte Tryson etwas verärgert.
„Ist das dein verdammter Ernst?", keifte ich plötzlich und war selber erschrocken über meinen Ton, doch ich hatte absolut kein Verständnis für das, was er soeben sagte.
„Tut mir leid, dass ich deine Wochenendpläne gestört habe, weil ich verdammt nochmal nicht sterben wollte!", zischte ich gehässig. Tryson sah mich kurz entsetzt an, ehe er wieder auf die Straße sah.
„Pass auf was du sagst", meinte er ruhig.
Ich strich mir kurz durchs Gesicht und richtete meine Haare etwas, ehe ich ein leises „Tut mir leid" murmelte. Tryson nickte kurz und blickte weiterhin stumm auf die Straße. Na super, er war beleidigt. Konnte ich ihm aber auch nicht verübeln. Ich war seit der Sache mit James etwas gereizt.
„Also. Was ist passiert?", fragte Tryson nach einer Weile der Stille und durchbrach sie somit. Ich seufzte.
„Jack Bounds ist der neue Freund meiner Mutter", murmelte ich kleinlaut. Tryson sah mich kurz entsetzt an, ehe er wieder auf die Straße sah.
„Dieser Dreckssack", zischte er und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Erzähl weiter", forderte er mich. Erneut seufzte ich.
„Meine Mom hat uns allein gelassen, ich habe sofort meine Sachen gepackt und Justin angerufen. Dann ist Jack in mein Zimmer gekommen und hat mich bedroht. Ich bin schließlich entkommen, aus dem Haus gerannt und in irgendeine Richtung gelaufen, aber Jack hat mich gefunden", erklärte ich die Kurzfassung. Tryson nickte knapp und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Und jetzt hast du vor, bei uns einzuziehen?", schlussfolgerte er, da er wahrscheinlich meine Tasche bemerkt hatte. Er richtete seinen Blick wieder auf die Straße. Ich schluckte.
„Ja", murmelte ich.
„Du kannst in Justins Zimmer wohnen, bis er wieder kommt. Was danach mit dir passiert, muss er entscheiden", bestimmte Tryson monoton.
Ich atmete erleichtert aus und murmelte ein leises „Danke", ehe ich aus dem Fenster blickte.
A/N: ICH HABE ÜBER 50 FUCKING TAUSEND LESER!!! DANKE, DANKE, DANKE, DANKE!!! Y'ALL SO FUCKING AWESOME! Okay, hab mich wieder beruhigt. Ich liebe euch! Dankeschön! Fühlt euch alle umarmt <3
Ich schieb das Thema mal beiseite und fang mit einem neuen an. Falls ihr mal irgendwo „Walker" lest, oder schon irgendwo gelesen habt, sagt mir Bescheid. Das soll eigentlich „Bieber" heißen. Ich entschuldige mich jetzt schon mal dafür :) Und generell, wenn ich irgendwelche blöden Fehler mit Namen oder sonst was mache, sagt mir bitte Bescheid :)
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