Süß, süßer, Cry

,Halt dich von Gefahren fern Jimmy.'
Traue keinem Fremdem, Jimmy.'
'Lass das, du tust dir doch bestimmt weh.'
Meine Mutter ist immer so übervorsichtig. Ich bin zwar ihr einziger, Sohn und bin auch erst zehn Jahre alt, aber dennoch. Sie nimmt mir den ganzen Spaß. An allem. Ich könnte mich schließlich verletzten. Ich könnte entführt werden. Ich könnte, ich könnte, ich könnte. Bla bla bla.

Seit mein Vater vor ca. 5 Jahren bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen ist, behütet sie mich wie ihren Augapfel. Leider.

Freunde ? Hab ich keine. Meine Mutter verbietet es und vergrault alle.
Haustiere ? Verbietet sie eben so. Ich könnte allergisch sein oder sie könnten mich verletzten.

Die einzige Freiheit, die ich habe, ist, was ich anziehe...und wenn sie lange Arbeitet. Zwar schließt sie zuhause alles ab, damit ja auch keiner rein kommt, aber ich habe das Schloss des Kellerfensters prepariert, sodass ich es einfach aufdrücken kann, egal ob abgeschlossen oder nicht. Damit ich auch mal heimlich türmen kann. Seit drei Wochen mache ich das jetzt schon und sie hat es noch nicht bemerkt.

Heute ist mal wieder so ein Tag. Meine Mutter ist früh morgens zur Arbeit gefahren und hat mich eingeschlossen. Ich stehe auf, schmiere mir ein Brot für unterwegs und klettere dann durch das Fenster raus. An der Straße steht ein rotes Fahrrad. Angekettet. Meine Mutter denkt, es habe wer dort vergessen, aber in Wahrheit ist es meines. Schnell schließe ich es auf und fahre los. Immer weiter und weiter. Bis ich an einem See, am Rande unseres Dorfes, anhalte und das Rad ins Gras fallen lasse. Ich selber lege mich auch ins Gras und döse ein wenig. Das heißt...ich versuche es.

Bald schon fange ich an zu weinen. Hier her sind mein Vater und ich immer zum Angeln gekommen. Hier hatte ich mit die schönsten Momente mit ihm. Hier fing ich meinen ersten Fisch. Hier brachte er mir Schwimmen bei. Hier war unser Ort...
Und nun ? Nun ist es es eine dauernde Erinnerung daran, dass ich ihn nie wieder sehen werde. Nie wieder wird er mich umarmen, weil er stolz auf mich ist. Nie wieder wird er meinen Kopf streicheln. Nie wieder wird er mich stolz seinen Jungen nennen....

Ein komisches Geräusch reißt mich aus meiner Trauer. Es klingt, als würde irgendein Tier fiepen. Plötzlich schmiegt sich etwas an mich an. Ich erschrecke mich und springe erschrocken auf. Aber als ich sehe, was sich da an mich gekuschelt hat, weicht mein Schrecken Verwunderung.
Was ist das denn ? So ein komisches Tier habe ich noch nie gesehen.

Es hat menschliche Gesichtszüge, allerdings ist sein Mund etwas komisch und seine Augen sind recht groß. Seine Haare sind braun, die Haut leicht orangelich und sieht irgendwie gliberich aus. Es trägt eine Art Strampler, welcher an eine blaue Katze erinnert. Er hat sogar einen blauen Schwanz, mit dem er ganz aufgeregt wedelt. Und vor allem ist es gerade mal 1 m groß.
Es...ist irgendwie ziemlich süß.

Es kommt vorsichtig auf mich zu. Ich setzte mich wieder hin und strecke vorsichtig meine Hand nach ihm aus. Er kommt sofort zu mir und legt sich unter meine Hand. Als ich anfange, ihn zu streicheln, schnurrt er glücklich und genießend. Scheint ihm sehr zugefallen. Ich weiß nicht warum...aber irgendwie macht es mir Spaß ihn einfach so zu streicheln und sein schnurren macht mich richtig glücklich.

Den restlichen Tag verbringe ich am See und spiele mit dem Tier. Es macht ab und zu so komische Laute. Klingt, als ob es ,Cry' sagt, wie so ein Pokémon. Ist eigentlich ein guter Name für den Kleinen.
Als die Sonne sich langsam dem Horizont nähert, verabschiede ich mich von Cry und fahre glücklich und mit einem lächeln auf den Lippen nach Hause.
An diesem Abend schlafe ich besonders gut. Denn ich habe einen Freund gefunden.

Am nächstem Tag sitze ich mit Mutter am Tisch und esse eifrig mein Müsli. Nebenbei dudelt das Radio.
Ich freue mich schon, denn nachher fahre ich wieder zu meinem Freund Cry. Hoffentlich ist er wieder da.

Eine Eilmeldung aus dem Radio unterbricht meine Gedanken. Es wird darauf aufmerksam gemacht, dass in den letzten Tagen immer mehr Kinder verschwinden. Sie sind alle nicht älter als 13 und sind abends nicht vom Spielen nach Hause gekommen.
Meine Mutter schaltet das Radio mitten drin im Bericht aus und schüttelt den Kopf. Die Eltern seien selber Schuld, wenn sie sich nicht gut genug um die Sicherheit ihrer Kinder kümmern würden.

Innerlich verfluche ich sie, aber es nützt nichts. Sie wird sich niemals ändern. Egal was passiert oder wer versucht mit ihr zu reden.

Als meine Mutter sich wie immer um 8 Uhr zur Arbeit auf macht, schleiche ich mich wieder raus aus dem verschlossenem Haus und fahre ab zum See. Zu Cry. Zu meinem Freund.

Zu meinem Schreck treffe ich dort auf unseren Nachbarn Mr. Filch, einen grimmigen, alten Mann, welcher Nichts und Niemanden leiden kann. Aber zu meiner Überraschung lächelt er und grüßt mich ganz nett.
Cry liegt auf seinem Schoß und schläft dort. Anscheinend kann nicht mal der alte Filch dieser Niedlichkeit wiederstehen.

Als Cry aufwacht und anfäng, mit mir zu spielen, verabschiedet sich Mr. Filch ganz höflich und geht nach Hause.
Wir spielen den ganzen Tag, bis ein schwarzes Auto angefahren kommt. Schlagartig verlässt alle Farbe mein Gesicht.
Es ist das Auto meiner Mutter. Ehe ich auch nur daran denken kann weg zz laufen, steigt sie aus dem Auto und hält die Axt meines Vaters in den Händen.

Sie schreit rum, was mir den einfälle das Haus zu verlassen. Wie undankbar ich sei und dass Mr. Filch ihr alles erzählt habe.
Verdammter alter Mann. Aber er konnte ja nicht wissen, dass sie so reagieren würde.
Mit der Axt in der Hand kommt sie zu mir, greift mich am Ärmel und will mich, mich noch immer wütend anmeckernd, zum Auto ziehen.

Ich wehre mich und rufe nach Cry. Mit Tränen in den Augen strecke ich meine Hand nach meinem Freund aus. Ich will nicht gehen. Ich will bei ihm bleiben.
Plötzlich lässt mich meine Mutter los. Perplex falle ich zu Boden und such nach dem Grund. Mein Blick fällt zu ihrer Hand, in der sie die Axt hält. Cry hat ihr in eben diese gebissen. Aber er hat doch keine Zähne, wie kann das dann überhaupt wehtun ?

Mutter rappelt sich auf und schwingt wutentbrand die Axt, sie zielt genau auf Crys Kopf. Will sie ihn etwas umbringen ? Dieser scheint aber nicht mal angst zu haben, oder fliehen zu wollen. Er setzt sich einfach hin und schaut ihr mit seinen großen Augen an. Kurz bevor ihn die Axt trifft, fällt meine Mutter einfach um.
Sie liegt einfach da. Als ob sie der Blitzg getroffen hat. Die Axt noch immer fest umklammert in ihrer Hand. Sie scheint tatsächlich betäubt zu sein.

Langsam bekomme ich Angst. Was ist da gerade passiert ? Warum ist die betäubt ?
Cry dreht langsam seinen Kopf und lächelt mich freudig an. Zwei Zähne blitzen oben in seinem Mund auf. Seine Augen werden immer größer und niedlicher. Sie fokussieren die meinen richtig. Aber da ist noch etwas anderes. Er wirkt, als wäre er hungrig. Jetzt wo ich do drüber nachdenke, habe ich ihn auch noch nie etwas essen sehen.
Langsam kommt Cry zu mir. Seine Zähne fährt er dabei wieder in seinen Kiefer ein.

Eigentlich sollte ich noch mehr Angst haben, aber aus irgendeineinem Grund habe ich genau das nicht mehr.
Ich habe mich in Crys großen, niedlichen Augen verloren und fühl mich selber wie gelähmt.

Er kommt immer näher... . Langsam öffnet er seinen Mund. Immer weiter und weiter. Wie eine Python. Ich höre ganz weit entfernt meine Mutter ihn schreien. Was genau sie aber sagt, verstehe ich nicht.
Nun steht Cry direkt vor mir und langsam, ganz langsam gleite ich, ein 1, 40 m großer Junge, durch sein weit aufgerissenes Maul in den kleinen Körper von Cry rein. Langsam verschlingt er mich und scheint mich dabei ohne Probleme verschlingen zu können. Schließlich verschwinde ich, vor den Augen meiner geschockten, noch immer handlungsunfähigen Mutter, in diesem Wesen.
Aber noch während er mich verdaut, fühle ich diese Freude in mir. Auch wenn es nur für kurze Zeit war und er mich gerade verschlungen hat, hatte ich wenigstens einen einzigen Freund....

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