🐉 Das Ungeheuer von Loch Ness 🐉

Nicht nur Elmar Clausen, der schrullige Kryptozoologe aus meinem Roman ist von ihr fasziniert. Zahlreiche Menschen auf der ganzen Welt reisen Jahr für Jahr in den Norden Schottlands, um auch nur einen winzigen Blick auf sie erhaschen zu können. Gelungen ist es bislang den Wenigsten. Von wem ich schreibe?

Vom sagenumwobenen Ungeheuer von Loch Ness!

Besonders in den ereignisarmen Sommermonaten hört man hin und wieder etwas über Nessie, wie das Tierchen im Volksmund liebevoll genannt wird. Das vermeintliche Seemonster soll in dem britischen See leben und sich von Zeit zu Zeit an dessen Oberfläche blicken lassen.

Tatsächlich sind die ersten Sichtungen des Ungetüms auf das Jahr 565 zurückzuverfolgen. Damals soll der Heilige Columban von Iona das Leben eines Pikten gerettet haben, welcher von einem Untier aus dem Loch Ness attackiert wurden ist. Auch aus dem 16. und 17. Jahrhundert sind mehrere Sichtungen einer Kreatur in diesem See überliefert.

Aber erst im Jahr 1933 schaffte es Nessie zum ersten Mal in die regionalen Zeitungen. Ab diesem Moment gab es kein Halten mehr. Jeder wollte und will im Loch Ness etwas gesehen haben. Ein Zirkus bot immense Summen für das Einfangen des Tieres.

Später wurden der Öffentlichkeit mehrere Fotos präsentiert, die sich allerdings als Fälschung oder Fehlinterpretationen herausstellten. So wurden kleine Nessis gebastelt oder sogar ein Elefant baden geschickt, dessen Rüssel als Hals des Ungeheuers herhalten musste. In anderen Fällen sah man vermutlich nur die Wellenbewegung der Wasseroberfläche.

Aber woher kommt das hartnäckige Gerücht über die Existenz eines solchen Tieres? Müssten es nicht sogar mehrere geben, um die Art so lange überleben zu lassen? Mindestens 25 Individuen seien notwendig, um eine gesunde Population aufrecht erhalten zu können. Wenn dies denn der Fall wäre, hätte es dann nicht längst gesicherte Sichtungen geben müssen? Angespülte Kadaver? Eierschalen? Hätten nicht Rufe gehört und Reste der Beutetiere gefunden werden müssen?

All diese Fragen sind nach wie vor unbeantwortet. Aber schauen wir uns den See, den sagenumwobenen Loch Ness, doch einmal etwas genauer an. Vielleicht gibt er uns bereits ein paar Hinweise zur Legendenbildung.

Der Loch Ness ist ein Süßwassersee im schottischen Hochland, den berühmten Highlands. Damit könnte man einen marinen Ursprung des Ungeheuers so gut wie ausschließen. Allerdings wird davon ausgegangen, dass der See einstmals eine Meeresbucht gewesen ist. Wurden die Nessies also schlichtweg eingeschlossen und fanden den Weg in den heimischen Ozean nicht mehr?

Bis heute besteht allerdings noch eine Verbindung zur Nordseeküste. Ist Nessie möglicherweise nur ein temporärer Gast und es können deshalb keine Beweise für ein dauerhaftes Leben des Ungeheuers in dem Gewässer gefunden werden?

Der See hat heute eine Länge von 37 Kilometern. Es gäbe also genug Platz zum verstecken. Mit einer mittleren Breite von gerade einmal 1,5 Kilometern ist der Loch Ness von länglicher Form. Zahlreiche Flussläufe erweitern seine Fläche. An seiner tiefsten Stelle wurden 230 Meter gemessen. Gut, geben wir mal zu, dass es damit gar nicht so einfach sein dürfte, den See nach Lebewesen zu durchsuchen.

Auch das Umland ist mit dem Wort sagenhaft gut beschrieben. So wird der Loch Ness von einer schier unberührten Natur und tosenden Wasserfällen umgeben. Wer da nicht ins Träumen gerät...

Aber lasst uns einmal über den Tellerrand, oder besser gesagt, den Uferrand blicken. Denn unsere bekannte Nessie ist nicht die Einzige ihrer Art. Seeungeheuer wurden und werden schon seit jeher an verschiedenen Orten der Welt gesichtet. So finden sich Darstellungen von schlangenähnlichen Kreaturen bereits auf mittelalterlichen Seekarten. In der jüdischen Mythologie gibt es den Leviathan. Die nordische Sagenwelt kennt die Midgardschlange. In Binnengewässern, ähnlich dem schottischen Loch Ness, tauchen ebenfalls weltweit Ungeheuer auf.

In Afrika, im Gebiet des Kongos, soll es den sagenhaften Mokele-Mbembe geben. Ein Wesen, welches dem ausgestorbenen Langhals-Dinosaurier Brontosaurus ähnelt. Mokele-Mbembe soll ungefähr so groß wie ein Elefant sein, wobei auch Berichte über noch größere Tiere existieren. Es soll auf vier Beinen laufen und seine Fußabdrücke ähneln denen von Flusspferden; die Füße sollen je drei Klauen aufweisen. Nach den Berichten und Überlieferungen der einheimischen Pygmäen soll Mokele-Mbembe die Fischer des Stammes in ihren leichten Kanus angegriffen haben. Als Pflanzenfresser beschränken sich die Angriffe des Wesens allerdings auf die Verteidigung seines Reviers. Es gab bereits mehrere Expeditionen, um das Ungeheuer zu finden. Zahlreiche Sichtungen gleichen sich, verwertbare Filmaufnahmen sind bislang nicht geglückt.

Mit Bessie, einer schlangenähnlichen Kreatur im Eriesee an der Grenze zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten hat Nessie außerdem eine nordamerikanische Schwester. Bessie soll eine zwischen 10 und 13 Meter lange, schlangenähnliche Kreatur von grauer Farbe sein. Angeblich soll sie sich im Wasser und an Land fortbewegen können. Im Jahre 1817 soll das Geschöpf zum ersten Mal gesehen worden sein. Örtliche Behörden nutzten den Mythos bis in die 1990er-Jahre, um Touristen anzulocken. Als Erklärung für die Sichtungen werden Störe vermutet. Die Fische können immerhin weit über 2 Meter lang werden.

Im norwegischen See Seljordsvatn lebt wohl die Tante von Nessie und Bessie: Selma. Diese soll zwischen 4 und 50 Meter lang sein, von pechschwarzer Farbe und mit einem pferde- oder krokodilähnlichem Kopf. Im Wappen der Stadt Seljord ist seit 1989 eine Seeschlange zu sehen. Es soll das ortsansässige Seeungeheuer Selma symbolisieren. Selma wurde zum ersten Mal 1750 gesehen. Von ihr und ihren Verwandten sollen sogar Filmaufnahmen existieren. Zwischen Juli und August sei die Paarungszeit der Seeschlangen. Auch in diesem Fall nutzt der nahegelegene Ort Seljord die angeblichen Sichtungen als Touristenmagnet.

Nessie selbst hat sich diesen Status schon längst verdient. Sie wird in den meisten Fällen wie ein Plesiosaurier beschrieben, einer Art Meeresreptil, welches am Ende der Kreidezeit ausgestorben ist. Eigentlich. Denn, wenn Nessie wirklich existiert, dann müsste die Geschichte neugeschrieben werden. Tatsächlich soll auf einer Filmaufnahme aus den 1970er Jahren diese Theorie bewiesen werden. Darauf sei in den Tiefen des Loch Ness ein Wesen zu erkennen, welches einem Plesiosaurier ähnelt. Diesen Aufnahmen verdankt Nessie ihren wissenschaftlichen Namen Nessiteras rhombopteryx, was so viel wie »Ungeheuer aus dem Ness mit rhombenförmigen Flossen« bedeutet, aber auch ein Anagramm von monster hoax by Sir Peter S. ist, womit die Skepsis gegenüber den Videoaufnahmen Ausdruck verliehen wird.

Was genau hinter den Sichtungen steckt, werden wir wohl so schnell nicht erfahren. Auch hierbei werden sehr große Störe als am naheliegendsten erachtet. Aber wenn wir mal ehrlich sind, ist allein der Gedanke, dass es im Loch Ness und anderen Seen dieser Welt ein derartiges Wesen geben könnte, doch ungemein spannend und ja, sagenhaft.

Wenn ihr eines Tages den Loch Ness besucht und dort etwas Verdächtiges entdeckt, dann könnt ihr eure Beobachtungen übrigens an den Official Loch Ness Monster Fan Club weiterleiten. Oder direkt an unseren Elmar Clausen.

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