Perfecty Imperfect
Perfektion. Manche behaupten perfekt zu sein, oder dass etwas perfekt ist. Andere meinen, dass nichts auf der Welt perfekt sei.
Heute Abend treffen meine Kumpels und ich uns bei einer kleinen privaten Party und wollen wieder richtig abgehen. Natürlich nur ausgewählte Gäste. Nicht jeder hat das Recht, sich mit uns zu treffen. Wir haben uns zwar erst vor kurzem auf dem Campus kennen gelernt, haben uns aber sofort zusammen getan und warum ? Weil wir die Besten sind. Zwar wird oft gesagt, dass nichts perfekt ist, aber das stimmt nicht....wir sind es.
Jeder von uns kann alles. Sind immer die Besten. Und das zeigen wir auch. Wenn jemand etwas von uns will, zeigen wir ihm, wie fehlerhaft die Person doch ist. Schätze...selbst Gott hat so seine Lieblinge.
Was können wir den bitte für die Makel der anderen ? Wenn die nun mal fehlerhaft sind, ist es nicht unsere Schuld. Natürlich hassen uns viele für unser Verhalten, aber das kommt nur davon, weil sie selber gerne so sein würden wie wir.
Heute Abend stoßen wir, mit feinster Bloody Mary, auf uns an. Jeder von uns mit einem Mädel im Arm. Die Mädchen stehen nun mal nur auf perfekte Männer. Auf die Alphas.
Wir haben alles da. Cocktails, Musik, Tanzfläche, genug Räume zum Ficken und die Mädels. Während zwei von uns gerade die Weiber knallen, quatschen wir drei über die Inkompetenz auf der Welt.
Als wir so gerade kurz unsere Getränke nachfüllen, schweift mein Blick zum Fenster. Es ist inzwischen Nacht hereingebrochen und man erkennt so gut wie nichts dort draußen. Aber...täusche ich mich, oder steht da jemand ? Oder ist das ein Tier ? Es sieht nicht gerade humanoid aus.
Ein nasses Gefühl an meinem Bein reißt mich aus meinen Gedanken. Diese dreckige Schlampe hat es gewagt, etwas von der Mary auf meine Hose zu verschütten. Wütend packe ich sie an den Haaren und zerre sie zur Tür. Draußen werfe ich sie in den Dreck und schreie sie an, wie sie es wagen könne, mich zu besudeln und, wie wertlos sie doch sei.
Als sich dieses Miststück aufrappelt und heulend wegrennt, glaube ich wieder diese Gestalt zu sehen. Dieses mal viel näher am Haus. Man kann aber noch immer nichts Genaues erkennen. Vielleicht einfach nur ein eifersüchtiger Junge, der sehen will, wie die Elite lebt.
Doch dann fällt mein Blick auf das Gesicht der Gestalt. Ein grässliches Grinsen zeichnet sich deutlich ab und die Augen scheinen mir ein Loch in die Seele brennen zu wollen.
Schnell gehe ich wieder rein und schließe die Tür.
Auf die Frage, was mit mir sei, antworte ich nicht. Ich gehe direkt in eines der Badezimmer und spritze mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht.
Vermutlich hat der Alkohol in Kombination mit den Schatten der Nacht mir nur einen Streich gespielt.
Die Kälte des Wassers tut gut. Beruhigt greife ich nach einem Handtuch und trockne mein Gesicht ab. Dabei verliere ich natürlich den Spiegel aus meinem Blickfeld. Als ich wieder hoch schaue und wieder in den Spiegel blicke, gefriert mir das Blut in den Adern.
Direkt neben meinem Kopf, schwebt die grässlichste Fratze, die ich je gesehen habe. Die Haut blau gefärbt und senkrecht lila gestreift. Sein Mund zu einem unnatürlichem, breitem und verstörendem Grinsen verformt. Kleine, aber spitze gelbliche Reißzähne, blitzen auf, als wäre es ein Raubtier. Seine schrecklichen Augen sind weit aufgerissen und mit Nadeln fixiert. Die Pupillen so klein, dass man sie übersehen könnte und die weißen Augäpfel scheinen zu glühen. All dies wird von einem kahlem Schädel unterstrichen, in den hier und da blutige Nägel geschlagen sind.
Mein Herz rast. Am liebsten würde ich einfach die Tür aufreißen und abhauen, aber mein Körper bewegt sich nicht. Wie gebannt schaue ich diesem Wesen in die glühenden Augen.
Langsam öffnet es seinen Mund und haucht mir ein einziges Wort ins Ohr. ,,Fehler."
Plötzlich gehorcht mein Körper wieder meinem Willen. Sofort schlage ich dort hin, wo im Spiegel das Gesicht schwebte. Meine Faust geht allerdings ins Leere. Die Fratze ist verschwunden. Meine Panik allerdings nicht. So schnell ich kann, reiße ich die Tür auf und stürzte aus dem Bad.
Die anderen schauen mich verwundert an, als ich in den Raum stürme und ihnen von dem Ding erzähle. Jetzt erst fällt mir auf, dass die Mädchen weg sind und bis auf einen alle anderen Jungs da sind.
Auf meine Frage, wo unser Freund sei, zucken sie nur mit den Schultern.
Ein schrecklicher Schrei erfüllt das Haus. Niemand bewegt sich und die Sekunden vergehen. Wie auf ein unhörbares Kommando springen alle auf und stürmen zum Ursprung des Schreis. Im Zimmer angekommen liegen die nackten Körper unseres Freundes und des Mädels auf dem Bett. Ihre Augen sind ausgekratzt und ihre Münder scheinen, als seien sie beim Schreien eingefroren. Auf ihren Brustkörben ist jeweils ein Wort eingeritzt. Auf dem Jungen steht das Wort 'Fehler' und bei dem Mädchen 'Bitch' geschrieben. Die Wunde sieht aus, als ob sie mit einem stumpfen, dünnen Gegenstand eingeritzt wurde.
Ehe wir Hilfe rufen können, ertönen deutlich Schritte im Gang hinter uns.
Als ich mich zu den Geräuschen umdrehe, erstarre ich. Der Körper des Wesens ist grässlich in sich selbst verdreht und die Haut an den meisten Stellen bereits verwehst . Die Beine verkrüppelt und aus den Armen stehen Knochen heraus.
Auf den Schultern thront die grausige Fratze aus dem Bad und starrt mir durchgängig in die Augen.
Es hebt seinen rechten Arm und deutet mit einem widerlich langem, blutigen Fingernagel abwechselnd auf jeden von uns. Dabei klingt es, als würde es sich noch mehr Knochen brechen.
,, Iihhr seeeid ein Fehhlerrr. Ihhr haabt sooo viel Leid verursacht. Zahhlt eure Schulllden.", flüstert es, ohne dieses verstörende Grinsen zu unterbrechen.
Plötzlich bricht einer nach dem anderen zusammen, zitternd, wie bei einem Anfall, und schreit sich die Seele aus dem Leib. Dabei leuchten ihre Augen grell weiß auf. Nur mir passiert nichts. Zwar kann ich mich nicht bewegen und mein Herz schlägt in einem abartig hohem Tempo, aber ich breche nicht zusammen.
Ich bin gezwungen, diesem Wesen in die Augen zu schauen . Dabei erklingen zich tausend Stimmen im meinem Kopf. Sie betteln und schreien, fluchen und weinen und bringen meinen Schädel damit gefühlt zum Platzen.
Schließlich setzt sich das Wesen in Bewegung. Mit leisen Schritten kommt es auf uns zu und kniet sich zu dem ersten meiner Freunde. Seine rechte Hand hebt sich und deutet mit dem langen Nagel seines Zeigefingers auf die Stirn des zitterndem Jungen. Dort verharrt sie für einen Moment. Ruckartig bohrt es seinen Fingernagel in seine Stirn. Der Schrei meines Freundes wird noch lauter und schriller als vorher. Seine Augen strahlen nun so hell wie Scheinwerfer.
Der Kehle des Wesens entweicht ein schrilles, verzerrtes Lachen. Es genießt unser Leid. ,,Alles und nichts ist perfekt.", flüstert es nach seinem Lachanfall.
So plötzlich, wie es begann, so plötzlich war es wieder ruhig. Kein Geschrei. Keine leuchtenden Augen. Kein leichenähnliches Wesen. Nur ich und meine am Boden liegenden Freunde.
Ich versuche mich zu bewegen, doch auf einmal verschwimmt meine Sicht und wie ein nasser Sack klatsche ich auf den Boden. Das Wesen steht nun vor mir, aber es tut nichts. Es zerfällt einfach zu Asche. Wieder versuche ich mich zu bewegen, aber vergebens. Meine Sicht verschwimmt immer mehr, ehe mich Dunkelheit umfängt.
Das nervige Piepen eines Weckers reißt mich aus der Dunkelheit. Ich liege in dem, mir zum Übernachten zugeteilten, Gästezimmer. Es ist helllichter Tag, dennoch zeigt das Display des Weckers 00:00 Uhr an. Erleichtert atme ich auf. Ein Glück, es war nur ein Alptraum.
Verschlafen trotte ich in die Küche und mache mir schnell ein Nutella Brot fertig. Im Wohnzimmer läuft bereits der Fernseher. Bestimmt warten die anderen bereits auf mich.
In Ruhe esse ich mein Brot auf und gehe ins Wohnzimmer.
Fröhlich betrete ich den Raum...bleibe aber wie angewurzelt stehen. Während im Fernseher das Frühstücksfernsehen läuft, liegen am Boden die in sich verdrehten Körper meiner toten Freunde. Auf ihrem Gesicht sind ihre letzten verzweifelten Schreie eingefroren und ihre Augen ausgekratzt.
Doch...das ist nicht das, was mich so verstört. Auf ihren Brustkörben steht jeweils ein Wort geschrieben. 'Perfektion'. 'Existiert'. 'Nicht'. 'Fehler'.
Perfektion existiert nicht, Fehler.
Es war also doch kein Traum. Dieses Ding war wirklich hier.
Jetzt erst fällt mir auf, dass mein Oberkörper schmerzt. Wie in Trance verlasse ich das Wohnzimmer und betrete ein Bad. Mit klopfendem Herz stelle ich mich vor den Spiegel und zieh mein Shirt aus.
Als ich meine Brust sehe, übergebe ich mich ins Waschbecken. Auch ich hab ein Wort eingeritzt bekommen.
Während des Kotzens, meine ich Schritte im Flur zu hören. Sofort verschließe ich die Tür und verstecke mich in der Badewanne. Die Schritte sind nun direkt vor dem Bad. Ein kratzendes Geräusch ertönt von der Tür.
Ein letztes Mal denke ich an das blutige Wort auf meiner Brust, ehe ich höre wie die Tür sich langsam öffnet.
' Lauf'.....
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