25) Nathan The Nobody (3/3)

Du versuchst einen Ton heraus zu bringen, jedoch ist die Angst, dass dich einer der Männer hören könnte, größer.

Obwohl du auf die leisen Rufe deines Bruders nicht antworten konntest, erscheint dieser kurz darauf in der Tür. Sein Blick ist geschockt auf dich gerichtet, während er deine zitternde Gestalt mustert.
„(V/N)! Was haben die mit dir gemacht?" Sofort kommt er auf dich zu und kniet sich nieder, während er dein Gesicht behutsam mit seinen Hände umfasst.

Du legst deine Hände auf seine und löst diese dann von deinen Wangen. „Erzähl ich dir später. Hol mich hier erst irgendwie raus!" Nathan nickt und sieht sich die Kette um deinen Fuß an. Mehrmals zieht er daran, jedoch erfolglos wie du zuvor.

Frustriert lässt er davon ab und steht auf. Er geht im Zimmer auf und ab und sucht dabei nach einer Lösung.

„Ja Boss. Das Mädchen kommt heute noch weg." Du wirst hellhörig, als du eine fremde Stimme wahrnimmst und diese Person sich nähert. Überrumpelt blickst du zu deinem Stiefbruder, der die missliche Lage jedoch noch nicht realisiert zu haben scheint. „Nathan!" Sofort blickt er verdutzt zu dir, als du seinen Namen fauchst. Als auch er die immer lauter werdende Schritte vernimmt, weicht jegliche Farbe aus seinem Gesicht.

Seine Augen suchen nach einem Versteck, aber da dieser Raum keinerlei Möbelstücke enthält, ist ein Versteck schier unmöglich. „Hinter die Tür!" Sofort rennt der Ältere dorthin und presst sich gegen die Wand.

Schon betritt der Schwarzhaarige, der auch dich gewaschen hat, den Raum. Deine Augen weiten sich, als du erneut seinen gierigen Blick erkennst. „Na Püppchen? Hat dich endlich jemand gekauft?" Das immer größer werdende Grinsen auf seinen Lippen ist kaum zu übersehen.

Aus dem Augenwinkel heraus erkennst du, dass Nathan seine Hände zu Fäusten ballt. Als der Mann sich auch noch zu dir bückt und mit seinem Daumen von deinem Kiefer, über dein Kinn und über deine Unterlippe fährt, ist der Braunhaarige außer sich vor Wut. Mit schnellen Schritten kommt er hervor und attackiert den Mistkerl von hinten.

Beide fallen über dich, jedoch rappelt sich Nathan schnell auf und zieht den Ekel von dir. Er schleift ihn weg, setzt sich auf seinen Rücken und fängt an auf ihn einzuschlagen. „Nathan!" Mehrmals rufst du seinen Namen und flehst ihn an, aufzuhören, aber er ignoriert dich.

„Lass. Deine. Finger. Von. Ihr!" Bei jedem seiner Worte trifft seine Faust den Rücken oder den Hinterkopf des Mannes unter ihm. Erst als dieser regungslos liegen bleibt, entfernt sich Nathan wieder von ihm und untersucht den Verletzten nach dem Schlüssel.

Jacke, Hose und jede Tasche, die er an seinem Körper trägt wird untersucht. Du gibst die Hoffnung bereits auf, da Nathan nichts zu finden scheint, als dieser plötzlich aufspringt und mit einem glänzenden Gegenstand auf dich zueilt.

Als das Metall auf den Boden schlägt, hallt es von allen Wänden wieder und du befürchtest, dass ihr nicht die Einzigen seid, die dies gehört haben.

„Schnell jetzt." Als Nathan deine Hand umfasst und dich mit sich ziehen will, bleibst du stur stehen „Warte!" Fragend sieht er dich über seine Schulter an. „Sieh mich doch an! Ich hab nicht mehr am Leib als Unterwäsche." Der Ältere öffnet seine Jacke und will sie dir geben, jedoch stockt dir der Atem als du seinen Arm siehst. Blau-Lila Flecken benetzen diesen, von seinem Handgelenk bis hin zu seinem Oberarm.

„N-Nathan. Wie?... Wer?" Vorsichtig umfasst du seine Hand und begutachtest seinen Arm genauer. „Zieh das über." Er entzieht sich wieder deinem Griff und reicht dir seine dunkelgraue Stoffjacke. Sie geht dir gerade mal über den Hintern, doch verdeckt den Großteil deiner nackten Haut.

„Geh'n wir." Nathan begibt sich zur Tür, blickt nach links und rechts, bevor er dich zu sich winkt. „Schnell und geräuschlos", du nickst und bleibst in seinem Schatten, als ihr durch die verzweigten Gänge irrt.

Ab und zu erhascht du einen Blick an ihm vorbei, jedoch hast du das Gefühl, dass ihr dem Ausgang nicht näher kommt und euch eher von diesem weiter entfernt . „Sicher, dass dies der richtige Weg ist?" Das Schweigen seinerseits sagt dir genug. Er weiß es nicht.

„Da vorne." Auch wenn keiner von euch weiß, ob da wirklich die Freiheit liegt, erreicht ihr das Ende des Ganges, an dem eine große Tür klafft. Verunsichert legt Nathan seine Finger um den Griff und öffnet die hölzerne Tür. Tatsächlich werdet ihr von den Strahlen der untergehenden Sonne geblendet. Ihr habt es geschafft!

„Wir müssen von hier weg. Sie werden bemerkt haben, dass wir weg si-" - „Warte! Das Mädchen!" Verdutzt blinzelt der Ältere dich an. „Welches Mädchen?"

Du erzählst ihm von dem eingeschüchterten Mädchen, welches du vor der Auktion getroffen hast. Ob sie noch im Raum ist oder bereits abtransportiert wurde, weißt du nicht.

„Okay. Ich werde zurück gehen und nach dem Mädchen suchen. Du bleibst hier und hältst Ausschau." Alles in dir schreit danach ihm zu widersprechen, doch der Zorn in Nathan's Augen lässt dich nur stumm nicken.

„Keine Sorge. Wir werden zurückkehren und dann nach Hause gehen." Du schluckst merklich und schlingst deine Arme um seinen Körper. „Ich werde auf dich warten." Auch er legt seine Arme um dich und drückt dich fest an seine Brust.

Erneut löst er diese Gefühle in dir aus und deine Haut beginnt an den Stellen zu kribbeln, an denen er dich berührt.

Langsam löst ihr euch wieder. Seine dunklen Augen sind auf dich gerichtet, während er dir mit seinen Finger eine Strähne hinters Ohr streicht. Du überlegst innerlich, ob dies das letzte Mal sein könnte, dass du ihn lebend siehst. Ob er überhaupt nochmal vor deine Augen treten wird.

„Versteck dich irgendwo, sei leise und halte Ausschau." Seine plötzlich gebieterische Aussprache ist dir fremd, dennoch tust du wie er dir befiehlt und versteckst dich hinter einem Berg gestapelem Brennholz.

Du beobachtest wie dein Bruder wieder zu dem schäbigen Gebäude geht, jedoch kurz vor dem Eingang stoppt und zurück zu dir rennt. Fragend und leicht sauer siehst du zu ihm auf, doch als du ihn darauf ansprechen willst, drückt er seine Hand auf deinen Mund und bringt dich somit zum Schweigen.

Gerade als du dich wehren und seine Hand von dir wegdrücken willst, vernimmst du lauter werdende Motorgeräusche, die direkt hinter euch wieder verstummen. Mit einer einfachen Kopfbewegung zeigst du Nathan, dass du still bleibst und er entfernt daraufhin seine Hand von dir.

Ihr neigt euch zur Seite und beobachtet das Geschehen vor euch genauer. Die Türen des schwarzen Vans, der soeben zum Stehen gebracht wurde, öffnen sich und zwei große Männer steigen aus. Dir stockt der Atem.

Warum sind sie hier? Haben sie bereits bemerkt, dass ihr fehlt? Wollen sie euch suchen und wieder einsperren? Oder sogar Schlimmeres?

Du wirst aus deinen Gedanken gerissen, als ein leises Wimmern und Schreien ertönt. Dein Blick wandert von den zwei Männern, die mittlerweile die Heckklappe des Van's geöffnet haben, zu dem Ausgang des Gebäudes, aus dem ihr vor ein paar Minuten noch entkommen seid.

Der Blondhaarige mit der Zigarette kommt zum Vorschein, hinter ihm schleift er das kleine Mädchen mit sich, welches an Armen gefesselt und mit einem Knebel zum Schweigen gebracht wurde. Ihre Haare stehen in alle Richtungen ab, ihre kleinen Finger haben sich an das Seil gekrallt und ihr Gesicht ist von blauen Flecken sowie Tränen übersät.

„D-Das ist sie! Wir müssen ihr helfen, Nathan.“ Flehend siehst du zu dem Braunhaarigen auf, jedoch schüttelt dieser, ohne dich eines Blickes zu würdigen, nur den Kopf.

In dir breitet sich Wut, Hass und Trauer aus. Wenn ihr nun nichts unternehmt, wer weiß, was dann mit dem Mädchen geschieht?

„Nathan, bitte!“ - „Shhht! Wir können ihr nicht helfen, ohne uns selber in Gefahr zu bringen. Entweder sie oder wir.“ Du legst deine Hände über dein Gesicht und schüttelst stumm mit dem Kopf.

Auch wenn du dem Mädchen so gerne helfen würdest, hat Nathan recht. Wenn ihr es versuchen würdet, würdet ihr euch selber in Gefahr bringen.

„Okay, wir warten bis sie weg fahren, dann brechen wir zu unseren Heimweg auf.“ Wiedermals mit einem stummen Blick, stimmst du deinem Bruder zu und lauscht den Geräuschen hinter euch. Die gedämpfte Schreie des jungen Mädchens dringen in deine Ohren und lassen deine Haare zu Berge stehen.

Zittrig legst du deine Hände über deine Ohren und versuchst so, alles um dich herum auszublenden. Nathan bemerkt dein Unwohlsein und drückt dich fest an sich. Mit seinen Händen, streicht er sanft deinen Rücken auf und ab, was dich ein wenig beruhigt.

Lange sitzt ihr regungslos da, bis die Türen ins Schloss fallen und der laute Motor des Autos erklingt. Das Rascheln der am Boden liegenden Blätter signalisiert euch, dass auch der Blondhaarige in das Gebäude zurück gekehrt sein muss.

Nathan linst einmal um die Ecke um sicher zu gehen, dass eure Vermutungen auch wirklich eintreffen.

„Wir können gehen.“ Nachdem er aufgestanden ist, reicht er dir seine Hand, die du zittrig ergreifst und nach oben gezogen wirst.
„Bleib dicht hinter mir. Wir werden es nach Hause schaffen.“ Du nickst nur zur Bestätigung und folgst deinem älteren Bruder durch den Wald. Jedes Geräusch, jedes Tier und jedes noch so schwache Licht, dass zu dir dringt, lässt dich zusammenzucken.

„Alles in Ordnung bei dir?“ - „Nathan, was machen wir, wenn die raus finden, dass wir weg sind? Was ist, wenn sie uns suchen und wieder einsperren wollen?“ Ungewollt rinnt dir eine Träne die Wange hinab, wird jedoch von dem Daumen deines Stiefbruders wieder weggewischt.

„Ich werde Tag und Nacht auf dich aufpassen. Dir wird keiner zu nahe kommen.“ Auch wenn seine Worte dich ein wenig trösten, kommst du von dem Gefühl los, dass dies schon das Ende ist.

„Zerbrech dir deswegen nicht den Kopf, (V/N).“ Stumm nickst du und gehst den Weg weiter. Die brennenden Blicke deines Bruders spürst du deutlich auf dir, jedoch versuchst du diese zu ignorieren.

Die Sonne ist bereits komplett untergegangen und hat Platz für den Mond gemacht, der hell am Himmel leuchtet. Vereinzelt schimmern schwache Lichtstrahlen durch die verzweigten Baumkronen zu euch hindurch, jedoch erhellen diese nicht euren Weg.

„Nathan... Ich kann nicht mehr.“ Ihr habt bereits eine kleine Straße erreicht, jedoch hat der Weg bis hierher so an deinen Kräften gezerrt, du lehnst dich müde an einem Baumstamm. „Jetzt nicht schlapp machen (V/N). Wir haben es so gut wie geschafft!“ Träge schließt du deine Augen und neigst deinen Kopf zur Seite. Du spürst, wie dich die Müdigkeit komplett einhüllt und du kurz vor dem Einschlafen bist.

„Wir müssen hier weg!“ Die Worte deines Bruders erreichen zwar in deine Ohren, doch hast du keinen Willen, auf die Beine zu kommen. „(V/N), da kommt ein Auto!“ Erfreut darüber, springt der Braunhaarige auf die Straße, jedoch bist du von dieser Idee wenig begeistert.

Abrupt springst du auf und reißt deinen Bruder in den Straßengraben, als das Fahrzeug im nächsten Moment, an euch vorbei zieht. „Was sollte das! Das hätte unsere Chance sein können, schneller den Heimweg zu finden!“ - „Es hätten auch die Leute von der Auktion sein können! Wir dürfen das Risiko nicht eingehen, jetzt von ihnen erwischt zu werden.“ Erschrocken blickt dir Nathan entgegen, als auch er die Lage zu begreifen scheint.

Schwigend geht ihr den Weg weiter, nichts ahnend, wo dieser enden wird.

~

Ein reines Lichtermeer erstreckt sich vor euch, was dein Herz schneller schlagen lässt. „Nathan! Wir haben es geschafft!“ Überglücklich fällst du deinem Stiefbruder um den Hals und drückst ihn an dich. Auch seine Hände legen sich behutsam um deine Hüften, er zieht dich fester zu sich.

Mit strahlenden Augen geht ihr die Straßen eurer Heimatstadt entlang, auf den direkten Weg nach Hause. Wie dir Nathan versprochen hat, passt er die ganze Zeit genaustens auf dich auf.

Als ihr die Haustüre eures kleinen Hauses endlich erreicht habt, ist die Freude sehr groß.

Nathan und du streift eure Schuhe von den Füßen und begebt euch in das hell erleuchtete Wohnzimmer. Völlig aufgelöst, sitzt deine Mutter auf dem Sofa, in den Armen deines Stiefvaters, der ihr über den Rücken streicht und ihre Schluchzer zu ersticken versucht.

„Mom... Dad“, augenblicklich richten sich beide auf und blicken verdutzt zu euch, als sie deine Stimme vernehmen. „Oh Gott! (V/N), Nathan!“ Eure Eltern fallen euch erleichtert um den Hals, umarmen euch liebevoll, aber gleichzeitig fest.

~

Als es bereits wieder heller zu werden scheint, seid ihr gerade mit eurer Erzählung fertig geworden. Jedes Wort, das deine oder Nathan's Kehle verließ, verursachte Wut, Entsetzung und Trauer bei euren Eltern.

„I-Ich werde eure Wunden versorgen, danach ruht ihr euch etwas aus und morgen gehen wir zur Polizei. Ich bestehe darauf, da dieser Bande somit vielleicht das Handwerk gelegt werden kann.“ Zustimmend nickst du deinem Stiefvater zu, der sich daraufhin auf den Weg ins Badezimmer macht und mit einem Verbandskasten wieder kommt.

•••

Nachdem eure Wunden versorgt wurden und ihr euch ein bisschen schlafen gelegt habt, warten eure Eltern bereits auf euch. Du hast bei all dem ein mulmiges Gefühl im Bauch, jedoch wirst du mit deiner Aussage sehr vielen anderen Menschen helfen, die noch in den Fängen dieser Männer sind oder bald sein werden.

Als du dir gerade ein frisches Oberteil überziehst, klopft es leise an deiner Zimmertüre. Kurz darauf erscheint die braune Mähne deines Bruders im Türrahmen, welche dir ein Lächeln auf die Lippen zaubert. „Ich komme gleich“ - „Ich wollte mit dir nicht deswegen reden. Nach all dem was passiert ist, habe ich mir wirklich Sorgen um dich gemacht. Gedanken, ob du daran zerbrechen oder sogar verzweifeln könntest, waren dabei keine Seltenheit.“  Mit großen und schnellen Schritten, kommt Nathan auf dich zu, legt seine Arme um deine Statur und presst dich fest an sich.

„Ich werde auf dich aufpassen.“ Seine Lippen treffen wiedermals auf deine Stirn. Du schließt deine Augen und genießt den innigen Moment mit dem Älteren.

„(V/N), Nathan. Wir müssen los.“ Mit einem Schmunzeln auf euren Lippen, löst ihr euch voneinander und geht die Treppen hinab, zu euren wartenden Eltern. „Ich bin so froh, dass ihr lebend heim gekommen seid.“ Erneut rinnt eine Träne nach der anderen die Wangen eurer Mutter hinab, die euch daraufhin nochmal in den Arm schließt.

Nachdem ihr euch wieder etwas beruhigt habt, seid ihr zu der nächsten Polizeistation gefahren, wo Nathan und du alles erzählt, was in dem Gebäude vorgefallen ist. Wie ihr geschlagen und missbraucht, bloßgestellt und missachtet wurdet.
Eure Aussagen werden genaustens von den Beamten dokumentiert und weitergeleitet.

~

Als ihr die Station verlässt, begebt ihr euch sofort auf den Heimweg. Von einem Polizisten wurde euch noch mitgeteilt, dass die Ermittlungen eingeleitet werden und die Bande ausfindig gemacht wird. Ob dadurch jedoch auch das kleine Mädchen gerettet wird, weißt du nicht.

Hoffen tust du dies natürlich, aber du willst dich nun auf dich selber und deine Familie konzentrieren.


LEUTE!

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Das dieses Buch so gut bei euch ankommt und euch Freude bereitet, macht mich wirklich glücklich. ^^

Danke vorallem euch, für diese Tatkräftige Unterstützung, da ich sonst nie so weit gekommen wäre! :)

Es tut mir wirklich leid, dass ihr so lange auf den dritten und letzten Teil mit Nathan warten musstet, jedoch habe ich (wie es bestimmt viele von euch kennen) einen totalen Blackout bekommen und wusste nicht, wie es weitergehen soll.
Natürlich hoffe ich, dass euch dieses Kapitel gefallen hat :)

Kommentare und Wünsche nehme ich weiterhin gerne entgegen ^^

Ansonsten wünsche ich euch noch einen schönen Abend/schöne Nacht ^^

Anime_irl

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