Kapitel 3 - Feind und Freund

Keuchend kam ich vor einer riesengroßen Eiche zum Stehen. Der Schweiß lief mir überall herunter und ich musste mich gegen den Baum lehnen, um nicht umzufallen. Noch nie war ich so schnell und lange gerannt wie heute. Ich vermutete, dass ich nicht mehr zurückfinden würde, höchstens mit Hilfe meines Stocks. Mitlerweile hatte ich mich wieder etwas beruhigt und schaute mir meine Umgebung etwas genauer an. Überall standen große, dicke Eichen, der Boden war trocken und es roch nach frischen Waldbeeren. Als ich endlich einen Erdbeerstrauch entdeckt hatte, stellte ich mich wieder gerade hin und lief langsam herüber, um meinen Hunger zu stillen. Plötzlich hörte ich Äste knacken. Mein Herz blieb für einige Sekunden stehen. Vorsichtig lauschte ich weiter, doch ich hörte nichts mehr. Vielleicht war es doch nur eine Maus gewesen? Nur was, wenn nicht? Ich war nicht mehr in der Lage, mich gegen irgendwen zu wehren oder abzuhauen. Als ich nochmal genauer hinhörte, nahm ich leise Stimmen war. Mein Puls stieg sofort auf 180 und ich fing an zu schwitzen. Was sollte ich nur tun? "Hier irgendwo muss sie sein", sagte eine Mädchenstimme. Eine zweite antwortete: "Ja, ich habe vorhin etwas gehört. Es dürfe nicht mehr lange dauern, bis wir sie Slender übergeben können." Mein Herz schlug mir bis zum Hals bei diesen Worten. Wer war Slender und was hatte er mit mir vor? Und wer waren die beiden Mädchen? Die zweite Stimme kam mir sehr bekannt vor, doch ich hatte keine Ahnung, woher ich sie kannte. Die beiden kamen immer näher und ich versteckte mich schnell hinter dem Stamm der großen Eiche. Als ich vorsichtig hinter dem Holz hervorlugte, sah ich die Personen endlich. Die eine trug einen schwarzen Pulli, eine ebenso schwarze Jogginghose und ihre auch schwarzen Haare reichten ihr fast bis zum Po. Die zweite Person... Nun ja, es war die Halbkatze mit ihrem mint-grünem N-Shirt, der grauen Hose und den mint-grün-grauen Schuhen. Ihre Haare waren braun und ebenfalls so lang wie meine Haare. Außerdem befanden sich zwei kleine, spitze Ohren auf ihrem.Kopf und ihr dunkelgrauer, langer Schwanz stand senkrecht nach oben. Ich konnte nicht mehr. Ich würde die Katze treffen! Aber... auch lebendig? Nein, definitiv würde ich nicht am Leben bleiben, wenn ich darüber nachdachte, wie sie mit dem Mann im Traum umgegangen war. Die beiden kamen immer näher! Was sollte ich nur tun? Ich... ich... "Hey Luna! Guck mal, da ist sie endlich!" Es war zu spät. Die Katze hatte mich gesehen und nun gingen beide ganz langsam auf mich zu, während ich wie angewurzelt dastand, unfähig mich zu bewegen. Noch drei Schritte, zwei... Ich drehte mich um und überlegte, was ich tun sollte, aber mir fiel absolut nichts ein! Plötzlich packten mich zwei Händepaare am linken Arm und ich hörte ein: "Ha, hab ich dich!" Ich schrie kurz auf, doch dann ging alles ganz schnell. Ohne genau zu wissen, was ich tat, erhob ich meinen Eichenstock, welcher sich mit der Macht der schwarzen Sees gefüllt hatte, richtete ihn auf meine beiden Angreifer und flüsterte: "Weg von mir!" Völlig überrascht von meiner Reaktion ließen die beiden meinen Arm los und flogen durch die Kraft der Natur ungefähr zwei Meter von mir weg. Ich keuchte und stützte mich an der Eiche ab, um nicht umzukippen. Was war das gewesen? War ich das? Es sah ganz danach aus, doch wie hatte ich das geschafft? Völlig geschockt blieb ich regungslos stehen und sah dabei zu, wir sich meine beiden Angreiferinnen aufrappelten, die Köpfe schüttelten und langsam auf mich zu kamen. Da ich zu erschöpft war, um wegzulaufen, wartete ich einfach darauf, was passieren würde. Schon ca. zehn Schritte vor mir rief mir die Katze: "Bleib bitte stehen, wir tun dir nichts mehr!" zu. Ich glaubte ihr sofort, obwohl ich nicht ganz wusste warum. Als die beiden endlich bei mir angekommen waren, erklärten sie mir, wer sie waren und was sie vorhatten. Die Beiden waren Creepypastas und hatten eigentlich den Auftrag von Slender erhalten, mich zu töten, doch anscheinend hatte ich übernatürliche Kräfte und sollte auch mit ins Heim der Creeps kommen. "... Naja und deshalb haben wie dich angegriffen, doch du bist eine von uns und ich glaube wir könnten gute Freunde werden", schloss die Graue. Mal davon abgesehen, dass ich die Vorstellung nicht mehr los wurde, Leute umzubringen, war ich nach meinem Ausbruch von Zuhause offen für jeden neuen Kontakt und ich fand die beiden echt nett. Also stimmte ich zu und wir drei machten uns auf den Weg zu meinem neuen Wohnort.

Auf dem Weg stellten sich die beiden noch vor, denn das hatten wir vorhin ganz vergessen. "Ich bin... Also... Mein eigentlicher Name ist Liv, aber ich hasse meinen Namen! Ich selber nenne mich manchmal heimlich Lady Darkness, aber..." Da unterbrach Nala mich: "Und ich nenne dich Mehl! Du bist so blass, dass der Name verdammt gut zu dir passt." "Ja, Mehl passt perfekt", stimmte auch Luna zu. Also hieß ich nun Mehl... Eigentlich ein cooler Name. Und wenn ich weiter darüber nachdachte, wurde mir klar, wie viel sich nur an diesem heutigen Tag für mich verändert hatte: Ich war selbstständig, würde nie wieder von meiner Familie herumkommandiert werden, hatte zum ersten Mal in meinem Leben Freunde gefunden, hatte übernatürliche Kräfte bekommen und hatte einen Namen, der mir gefiel und zu mir passte. Egal was noch kommen würde in meinem Leben, ich wusste, mit Nala und Luna an meiner Seite würde es gut werden...

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