24. „Ich vertraue dir nicht, Bounds."
J A M I E
„Jamie?", rief meine Mom. Ich sagte nichts und blieb auf meinem Bett sitzen. Sie kam in mein Zimmer und setzte sich zu mir.
„Ich wollte mit dir reden", ließ sie mich wissen und sah mich reuevoll an.
„Dann rede", forderte ich sie auf.
„Ich...Ich weiß sehr wohl, was ich falsch gemacht habe. Ich wollte es nur nicht zugeben. Du hattest vollkommen Recht und es tut mir einfach schrecklich leid. Ich habe mich wirklich nicht meinem Alter entsprechend verhalten. Wie kann ich das wieder gut machen?" Sie hatte Tränen in den Augen.
„Verhalte dich einfach nie wieder so", bat ich sie und rückte zu ihr, um sie in den Arm zu nehmen.
„Ich habe Pizza bestellt", verriet sie mir grinsend. Ich lächelte.
„Und wenn du jemanden zum reden brauchst, wegen Amber, bin ich für dich da", sagte sie einfühlsam und strich mir über den Arm. Ich nickte.
„Woher hattest du eigentlich das ganze Geld?", wollte sie neugierig wissen.
„Haben mir Freunde geliehen", log ich und stand auf, um runter zu gehen.
J U S T I N
Nach der zweiten Runde sah ich auf mein Handy. Es war schon viertel nach sieben.
„Kann ich hier duschen?", fragte ich Chelsea.
„Klar", sagte sie atemlos.
Ich sah Chelsea etwas komisch an. Nicht weil sie mir erlaubt hatte, bei ihr zu duschen, sondern weil sie heute einfach angenehmer und leichter zu ertragen war.
„Egal wie sehr du dich verstellst, dadurch werde ich dich nicht mehr mögen", machte ich ihr ernst klar und stand auf. Ich nahm meine Kleidung und ging duschen.
Nach zehn Minuten war ich fertig und zog mich wieder an. Als ich zurück in Chelseas Schlafzimmer kam, lag sie verführerisch in Reizwäsche auf dem Bett und sah mich an. Ich setzte mich neben sie.
„Willst du mir nicht etwas geben?", fragte ich sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Einen Kuss?", fragte sie dumm.
Ich legte meinen Kopf etwas schief und sah an ihr vorbei.
„Nein", sagte ich, als ich wieder zu ihr sah. Sie legte ihren Zeigefinger an ihr Kinn und tat so, als würde sie überlegen.
„Spiel keine Spielchen mit mir und gib mir die verdammte Adresse", zischte ich gehässig.
„Kriege ich dafür einen Kuss auf meine Lippen?", fragte sie grinsend. Ich wollte sie nicht auf den Mund küssen. Ich fühlte mich jetzt schon schlecht, obwohl mir dieser Sex nichts bedeutete.
Ich dachte an Jamie. Wie es wäre sie unter mir liegen zu haben. Wie sie meinen Namen schreien würde und sich in meinen Rücken krallen würde, während sie zu ihrem Orgasmus käme.
„Du hattest 'ne zweite Runde, das reicht", knurrte ich genervt. Chelsea seufzte.
„Na schön." Sie stand auf und verließ den Raum. Nach einer Minute kam sie wieder und gab mir einen Zettel.
J A M I E
Nach der Pizza und nachdem ich und meine Mom etwas geredet hatten, ging ich hoch und packte meine Tasche für Montag. Ich musste ja mal wieder in die Schule. Meine Mom hatte sich bereit erklärt mich zu fahren.
Irgendwie vermisste ich Justin. Ich wusste nicht warum und fand es auch nicht gut, aber ich tat es. Auch wenn wir uns oft gestritten hatten und ich nur ein paar Tage bei ihm gewohnt hatte, vermisste ich ihn. Aber er war ja jetzt bei Chelsea und hat mit ihr geschlafen, nur weil diese Schlampe die Adresse von Jack Bounds nicht hergeben wollte. Warum wollte sie immer mit ihm schlafen? War sie so scharf auf ihn oder einfach nur notgeil? Justin war ja schon echt heiß. Ich konnte verstehen, dass sie mit ihm schlafen wollte. Wer wollte nicht mit einem so heißen Jungen schlafen? Dazu hatte er auch noch einen tollen Körper. Und seine Lippen. Seine Lippen waren so perfekt und weich. Und er konnte so gut küssen. Okay, ich sollte aufhören von Justin zu schwärmen. Wenn ich nicht wüsste, dass er bei Chelsea war, hätte ich ihn jetzt angerufen. Ich hätte mir irgendeinen Grund ausgedacht.
J U S T I N
„Ich bin wieder da!", brüllte ich durchs Haus, nachdem ich die Tür geschlossen hatte.
„Wieso warst du so lange weg?", wollte Dan wissen, der aus dem Bad kam. Ich sah ihn an und lief wortlos in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Das tat ich auch.
Ich stylte mich etwas, zog mir Rot-Schwarze Supras, die zu meiner Boxershort passten, an und lief die Treppe runter. Nach ein paar Minuten waren Tryson, Ryan und ich fertig um zu gehen. Wir alle hatten eine Waffe dabei und stiegen dann in den Van. Als wir im Auto saßen, fing Ryan an zu reden: „Justin, hat Jamie dir schon, das mit Jack erzählt?"
Ich sah ihn verwirrt an.
„Nein", antwortete ich.
„Als Jamie spazieren gegangen ist, kam Jack zu ihr und als Jamie gehen wollte, hat Jack sie auf den Boden geworfen und ist auf ihr Knie getreten", erzählte er mir. Deswegen hatte Jamie gehumpelt. Warum hatte sie es mir nicht sofort erzählt?
„Und dann?", fragte ich.
„Dann sind zwei Leute gekommen, die sie verteidigt haben und sie ist abgehauen", erzählte er weiter. Das würde definitiv Folgen haben!
„Und jetzt erzähl uns verdammt nochmal was passiert ist", zischte Tryson.
„Ich habe es schon tausendmal gesagt. Ich und Drake hatten einen Unfall", sagte ich genervt.
„Und warum ist Drake nicht auch so verletzt wie du?", fragte Ryan. Ich seufzte.
„Weil ich mit dem Auto ins Wasser gestürzt bin", murmelte ich.
„Du bist was?", rief Tryson.
„Ja, ich bin ins Wasser gestürzt", wiederholte ich genervt. Warum machten sie um diesen Unfall so ein Drama?
„Justin, du musst deine Gesundheit wirklich ernster nehmen. Vor allem in letzter Zeit. Zuerst das in der Lagerhalle und jetzt ein Autounfall. Wenn du so weiter machst, bist du bald tot", redete Ryan auf mich ein. Ich schnaubte spottend und schüttelte den Kopf.
„Ich meine das ernst", zischte Ryan. „Du gehst ja nichtmal zum Arzt."
Ich schnaubte wieder.
„Das habe ich auch nicht nötig", behauptete ich.
„Nicht nötig? Jason hat erzählt, dass du dir bei Bruce die Seele aus dem Leib gekotzt hast. Ich dachte schon du wärst schwanger", spottete Tryson. Ich verdrehte die Augen.
„Eine Gehirnerschütterung bringt mich nicht um", spuckte ich.
„Eine Gehirnerschütterung nicht, aber die zahlreichen Quetschwunden, Schnittwunden, Platzwunden und Rippenbrüche, die dir die letzten Tage gebracht haben schon. Wenn du so weiter machst, wirst du keine Zwanzig mehr", nörgelte Ryan weiter rum.
„Weißt du, wie lächerlich du dich gerade anhörst?", fragte ich ihn verärgert.
„Er hört sich nicht lächerlich an, Justin", seufzte Tryson. Ich sah ihn entsetzt an.
„Ihr könnt mich alle Mal!", rief ich wütend. Schon wieder öffnete Ryan seinen Mund, um etwas zu sagen, doch ich stoppte ihn, bevor er überhaupt anfangen konnte etwas zu sagen.
„Halt einfach die Klappe und sei leise. Seid beide leise, okay? Ich habe euch verstanden", zischte ich. Damit war es endlich leise. Ich lehnte mich zurück.
„Hat jemand 'ne Kippe?", fragte ich. Tryson und Ryan schüttelten den Kopf.
„Fuck", fluchte ich.
Als Tryson anhielt, stiegen wir aus.
„Hier ist es?", fragte ich. Es war ein ziemlich großes Haus, aber als Zuhälter verdient man eben viel. Es war auch gar nicht so weit von unserem Haus entfernt.
„Ja", bestätigte Tryson. „Hier ist es."
Ich seufzte.
„Wir holen erst die Waffen raus, wenn wir sehen, dass Jack die Tür öffnet. Wenn wir an einer falschen Adresse sind und dann die Waffe auf den Bewohner richten..." Ich sah Tryson und Ryan streng an. „Ihr versteht mich schon."
Ich ging zur Tür und sah kurz zu den anderen.
„Bereit?". versicherte ich mich. Die beiden nickten.
Ich klingelte und trat ein paar Schritte zurück, bis ich vor den Jungs stand. Nach einer kurzen Weile wurde die Tür geöffnet. Jack sah uns erstaunt an. Schnell richteten wir alle die Waffe auf ihn und stellten uns in Angriffsmodus. Jack fing an zu grinsen.
„Ich hatte schon lang keinen Besuch mehr." Er machte eine einladende Geste. „Kommt doch rein."
Ich sah zu Tryson und dann zu Ryan.
„Er kann uns nichts tun", flüsterte Tryson. Ich nickte und lief auf Jack zu.
„Ich bitte dich, Bieber. Siehst du an mir irgendeine Waffe? Dann könnt ihr eure auch wegpacken." Er nahm unschuldig die Hände hoch. „Ich bitte euch nicht, sie abzugeben, aber ich persönlich empfinde es als unangenehm pausenlos eine Waffe auf mich gerichtet zu haben."
Ich sah ihn kritisch an.
„Ich vertraue dir nicht, Bounds", knurrte ich.
„Tut mir leid, dann werde ich mich nicht mit euch unterhalten", betonte Jack.
„Das ist nicht Ihre Entscheidung", bellte Tryson. Ich schubste Jack in sein Haus und bohrte ihm die Waffe gegen die Brust, damit er weiter lief. Ryan und Tryson betraten das Haus ebenfalls und schlossen die Tür.
„Führ uns mal in dein Wohnzimmer", zischte ich ihm ins Ohr.
Wir folgten ihm in sein Wohnzimmer uns setzten uns auf die Couch, nachdem er sich in ein Sessel gesetzt hatte.
„Also, was verschafft mir die Ehre?", säuselte Jack und nahm sich ein Glas, das auf dem Tisch stand und nippte daran.
„Auch einen Scotch?", fragte er höflich.
„Was wollten Sie von Jamie?", fragte ich scharf. Jack lachte kurz und stellte seinen Scotch ab.
„Ich wollte nett sein", behauptete er und grinste. Ich rückte auf dem Sofa weiter nach vorne.
„Wenn man nett ist, tut man einem nicht weh", meinte ich und sah ihn starr an.
„Ich weiß nicht, was eure kleine Prinzessin euch erzählt hat, aber ich bin höflich geblieben. Sie ist auf einmal weg gerannt." Jack zuckte mit dem Schultern. Ich lachte spottend.
„Du glaubst, dass wir dir das abkaufen." Ich schüttelte den Kopf.
„Sehen Sie, Jack." Ich sprach seinen Namen besonders deutlich und verächtlich aus. „Wir sind doch auch ehrlich, okay? Also bitte ich Sie, das auch zu sein. Also nochmal. Was wollten Sie von Jamie?", wiederholte ich meine Frage. Jack lehnte sich zurück und blieb still.
„Sie arbeiten für Raynold, richtig?", fragte ich scharf.
„Nein, ich arbeite für niemanden", antwortete Jack sofort und klang, als hätten wir ihn beleidigt. Ich sah Tryson kurz an. Er richtete sich an Jack.
„Wenn Sie nicht für Raynold arbeiten, warum helfen Sie ihm dann?", wollte er wissen.
„Wer behauptet denn bitte, dass ich James helfe?", stellte Jack die Gegenfrage und nippte wieder an seinem Drink.
„Verdammt, wo haben Sie Gläser?", fragte ich und stand auf. Jack grinste.
„Das Zimmer direkt neben an, im zweiten Schrank neben der Tür", ließ er mich wissen.
Ich verließ den Raum und lief in die Küche. Ich brauchte ein Drink. Mein letzter war schon viel zu lang her. Selbst seine Küche war purer Luxus. Ich blies meine Wangen auf und pustete die Luft dann wieder aus. Kurz strich ich mir mit den Händen durchs Gesicht und öffnete dann den Schrank, den mir Jack beschrieben hatte. Daraus nahm ich mir ein Whiskeyglas und ging zurück ins Wohnzimmer. Ich setzte mich hin und stellte das Glas auf den kleinen Tisch, wo auch Jacks Glas stand. Direkt füllte Jack es mit Scotch und schob es mir zu. Ich nickte ihm zu und nippte an meinem Drink.
„Wo waren wir?", wollte ich wissen und sah alle einmal an.
„Ich habe deinen Freunden gerade erklärt, dass ich nicht an James' Seite bin, um für ihn zu arbeiten, sondern, dass ich die Zusammenarbeit meine eigenen Vorteile nutze", erklärte Jack höflich. Er war allgemein ziemlich höflich. Das irritierte mich.
„Welche Vorteile hat das denn?", meldete sich Ryan zu Wort.
„Ich weiß wirklich nicht, warum ich euch das sagen sollte", wimmelte Jack ab und stellte sein Glas erneut ab, nachdem er es ausgetrunken hatte. Ich trank einen größeren Schluck und stellte das Glas dann auch ab.
„Wir zielen mit einer Waffe auf Sie, Bounds. Spielen Sie nicht mit uns", sagte ich und hielt meine Waffe etwas höher.
„Bieber, Delago, Hastings, Ich bitte euch jetzt mein Haus zu verlassen", meinte Jack höflich. Er nahm uns nicht ernst. Er nahm uns einfach nicht ernst, obwohl wir mit einer Waffe auf ihn zeigten.
„Zuerst beantworten Sie die Frage", zischte ich. Plötzlich holte Jack sein Handy aus seiner Jacken Innentasche und tippte darauf herum. Ich sah verwirrt zu Ryan, welcher mich genauso ansah. Dann grinste Jack und drehte sein Handy in unsere Richtung.
„Dieses Bild hat Mason vor einer Minute gemacht", ließ er uns grinsend wissen. Auf dem Bild war Jamie, die ihre Haustür geöffnet hatte und nach rechts blickte. Wahrscheinlich weil jemand geklingelt hatte. Mason war bei Jamie? Ich sah Tryson mit großen Augen an. Er nickte mit dem Kopf Richtung Tür.
„Geh!", befahl er. Ich nickte und stand auf.
J A M I E
Es wurde jetzt schon dreimal bei mir geklingelt und niemand stand vor der Tür. Die Tür war noch nicht lange fertig und ich wünschte mir, dass sie wieder kaputt sein würde. Meine Mom war nicht Zuhause und ich lief in die Küche. Direkt sprang mir eine Flasche Whiskey ins Auge. Perfekt.
Ich grinste und nahm mir ein Glas. Darein goss ich Whiskey und lief in mein Zimmer. Ich trank etwas von meinem Drink. Das machte ich immer wieder, bis er leer war. Ich nahm mein Handy und rief Taylor an.
„Hey Taylor", sagte ich sofort, als er ran ging.
„Hey, Jamie", lachte Taylor.
„Mir ist todlangweilig, bitte sag' dass mein Lieblings-Taylor heute Zeit für mich hat", bettelte ich schmollend, was er aber nicht sah.
„Wie viele Taylors kennst du?", fragte Taylor belustigt und konnte sich ein leises Kichern nicht verkneifen.
„Ähm, einen", gab ich grinsend zu. Taylor lachte.
„Treffen wir uns am Kino?", fragte er.
„Nein. Du weißt, ich kann nicht fahren", jammerte ich. Taylor seufzte.
„Okay, ich hole dich ab", bestimmte Taylor und legte auf. Ich lächelte und stand auf. Dann zog ich mich um und machte mich fertig. Doch nach fünfzehn Minuten war Taylor immer noch nicht da.
Ich seufzte gelangweilt, während ich auf meinem Bett saß. Dann klingelte es endlich. Ich rannte die Treppe runter und riss vorfreudig die Tür auf.
„Justin?", fragte ich überrascht.
„Ich hatte jemanden anderen erwartet. Tut mir leid", entschuldigte ich mich. Justin kratzte sich am Nacken.
„Ich wollte nur sehen, wie es dir geht", sagte er leise. Ich zog meine Augenbrauen in die Höhe.
„Willst du etwa wieder meinen Aufpasser spielen?", fragte ich verärgert und verschränkte meine Arme vor der Brust.
„Was? Nein, aber anscheinend muss ich das ja, denn jedes Mal, wenn ich dich alleine lasse passiert etwas", sagte Justin laut und wütend. Ich sah ihn mit großen Augen an. Er hatte schon irgendwie Recht. Nicht jedes Mal, aber oft. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
„Ich mache mir nur Sorgen", murmelte Justin und sah auf den Boden. Plötzlich klingelte Justins Handy. Als er ran ging, drehte er sich weg: „Ja?...Was?... Dann werden wir Morgenabend hinfahren, aber ich lege jetzt auf." Dann drehte er sich wieder zu mir und lächelte mich an.
„Wir haben James' Adresse", lächelte er. Meine Augen weiteten sich.
„Das heißt..."
„Dass wir Amber finden werden", beendete Justin meinen Satz. Mir stiegen Tränen in die Augen.
„Das verspreche ich", flüsterte er. Eine Träne fand den Weg über meine Wange.
„Nicht weinen. Alles wird wieder gut", flüsterte er und nahm mich in den Arm. Ich schlang meine Arme um ihn und er drückte mich fest an sich.
„Danke", schluchzte ich.
„Nicht dafür", hauchte er mir ins Ohr.
„Jamie?", rief Taylor, der aus einem Auto stieg. Ich löste mich von Justin und strich mir die Tränen aus dem Gesicht. Taylor kam zu uns gelaufen.
„Was ist los?", wollte er verwirrt wissen und sah Justin an.
„Nichts", lächelte ich.
„Wer ist das?", fragte er dann und wand seinen Blick nicht von Justin ab.
„Justin", stellte sich Justin vor und hielt Taylor seine Hand hin. Taylor nahm seine Hand und schüttelte sie leicht.
„Taylor", erwiderte Taylor, bevor er sich zu mir drehte.
„Können wir gehen?", fragte er. Ich nickte und drehte mich zu Justin.
„Danke", sagte ich noch einmal und lächelte ihn dankbar an. Justin schüttelte leicht lächelnd den Kopf.
„Kann ich dich morgen anrufen?", fragte ich verlegen. Justin nickte.
„Tschüss", verabschiedete ich mich und lief an Justin vorbei, zu Taylors Wagen.
-
„Amber?", rief ich so laut ich konnte. Alles um mich herum war schwarz und ich konnte nichts sehen, doch ich wusste, dass ich nicht allein war.
Ich drehte mich um und sah eine Lagerhalle. Es sah aus, als wäre sie offen. Als wäre es wie bei einem Dreh, wo die Drehort nur halb war. Ich lief etwas auf sie zu und war auf einmal in ihr drin. Sie war nicht mehr halb. Sie war komplett geschlossen. Als ich mich wieder umdrehte, sah ich Amber auf einem Stuhl sitzen. Sie war an ihren Armen und Beinen mit Handschellen an dem Stuhl gefesselt. Sie sah mich leer an und drehte ihren Kopf dann langsam nach rechts und sah in eine Richtung. Ich folgte ihrem Blick und entdeckte James. Er hatte einen Komplett roten Anzug an. Langsam lief er auf Amber zu. Ich wollte zu ihr und sie beschützen, doch ich konnte mich nicht bewegen. Amber sah mir starr in die Augen. Sie sah genauso aus, wie auf der Party. Als wäre seit dem keine Zeit vergangen. Sie sah auch nicht verängstigt aus. Keines Wegs. Ich fühlte mich betrogen von ihr, weil sie mich allein gelassen hatte und es sie anscheinend nicht störte. Gleichzeitig fingen James und Amber an zu grinsen und plötzlich hatte James ein Messer und schnitt Amber die Kehle durch.
Mein Herz schlug wild und ich riss meine Augen auf. Panisch sah ich mich um und erkannte, dass ich in meinem Zimmer war. Dieser Traum hatte sich so real angefühlt, aber wenn ich zurück dachte, merkte ich, dass er nicht so realistisch war, wie es sich angefühlt hatte. Es heißt ja, dass man Sachen träumt, mit den man sich im Moment beschäftigt. Es war klar, dass ich mich mit Amber und der Entführung beschäftigte, aber warum fühlte ich mich immer noch so? Ich fühlte mich betrogen und hintergangen. Aber ich wollte jetzt nicht mehr an den Traum denken und stand auf. Ich lief runter. Als ich meine Mom nirgends sah, rief ich laut nach ihr, doch ich bekam keine Antwort zurück. Deshalb lief ich ins Wohnzimmer und sah einen Zettel auf der Couch. Ich nahm ihn und setzte mich hin.
»Guten Morgen, Jamie. Ich bin bei einem Vorstellungsgespräch und komme erst spät wieder. Auf dem Küchentisch liegt Geld, mit dem du dir eine Pizza bestellen kannst. PS: Was zum Teufel ist mit dem Tisch paassiert?«
Ich seufzte. Dafür musste ich mir noch eine Ausrede einfallen lassen.
Gelangweilt saß ich auf der Couch und schaltete den Fernseher ein. Da fiel mir ein, dass ich Justin anrufen wollte. Plötzlich war ich ganz aufgeregt seine Stimme zu hören und mit ihm zu sprechen. Es war komisch. Alles im Moment war komisch.
Ich nahm mir mein Handy und rief Justin an. Nach etwas längerer Zeit ging er dran.
„Hallo?", fragte er kaum zu hören. Er klang ziemlich müde.
„Habe ich dich geweckt?", fragte ich geschockt.
„Ja, aber ich wäre sowieso bald aufgestanden", nuschelte Justin, was aber nicht besonders überzeugend rüber kam.
„Ich wollte dich nicht wecken, tut mir leid", entschuldigte ich mich.
„Schon okay", wimmelte Justin ab und ich hörte an der anderen Leitung ein Rascheln, was wahrscheinlich die Decke war.
„Fuck", fluchte Justin leise.
„Was ist los?", wollte ich neugierig wissen.
„Ich habe nur schlecht geschlafen", murmelte Justin mit kratziger Stimme. Morgens war seine Stimme immer so kratzig und rau. Gott, wie ich das liebte.
„Du schläfst in letzter Zeit öfters schlecht", bemerkte ich mitfühlend.
„Ja, wahrscheinlich wegen dem Stress", seufzte Justin.
„Bist du eigentlich wieder gesund?", wollte ich wissen.
„Was?", fragte Justin verpeilt.
„Du warst vor kurzem doch so krank, hast gekotzt und gezittert und so. Bist du jetzt wieder gesund?", sagte ich leise.
„Achso. Ja, ich hatte nur eine Gehirnerschütterung", murmelte Justin lässig.
„Nur? Was war denn passiert?", wollte ich wissen.
„Das ist nicht wichtig", meinte Justin und seufzte leise. Ich seufzte ebenfalls. Ich konnte ihn ja nicht dazu zwingen, es mir zu sagen.
„Kann ich dich später zurück rufen?", fragte Justin, als ich nicht geantwortet hatte. Ich seufzte erneut.
„Ja."
Damit legte Justin dann auf.
Morgen würde Liam endlich kommen. Und Justin würde Amber befreien können. Ich war mir sicher, dass Justin das hin bekommen würde. Ich wusste nicht warum. Es war einfach so.
Ich vertraute ihm.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top