25. „Willst du das wirklich alles nochmal?"
J U S T I N
Müde rieb ich mir durch's Gesicht und stand auf. Ich lief runter ins Wohnzimmer, wo auch Tryson saß, und setzte mich auf den Sessel.
„Ich habe mir überlegt, heute zu Turner fahren. Nur du und ich", fing Tryson ein Gespräch an.
„Und was ist mit James?", wollte ich verwirrt wissen.
„Das können wir sowieso noch nicht erledigen. Das braucht mehr Planung", sagte Tryson ernst. Ich seufzte. Das hieß Jamie musste noch länger warten.
„Okay, lass uns heute zu Turner", stimmte ich nickend zu.
„Gut", nickte Tryson.
Ich stand auf und lief in die Küche. Dort nahm ich mir ein Glas und füllte es mit Jim Bean. Da kam Ryan in den Raum.
„Es ist zwölf Uhr und du trinkst schon?", fragte er amüsiert. Ich nickte grinsend und leerte mein Glas mit einem Zug.
„Weißt du, normale Menschen trinken Kaffe am morgen", lachte er. Ich lachte auch und stellte das Glas ab.
„Ist mit dir und Jamie wieder alles ok?", wollte er wissen.
„Was meinst du?", fragte ich gelangweilt und blickte durch den Raum.
„Ich weiß, dass ihr Stress hattet", seufzte Ryan. Ich sah ihn mit leicht zusammengekniffenen Augen an.
„Wir hatten schon oft Stress", sagte ich leicht verwirrt, leicht verärgert.
„Du kannst mir nichts vormachen", behauptete Ryan und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich kniff die Augen weiter zusammen.
„Worauf willst du hinauf?", zischte ich. Ryan seufzte.
„Denkst du, ich habe nicht gemerkt, dass zwischen euch etwas läuft?", lachte Ryan. Ich schnaubte.
„Zwischen uns läuft nichts", spottete ich und runzelte die Stirn, weil es sich irgendwie komisch anfühlte, das zu sagen. Ryan lachte.
„Das kannst du nicht sagen, nachdem du mit ihr rumgeknutscht hast", meinte er. Ich verdrehte die Augen.
„Wahrscheinlich hast du schon mit ihr geschlafen", spottete er. Ich sah ihn mit zusammen gebissenen Zähnen an.
„Wer hat mit wem geschlafen?", fragte Tryson beiläufig während er die Küche betrat.
„Niemand", knurrte ich ernst, mit dem Blick auf Ryan. Wütend verließ ich den Raum. Im Flur stieß ich gegen Sean.
„Ey!", beschwerte er sich.
„Warum läufst du auch da, wo ich laufe", zischte ich und lief weiter die Treppe hoch. Lautstark knallte ich die Tür zu und setzte mich auf mein Bett.
Ich konnte wirklich nicht sagen, dass nichts zwischen uns lief. Nicht nachdem wir zwei Mal rumgemacht hatten. Und nicht nachdem ich es so genossen hatte.
Ich biss mir auf die Unterlippe. Ruckartig stand ich auf und suchte in meinen Schubladen hecktisch nach einer Kippe.
„Fuck!", fluchte ich laut und strich mir übers Gesicht. Ich lief aus dem Zimmer und dann direkt in das von Jason. Ohne ihn zu beachten holte ich ein kleines Tütchen aus seiner Nachttischschublade.
„Was soll der Scheiß? Das ist meins!", maulte er und stand von seinem Bett auf. Er wollte mir das Tütchen aus der Hand reißen, aber ich hielt es weg von ihm.
„Verdammte Scheiße, Justin, gib das her!", forderte er zischend.
„Halt die Schnauze", gab ich bissig von mir und drehte mir einen Joint mit den Blättchen, die ebenfalls in der Schublade lagen. Jason ließ mich machen und hatte sich zurück gelehnt. Ich nahm mir ein Feuerzeug und setzte mich auf Jasons Bett.
„Das Feuerzeug ist leer", ließ mich Jason wissen.
Ich warf das Feuerzeug fest gegen die Wand und fluchte laut. Kurz danach setzte sich Jason ebenfalls mit einem Joint und einem anderem Feuerzeug neben mich.
„Du solltest das nicht tun", sagte Jason ernst. Ich sah ihn mit zusammengebissenen Zähnen an.
„Wenn ich jemanden brauche, der mir überflüssige Ratschläge gibt, sag ich Bescheid", spuckte ich.
„Weißt du, ich hab's zwar nicht gesehen, aber die Jungs haben mir davon erzählt, wie du warst. Ich weiß auch, wie sie dich von den Drogen wegbekommen haben. Willst du das wirklich alles nochmal?", fragte Jason ruhig. Ich sah ihn überrascht an.
„Du würdest mir meinen ganzen Stoff wegrauchen. Genau wie den, den wir verkaufen", meckerte Jason. Wow, da dachte ich einmal, er versuchte etwas nettes zu sagen, da kam schon wieder so ein Scheiß aus seinem Mund. Was sollte ich auch erwarten, immerhin hatte er mich als Bruder.
„Ich werde von einem Joint nicht sterben", murmelte ich, während ich aufstand und aus dem Zimmer lief. Ich lief die Treppe runter, in die Küche und sah Sean an.
„Hast du ein Feuerzeug?", fragte ich ihm, obwohl er noch mit dem Rücken zu mir gedreht war. Er drehte sich um, musterte mich einmal prüfend und sah mir dann in die Augen.
„Ja, aber nicht für dich", sagte er lässig und wollte an mir vorbei laufen, aber ich griff ihm an den Kragen und zog ihn zu mir. Er sah mich gleichgültig an.
„Es ist meine Entscheidung wann, wo und wie ich was rauche", spuckte ich wütend. Er riss sich los und baute sich gegenüber von mir auf.
„Und es ist meine Entscheidung, wem ich mein Feuerzeug gebe", knurrte er, richtete seinen Kragen und verließ dann den Raum.
Ich schnaubte, lief in Seans Zimmer und suchte ein Feuerzeug, welches ich auch fast sofort fand. Ich lief wieder hoch in mein Zimmer, zündete den Joint an und nahm einen langen Zug. Gleich darauf fing ich an zu grinsen. Das hatte ich so vermisst. Ja, ich war früher mal Drogenabhängig gewesen, aber von einem Joint würde ich nicht rückfällig werden.
Ich zog noch einmal und noch einmal. Der Joint wurde viel zu schnell kleiner. Ich zuckte kurz zusammen, als ich ein Klopfen an meiner Tür hörte.
„Jooh!", rief ich gedehnt und blickte zur Tür. Ryan öffnete sie und kam in mein Zimmer.
„Ryyyyaaaan, Was geht?", rief ich und grinste. Ryans blick klebte an meiner Hand.
„Willst du mal ziehen?", fragte ich deswegen und hielt den Joint in seine Richtung.
R Y A N
Als ich Justin mit dem Joint in der Hand auf seinem Bett sitzen sah, erinnerte ich mich an früher. Als wir ihn mit fünfzehn gefunden hatten, war er noch nicht süchtig, aber als er ungefähr ein Monat bei uns war ging es los. Er fing an Marihuana zu rauchen. Jeden Tag. Jede Nacht.
„Jo, Justin?", Ich lief durch's Haus, um ihn zu suchen.
„Justin?", rief ich noch mal. Da hörte ich etwas aus dem Keller. Früher hatten wir dort noch die Drogen versteckt. Wir waren sehr erfolgreiche Dealer. Im Keller fand ich Justin. Er versuchte gerade aufzustehen, doch fiel immer wieder zurück. Ich riss die Augen auf.
„Was zur Hölle!", schrie ich.
„Ist dir klar, dass wir den Stoff zum verkaufen brauchen? Wir haben dich nicht hier einziehen lassen, damit du uns alles wegrauchst! Verdammt, du bist fünfzehn!", rief ich wütend und schlug ihm den Joint aus der Hand. Justin war so zu gedröhnt, dass er mich nichtmal richtig verstand.
Ich raufte mir die Haare. Ich wusste, dass Justin viel schlimmes durchgemacht hatte, aber ich wusste nicht, wie sehr er damit zu schaffen hatte. Er redete auch nie darüber. Plötzlich ertönte ein lautes Geräusch. Justin war umgefallen.
„Fuck!", fluchte ich laut und rief hysterisch nach Tryson und Drake. Schnell kamen sie die Treppe runter gerannt und sahen Justin mit großen Augen an.
Ich schüttelte den Kopf, um diese Gedanken los zu werden.
Entschlossen lief ich zu Justin zu und nahm ihm den Joint aus der Hand. Ich wollte das alles einfach nicht noch mal erleben.
„Hey!", beschwerte sich Justin. Mit geballten Fäusten trampelte ich ins Badezimmer und versenkte den Joint in der Toilette.
J U S T I N
Fassungslos sah ich Ryan hinterher und sprang dann von meinem Bett auf, um ihm zu folgen. Er war bereits im Bad und als er wieder heraus kam, waren seine Hände leer. Ich sah ihn wütend an.
„Was soll der Scheiß?", schrie ich ihn an.
„Wenn ich dich noch einmal mit einem Joint sehe, drück ich ihn in deinem Gesicht aus!", brüllte er zurück.
„Das ist nicht deine Sache! Ich bin nicht mehr fünfzehn!", rief ich fassungslos und warf meine Arme in die Luft.
„Genau, du bist nicht mehr fünfzehn! Du solltest bereits verantwortungsbewusst sein", konterte er brüllend.
„Du kannst mir nichts sagen, das weißt du", sagte ich ruhig. Ryan schluckte.
„Du weißt was wir alles getan haben, um dich von den Drogen weg zu bekommen. Das würde ich jedes Mal wieder machen", meinte Ryan ernst. Wir sahen uns starr in die Augen und sagten kein Wort.
„Das ist mir zu blöd", zischte ich und lief an ihm vorbei.
„Justin!", rief er noch, aber ich lief einfach weiter. In der Küche holte ich mir eine Flasche Wodka ab und verließ so das Haus.
Während des Laufens öffnete ich die Flasche, nahm einen großen Schluck und stieg in den Wagen. Sofort fuhr ich los und fischte mir eine Zigarette aus dem Handschuhfach, die ich dann auch sofort anzündete. Lang zog ich daran und blies den Rauch wieder aus. Ich machte mir nicht die Mühe das Fenster zu öffnen, also war nach kurzer Zeit das ganze Auto voller Rauch und ich konnte kaum noch was sehen. Abwechselnd nippte ich am Wodka und zog an der Zigarette. Das ging die ganze Fahrt so.
J A M I E
Ich saß grad in meinem Zimmer und lackierte meine Fingernägel, als es an der Tür klingelte.
Seufzend stand ich auf und wedelte mit meinen Händen in der Luft rum, um den Nagellack zu trocknen. Als ich unten angekommen war und die Tür öffnete, stand Justin davor. Die spontanen Besuche waren anscheinend zur Gewohnheit geworden.
„Hey, Justin", begrüßte ich ihn.
„Hey", erwiderte er und dabei stieg mir ekliger Gestank von Alkohol und Zigaretten in die Nase.
„Es tut mir leid wie ich mich verhalten habe, Jamie. Darf ich reinkommen?", säuselte er und sah mich mit halb offenen Augen an.
„Du bist ja total betrunken!", stellte ich verärgert fest.
„Nur ein... nur ein kleines Bisschen", behauptete er und drängte sich an mir vorbei. Ich sah ihm fassungslos hinterher. Wie konnte man nur so viel trinken?
Als ich die Tür schließen wollte, sah ich eine leere Wodka Flasche an der Hauswand stehen. Kein kleiner Flachmann, nein, es war eine sehr große Flasche. Eine, die man sich normalerweise einteilt oder mit mehreren Leuten teilt.
„Justin?", schrie ich besorgt. Er konnte doch so unmöglich gefahren sein!
Justin lag auf dem Sofa und starrte die Decke an.
„Ist alles in Ordnung?", fragte ich unsicher und setzte mich auf den Sessel gegenüber.
„Ja", meinte Justin und selbst in diesem einen Wort, hörte man den Alkohol.
„Weißt du, worauf ich echt Lust hab?" Justin setzte sich auf und sah mich grinsend an. Ich runzelte die Stirn.
„Nein. Worauf?", fragte ich.
„Sex", zischte er begeistert. Ich verdrehte die Augen. Plötzlich stand Justin auf und kam zu mir. Ich sah ihn mit großen Augen an.
„Steh auf", lachte er. Unsicher stand ich auf und mein Gesicht war jetzt nur noch ein Zentimeter von seinem entfernt. Er lachte. Angewidert vom Schwall Gestank, der auf mich zu kam, drehte ich mein Gesicht zur Seite.
„Lass uns tanzen", schlug Justin vor. Ich verzog mein Gesicht angewidert und schüttelte den Kopf.
„Nein. Schlaf lieber deinen Rausch aus", meckerte ich. Ich verstand sein Verhalten einfach nicht. Was veranlasste ihn so viel zu trinken? Wenn das normal für ihn war, fragte ich mich, warum er noch klar denken konnte. Er dürfte doch eigentlich gar keine Gehirnzellen mehr haben. Ruckartig zog mich Justin an meinen Hüften näher zu ihm.
„Was soll das?", zischte ich und versuchte mich loszureißen, aber Justin hielt mich sehr fest.
„Lass uns ein wenig Spaß haben", säuselte er lächelnd und drückte sein Gesicht in meine Halsbeuge.
„Justin!", keuchte ich erschrocken. Ich spürte wie er feuchte Küsse an meinem Hals verteilte und sich danach festsaugte. Ein unterdrücktes Stöhnen entwich meinen Lippen.
„Lass das jetzt, verdammt!", rief ich und versuchte ihn weiterhin von mir zu schieben. Ich wollte ihn küssen, wirklich, aber nicht so. Grob drängte er mich zur Couch und drückte mich auf sie.
„Komm schon. Es macht mehr Spaß, wenn du mitmachst", flüsterte er an meinem Hals.
Ich wollte ihm wirklich nicht weh tun, aber ich hatte keine andere Möglichkeit. Langsam ließ ich meine Hand zu seinem Unterleib wandern und griff vorsichtig nach seinem Penis. Justin fing an zu stöhnen. Ruckartig schloss ich meine Hand und drückte fest zu. Justin riss seine Augen auf.
„Lass mich jetzt gefälligst los", zischte ich und drückte fester.
„Fuck!", brüllte Justin und in seinen Augen sammelten sich schon Tränen. Schnell stand ich auf und sah, wie Justin auf die Couch fiel und sich sein bestes Stück hielt.
„Scheiße", fluchte ich im Flüsterton.
„Du Miststück!", schrie Justin und vergrub sein Gesicht in einem Kissen.
Ich stand auf und holte eine Decke. Die legte ich dann auf Justin, der sich bis jetzt nicht bewegt hatte.
„Schlaf gut", flüsterte ich. Da hörte ich den Schlüssel im Schloss.
„Scheiße", fluchte ich und lief zur Tür. Meine Mom öffnete die Tür gerade.
„Mom, bitte sei leise", flüsterte ich.
„Was ist denn los?", flüsterte sie zurück.
„Ein Freund von mir muss seinen Rausch ausschlafen. Kannst du bitte oben in meinem Zimmer schlafen?", bat ich sie flehend. Sie seufzte.
„Na gut."
Ich grinste.
„Danke", sagte ich fröhlich und leise.
Als sie oben war, setzte ich mich auf den Sessel und sah zu Justin. Er war wirklich eingeschlafen.
Nach einer Weile drehte er sich um, so dass sein Gesicht oben war. Ich schlich zur Couch und hockte mich vor ihn. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass sein Gesicht so makellos war. Es war perfekt. Und seine Lippen schreiten nur danach geküsst zu werden.
Ich beugte mich langsam vor und legte sanft meine Lippen auf seine und konnte leicht Alkohol- und Zigarettengeschmack schmecken. Auch wenn er schlief, war es ein wunderschönes Gefühl.
Plötzlich erwiderte er meinen Kuss und legte seine Hand an meine Wange. Sofort riss ich meinen Kopf weg und sah ihn mit großen Augen an. Seine Augen waren halb geschlossen und seinen Mund umspielte ein Grinsen.
„Du Arschloch", rief ich lachend. Justins Grinsen wurde breiter. Ich setzte mich zurück auf den Sessel und sah ihn an.
„Habe ich dir eigentlich schon erzählt, dass einer meiner Jungs beim Überfall deine Freundin Caitlin angeschossen hat?", lallte er mit wechselndem Ton in seiner Stimm, die seinen Promillen Intus wiederspiegelte. Ich riss meine Augen auf.
„Was?", zischte ich erschrocken, wütend und gleichzeitig verängstigt.
„Keine Angst. Sie wird es überleben", grinste Justin.
Hatte er das wirklich gesagt, während er gegrinst hatte? War das sein Ernst? Das alles war kein Spiel. Für ihn vielleicht, aber für mich nicht.
Ich lehnte mich zurück und beobachtete ihn. Seine Augen waren wieder geschlossen. Meine Augen wurden ebenfalls immer schwerer, bis sie zufielen und ich einschlief.
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