29. „Ich sehe dich in der Hölle, Bieber."

J A M I E

Ich und Liam frühstückten zusammen und alberten ein wenig rum, bis wir auf das Thema Justin kamen.

„Was ist mit euch? Du warst doch gestern bei ihm und danach warst du so...", er suchte nach dem richtigen Wort, „...niedergeschlagen."

Ich sah runter auf meine Hände. Was sollte ich sagen? Ich wollte ihm nicht sagen, dass er mich rausgeschmissen hatte.

„Es gibt kein euch. Nur ihn und mich", murmelte ich bedrückt. Wollte ich überhaupt ein uns haben? Was wird passieren, wenn Justin und die Jungs, Amber befreien? Dann gibt es kein Grund mehr Kontakt mit ihm zu haben. Ich könnte den Kontakt ja mit Ryan halten. Würde man mir das glauben? Es tat weh, daran zu denken, ihn nie wieder zu sehen.

„Also seid ihr nicht zusammen?" Liams Stimme riss mich aus den Gedanken. Ich schüttelte den Kopf.

„Wie ist es bei dir? Hast du eine Freundin?", erkundigte ich mich neugierig, um das Thema zu wechseln. Liam fing an breit zu lächeln und nickte.

„Sie heißt Madison und ist einfach traumhaft", fing er glücklich an zu erzählen.

J U S T I N

Um drei waren Sean, Tryson und ich bereit zu Turner zu fahren.

„Es ist gut, dass wir ein paar Tage gewartet haben. Er wird uns heute nicht erwarten. Morgen werden wir dann zu James fahren", wies uns Tryson an. Er konnte es nach drei Jahren immer noch nicht einsehen, dass er nur an zweiter Stelle stand. Ich verdrehte genervt die Augen.

Gemeinsam verließen wir das Haus und setzten uns in den neuen weißen Audi R8, den Sean auf meinen Wunsch gekauft hatte.

Nach einer Dreiviertel Stunde waren wir da, hielten hinter'm Haus an und stiegen aus, nachdem wir uns unsere üblichen Masken aufgesetzt hatten. Meine Maske war ja mit Drakes Porsche untergegangen, aber wir hatten uns an Silvester vor zwei Jahren einen kleinen Vorrat gekauft. Unsere Waffen waren griffbereit und wir betraten das Gebäude.

Es war ein sehr vornehmes Restaurant und wir mussten in den hintersten Raum. Wir liefen einfach an den Tischen vorbei und gingen durch eine große weiße Tür. Sie führte in einen langen Gang, von dem man nur zwei Optionen hatte, wo man hingehen konnte. Eine davon war die Küche, also liefen wir auf die nächste verschlossene Tür zu. Ich zog meine Waffe hervor und sah zu Sean und Tryson. Sie nickten, als Zeichen, dass sie bereit waren. Ruckartig öffnete ich die Tür und richtete meine Waffe auf den einzigen Mann in diesem Büro. Turner. Langsam und mit einem triumphierenden Grinsen auf den Lippen lief ich auf ihn zu.

„Turner", begrüßte ich ihn.

„Bieber, was kann ich für Sie tun?", wollte er gespielt unwissend wissen. Er wusste natürlich, dass ich es war. Er kannte meine Maske bereits.

„Ich denke, das wissen Sie ganz genau", entgegnete ich trocken.

„Ich habe eine gewisse Ahnung. Sie wollen ihr Geld sehen?", vermutete Turner. Ich lachte amüsiert.

„Nein, dafür ist es zu spät. Ich werde mir das Geld nehmen und ich weiß nicht. Vielleicht werde ich die ganze Bude hier in die Luft jagen." Ich rieb mit meinem Daumen und Zeigefinger am Kinn der Maske und tat so, als würde ich nachdenken. „Vielleicht werde ich aber auch nur Sie töten."

Turners Miene verfinsterte sich und jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht. Mit einer schnellen Bewegung drückte er auf einen roten Knopf, der an seinem Schreibtisch befestigt war. Augenblicklich fing eine Sirene anzuheulen und das Licht wurde im Sekunden Tackt regelmäßig Rot.

„Was soll das? Ich dachte wir könnten das in Ruhe klären", meckerte ich gespielt gekränkt und schüttelte enttäuscht den Kopf. Plötzlich kamen mehrere Männer im schwarzen Anzug auf uns zugerannt. Sean und Tryson reagierten schnell und schossen einen nach dem anderen ab. Doch die Typen hatten ebenfalls Waffen und streiften Sean am Oberschenkel.

„Fuck!", schrie er schmerzvoll.

„Noch letzte Worte?", fragte ich Turner und hob meine Waffe höher.

„Ich sehe Sie in der Hölle, Bieber." Mit diesen Worten schoss ich ihm eine Kugel genau in sein Auge. Sein lebloser Körper fiel vom Stuhl und schlug auf dem harten Boden auf.

Sofort drehte ich mich zu Tryson und Sean und schoss dem letzten Typen in den Kopf. Ich hatte das Gefühl, als würde die jetzt schon ohrenbetäubende Sirene immer lauter werden.

„Wo ist der Tresor?", schrie ich den anderen zu. Beide schüttelten ahnungslos den Kopf, während sich Sean sein Bein hielt.

„Geht's?", fragte ich ihn. Hastig nickte er.

„Okay", stieß ich hervor.

„Ich dachte, der Tresor wäre hier im Büro", sagte ich stirnrunzelnd und sah mich um.

„Wir müssen uns beeilen. Die Bullen werden kommen", keuchte Sean angestrengt.

„Scheiße", fluchte ich leise und wollte mir die Haare raufen, aber ich hatte ja eine Maske auf. „Es gab hier her nur zwei Wege und die Toilette. Das heißt, dass es einen Raum hinter der Küche geben muss."

„Das ist nicht sicher", widersprach mir Tryson laut.

„Wir haben aber keine andere Möglichkeit. Ich gehe nicht ohne das Geld", brüllte ich gegen den Lärm.

Ohne zu überlegen und ohne auf die anderen zu achten, rannte ich durch den langen Gang und stürmte in die Küche. Sie war leer. Wahrscheinlich wegen der Sirene. Und ich hatte Recht. Am Ende der riesigen Küche war eine Stahltür. Eine geschlossene. Ich blieb ruckartig stehen, so dass Tryson in mich herein krachte. Ich knurrte verärgert.

„Renn zurück und such den Schlüssel für diese Tür!" Ich deutete auf die Stahltür. Sofort rannte Tryson los. Nach nicht mal dreißig Sekunden war er wieder da und rannte zur Stahltür. Augenblicklich war sie offen und ich betrat als erster den Raum. Ich staunte. Kein Save, kein Tresor. Nur Geldbündel. Wir packten alles in einen Beutel und eilten zurück in Turners Büro.

„Sean!", brüllte Tryson. Sofort zündete er eine kleine Bombe und sprengte damit die Wand weg. Wir rannten raus und stiegen in den Wagen. Sean brüllte laut auf, als er sich auf die hintere Bank setzte.

Ich sauste mit Hochgeschwindigkeit los und wartete darauf, dass uns Polizeiwagen folgten, aber das taten sie nicht. Ich sah verwirrt zu Tryson.

„Wo bleiben die Polizeisirenen?", murmelte ich irritiert.

„Ich weiß es nicht", gab Tryson zu.

Plötzlich kamen ein paar Polizei Autos von vorne.

„Scheiße!", rief ich und bog scharf in eine Einfahrt ab. Hektisch sah ich nach hinten und stellte fest, dass mindestens fünf Polizeiwagen hinter uns waren.

„Versuch irgendwie auf den Highway zu kommen", schlug Tryson rufend vor. Ich nickte.

„Gute Idee." Ich drückte auf's Gaspedal, bis sich die Anzeige auf 80 km/h anwuchs.

„Tryson, wie nah sind die Bullen?", fragte ich.

„Zu nah! Fahr schneller!", rief Tryson, woraufhin ich das Gaspedal noch mehr durchdrückte, bis wir mit 120 km/h auf den Highway sausten. Das Adrenalin pulsierte durch meine Adern und mein Atem ging schnell.

„Justin, schneller!", rief Tryson. Ich erhöhte auf 150 km/h und ließ das Fenster an Trysons und Seans Seite runterfahren.

„Zielt auf die Reifen!", brüllte ich gegen den Lärm, während ich immer wieder die Spur wechselte, um die Autos vor uns zu überholen.

„Schießt doch!", schrie ich.

„Das geht nicht, wenn du die ganze Zeit die Spur wechselst", knurrte Tryson. Plötzlich ließ Sean ein Schuss ab.

„Getroffen", murmelte er.

„Gut", atmete ich aus. Einer weniger.

Ich beschleunigte auf 180 km/h, bog immer wieder ab und fuhr dann wieder langsamer, als Tryson mir sagte, dass wir sie verloren hatten.

„Ruf Ryan an. Wir sind in zehn Minuten wieder Zuhause. Dann muss er sofort wieder die Nummernschilder austauschen", befahl ich.

„Er geht nicht ran", murmelte Tryson.

„Dann ruf jemand anderen an", zischte ich.

„Bin schon dabei", knurrte Tryson. Er rief alle einmal an, doch niemand ging ran. Wieso nicht?

J A M I E

Der Sturm, Robert, versetzt ganz Savannah in Angst und Schrecken. Die Ufer wurden durch den dauerhaften und besonders starken Wind überflutete. Auf allen Straßen herrscht Hochwasser. Es ist einer der schlimmsten Stürme seit Jahrzenten. Die Bewohner und Feuerwehrkräfte sind dabei die Wassermengen zu bändigen. Mit einer noch ungenauen Geschwindigkeit bewegt sich der Sturm in Richtung
Nord-west und wird in wenigen Tagen in Atlanta eintreffen. Die Bewohner sollten
sich schon heute bereit machen und genug Lebensmittel kaufen, da das Wetter für eine längere Zeitzone anhalten wird. Wir sollten uns warm anziehen."

...hörte ich die Nachrichtenfrau sagen, doch ich achtete nicht besonders auf sie. Durch das ganze Drama hatte ich eine wichtige Sache vernachlässigt. Die Schule! Es war bereits Dienstag. Ich war seit mehr als einer Woche nicht in der Schule gewesen. Das würde Ärger geben, doch bis jetzt hatte sich noch niemand gemeldet. Taylor hatte sich in letzter Zeit auch nicht gemeldet. Da ist man eine Woche nicht in der Schule und wird schon von allen vergessen.

„Ist dir schon was eingefallen?", fragte ich Liam verzweifelt, doch er schüttelte ratlos den Kopf.

„Scheiße", fluchte ich. Ich brauchte unbedingt eine Ausrede. Es musste einen Grund geben, warum ich eine Woche nicht in der Schule war. Einen guten Grund.

„Wo ist deine Mom eigentlich?", fragte Liam plötzlich. Ich seufzte.

„Sie rennt von einem Vorstellungsgespräch zum nächsten", erklärte ich. Liam nickte.

Ich dachte über Justin nach. Er hatte sich heute noch nicht gemeldet. Vielleicht hatten sich meine Ängste verwirklicht und Justin würde mich weiter so kalt behandeln. Als wäre ich ihm nicht wichtig. War ich ihm denn wichtig? Ich wusste es nicht. Ich wusste generell nicht, woran ich bei ihm war. Als was sah er mich? Als eine Freundin, eine gute Freundin, feste Freundin oder sogar als Feind? Ich wusste, dass das ganze grübeln nichts bringen würde. Egal wie lange ich nachdenken würde, ich hätte keine Chance die richtige Antwort zu finden und zu erkennen. Ich wünschte, ich könnte in seinen Kopf gucken.

J U S T I N

Als wir nach einer Weile zurück waren und das Haus betraten, war es leer.

„Hallo?", rief Tryson durch die Wohnung, doch alles war still. Schnell tauschten wir das Nummernschild und zogen uns um, falls die Bullen kommen würden.

Ich lief ins Wohnzimmer. Der Sessel war verschoben. Das war das einzige, was mir auffiel. Ich rief Ryan an. Nach nicht langer Zeit ging er ran. Oder auch nicht?

Hey, Justin. Hier ist Dan", kündigte er sich in einem ruhigen, beinahe mitgenommenen Ton, an.

„Hey, Dan. Wo seid ihr?", fragte ich stirnrunzelnd und ließ mich auf den Sessel fallen.

Im St. Loopers. Du solltest auch kommen", murmelte er.

„Was macht ihr denn bitte im Krankenhaus?", fragte ich völlig verwirrt, während ich meinen Blick durch den Raum schweifen lief. So langsam bekam ich Panik.

„Dan!", drängte ich ihn verzweifelt.

Justin..." Als ich seine Stimme hörte, erstarrte ich. Sie war kaum mehr als ein gequältes Flüstern. Irgendetwas schlimmes musste passiert sein.

„Verdammt, Dan! Jetzt sag mir gefälligst, was passiert ist!", brüllte ich nun verzweifelt und panisch zu gleich. Sofort kamen Tryson und Sean angerannt und sahen verwirrt zu mir. Mit einer Handbewegung deutete ich ihnen leise zu sein. Plötzlich bemerkte ich Blut am Tisch. Es war zum Glück nicht besonders viel. Was war hier passiert, verdammt?

Kommt einfach her und dann ruf mich an", verabschiedete sich Dan leise.

„Scheiße", fluchte ich leise und fuhr mir frustriert mit beiden Händen durch die Haare.

„Was ist los?", fragte Tryson vorsichtig. Ich schüttelte den Kopf.

„Ich weiß es nicht", hauchte ich.

„Es ist irgendetwas passiert. Wir müssen zum St. Loopers Krankenhaus", murmelte ich dann kalt und lief aus der Tür raus.

J A M I E

Ich unterhielt mich grade mit Liam über sein Leben in New Jersey, als ich einen Anruf erhielt. Stirnrunzelnd sah ich auf mein Handy. Keine Nummer, die ich kannte. Trotzdem ging ich ran.

„Hallo?", sprach ich ins Telefon.

Hey, Jamie...Hier ist Dan", kam es von der anderen Leitung. Er klang niedergeschlagen.

„Hey, Dan. Ist irgendwas passiert?", fragte ich deswegen.

Allerdings..." Dan atmete hörbar ein. Ich fing an mir Sorgen zu machen. „Komm bitte ins St. Loopers Krankenhaus."

Ohne, dass ich etwas erwidern konnte, legte er auf. Ich starrte auf mein Handy.

Krankenhaus? Mir wich alle Farbe aus dem Gesicht. Was war passiert? Ging es Justin gut?

„Was ist los?", fragte Liam vorsichtig.

„Kannst du mich zum St. Loopers fahren? Du hast doch einen Leihwagen", bat ich ihn verzweifelt. Ich wollte wissen, was los war! Ich hasste so eine Unwissenheit. Dan klang so verzweifelt.

„Natürlich", antwortete Liam schnell und sprang auf, um sich seine Schuhe anzuziehen. Ich tat es ihm gleich und lief dann ohne eine Jacke zu Liams silbernen Leihwagen. Ich wollte verdammt nochmal wissen, was los war!

Als Liam auch im Auto saß und den Motor startete, rief ich Justin an. Ich wollte mich vergewissern, dass es ihm gut ging. Doch er ging nicht heran.

Als ich gerade auflegen wollte, hörte ich plötzlich seine hektische Stimme.

Ja?", fragte er flüchtig.

„Justin, geht's dir gut?", wollte ich panisch wissen.

Was? Ja, in gewissen Maßen. Wieso fragst du?" Er klang verwirrt und genau so panisch wie ich.

„Dan hat mich angerufen. Ich soll ins St. Loopers kommen", wisperte ich.

Und du dachtest, er hat wegen mir angerufen? Nein, er hat mir das gleiche gesagt", erzählte Justin mit eisiger Stimme. Er versuchte seine Gefühle nicht zu zeigen, doch er hatte Panik. Das hörte ich sogar durch's Telefon. Also ging es nicht um Justin.

„Was ist denn dann los?", flüsterte ich.

Ryan!", rief Justin plötzlich. „Sean und Tryson sind bei mir. Dan hat uns angerufen und wenn etwas mit Jason wäre, wüsstest du nicht Bescheid." Er schluckte. „Irgendetwas ist mit Ryan."

Meine Augen weiteten sich. Er hatte Recht. Was war mit Ryan? Ich hoffte ihm war nicht passiert. Natürlich war ihm etwas passiert, sonst wärst du jetzt nicht auf dem Weg ins Krankenhaus!

„Wann...wann bist du am Krankenhaus?", fragte ich mit sorgengetränkter Stimme.

In fünf Minuten", gab er trocken zurück. Ich hörte ihn scharf aus- und einatmen. Er versuchte, nicht die Fassung zu verlieren. Justin und Ryan kannten sich schon ganz lange. Meine Sorge und Panik war im Gegensatz zu seiner nichts.

Jamie, ich leg jetzt auf. Wir sehen uns ja später", verabschiedete er sich leise und legte auf.

„Weißt du etwas neues?", wollte Liam sofort besorgt wissen.

„Irgendetwas ist mit Ryan", wisperte ich.

„Wer ist Ryan?"

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