1) Ticci Toby (1/2)

Leise vor mich her summend, schlenderte ich durch die Straßen meiner Stadt. An einem kleinen Laden blieb ich stehen und sah durch das Schaufenster in das gemütliche innere des Gebäude. Viel zu sehen war da nicht, es schien schon lange nicht mehr besucht worden zu sein.

Mein Blick schweifte von links, nach rechts und wieder zurück. Meine Augen fixierten einen Punkt oder eher gesagt eine Person die als Spiegelbild im Fenster zu sehen war. Mit einem mal drehte ich mich um, nur um ins leere zu starren. Verwirrt wendete ich mich erneut dem Schaufenster zu und auch da war die Person verschwunden.

Mit leerem Kopf lief ich wieder nach Hause und vergaß, warum ich überhaupt los ging. Leicht aus der Puste kam ich wieder an meiner Haustür an, allerdings sträubte sich jeder Muskel in meinem Körper, die Tür zu öffnen, da ich wusste er ist wieder da. Er ist mein Vater, besser gesagt Stiefvater, mein richtiger Vater ist vor sieben Jahren an einem schweren Autounfall gestorben. Meine Mutter hat nach zwei Jahren wieder einen neuen gefunden, Paul, der heute mein Stiefvater ist.

Anfangs war er immer nett und ich dachte ich hätte wieder einen richtigen Vater, aber da lag ich eindeutig falsch. Es fing erst harmlos mit ein paar Beschimpfungen an, aber steigerte sich von Tag zu Tag immer mehr. Irgendwann erkannte er, dass wir ihm auf Schritt und Tritt gehorchen, wenn er strenger mit meiner Mutter und mir umgeht, was auch mehr schläge bedeutete...

Seufzend und nochmal tief Luft holend, öffnete ich die Tür und sofort kam mir der bekannte Geruch von Alkohol entgegen, gemischt mit Zigarettenrauch. So leise es ging, versuchte ich die Tür wieder zu schließen und die Treppen hinauf zu sprinten, was natürlich scheiterte, als ich mit meinem Fuß an einer Stufe hängen blieb und längst die Treppe hinauf fiel. „Sei gefährlichst Leiser! Du bist doch wirklich für nichts zu gebrauchen", fluchte Paul herum.

Meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen und mein Atem stockte für einen kurzen Moment. In meinem Kopf tümmelten sich immer mehr Gedanken zusammen, immer mehr Emotionen durch fluteten meinen Körper und meine Sinne schalteten sich wie Automatisch aus.

Ich achtete nicht mehr auf meinen Weg, achtete nicht mehr darauf wie laut ich bin, ich schaltete einfach alles um mich herum aus.

In meinem Zimmer angekommen, schmiss ich mich auf mein Bett, was ein knartzen von sich gab und meinen Stiefvater ein knurren entlogte. Er hat anscheinend so viel getrunken, dass sein Kopf ziemlich weh tut. Mir war das egal, von mir aus könnte er noch schlimmer leiden.

Am Abend kam meine Mutter in mein Zimmer und setzte sich neben mich auf's Bett. Ich sah zu ihr und lächelte sie leicht an, was sie ebenfalls erwiderte. Mit ihrer rechten Hand strich sie mir sanft über den Rücken. Meine Augen schloss ich für einen kurzen Augenblick, solche Momente mochte ich am meisten wo nur meine Mutter und ich waren, kein Paul, keine schläge, keine Beleidigungen. Nur meine Mutter und ich, aber auch so ein Moment hat sein Ende und unserer endete mit einem lauten auffliegen der Tür und einem sehr gereizten Paul der im Türrahmen stand. Meine Augen waren nun weit aufgerissen, meine Atmung ging um einige schneller als normal und jeder Muskel spannte sich an, so sehr das es fast schon schmerzte. Mein Blick huschte kurz zu meine Mutter hinauf, ihrer lag allerdings weiterhin auf ihrem Ehemann.

„(Y/N)! Ich brauch neue Keidung, geh in den Keller und wasch meine Klamotten.", kam es gereizt von ihm. „Lieber würde ich dich in die Maschine stecken.", knurrte ich leise vor mich hin, mit der Absicht er würde es nicht hören, aber da lag ich falsch.

Mit schweren Schritten kam er auf uns zu, schubste meine Mutter von mir weg, welche mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden aufkam und einen leisen schrei von sich stieß. Anschließen packte er in meine Haare, so dass er einen ordentlichen Griff hatte und zog mich hoch. Sein Arm ging immer höher und so langsam berührten meine Füße auch nicht mehr den Boden. Heiße Tränen verliesen meine Augen und mein Hals war Staub trocken.

„Wiederhole das nochmal. Sag mir das gefährlichst ins Gesicht, wenn du den Mut dazu hast!", Paul's Augen verengten sich bei jedem Wort mehr. Ich hörte von meiner Mutter einen verzweifelten schluchzer, aber ich atmete nur tief ein und lächelte leicht. „Ich sagte du sollst verrecken!", sagte ich ihm laut ins Gesicht. Trotz den brennenden Schmerz und den vielen Tränen konnte ich nicht aufhören zu lächeln. Das lächeln wandelte sich aber schnell in ein grinsen um und von einem grinsen in ein lachen.

Paul lies mich mit einem mal los, so das ich auf meinen Rücken fiel. Seine Hände streckte er erneut nach mir aus, packte mich an der Hüfte und schmiss mich über seine Schulter. Mit Armen und Beinen zappelte ich herum, was allerdings wenig brachte. Wir gingen zwei Stockwerke tiefer, in den Keller wo er mich erneut mit dem Rücken voran auf den Boden fallen lies. Über meine Lippen kam ein Schmerz erfüllter schrei, was meinen Stiefvater nur amüsiert lachen lies.

„Du bleibst hier bis morgen. Ich überlege mir noch, was ich mit dir machen werde.", gab er noch von sich, bevor die schwere Tür ins Schloss fiel, ein klicken von sich gab und mir klar wurde, dass ich hier unten nun eingesperrt bin.

Da er mich hier unten schon öfters eingeschlossen hatte, hab ich ein paar Sachen auf Seite gelegt, denn ich wusste sie würden eines Tages noch Nützlich sein.

Nach einer Weile wurde mir ziemlich langweilig, weswegen ich beschloss etwas durch den großen Raum zu laufen. Meine Augen waren immer nach vorne gerichtet und meine Hände zu Fäusten geballt. In meinem Kopf gingen viele Gedanken umher.

Irgendwann fühlte ich mich unwohl und ging zurück zu meinem 'Schlafplatz' welcher lediglich aus einer alten gebrauchten Matratze bestand, einer kleinen Lampe die langsam den Geist aufgab und einem Buch, ein kleines Messer welches ich mir beiseite gelegt hatte sowie ein Glas, welches mal mit Wasser gefüllt war.

Seufzend lies ich mich auf die Matratze nieder und schloss meine Augen. Von links hörte ich Schritte, die im Raum hallten und eine leise, tiefe männliche Stimme die etwas flüsterte, allerdings war das so unverständlich, dass ich kein Wort verstand. Meinen Kopf drehte ich in die Richtung, aus der die Geräusche kamen und tatsächlich stand da jemand. Ich setzte mich blitzschnell auf und tastete ohne den Blick abzuwenden, nach einen Gegenstand, den ich als Waffe nutzen könnte.

Die Silhouette setzte einen Fuß vor den anderen und kam langsam auf mich zu. Ich spürte währenddessen einen Metallischen Gegenstand, welcher mein Messer sein müsste. Schnell umfasste ich dieses mit festem Griff und stand auf. Der Fremde kam weiterhin auf mich zu, sein Gesicht konnte ich allerdings nicht erkennen, da er eine Maske trug, welche seine Augen und Mund verdeckten.

Aus Reflex ging ich immer weiter rückwärts, bis ich die kühle Wand an meinem Rücken spürte, die mir den Weg abschloss.

„Ich kann dir helfen (Y/N). Mach deinen Traum wahr und erlöst euch.", gab der Unbekannte von sich. Fragend aber auch neugierig sah ich ihn an. „Wovon redest du?", langsam drückte ich mich von der Wand ab und begutachtete den jungen Mann vor mir genauer.

Gerade als mein Blick über ihn flog, vernahm ich ein erneutes klicken der Tür. Mein Kopf schoss sofort in dessen Richtung, meine Hand umschloss das Messer wieder fester und meine Gedanken lagen nur bei der Person, die gleich über die Türschwelle tritt. Als sich die Türklinke senkte, stockte mein Atmen für einen Moment. Ich war nicht fähig etwas zu machen, jeder Muskel war wie gelähmt.

Die Tür öffnete sich und der Kopf meiner Mutter kam zum Vorschein. Erleichtert atmete ich aus, steckte das Messer vorsichtig in meine Gesäßtasche meiner Jeans und ging auf sie zu. Meine Arme schloss ich um ihren Körper und drückte mich fest an sie. Meine Mutter legte eine Hand auf meinen Kopf, wo sie vorsichtig darüber strich und lies die andere auf meinem Rücken ruhen, wo sie mich fester an sich drückte. Nach weiteren vergangenen Minuten, hob ich meinen Kopf um ihr in die Augen zu sehen und da wurde mir schlecht. Ihr linkes Auge war blau-lila und angeschwollen, ein großer Bluterguss machte sich an ihrem Hals breit, welcher stark an ein Würgemal erinnert. Ohne es zu bemerken, lief eine Träne aus meinen Augen, welche meine Mutter Liebevoll weg wischte.

„(Y/N). Das sieht schlimmer aus als es ist. Sei nicht traurig mein Engel, Paul bleibt nicht ewig hier.", gab sie von sich. Ihre Stimme war sehr kratzig und man merkte ihr an, dass sie log. Was keiner von uns beiden wusste, es hörte uns jemand zu: Paul.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top