🏰Das Schloss Henriette bei Helmsdorf🏰
In diesem Kapitel möchte ich mich mal keinem Fabel- oder Mythenwesen widmen, sondern einem Handlungsort aus der Geschichte, welcher bei dem ein oder anderen Leser sehr viel Neugierde geweckt hat.
Im Vorfeld dazu der Hinweis: Ja, das Schloss Henriette habe ich nicht extra für »Creatura Fabularis« erfunden, sondern mich für die Mothman-Thematik einen realen Ort ausgesucht, der für allerlei Spuk und Gruselei bekannt ist. Tatsächlich waren bereits »echte« Geisterjäger im Schloss Henriette unterwegs.
»Nightwatch - Jenseits der Angst«
in der Folge:
Das Geheimnis der Rollstühle
Ihr könnt diese Folge sogar noch im Internet anschauen. Gebt einfach die oben stehenden Stichworte in die Suchmaschine ein.
Für meine Bücher, die in Mitteldeutschland spielen, wähle ich, so oft es möglich ist, tatsächlich existierende regionale Örtlichkeiten. Für mich ist das einfach eine schöne Art, das Buch sowohl authentischer zu gestalten, als auch ein wenig Werbung für diese unterschätzte Gegend zu machen. Hier gibt es mehr zu entdecken, als man denkt!
So eben auch dieses Kleinod im Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt. Dessen Geschichte werde ich euch nun etwas näher bringen.
Bevor das Schloss Helmsdorf existierte, gab es dort bereits das Gut Helmsdorf. Deren Besitzer hatten eine Erbtochter namens Louise Ernestine Henriette von Bülow, geboren am 6. Juli 1783. Diese heiratete im Jahr 1799 Wilhelm Ernst Friedrich von Kerssenbrock, den Landrat des Mansfelder Seenlandes. Dieser lebte von 1771 bis 1827. Für seine neugegründete Familie wollte er keine gewöhnliche Bleibe, sondern etwas ganz Schickes. Etwas, das dem zu der Zeit voll angesagten Stilempfinden des Klassizismus entsprach.
Gesagt, getan. In den Jahren von 1801 bis 1805 wurde das Schloss Helmsdorf erbaut. Im Volksmund wurde es aber oft Schloss Henriette genannt, nach der Ehefrau des von Kerssenbrock und Bewohnerin des Anwesens.
Dieses herrschaftliche Paar lebte in dem sich hervorragend in die Landschaft einfügenden Gebäude, nun, nehmen wir einfach mal an, glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende. Gemeinsam hatten sie drei Kinder:
Bernhard Simon von Kerssenbrock 1800-1872
Charlotte Wilhelmine Bernhardine von Kerssenbrock 1804-1882
Bernhardine von Kerssenbrock 1805-1834
Man möchte meinen, dass die Dynastie der von Kerssenbrocks damit gesichert war und das Schloss im Familienbesitz bleiben würde, aber wie so oft im Leben kommt es erstens anders und zweitens als man denkt.
So hatte der einzige Sohn und Stammhalter, Bernhard Simon, selbst keinen Sohn und als er 1872 verstarb, ging das Schloss Helmsdorf darum an seinen Enkelsohn Gebhard Bernhard von Krosigk. Dieser erblickte im Jahr 1858 das Licht der Welt.
Er bewohnte das große Anwesen mit seiner Frau und den zwei Kindern ganz allein. Die Bediensteten des Barons wurden in den Dachkammern untergebracht. 1910 beauftragte Baron von Krosigk den bekannten Reformarchitekten Paul Schultze-Naumburg damit, das Schloss zu modernisieren.
Es liegt übrigens auf einer kleinen Anhöhe und ist von einem großzügigen Park umgeben. Besonderheiten des Schlosses sind zum Beispiel der markante, als Säulenhalle ausgebildete Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel, sowie ein Tellersaal für eine 132 Teile umfassende Sammlung von Tellern. Diese Tellersammlung wurde entsprechend dem Denkmalschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt unter Schutz gestellt. Außerdem sticht die geschwungene Freitreppe vor der doppelten Loggia ins Auge.
So weit, so idyllisch. Tja, dann kamen zwei Weltkriege und und als 1945 Bodenreformen und Enteignungen über das Land wüteten, wurde aus dem Schloss zunächst ein Feierabendheim. Jahre später dann das Pflegeheim »Martha Brautzsch«. Dies hatte seinen Betrieb bis in die 199er-Jahre im Schloss Helmsdorf.
Im September 1994 erfolgte schließlich der Umzug des Heimes in das Betreuungszentrum Gerbstedt »Alte Schäferei«. Ab diesem Zeitpunkt stand das Schloss leer. Zahlreiche geisterhafte Erscheinungen machte es fortan zu einer lokalen Berühmtheit.
Aber nicht nur das. Viel zu lange war das Schloss sich selbst überlassen. Und wie so oft, machten sich unliebsame Schlossbesucher dies zunutze, um alles, was nicht niet- und nagelfest war, mitzunehmen oder zu zerstören. Später wurde das Schloss gesichert und alle möglichen Einstiegslöcher zugemauert.
Seit einigen Jahren kümmert sich allerdings der Verein „Schloss Henriette-Helmsdorf" um die geschichtsträchtige Sehenswürdigkeit im Mansfelder Land. Den Status als »Lost Place« hat das herrschaftliche Anwesen damit zwar verloren, kann bei verschiedenen Veranstaltungen aber besichtigt werden und verbreitet nun Freude anstelle von Schrecken.
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