Alcis furta deprehendere

»NU GUGGEMA!«

Mir blieb beinahe das Herz stehen, als ich das Krankenzimmer betrat und hinter der Tür dieses verschrobene Erzgebirgsmännlein hervorsprang.

Dabei hätte ich mit denken können, dass Elmar Clausen in der Nähe war. Bereits auf dem Gang hatten zahlreich schlammige Schuhabdrücke seine Anwesenheit angekündigt.

Es war Dienstag, 10 Uhr am Morgen des 24. Oktobers und damit gut zwei Tage nach unserem Abenteuer mit dem Hippokamp an der Rappbodetalsperre im Harz. Kurz nachdem wir das mythische Wesen in seine Heimat zurückgebracht hatten, öffnete Lukas zu unser aller Glück wieder die Augen. Er hustete noch schrecklicher als ich zuvor und erbrach eine Menge widerliches Wasser. Er, der große kräftige Kerl, den wir kannten, gab ein Bild des Jammers ab.

Die Creatura Fabularis hatte einen Hubschrauber zum Einsatzort entsandt, nachdem Momo sie über unsere Komplikationen in Kenntnis gesetzt hatte. Jedoch gab es für sie kaum Landemöglichkeiten, sodass der Helikopter mehrere Runden über den Stausee drehte und schließlich, unverrichteter Dinge wieder abzog. Denn das Fabeltier hatten wir glücklicherweise bereits in Sicherheit bringen können. Andernfalls hätten sie den Hippokamp betäubt und mit einem großen Fangnetz eingefangen, schätze ich.

Stattdessen blieb uns mit Luke keine andere Möglichkeit, als normalmenschliche Hilfe anzufordern. Wir konnten ihn in diesem Zustand nicht einfach nach Hause kutschieren und bestellten daher einen RTW zur Talsperre. „Badeunfall" lautete unser Einsatzstichwort. So viel zu unserer viel gelobten Heimlichkeit. Die Rettungskräfte, darunter auch ein Notarzt, entschieden, sowohl Luke als auch mich zur Beobachtung ins Harzklinikum Dorothea Christiane Erxleben nach Quedlinburg zu verfrachten. Während ich, trotz nach wie vor angeschlagener Stimme, das Krankenhaus heute wieder verlassen konnte, musste Luke noch zwei Tage länger zur Beobachtung bleiben.

»Lexi, meene Gusde, olles wiedor gud?« Elmar Clausen sah aus, als hätte er die ganze Nacht an irgendeinem See verbracht, um erneut nach einem Nessietier Ausschau zu halten. Seine Gummistiefel waren mit dickem Schlamm verkrustet und an seiner braunen Cordjacke hingen lauter kleine Äste und trockene Herbstblätter. Seine Fellmütze hatte er trotz der angenehmen Temperaturen im Krankenhaus nicht abgesetzt. Vielleicht tat er das nie und es gab niemanden, der wusste, wie es um Elmars Haarpracht bestellt war?

»Mir geht es gut soweit«, antwortete ich dem eifrigen Kryptozoologen, der aus seinem riesigen Survival-Rucksack eine triefend nasse Tageszeitung fischte.

»Ist mer ins Wasser gefallen. Die SeeEff ist nicht begeisdord«, sprachs und knubbelte die aktuelle Ausgabe Harzer Volksstimme auseinander.

Gleich auf der Titelseite wurde mitsamt Foto darüber berichtet, dass es nach den zahlreichen Nessie-Sichtungen nun auch einen unbekannten Hubschraubereinsatz an der Rappbodetalsperre gegeben hatte. Trotz später Stunde gab es wohl doch noch genügend Leute, die den Helikopter der CF entdeckt hatten und bei der Polizei nachfragten, was denn dort los sei. Zum Glück war auf dem verpixelten und schlecht belichteten Handy-Foto nicht viel vom Hubschrauber zu erkennen gewesen. Eigentlich nur der Lichtkegel, der das Ufer absuchte. Kein Hippokamp, keine Fabeltierjäger.

»Was jedoch weitere Fragen aufwerfen mag«, las ich die letzten Abschnitte des Artikels laut vor, »ist ein Badeunfall, der kurz darauf die Rettungskräfte auf den Plan rief. So seien eine junge Frau und ein junger Mann aufgefunden worden, welche die Tiefe des Stausees offenbar unterschätzt hatten und bei einem abendlichen Schwimmausflug schließlich ihr Leben gefährdeten, teilte die Polizei auf Nachfrage mit. Informationen darüber, ob die beiden auf der Suche nach einem Seeungeheuer gewesen waren oder etwas mit dem Hubschrauber zu tun hatten, liegen der Redaktion nicht vor.«

»Die wollen ein Interview mit uns«, krächzte Luke und presste seine Lippen aufeinander. »Haben wohl hier im Krankenhaus nachgefragt, ob wir eingeliefert wurden. Ein Hoch auf die ärztliche Schweigepflicht.«

»Fuck. Wenn sich die Presse uns erst einmal an die Fersen heftet, dann ist bald Aus und Ende mit der Geheimhaltung.« Mein Herz klopfte wild, bei diesem Gedanken.

»Was glaubst du, was in der Garage gerade los ist, Lex?«, hüstelte Luke. »Marlowe ist am Dauerrotieren. Die CF macht ihn mit verantwortlich für das neuerliche Scheitern eines Einsatzes. Dabei waren sie es doch, die gleich einen Heli losgeschickt haben. Momo hat lediglich eine „problematische Entwicklung" gemeldet, keine Eskalation. Hätten wir nichts gesagt, wäre es auch wieder nicht richtig gewesen. So langsam habe ich keinen Bock mehr auf die Scheiße.« Erneut hustete Luke kräftig, nachdem er sich derart in Rage geredet hatte.

Ich musste ihm da leider recht geben. Immerhin war es diesmal wirklich nicht unsere Schuld. Wobei. Vielleicht hätte ich nicht zu nah ans Wasser gehen dürfen.

»Is abor auch auffällig, wie viele dadsächlische Fabeldierüberdridde es derzeid gibd«, murmelte Elmar Clausen kaum verständlich vor sich hin.

»Ich bin noch nicht lange dabei. Gab es bisher nicht so viele Fabelwesen in unserer Welt?« Ich setzte mich auf einen der Besucherstühle neben Lukes Bett.

»Haufenweise Fehlmeldungen, wie letztens beim Mothman in dem alten Schloss. Ansonsten kleinere Wesen wie Rasselböcke oder Hanghühner«, krächzte Luke. »Solche größeren Viecher habe zumindest ich in meiner bisherigen Dienstzeit nicht erlebt. Vielleicht wäre es wirklich besser, wenn Marlowe uns rausschmeißt. Für derartige Einsätze reicht unser Bücherwissen nicht aus.«

»Nun mal den Teufel nicht gleich an die Wand.« Ich rückte ein Stück näher an Luke heran und streichelte seinen linken Unterarm. »Nächstes Mal lässt du aber jemanden ins Wasser springen, der dadurch nicht selbst in Gefahr gerät, ja.«

»Komm erst mal in so eine Situation«, protestierte Luke heiser. »Das Vieh hat dich ins Wasser gestoßen und du bist nicht mehr aufgetaucht. Ich dachte, ich könnte dich noch irgendwie am Schopf zu packen kriegen und rausziehen, aber dann war das Wasser da plötzlich so tief.«

»Dafür werde ich dir ewig dankbar sein«, sagte ich ehrlich. Luke mag zwar einen auf harten Kerl machen, aber eigentlich war er ein sanfter Riese. »Ich hätte nicht so dicht am Wasser stehen dürfen. Wie Marlowe schon sagte, wir haben alle noch viel zu lernen. Und wenn du selbst sagst, dass ihr mit solchen großen Wesen keine ausreichende Erfahrung habt, sind Fehler leider nicht auszuschließen.«

»Nur, dass jeder weitere Fehltritt der Letzte sein könnte, bevor die Menschheit erfährt, was hier los ist.« Luke nahm einen Schluck aus seiner Teetasse. »Immerhin waren diese Sichtungen echt. Die Touristen haben den Hippokamp gesehen und die Zeitung hat darüber geschrieben. Schreibt immer noch darüber.«

»Nicht über einen Hippokamp«, war ich bemüht, ein wenig mehr Optimismus in die Runde zu bringen, obwohl ich genauso dachte, wie mein Kollege. »Bei den vielen Mist, den die Zeitung manchmal so schreibt, wird das niemand weiter hinterfragen.« Ich schaute zu Elmar Clausen, der das Internet bereits nach neuen möglichen Nessie-Sichtungen durchforstete.

»Nu, do hossde Rechd. Die Leute wollen immer wieder ein Seeungeheuer irgendwo sehen. Leider war bislang nie ein Nessiteras rhombopteryx dabei.« Elmar kratzte sich an seinem grau melierten Bart und kritzelte etwas in seinen moderig aussehenden Notizblock. »Erst kürzlich kam die Meldung aus Schottland, dass es in diesem Jahr so viele Nessie-Sichtungen geben könnte, wie nie zuvor.«

»Genau und dann die vielen Sommerloch-Tiere. Hubschrauber kreisen auch immer mal wieder herum. Vielleicht ein reicher Privatmann«, ergänzte ich Elmar und nickte. »Die CF wird sich was einfallen lassen. Das machen die doch schon seit über zweitausend Jahren. Das ist deren verdammter Job. Unserer ist es, die Viecher zu fangen, und das haben wir getan. Wie beim letzten Mal auch. Es gibt keinen Grund, Marlowe deswegen die Hölle heißzumachen. Er wird uns nicht feuern.« Ich zwinkerte Luke aufmunternd zu.

Eine Fontäne Wassertropfen ließ mich zusammenzucken. Elmar hatte sein Camouflage-Regencape energisch ausgeschüttelt und dabei das halbe Krankenzimmer mit winzigen braunen Spritzern geschmückt.

»Vorzai mer!«, nuschelte er wieder auf Sächsisch. »Mach mer uns nüschd draus, was die für Mummbids schreiben. Das vergessen die Leute rasch wieder, wenn es andere Meldungen gibt.« Oh, doch. Elmar konnte Hochdeutsch, wenn er es wollte. »Uns kommt keiner so schnell auf die Schliche. Solange jeder denkt, dass es keine Fabeltiere gibt, fragt auch keener dnoch.« Wenn er wollte, wie gesagt.

»Elmar, es war trotz allem, eine Freude, mal wieder mit Ihnen zusammengearbeitet zu haben«, leitete Luke die Verabschiedung seines Professors ein. »Vielleicht haben wir beim nächsten Mal Glück und Sie finden endlich ihre Nessie.«

»Und mir war es eine Freude, Sie kennenzulernen, Herr Clausen«, ergänzte ich und streckte Elmar meine rechte Hand entgegen, die er sofort mit seinen klammen Händen ergriff und dreimal fest zudrückte.

»Ebenfalls«, sagte er feierlich und verbeugte sich einmal, bevor er sich theatralisch sein Regencape umwarf, als wäre er Zorro. »Dschissi!«, rief er noch, als er eilig durch die Tür flitzte und dabei weitere Schlammspuren hinterließ.

»Der war, ähm, ja. Wirklich speziell. Aber ich mag ihn«, sagte ich zu Luke, der ebenfalls schmunzelnd mit dem Kopf schüttelte.

»Das ist Elmar, wie er leibt und lebt. Er hat so viele Jahre lang Kryptiden gesucht, dass er schließlich selbst zum Kryptid wurde.«

Damit könnte Luke recht haben.

Wir unterhielten uns noch eine Weile, dann verabschiedete ich mich von meinem Mitstreiter, wünschte ihm weiterhin gute Besserung und holte meine Entlassungspapiere ab. Momo hatte mir eine Nachricht geschrieben, dass er mich aus Quedlinburg abholen wolle. So musste ich wenigstens keinen Bus nehmen, um nach Eichenstedt zurückzukommen. Er hatte mir gestern Morgen sogar ein paar frische Klamotten vorbeigebracht, die Saskia freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte. Man höre und staune!

Ich hätte auch Tuyet anrufen können, aber sie wusste nichts von meinem Kurzbesuch im Krankenhaus und dabei sollte es auch bleiben. Sie sollte diesen vermaledeiten Zeitungsartikel über den Badeunfall nicht mit mir in Verbindung bringen. Schon gar nicht, wenn es darin auch um irgendwelche Sichtungen der fabelhaften Art ging.

Ich trat aus dem Haupteingang am Ditfurter Weg und schaute mich suchend nach einem unserer Firmenwagen um, da Momo kein eigenes Auto hatte. Als ich keines entdecken konnte, blickte ich noch einmal auf mein Handy, ob er mir geschrieben hatte, wo er parkte. Dabei merkte ich, wie sich mir ein Auto langsam von hinten näherte.

Im ersten Augenblick hatte ich ein wenig Angst, dass es jemand von der Gaunerbande sein könnte. Aber ein Blick nach hinten überzeugte mich vom Gegenteil. Es war Marlowes schwarzer Mondeo, der neben mir anhielt.

»Marlowe, Sie?«, sagte ich überrascht, als ich die Beifahrertür öffnete. »Ich hatte Mohammad erwartet.«

»Ich bitte höflichst, diese Enttäuschung zu entschuldigen«, antwortete mein Boss und verzog gekünstelt traurig das Gesicht.

»Oh, nein! So war das nicht gemeint. Sie müssen mir verzeihen. Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass Sie sich meinetwegen die Mühe machen und hierher fahren.« Oh, Alexis. Wie viele Fettnäpfchen würde er dir noch vergeben?

»Tja, wie Lukas letztens schon sagte – du bist jetzt Chefsache«, meinte er und sein Gesicht wurde wieder ernst.

»Wollen Sie Luke noch besuchen? Er ist wach, es geht ihm gut. Ich warte so lange im Auto.«

»Nein, alles gut. Es reicht mir, wenn ich weiß, dass er safe and sound ist.«

Ich möchte es nicht beschreien, aber ich hatte das Gefühl, dass es Marlowe beim Gedanken, ein Krankenhaus zu betreten, schauderte. Vielleicht waren es auch nur meine eigenen Emotionen, die ich auf andere projizierte. Immerhin rechnete ich mit einer Abreibung, wenn nicht sogar Kündigung.

»Was meinen Sie mit Chefsache?«, fragte ich vorsichtig, nachdem er noch nichts weiter zu mir gesagt hatte, als wir an einer roten Ampel warteten.

»Ich hatte gestern lange Diskussionen mit der CF«, begann er erst zu antworten, nachdem wir bereits die Brücke über die Bode passiert hatten, und auf der Magdeburger Straße stadtauswärts weiterfuhren.

»Es tut mir leid, dass Sie meinetwegen schon wieder Ärger bekommen haben. Ich kann verstehen, wenn Sie unseren Vertrag vorzeitig auflösen.«

Marlowe lachte.

»Ist wirklich zum Lachen, dass ich von einem Fettnäpfchen ins nächste trete. Beenden wir das Elend.«

»Hm-hmmmm«, Marlowe brachte mich noch zur Weißglut. Was schmunzelte der so vor sich hin, während ich über unsere verzwickte Situation sprach?

»Hören Sie. Ich habe mich unprofessionell verhalten. War zu dicht am Ufer. Momo und Luke trifft keine Schuld. Im Gegenteil. Luke ist ein wahrer Held.«

Wieder kicherte Marlowe. »Ein schönes Déjà-vu. Leider muss ich dich abermals enttäuschen. Ich kündige auch diesmal weder dich noch irgendjemanden aus unserem Team. Im Gegenteil. Ich konnte die CF davon überzeugen, dass du eine besondere Gabe hast. Ob du es willst oder nicht, Alexis, aber du hast das seltene Talent, das Übernatürliche zu spüren und das Vertrauen der Fabeltiere zu gewinnen. Die Hauptzentrale will dich sehen.«

Den letzten Satz sagte er wieder seriös. Als würde er pro Tag nur einen gewissen Anteil an Freundschaftlichkeit zur Verfügung haben.

»Die Hauptzentrale der Creatura Fabularis? Wann? Wo? Wieso?« Nur allmählich wurde ich mir der Bedeutung dieses letzten Satzes überhaupt bewusst.

»Nicht heute und nicht morgen. Vielleicht erst im Januar. Bis dahin soll ich dich unter besonderer Beobachtung haben«, erklärte Marlowe mir die Sachlage so trocken, als wäre er ein Mitarbeiter bei der Stadtverwaltung, bei dem man seinen neuen Wohnort anmeldete.

»Im Januar bin ich doch gar nicht mehr dabei!«, fiel mir die Laufzeit meines Arbeitsvertrages bei Marlowes Detektei ein.

»Ich denke doch.« Wieder schmunzelte Marlowe.

»Ich denke nicht!«, widersprach ich meinem Boss auf Zeit. »Das ist mir alles zu heikel. Luke und Elmar Clausen meinten, dass es zuletzt ungewöhnlich viele Übertritte gab, mit viel größeren Fabelwesen als sonst. Das ist eine Nummer zu groß für mich.«

»Sie haben recht, auch die CF ist alarmiert, wegen der Sichtungen der vergangenen Wochen. Umso mehr brauchen wir jemanden mit deiner Gabe. Bis du sie jedoch richtig einsetzen kannst und sicherer in solchen Situationen geworden bist, werde ich dich bei Einsätzen begleiten.«

Ich musste erst einmal tief durchatmen. Unser Boss hatte mich bei der Creatura Fabularis allen Ernstes als Fabeltier-Medium angepriesen!

»Aber ich bin Schauspielerin«, murrte ich und schaute aus dem Fenster. »Dieser Ausflug ins Übernatürliche sollte nur eine Übergangslösung sein. Mein Mietvertrag läuft Ende Dezember aus, dann bin ich weg.«

»Das steht dir natürlich frei, Alexis. Und vielleicht wäre es die bessere Entscheidung. Keiner kann sagen, wie sich die Sache noch entwickelt und ich will niemanden gegen seinen Willen in Gefahr bringen. Not again.«

Not again? Niemals wieder? Auch Marlowe ließ jetzt seinen Blick beim Fahren über die Landstraßen des Vorharzes schweifen. Ich betrachtete ihn stumm. Irgendetwas schien ihn zu belasten, unseren schweigsamen, distanzierten Boss.

»Aber noch bist du Teil des Teams«, sprach Marlowe nach einer Weile weiter. »Überlege dir gut, wie du dich entscheidest, Alexis. Ich werde auch mit den anderen darüber reden, was die CF mit mir besprochen hat. Jeder von euch hat das Recht, zu gehen, wenn ihm die Sache zu heikel wird.«

»Wird der Vorfall an der Talsperre ein Nachspiel haben? Das mit dem Zeitungsartikel ist echt dumm gelaufen.«

»Hm-hmmm. Keine Sorge, das hat die CF im Griff.« Mehr war aus Marlowe zu diesem Thema nicht herauszubekommen.

Nach etwa einer halben Stunde Fahrt kamen wir in Eichenstedt an. Der Boss war so gütig, mich direkt vor meiner Haustür abzusetzen.

»Ich danke Ihnen fürs Abholen, Marlowe. Egal, wie ich mich Ende des Jahres entscheide, ich werde mich bei unseren künftigen Einsätzen bemühen.« Ich öffnete die Beifahrertür und sah Tuyet gerade aus dem Haus kommen.

»Ich passe schon auf, dass du nichts Dummes anstellst. Bye, Alexis. See you soon.« Marlowe nickte mir noch einmal zu und fuhr los.

»Lex, hi!«, rief mir Tu-Tu entgegen, als ich in meiner Tasche nach dem Haustürschlüssel suchte. Sie hatte ein seltsames Grinsen auf den Lippen. »Wow, das ist doch mal eine sehenswerte Verbesserung gegenüber diesem Timo«, sie schnalzte mit der Zunge und guckte Marlowes Auto hinterher. »Also, keine Angst. Ich stehe immer noch eher auf die Blonden, aber der hat was.«

»Wer? Marlowe?«

»Ach, ne! Das war dein Chef? Dieser Detektiv-Fuzzie?« Meine Freundin rieb sich die Hände und griente bis über beide Ohren. »Und das sind die Klamotten von seiner Ex, oder was? Die hat ja einen fürchterlichen Geschmack. So was Tussimäßiges passt überhaupt nicht zu dir.«

»Tuyet, keine Ahnung, wovon du da sprichst. Es, ähm, nun. Es gab einen Wasserschaden in der Detektei. Deswegen musste ich mir aus dem Theaterfundus schnell was Trockenes holen.«

»Ach, komm. Ich dachte, du könntest besser lügen als Schauspielerin«, nahm mir Tuyet kein einziges Wort ab. »Hast wohl gedacht, ich merke nicht, wenn du zwei Nächte nicht da bist, was? Und dann steigst du als vollkommen anderer Mensch aus dem Auto von diesem heißen Typ. Mit ungekämmten Haaren. Alexis!« Tuyet klopfte mir ein paarmal auf die Schulter. »Wie auch immer. Warum soll es dir so gehen wie mir, nicht wahr? Also dann, ich hab mal wieder Spätschicht. Muss für eine Kollegin einspringen. Die alten Herrschaften erwarten mich. Bis heute Abend, dann erzählst du deiner Freundin gefälligst alles. Tüdelü!« Beschwingt stieg Tuyet in ihren hellblauen Toyota Auris und fuhr zu ihrer Schicht in einer Tagespflege-Einrichtung.

Bis zum Abend musste ich mir eine plausible Geschichte einfallen lassen. Als ob ich keine anderen Probleme hätte. Aber eine Affäre mit Marlowe? Saskia würde mich eigenhändig in die Parallelwelt schubsen und dafür sorgen, dass ich dort von einem ganz und gar grässlichen Untier zerfleischt werde.

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