32. „Du tust mir weh."
J A M I E
„Ach, Scheiße!", fluchte ich laut. Ich wollte unbedingt dabei sein! Amber könnte während dieser Rettungsaktion sterben. Ich wollte sie wenigstens noch ein verdammtes Mal sehen, bevor sie starb! War das zu viel verlangt?
Wütend lief ich Justin hinterher, ins Wohnzimmer, wo er auf der Couch saß.
„Verdammtes Arschloch", zischte ich, als ich an ihm vorbei lief und setzte mich. Er lachte leise und schüttelte den Kopf. Liam sah mich verwirrt an, was ich aber ignorierte.
„Ich denke, du solltest jetzt gehen Justin", sagte ich ruhig.
„Das denke ich auch", erwiderte Justin fast sofort.
„Und was machst du dann noch hier?", zischte ich verständnislos. Justin verdrehte die Augen.
„Hast du schon mal drüber nachgedacht, wie ich das anstellen soll?", knurrte er genervt. Oh. Er hatte ja kein Auto hier.
Ich stöhnte genervt und sah zu Liam. Er sah nicht so aus, als hätte er vor, Justin das Angebot zu machen, ihn zu fahren.
„Wie wär's mit dem Bus?", brummte ich mürrisch.
„Sehe ich so aus, als würde ich Busfahren?", spuckte Justin.
„Was willst du sonst bitte machen?", rief ich entnervt und warf aufgebracht die Arme in die Luft.
„Schrei mich nicht an", knurrte Justin. „Ich rufe Ryan an, damit er mich abholt."
Ich verdrehte die Augen.
„Das kannst du nicht, weil Ryan verdammt nochmal im Krankenhaus liegt und Krebs hat!", zischte ich wütend.
Ruckartig stand Justin auf und beugte sich zu mir runter, um mein Kinn grob zwischen seine Finger zu nehmen.
„Hör mir mal zu, wenn ihr dieses lächerliche Spiel unbedingt weiterspielen wollt, müsst ihr definitiv mit Konsequenzen rechnen, und das, meine Liebe, wird sich nicht lohnen", wisperte er, mit einer solchen Kälte, dass ich Angst bekam, nah an meinem Ohr und drückte mein Kinn fester.
„Verdammt, Justin, du tust mir weh", sagte ich verängstigt. Plötzlich stand Liam auf und zog Justin grob am Arm, so dass er sich umdrehen musste.
„Das geht jetzt zu weit. Raus!", befahl Liam selbstbewusst. Justin lachte spottend.
„Du hast mir nichts zu sagen, Schlappschwanz." Wie bitte?
Liam spannte seine Arme an und schlug Justin, ehe ich mich versah, mitten ins Gesicht, wo er sowieso schon Verletzungen durch seinen Vater hatte. Ich riss meine Augen auf, ebenso wie Justin.
Justin sah Liam entsetzt und voller Wut an. Ohne Vorwarnung schlug er Liam in den Bauch und schubste ihn zu Boden. Das war zu viel! Ich ließ Justin nicht meinen besten Freund schlagen.
„Justin, wenn du ihn noch ein mal schlägst, wirst du mich mal richtig kennenlernen", zischte ich ihm zu.
„Mach, was du nicht lassen kannst, Babe", spottete er und holte zu einem neuen Schlag aus. Er wollte es so.
Augenblicklich schlug ich ihm fest auf seine gebrochenen Rippen. Justin keuchte auf und sah mich entsetzt an.
„Jamie!", rief er.
„Fass ihn nicht noch einmal an!", spuckte ich und sah ihn finster an. Es tat mir jetzt schon leid ihn geschlagen zu haben.
Sein Gesicht war immer noch so entstellt. Er konnte sein rechtes Auge nicht mal ganz aufmachen. Vor kurzem hatte ich seine Wunden noch geküsst und jetzt benutzte ich sie als Vorteil, um ihn zu verletzen. Das wollte ich nicht.
Justins Blick lag immer noch auf mir, während er einen Arm an seine Rippen gelegt hatte.
„Geh weg von ihm", flüsterte ich. Liam sah uns nur mit hochgezogenen Augenbrauen an. Justin schien ihm nicht besonders weh getan zu haben. Zum Glück. Aber Justin schien wirklich entsetzt zu sein. Er starrte mich regelrecht an. Ich wollte mich jetzt nicht entschuldigen. Ich konnte ihm doch nicht alles durchgehen lassen.
Langsam entspannte sich Justin wieder und sah mich etwas gekränkt an. Er tat mir so verdammt leid. Sein Leben war einfach beschissen. Er musste so viel durchmachen.
Liam stand langsam auf, so dass er dicht vor Justin stand, doch Justin ignorierte ihn einfach und sah mich weiterhin an. Ich schluckte und Liam setzte sich wieder. Justin drehte sich langsam um und drehte mir dann ganz den Rücken zu. Mit schnellem Schritt verließ er mein Haus. Wo wollte er jetzt hingehen? Er hatte kein Auto und Ryan konnte ihn nicht abholen. Ryan konnte niemanden abholen...
Ich sah Liam entschuldigend an und lief Justin dann hinterher. Er hatte sein Handy am Ohr und redete mit jemandem. Ich blieb etwas weiter weg von ihm stehen, um ihn nicht zu stören. Als er aufgelegt hatte, drehte er sich zu mir. Ich lief auf ihn zu und blieb vor ihm stehen.
„Was machst du?", fragte ich verwirrt.
„Nach Hause gehen. Das wolltest du doch", konterte Justin monoton. Ich sah auf den Boden und bemühte mich um eine ernste Miene.
„Wie denn?", wollte ich wissen.
„Mich holt jemand ab. Willst du nicht wieder reingehen?", wisperte Justin. Ich schluckte. Wollte er mich los werden?
„Nein, ich bleibe hier, falls du nichts dagegen hast", sagte ich entschlossen.
„Eigentlich hab' ich etwas dagegen", widersprach Justin.
„Pech", kam es wie aus der Pistole geschossen von mir. Justin schnaubte und setzte sich auf die Bordsteinkante. Ich sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an, zuckte die Achseln und setzte mich neben ihn.
„Was soll der Scheiß?", knurrte mir Justin ins Ohr und blickte mich von der Seite an.
„Ich sitz doch nur hier", sagte ich ausdruckslos.
„Du wolltest mich doch unbedingt los werden. Was machst du dann noch hier?", wollte Justin wissen. Ich seufzte.
„Ich wollte mich entschuldigen."
Justin sah mich verwirrt an.
„Wofür?"
„Dafür, dass ich auf deine gebrochenen Rippen geschlagen habe. Es kam mir vor wie ein... Vertrauensbruch", stammelte ich. Justin schüttelte den Kopf und sah geradeaus.
„Das ist Schwachsinn", spottete er, aber es hörte sich nicht sehr überzeugend an.
„Find ich nicht", widersprach ich leise.
„Wer holt dich ab?", fragte ich nach fünf Minuten der Stille, doch Justin schwieg. Beleidigt schürzte ich die Lippen.
„Ich hab dich was gefragt", knurrte ich. Justin verdrehte die Augen.
„Und ich ignoriere deine Frage", konterte er.
„Wieso?", fragte ich aufgebracht.
„Weil es dich einen Dreck angeht", zischte Justin. Empört zog ich meine Augenbauen in die Höhe.
„Du bist ein Arschloch", spuckte ich wütend.
„Du nennst mich gerne so, richtig?", bemerkte Justin fragend und ich glaubte, ich könnte ein wenig Belustigung in seiner Stimme hören.
„Ich spreche gern die Wahrheit aus", konterte ich leicht grinsend. Justin prustete los und ich stieg mit ein.
„Ich weiß, dass ich ein Arschloch bin", gab er leise zu.
„Das wundert mich nicht", grinste ich.
„Pass auf, Jones. Du bewegst dich auf dünnem Eis", warnte Justin gespielt bedrohlich.
„Das glaub ich gern, Bieber", erwiderte ich.
Eine kleine Stille entstand, bis ich sie durchbrach.
„Wieso warst du letztens so betrunken?", fragte ich leise und vorsichtig. Justin seufzte.
„Jamie, du fragst zu viel nach", behauptete er.
„Beantworte doch einfach meine Frage", jammerte ich. Wieso konnte er nicht einfach mal nur antworten? War das so schwer? Ich wollte nur ein paar Antworten, verdammt!
„Ich war sauer", sagte Justin knapp. Ich verdrehte die Augen.
„Und wieso?", hakte ich nach.
„Weil ich ein wenig Stress hatte, okay?", fuhr mich Justin an.
„Wieso musst du immer so angepisst reagieren?", meckerte ich. Justin schnaubte verächtlich.
„Ich bin dir zu keiner Antwort schuldig. Dich geht das alles nichts an", zischte er. Gekränkt blickte ich zur Seite.
„Werdet ihr alle aus James' Team töten?", fragte ich schließlich.
„Jamie", knurrte Justin genervt und warnend.
„Sag mir jetzt nicht, dass mich das nichts angeht", spuckte ich aggressiv und presste meine Lippen aufeinander.
„Doch, ich sage es. Amber geht das alles hier was an, aber dich nicht. Du hast nichts damit zu tun. Rein gar nichts und das bleibt auch so", sagte Justin streng. Ich verengte meine Augen. War das sein Ernst? Amber war meine beste Freundin, natürlich hatte ich etwas damit zu tun! Nole und James hatten mich immerhin ja auch bedroht!
Ich wollte Justin gerade meine Meinung geigen, als plötzlich ein schwarzer Saab 9-3 auffuhr. Wow, schönes Auto. Und doppelt so teuer.
Justin erhob sich und lief auf den Wagen zu. Ich blieb einfach sitzen und beobachtete ihn. Wer saß in dem überteurem Wagen? Ich kannte ihn nicht. Es war keiner von Justins Jungs. Ich wünschte mir so sehr, dass das Ryan wäre. Ich wünschte mir, dass er Justin abholte. Sofort schossen mir Tränen in die Augen. Ryan... ein herzensguter Mensch.. mit Leukämie.
Als Justin die Beifahrertür öffnete, versuchte ich einen Blick auf den Fahrer des Wagens zu erhaschen. Oder der Fahrerin! In diesem verdammten Auto saß Chelsea! Diese elende Schlampe! Justins Schlampe. Er wird mit ihr schlafen, verdammt!
Ich sah ihm fassungslos, geschockt, empört, entsetzt, wütend, verwirrt und verletzt hinterher, doch er würdigte mich keines Blickes. Ich konnte sehen, dass mich Chelsea triumphierend angrinste. Dachte dieses Miststück jetzt, sie hätte gewonnen? Das hatte sie noch lange nicht. Sie wollte also spielen? Mit Vergnügen. Lass uns spielen, Bitch. Ich hoffe, Justin wusste, wie sehr er mich damit verletzte. Ich hoffe, er hatte ein verdammtes schlechtes Gewissen! Hatte er überhaupt Gefühle? Es kam mir nicht so vor. Er war ein gefühlloses Monster. Ja, das trifft es.
Als Chelsea in ihrem ach so tollem Wagen wendete, überfuhr sie mich fast, doch ich blieb weiterhin ohne mit der Wimper zu zucken im Schneidersitz sitzen. Sie fuhr dann weiter und brauste davon. Mein Kiefer bebte vor Wut. Ich raufte mir stark die Haare. Ich würde mich nicht wundern, wenn ich gleich ein Haarbüschel in der Hand hätte.
Immer noch fassungslos, geschockt, empört, entsetzt, wütend, verwirrt und verletzt ging ich zurück in mein Haus und knallte die Tür entsetzlich laut zu. Liam schreckte zusammen und sah mich warm an.
„Was ist passiert?", fragte er und klopfte auf den Platz neben ihm auf der Couch, damit ich mich hinsetzte. Als ich neben ihm saß, ballte ich meine Hände zu Fäusten. Wieso war ich so wütend, verdammt? War das normal? War ich wirklich so eifersüchtig?
„Er ist mit seinem Betthäschen weggefahren", presste ich hervor. Liam sah mich entsetzt an.
„Er wird sie ficken, verdammt! Dieses Miststück verdient es nicht mal, die selbe Luft wie er einzuatmen, geschweige denn seinen scheiß Penis in sich drin zu haben!", rief ich fassungslos, geschockt, empört, entsetzt, wütend, verwirrt und verletzt.
Es war so ein verdammtes Gefühlschaos und mir fiel auf, dass ich verdammt nochmal zu viele Schimpfwörter sagte und dachte. Ich raufte mir frustriert die Haare. Ich sollte Justin nicht mögen. Nicht auf diese Weise. Er ist ein Arschloch. Er ist ein Arschloch. Er ist ein Arschloch, versuchte ich mir ein zureden.
„Jamie, er brauchte jemand, der ihn abholt. Vielleicht hatte das nichts zu bedeuten", versuchte mich Liam zu beruhigen. Ich hatte ihn so gern um mich.
„Natürlich hat das war zu bedeuten. Er wird auf jeden Fall mit ihr schlafen. Um das zu wissen, kenne ich ihn schon gut genug", jammerte ich und kuschelte mich bei Liam ein.
„Schläfst du heute in meinem Bett?", flüsterte ich. Liam lächelte.
„Gern", murmelte er und drückte mich an sich.
„Es fühlt sich gut an wieder hier zu sein", bemerkte er warm und streichelte mir über die Haare.
„Ich wünschte mir, du würdest nicht gehen", seufzte ich.
„Das wünschte ich auch", gab Liam zu.
„Danke, dass du hier bist. Ich meine, wegen der ganzen Scheiße. Amber ist entführt worden, Justin ist ein Arschloch und jetzt hat Ryan Leukämie. Er... er verdient das nicht", murmelte ich den Tränen nahe.
„Niemand verdient das, Jamie. Ich bin mir sicher, Ryan wird das schaffen", versuchte mich Liam mich zu beruhigen. Ich war ihm so unendlich dankbar, dass er da war. Ich würde ihn am liebsten nie wieder gehen lassen.
„Ich hoffe es", schluchzte ich. Ich konnte einfach nicht mehr. Das alles war zu viel.
Ich drückte mich enger an Liam und versteckte mein Gesicht an seiner Brust, in die ich hemmungslos hinein schluchzte. Es tat gut zu weinen, alles raus zu lassen. Es hatte sich so viel angestaut. Liam streichelte mir über den Rücken und sagte gar nichts. Zwischen durch machte er beruhigende Laute und streichelte meinen Kopf.
„Ich bin für dich da, Jamie. Für immer."
-
Noch bevor mein Wecker klingelte, wachte ich am nächsten Morgen auf. Mir war verdammt warm. Ich sah mich um. Das lag anscheinend an Liam. Er hatte sich an mich gekuschelt. Oder andersrum? Ich wusste es nicht.
Lächelnd stieg ich aus dem Bett und bemühte mich darum, Liam nicht zu wecken. Wir waren gestern früh schlafen gegangen. Kurz nach meiner Heulattacke. Mir war das total peinlich. Ich hasste es, vor anderen zu weinen.
Meinen Handywecker stellte ich jetzt schon mal aus. Es war kurz vor sechs. Mir fiel auf, wie selten ich meine Mutter sah. Sie musste gestern nach hause gekommen sein, als ich schon im Bett war. Ich sah kurz nach ihr. Sie lag friedlich schlafend in ihrem Bett. Puh. Ich hatte schon Angst, dass sie schon wieder festgenommen worden war.
Ich kochte mir ein Kaffe und machte mich gemütlich fertig. Als ich mein Spiegelbild sah, erschrak ich. Ich war total blass und hatte dunkle Augenringe unter'm Auge. Ich sah total fertig aus. Mein Make-up half ein wenig, aber nicht viel. Vergebens kniff ich mir in die Wangen, um ein wenig Farbe zu bekommen, doch es half nicht. Seufzend lief ich in mein Zimmer, nahm meine Tasche und mein Handy und verließ das Haus.
Ich freute mich darauf, die anderen zu sehen, aber ich wollte einfach nicht hier sein. Es war total laut und kalt. Was konnte man im Winter auch erwarten? Anscheinend hatte es in der Nacht geschneit, denn alles war voller Schnee. Es schneite immer noch, oder schon wieder, leicht. Ich hätte vielleicht keine Lederjacke anziehen sollen, denn ich hatte das Gefühl jeden Moment zu erfrieren.
„Jamie?", rief plötzlich jemand. Langsam drehte ich mich um und erblickte Taylor. Seine Gesichtszüge hellten sich auf. Sofort rannte er auf mich zu und zog mich in eine stürmische Umarmung. Halbherzig erwiderte ich sie. Ich freute mich wirklich ihn wieder zu sehen, nur konnte ich es ihm nicht zeigen. Ich wusste nicht wieso, es funktionierte einfach nicht.
„Ist alles okay? Du siehst blass aus", bemerkt Taylor besorgt. Ich nickte leicht. Taylor zog seine Augenbrauen zusammen. Ich lächelte ihn kurz an, ehe ich schon wieder gerufen wurde. Ich wollte heute einfach nur in Ruhe gelassen werden.
Ich drehte mich um. Austin stand dort. Austin?
A/N: Da bin ich wieder. Habt ihr mich vermisst? Das neue Kapitel ist da und Justin lässt mal wieder das Arschloch raushängen :D
Also dieser Austin, der ist nicht ganz in Ordnung, das werdet ihr noch sehen. Aber erst mal nicht, hehe. Falls ihr nicht mehr wisst, wer Taylor ist: Er ist ein sehr guter Schulfreund von Jamie, der für Amber mehr als nur Freundschaft empfindet. Austin geht Jamie schon seit langem auf die Nerven, indem er sie anmacht. Nur falls ihr es vergessen habt :)
Bitte sagt eure Meinung dazu, kommentiert und votet fleißig weiter. Ich danke noch mal allen, die das bereits getan haben :D Ich mach mich dann mal vom Acker! Wir sehen uns bald :)
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