18. „Du bist nichts!"

J A M I E

Ich hatte diese Nacht so verdammt gut geschlafen. Justins Bett war ein Traum.

Langsam stand ich auf und streckte mich ein wenig. Dann lief ich ins Badezimmer und machte mich ein bisschen frisch, damit ich nicht ganz so verschlafen aussah. Dann lief ich die Treppe hinunter. Da schellte es.

Ich blieb an der Treppe stehen und Sean ging zur Tür. Als er sie öffnete, erblickte ich ein hübsches Mädchen. Sie sah etwas älter als ich aus. Ich wollte die beiden nicht bespannen, also lief ich auf sie zu, um dann in die Küche abzubiegen. Dort öffnete ich ein paar Schränke, als jemand den Raum betrat. Ich drehte mich um und sah das Mädchen, das gerade an der Tür stand.

„Ähm, hi", stammelte sie etwas irritiert.

„Hey, ich bin Jamie", erwiderte ich unbeholfen.

„Mein Name ist Alyssa", stellte sie sich vor.

„Trysons Freundin?", fragte ich. Sie sah mich etwas erstaunt an.

„Ja", antwortete sie.

„Ich habe nur zufällig etwas von dir gehört, als wir über die Wäsche geredet haben", erklärte ich. Alyssa lachte und ich stimmte mit ein.

„Warum bist du hier?", wollte sie dann wissen und öffnete einen Schrank, aus dem sie zwei Gläser nahm.

„Möchtest du auch was trinken?", fragte sie höflich. Ich nickte hastig.

„Ja, ich habe schon nach Gläsern gesucht", bejahte ich.

„Also, warum bist du hier?", fragte sie noch einmal, während sie die Gläser mit Wasser füllte und mir eins hinschob, was ich dankend annahm.

„Meine Haustür ist kaputt und deswegen fühl ich mich bei mir Zuhause nicht besonders sicher", erklärte ich. Da kam Tryson in den Raum. Ich trank mein Glas Wasser.

„Hey Baby", lächelte er. Alyssa lächelte auch und ging auf ihn zu.

„Na Schatz." Sie begrüßten sich mit einem Kuss.

Als ich mein Wasser ausgetrunken hatte, verließ ich den Raum.

J U S T I N

Als ich vor Cadens Tür stand, klingelte ich. Cassidy, Cadens jüngere Schwester, öffnete mir die Tür.

„Hey, Justin", begrüßte sie mich freundlich, aber auch etwas ängstlich. Sie hatte mich schon in meinen schlimmsten Momenten, in den mich niemand hätte sehen sollen, gesehen und das würde ich mir niemals verzeihen.

„Hey Cassidy. Ich bin hier weil dein Bruder-", versuchte ich zu erklären, doch sie unterbrach mich: „Ich weiß, aber es ist noch nicht ausgedruckt. Ähm... Komm ruhig rein."

Ich nickte und betrat ihr Haus. Wir beide liefen ins Wohnzimmer und setzten uns auf die Couch.

„Willst du etwas trinken?", fragte sie höflich. Ich schüttelte den Kopf.

„Ähm, wann... wann ist der Ausdruck denn fertig?", wollte ich wissen und spielte mit meinen Händen.

„Ich weiß nicht. Es gibt irgendwelche Probleme beim verschicken", erklärte sie. Ich leckte mir über die Lippen.

„Oh, ähm, seit wann wohnst du eigentlich wieder bei Caden?", startete ich eine Konversation.

„Seit ein paar Tagen. Meine Freundin besucht ihre Tante in Brooklyn", murmelte sie.

„Und wie lange?", harkte ich weiter nach.

„Ein paar Tage", nuschelte sie. Ich wollte ihr keine Angst machen. Nicht ihr. Jedem anderen, nur nicht ihr.

„Bin wieder da!", brüllte ich durch's Haus und ließ die Tür hinter mir zufallen. Ich war 17. In dieser Zeit lebte Jason noch nicht hier, aber dafür Drake, mein bester Freund. Caden war oft bei uns. Er gehörte quasi schon mit zum Team, deswegen war Cassidy auch oft hier.

„Hey, Mann." Caden schlug bei mir ein und wir setzten uns ins Wohnzimmer.

„Ist Hayley noch da?", fragte ich mit einem Lächeln auf den Lippen. Wir waren zusammen und ich war wirklich glücklich mit ihr.

„Jap", sagte Caden und lehnte sich zurück. Da kam Cassidy in den Raum.

„Hey Justin", lächelte sie.

„Hey, Cass", lächelte ich zurück. Plötzlich hörte ich ein Glas oder sowas in der Küche runter fallen.

Ich stand auf, um zu gucken, ob das Hayley war. Als ich in die Küche ging, riss ich geschockt und entsetzt die Augen auf.

„Hayley!", brüllte ich wütend und gekränkt. Meine Freundin knutschte mit meinem besten Freund rum!

„Du Miststück! Was soll das?", schrie ich. Sofort löste sie sich von Drake und trat ein paar Schritte von ihm weg.

Erschrocken starrte sie mich an. Drake ebenso. Meine Augen waren weit aufgerissen und meine Nasenflügel bebten.

„Justin, ich... es...", stotterte Hayley und ihr lief eine Träne über die Wange. Es schmerzte, sie weinen zu sehen, aber ich war viel zu wütend, um darauf zu achten. Dann wand ich meinen Blick ab und sah zu Drake. Er sah mir sprachlos in die Augen.

„Hast du nichts zu sagen, du Wichser?", schrie ich ihn an. Ich merkte kaum, dass Caden und Cassidy hinter mir standen. Wütend lief ich auf Drake zu und stieß den Tisch weg. Hayley rannte schluchzend aus dem Raum.

„Justin, Mann, das war einmalig", versuchte mich Drake zu beruhigen.

Ich nahm mir ein Glas und warf es in seine Richtung, doch er wich aus. Meiner Faust jedoch konnte er nicht ausweichen, also traf sie ihn hart auf der Nase. Drake stöhnte und taumelte etwas nach hinten.

„Glaubst du, du Dreckskerl bist gut genug für Hayley? Du bist nichts! Du bist gar nichts! Nur ein Häufchen Elend, das darauf wartet von mir zertrampelt zu werden!", brüllte ich und schlug ihm noch fester gegen die Wange, sodass er das Gleichgewicht verlor und fiel.

„Justin, ich schwöre dir...", setzte Drake an und hielt sich zittrig seine blutende Nase.

„Ich scheiß drauf, was du schwörst!", schrie ich und tritt ihm in die Seite. Drake keuchte und krümmte sich.

„Du Pisser!", brüllte ich und trat ihm in den Magen. Drake schrie leise auf.

„Justin", keuchte er, doch ich trat ihm nur wieder in den Magen und wieder und wieder.

„Justin!", schrie Hayley schluchzend. Ich trat weiter zu, bis Drake Blut spuckte.

„Justin, bitte", flüsterte sie verängstigt. Ich sah zu ihr, während ich schwer atmete.

Caden und Cassidy starrten mich an. Hayley hielt sich die Hand vor den Mund und weinte heftig. Ich sah wieder zu Drake. Sein Gesicht war geschwollen, seine Nase und Lippe blutete und er spuckte Blut. Ich stürmte aus der Küche und verließ das Haus.

Seit diesem Tag mied mich Cassidy. Konnte ich ihr auch nicht verübeln. Sie hatte gesehen, wie ich fast meinen besten Freund umgebracht hatte. Ich und Hayley hatten uns quasi wieder versöhnt.

Ich und Cassidy schwiegen uns an. Sie saß vor ihrem Laptop und scrollte durch ihre Mails.

„Die Mail ist da", sagte sie plötzlich. Ich hob meinen Kopf und sah sie an. Sie tippte auf ihrem Laptop rum und lief dann damit aus dem Raum. Ich blies meine Wangen auf und ließ die Luft dann wieder raus. Ein paar Minuten später kam sie wieder und hielt mir ein Blatt hin. Ich sah darauf. Es war die Karte vom Red Ocean.

„Danke", krächzte ich. Meine Stimme war heute etwas kratzig. Cassidy lächelte mich an.

„Dann, bis bald", lächelte sie. Ich nickte und stand auf.

J A M I E

Nach ungefähr einer Dreiviertel Stunde, in der ich im Wohnzimmer saß und mit meinem Handy rumgespielt hatte, kam Justin. Er kam zu uns ins Wohnzimmer und setzte sich auf den Sessel. Alle sahen ihn an. Anscheinend hatten sie auf ihn gewartet.

„Justin?", fragte Ryan etwas irritiert. Justin schien etwas abwesend zu sein. Oder eher müde. Nach ein paar Sekunden hob er jedoch den Kopf.

„Äh, ja", stammelte er und legte einen Plan auf den Tisch. Ein Plan von einem Gebäude.

Ich sah wieder zu Justin. Er hatte seinen Kopf in seine Hände gestützt und seine Augen geschlossen. Wie konnte er auch auf der Couch schlafen, wenn er so ein tolles Bett hatte? Ryan bemerkte, wo ich hin sah.

„Jo, Justin!", rief er. Justin öffnete müde die Augen und sah auf.

„Geh schlafen! Das heute dürfen wir nicht vermasseln", sagte er ernst. Justin nickte und stand auf. Er war echt süß, wenn er so müde war. Aber was hatten sie denn heute vor?

„Was dürft ihr nicht vermasseln?", fragte ich. Plötzlich spürte ich zwei Hände auf meinen Schultern. Ich zuckte leicht zusammen.

„Das, liebe Jamie, geht dich nichts an", sagte mir Tryson ins Ohr und nahm seine Hände wieder weg. Dann setzte er sich neben mich und nahm seine Freundin auf den Schoß. Damit sie mehr Platz hatten setzte ich mich auf den Sessel, wo Justin zuvor saß.

„Wir müssen noch so viel planen", jammerte Ryan auf einmal und schien gleich durchzudrehen. Er fasste sich an den Kopf und zerrte an seinen Haaren.

„Ryan, ist alles in Ordnung?", fragte Tryson etwas irritiert.

„Justin ist total übermüdet, wir haben nur ein paar Stunden Zeit um den Plan zu studieren und wir sind nicht genug. Es ist unmöglich nicht erwischt zu werden", sprudelte es aus Ryan heraus.

„Denkst du das wirklich? Hast du die ganze Zeit schon so gedacht? Dann solltest du am besten hier bleiben", sagte Tryson sichtlich verärgert.

„Wir sollten alle hier bleiben", zischte Ryan.

„Das hättest du dir vielleicht eher überlegen sollen, denn jetzt haben wir uns im Casino eingeheckt. Das heißt sobald sie das merken, werden sie sich denken können, dass sie überfallen werden, also werden sie das Security Personal verstärken! Wir haben keine andere Wahl mehr", rief Tryson wütend. Sie wollten das Casino heute schon überfallen? Tryson versuchte sich etwas zu beruhigen und regulierte seinen Atem.

„Ich schätze also wir können nicht mit Justins kompletten Einsatz rechnen. Das heißt, wir brauchen noch jemanden", überlegte er. Tryson zog sein Handy aus der Hosentasche, tippte ein wenig darauf rum und hielt es sich danach ans Ohr.

„Drake?", fragte er nach einer Weile und verließ den Raum.

„Das wird Stress geben. Das wird riesigen Stress geben", murmelte Ryan vor sich hin. Alyssa setzte sich vernünftig auf die Couch.

„Justin und Drake können doch nicht für immer so zerstritten sein", sagte sie und seufzte. „Sie waren doch mal beste Freunde. Ist Drake eigentlich immer noch mit Hayley zusammen?"

„Ja. Und es läuft immer noch verdammt gut. Es war besser so, dass sie sich von Justin getrennt hat. Er kann ihr einfach mehr geben als Justin. Er bekommt es hin, neben seines Jobs immer noch genug für sie da zu sein und sie nicht zu vernachlässigen. Das konnte Justin einfach nicht", erzählte Ryan. Justin tat mir irgendwie leid.

„Drake ist dabei", rief Tryson, als er wieder ins Zimmer kam.

„Man, denkst du das ist eine gute Idee?", fragte Sean unsicher.

„Nein, denke ich ehrlich gesagt nicht, aber wir haben einfach keine anderen Möglichkeiten", erwiderte Tryson.

„Um wie viel Uhr fahren wir los?", wollte Dan wissen.

„Um halb acht. Das sind noch vier Stunden", erklärte Tryson und sah auf den Plan. „Scheiße. Der Tresor ist im Keller, seht ihr?"

Alle beugten sich vor.

„Caden, du kommst doch mit, oder? du musst den Tresor öffnen."

„Warum habt ihr so wenig geplant? Normalerweise plant ihr das drei Wochen lang", beschwerte sich Caden.

„Es gibt noch eine andere Gang hier in dieser Stadt. Sie ist harmlos, hat uns auch noch nie Probleme gemacht, aber sie haben auch ein Auge auf das Red Ocean geworfen", erklärte Tryson ernst. Er blieb wirklich immer ernst bei solchen Sachen. Er war generell immer ernst. Er lächelte auch nicht besonders oft. Nur als Alyssa da war.

„Warum hab ich noch nie etwas von dieser Gang gehört?", wollte Caden verwirrt wissen und runzelte die Augenbrauen.

„Ich habe doch gesagt, dass sie sehr harmlos sind", sagte Tryson etwas gereizt.

„Habt ihr Bier da?", fragte Caden auf einmal.

„Klar", antwortete Sean. Caden stand auf und verließ den Raum.

„Jamie", seufzte Tryson. „Das hier geht dich nichts an. Würdest du bitte gehen?" Er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Wohin denn?", fauchte ich.

„Geh einfach in die Küche, aber bei solchen Sachen sollst du einfach nicht zuhören", meinte Tryson gereizt. Ich verdrehte die Augen und stand genervt auf. Caden kam gerade aus der Küche. In der Küche setzte ich mich auf einen Stuhl.

„Hey", hörte ich plötzlich neben mir. Ich drehte meinen Kopf in Richtung Tür, wo Alyssa stand.

„Hey", lächelte ich.

„Ich durfte am Anfang auch nie zu hören", sagte sie aufmunternd und lehnte sich gegen die Küchenplatte.

„Wie lang bist du schon mit Tryson zusammen?", wollte ich neugierig wissen. Alyssa schmunzelte.

„Seit einem halben Jahr", verriet sie mir und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

„Wie klappt das denn? Ich mein, wegen dem, was er macht", wollte ich wissen. Alyssa leckte sich über die Lippen.

„Am Anfang war es schwer, aber er hat es geschafft seinen Job und seine Beziehung von einander zu trennen. Außerdem hat dieser Stress mit seinen Feinden erst vor kurzem wieder angefangen. Seit wir zusammen sind, gab es solch ein Drama nicht", erzählte sie. Ich seufzte.

„Ich bin nicht mal mit einem der Jungs zusammen und bekomme mehr als genug von diesem Drama mit", meckerte ich.

„Was meinst du damit?", fragte Alyssa.

„Ist nicht wichtig", seufzte ich.

„Na gut", sagte Alyssa irritiert.

Ich wusste nicht, ob ich ihr etwas erzählen sollte. Ich wollte keinen Stress mit den Jungs. Außerdem wollte ich sie nicht verärgern, wenn sie unter so einem Druck standen.

„Wo schläfst du eigentlich?", fing Alyssa ein neues Thema an.

„Ich weiß nicht genau. Letzte Nacht habe ich in Justins Bett geschlafen, aber das kann nicht dauerhaft so bleiben", erklärte ich ihr und leckte mir kurz über die Lippen.

„Wo hat Justin denn geschlafen?", harkte sie weiter nach.

„Hier unten auf der Coach. Deswegen ist er auch so müde." Ich lächelte sie freundlich an.

„Warum schläfst du nicht in Max' Zimmer?", fragte sie dann leise.

„Als Justin Tryson gefragt hat, ob das in Ordnung ist, hat er nicht so gut reagiert. Er hat zuerst so getan, als wäre es ihm egal und hat dann geschrien, dass Max' nicht tot wäre und zurück kommen wird", erwiderte ich auch mit leiser Stimme. Auf einmal kam Tryson in den Raum.

„Könnt ihr Justin wecken?", fragte er nett, aber man sah wie sehr gestresst er war. Auch Alyssa bemerkte das und lief auf ihn zu. Sie strich ihm über die Brust.

„Babe, mach dir nicht so einen Stress. Ihr habt ja noch ein paar Stunden. Lass Justin noch schlafen", flüsterte sie ihm ins Ohr und küsste es dann. Tryson schloss genießerisch die Augen und atmete tief ein und dann wieder aus.

„Wir müssen noch viel planen. Justin muss dabei sein", flüsterte er ruhig.

„Lass ihn noch ein wenig schlafen", hauchte Alyssa und küsste Tryson zärtlich auf die Lippen. Tryson bewegte seine Lippen langsam und ließ dabei seine Augen geschlossen. Alyssa ließ von ihm ab und er öffnete seine Augen wieder. Ein glückliches Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.

„Ich liebe dich", hauchte er. Alyssa lächelte ebenso glücklich und küsste ihn noch einmal.

„Ich liebe dich auch", lächelte sie. Tryson seufzte.

„Okay. Ich lass ihn noch schlafen. Noch zwanzig Minuten", gab er nach und wollte das Zimmer verlassen.

„Tryson?", hielt Alyssa ihr zurück. Tryson drehte sich um und sah Alyssa abwartend an.

„Ich habe einer Freundin versprochen sie heute zu treffen. Sie ist nur für ein paar Tage in Atlanta", ließ Alyssa ihn wissen.

„Nein, das Wochenende gehört mir", protestierte Tryson. Alyssa lachte humorlos.

„Ich bitte dich. Du bist doch der Jenige, der heute nie Zeit für mich hat und gleich auch noch ein Casino ausraubt. Und das an unserem Tag!", meckerte sie wütend. Tryson starrte Alyssa wütend an und verließ dann wortlos den Raum. Alyssa seufzte.

„Ich gehe dann jetzt", ließ sie mich wissen, lächelte kurz und verließ dann auch den Raum.

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