Kapitel 1
Ein Pulli für kältere Abende, drei kurze Hosen, zwei lange.. Sonnencreme, Shampoo, Zahnbürste.. Ich glaub ich hab alles.
Mehr oder weniger zufrieden schließe ich meinen vollgepackten Koffer und schleppe ihn mühselig die Treppe runter.
„So Prinzessin, bist du bereit ?" Ich schüttelte den Kopf und mein Vater beginnt zu lachen.
„Das ist nicht witzig Papa, ich will da nicht hin." Ich verzog keine Miene, denn ich wollte wirklich nicht dort hin. „Warum können wir nicht wie jedes Jahr nach Saint Tropez fliegen und dort 2 Wochen Urlaub machen ?" Meine Mutter mischte sich ein „Ach Maus, du musst lernen mit sowas umzugehen, wir können dir nicht immer diesen Luxus bieten." - „Aber Mama, das sind 4 Wochen Zelten. Die eine Nacht Zelten bei Paola's Geburtstag in der 5.Klasse war schon zu viel für mich!"
Meine Eltern erinnern sich nur ungern daran, ich ebenfalls. Um 3:40 Uhr morgens mussten mich meine Eltern abholen, weil ich absolut nicht in dem Zelt schlafen wollte. Wie soll das denn jetzt 4 Wochen so gehen ? Vorallem wohnt Paola um die Ecke, Frankreich ist ein paar Flugstunden von Schweden entfernt. Mir wird schlecht bei dem Gedanken 4 Wochen zu Zelten. „Du wirst neue Freunde finden, ich hatte damals auch Riesen Spaß als ich mit der Kirche nach Norwegen gefahren bin." wirft meine Mutter ein, um meine Stimmung aufzulockern. Es bringt garnichts, ich bin immer noch dagegen. Das Schlimmste hab ich auch noch garnicht erwähnt. Wir fahren mit dem Bus. Wisst ihr wie lange das dauert ? Richtig, eine Ewigkeit. Ganze 1 1/2 Tage Bus fahren. Ich glaub ich saß noch nie länger als 3 Stunden im Auto, denn alles was weiter weg ist, haben wir per Flugzeug erreicht. „Kann ich mich nicht krank melden ?" - „Nein Madame. Auf geht's steig ins Auto." Mein Vater haut mir leicht auf die Schulter und ich trotte hinter meiner Mutter her.
Im Radio läuft mein Lieblingssong. Es muntert mich nicht auf, was sehr komisch ist, normalerweise habe ich immer sofort gute Laune wenn ich dieses Lied höre. Der Abfahrtsort ist am Flughafen. Ich trauer ein wenig den abhebenden Flugzeugen hinterher. Die glücklichen Menschen die da drin sitzen.
Als der Bus die Straße zum Busparkplatz hinauffährt, will ich am liebsten wieder ins Auto steigen.
Der Bus öffnet vorne und hinten die Türen und der Busfahrer nimmt mein Gepäck entgegen. Ich nicke dankend aber behalte meine eiserne Miene bei. Meine Mutter streichelt mir liebevoll über die Schulter und lächelt mich an. „Das wird ganz toll. Vertrau mir." Ich verdrehe die Augen. „Das letzte Mal als ich dir vertraut habe, als du meintest, ach vertrau mir die Mathearbeit wird bestimmt gut, hab ich eine 6 geschrieben." Ich drehe mich zu meinem Vater der nur schmunzeln kann über meine Aussage, verabschiedet sich mit einem „Sei nett zu den anderen." und einem Kuss auf die Stirn.
Gegen mein Willen aber durch mein Gewissen, steige ich zwanghaft in den Bus ein. Zu meiner Verwunderung ist er noch komplett leer. Naja, Jackpot! Ich kann mir einen Platz aussuchen.
Der Fensterplatz direkt hinter der Treppe im mittleren Teil des Buses, lächelt mich am meisten an. Dort kann ich wenigstens meine Füße auf der Ablagefläche ablegen.
Ein komisches Gefühl ganz alleine in einem Bus zu sitzen, der eigentlich für mindestens 25 Menschen entwickelt wurde.
Als der Bus sich in Bewegung setzt beginnen meine Eltern zu winken und meine Mutter wirft mir einen Luftkuss zu. Ich winke zurück und kaum ist der Bus 10 Meter gefahren, packe ich meine Kopfhörer aus, mache meine Sommer Playlist an, lehne mich zurück und schaue den vorbeiziehenden Wolken hinterher.
Jetzt wo ich nicht gerade beschäftigt bin, kann ich euch ja mal sagen, warum ich eigentlich so verwöhnt bin. Naja gut vielleicht mag es auch an der Musik liegen, die mich in eine emotionale Lage taucht.
Meine Eltern sind schon seit mehr als 25 Jahren verheiratet. Ich glaube sie waren beide noch jünger als 25 als sie sich das Ja-Wort gegeben haben. Mein Vater hat schon mit 21 Jahren zwangsmäßig das erfolgreiche Bankunternehmen seines Vaters übernommen. Meine Mutter wurde dort nur einige Wochen nach der Übernahme als Sekretärin eingestellt. So haben sich die beiden dann auch kennen und lieben gelernt. Meine Mutter war bereits vor mir mit einem Sohn schwanger. Leider wurde dieser nicht mal 3 Monate alt, weil er einen Herzfehler hatte. Das war sehr schmerzhaft für meine Eltern, verständlicherweise. Nachdem der Schock und die Trauer über den frühen Verlust verarbeitet waren, hat meine Mutter zu meinen Vater gesagt, wenn ich nochmal ein Kind kriege, dann werde ich es wie einen Prinz oder eine Prinzessin behandeln!
Ja und zwei Jahre nachdem sie das gesagt hat, kam ich. Ich habe immer alles bekommen, was ich wollte. Ja ich weiß, das hört sich immer so abgehoben und arrogant an, aber ich habe es nie wirklich raushängen lassen und damit angegeben, habe es aber auch nicht verheimlicht, dass meine Eltern etwas wohlhabender sind.
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, weil sich die Tür öffnet und neue Reisende einsteigen.
Es ist kurz vor Mitternacht, als ich das letzte Mal auf mein Handy gucken, als mir die Augen zu fallen.
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