Goodbye
Time Skip~ March, 2024
"Musst du wirklich gehen?"
Traurig sah Kai seinen Freund an, welcher leicht lächelnd seufzte.
Schon in den letzten Tagen hatten sie dieses Thema immer wieder gehabt.
Manche würde es vielleicht nerven, aber Jule fand es einfach süß und wenn er ehrlich war, fühlte er sich ja genauso.
Aber auf der anderen Seite freute er sich auch, endlich wieder zur Nationalmannschaft zu können.
Endlich wieder Länderspiele und sich auf die anstehende Europameisterschaft vorbereiten.
"Es ist doch nicht lange, Harvy", murmelte er leise an das Ohr seines Freundes, nachdem er sanft seine Arme um dessen schmalen Körper gelegt hatte," Bald bin ich doch wieder da und wir können auch telefonieren, ja? So oft wie möglich."
Vorsichtig nickte der Jüngere, der seinen Kopf fest an Jules Brust gepresst hatte und seinen beruhigenden Herzschlag hörte.
Jules Blick ging zur Uhr; er war schon spät dran. Niclas und Nico warteten wahrscheinlich schon am Dortmunder Trainingsgelände auf ihn.
Schweren Herzens löste er sich aus der festen Umarmung und nahm Kais Gesicht liebevoll in seine Hände.
Seine warmen Hände verursachten ein Kribbeln bei Kai, das sich von seinen Wangen aus in seinem gesamten Körper ausbreitete.
"Ich muss los", raunte der Blonde und ließ zu, dass Kai einmal durch seine Haare fuhr.
Er konnte verstehen, dass es Kai schwer fiel, ihn gehen zu lassen.
Immerhin waren sie sich in den letzten Wochen, vor allem seit sie zusammen waren, viel näher gekommen und hatten sich fast jeden Tag gesehen.
Kai wohnte schon fast bei ihm; zumindest verbrachte er nicht mehr viel Zeit in der Wg, auch wenn diese eigentlich viel näher an der Uni lag.
Timo hatte sich auch schon darüber beschwert, aber sowohl Kai als auch Jule wussten, dass er es nicht böse meinte und sich insgeheim freute, dass es bei ihnen so gut lief. Nicht zuletzt deshalb, weil er Kai von Anfang an so ziemlich alles prophezeit hatte, was auch eingetreten war.
Und Timo wäre nicht Timo, wenn er das Kai nicht immer noch vorhalten würde.
Kai hingegen kommentierte dies meistens nur mit einem genervten Augenverdrehen und winkte einfach nur ab.
Dennoch würde er die Tage, die Jule nun nicht da war, nutzen, um wieder mehr Zeit mit Timo und seinen anderen Freunden zu verbringen.
Jule hatte ihm zwar versichert, dass er auch im Haus bleiben könnte, aber alleine wollte Kai das dann auch nicht und er würde wirklich mal wieder gucken, wie es in der Wg so aussieht.
"Ich liebe dich, Harvy", murmelte der Blonde, nachdem er ihre Lippen ein letztes Mal miteinander verbunden hatte.
"Ich dich auch", gab Kai leise zurück und lehnte sich etwas mehr in die Berührung," Viel Spaß dir, ja?"
"Danke, Schatz. Ich melde mich bei dir, wenn ich angekommen bin."
Kai nickte, ehe er sich wieder von seinem Freund löste und ihm ein letztes Mal winkte, während Jule das Haus verließ.
Es mochte übertrieben klingen, aber es war nun mal schwer für sie beide und sie schämten sich auch nicht dafür.
Warum sollten sie auch?
Kurz hielt Kai noch inne und beobachtete durch das Fenster im Eingangsbereich, wie Jules schwarzer Audi von der Einfahrt rollte, ehe er sich leise seufzend umdrehte.
Er suchte noch ein paar Sachen zusammen, die er noch bei Jule stehen hatte und verließ dann ebenfalls das große Haus mit seinem schwarzen Rucksack auf dem Rücken in Richtung Straßenbahn, die ihn nach Hause bringen sollte.
"Hey Kai", wurde Kai lautstark von Timo begrüßt, als er die Tür zu ihrer gemeinsamen Wg aufschloss und schon wieder kurz davor war, wieder umzudrehen.
Warum tat er sich Timo überhaupt an, wenn er auch in Julians Haus seine Ruhe haben konnte?
Vielleicht weil er Timo dennoch mochte; auch mit seinen Eigenarten und vor allem seinem manchmal eher kindlichen Charakter; oder vielleicht auch gerade deswegen.
Und außerdem hatte ihn in den letzten Tagen wirklich schon etwas das schlechte Gewissen geplagt.
Ein schmales Lächeln bildete sich auf den Lippen des Jüngeren, als er mit Timo einschlug und ihm in die Küche folgte, wo er auch Paula begrüßte.
"Ich dachte schon, du gibst uns gar nicht mehr die Ehre, hierher zu kommen; in unsere bescheidene Wg.", neckte Timo ihn, woraufhin er einen zurechtweisenden Stoß von Paula in die Seite erntete.
"Ja Timo, ich hab's verstanden", kommentierte Kai genervt, konnte sich aber dennoch ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen," Aber jetzt bin ich ja auch wieder da."
"Ja, weil dann Schatzi weg musste", Timo machte eine kurze Pause, ehe er seinen Kumpel wieder voller Ernst ansah, als würde er ihm gleich die wichtigste Frage seines Lebens stellen und in der Tat brannte diese Frage ihm wahrscheinlich schon tagelang unter den Nägeln und hatte ihm schon einige Minuten Schlaf gekostet; so schätzte Kai seinen Kumpel zumindest ein," Darf man dich jetzt eigentlich als Spielerfrau betiteln? Weil, also eigentlich bist du ja keine Frau, aber du hast ja irgendwie trotzdem den Platz, verstehst du?"
"Wow, Timo", brummte Kai trocken und nahm einen Schluck aus seiner Tasse, die mit frischem Kaffee gefüllt war," Ich bin keine Frau? Das hast du aber wirklich haarscharf kombiniert. Da wäre ich jetzt nicht drauf gekommen."
Langsam näherte er sich dem Blonden,
"Aber ich glaube, ich muss dich leider enttäuschen. Du darfst mich nicht Spielerfrau nennen."
"Schade", nuschelte Timo leise und senkte seinen Kopf, während seine Freundin Paula nur vor sich hin kichern konnte.
Manchmal war sie sich auch nicht sicher, wie sie es so lange mit diesem Chaoten hatte aushalten können.
Dann hob sich Timos Kopf wieder und er sah Kai voller Hoffnung wieder an.
"Und was ist mit Spielermann?"
Kai lachte leise, schüttelte den Kopf und schlug Timo mit der flachen Hand auf den Hinterkopf; wohlgemerkt mit wenig Kraft, wobei da in Timos Kopf wahrscheinlich eh nicht mehr viel kaputt gehen konnte.
Es dabei belassend, stand Kai auf und verkrümelte sich mit seinem Rucksack und seinem Kaffee in sein Zimmer, jedoch nicht, ohne Paula noch ein letztes Lächeln zu schenken.
Er mochte und schätzte sie, denn im Gegensatz zu ihrem Freund konnte sie auch mal ernst bleiben und einem einen wirklich guten Rat geben.
Eigentlich wollte er nur noch ins Bett, aber selbst er als Meister der Prokrastination musste erstmal etwas Ordnung schaffen, um sich auch entspannt und ohne ein schlechtes Gewissen gemütlich in sein warmes Bett legen zu können.
Er schrieb noch kurz mit Jule, bevor er seinen Laptop aufklappte und das nacharbeitete, was in den letzten Tagen liegen geblieben war.
Kai hatte ja auch wirklich wichtigeres mit Jule zu tun gehabt als sich mit der Uni zu beschäftigen.
Gerade als Kai fertig war und er seinen Laptop heruntergefahren hatte, vibrierte sein Handy neben ihm und Jules erschöpftes und dennoch wunderschönes Gesicht erschien auf dem Bildschirm, als Kai die grüne Taste darauf drückte.
Er schien auf einem Bett zu liegen, die Cap, die er vorhin noch getragen hatte, war nun weg und seine blonden Haare, wurden offenbart.
Wie gerne wäre Kai jetzt dort?
Wie gerne würde er jetzt neben Jule liegen, sich ganz eng an ihn kuscheln und durch diese verdammten blonde Haare fahren?
Er würde auf jeden Fall so einiges dafür geben, um das gegen die langweiligen Vorlesungen, die hier die nächsten Tage anstanden, eintauschen zu können.
"Hey", lächelte der Jüngere sanft in die Kamera, während er das blasse Gesicht seines Freundes genau betrachtete," Bist du gut angekommen?"
Jule nickte.
"Ich bin jetzt auf meinem Zimmer und habe kurz Zeit, um mich einzurichten und so und dann haben wir noch ne Teambesprechung und dann gibt es glaube ich schon Essen."
Verstehend nickte Kai.
"Also kein Training mehr heute?"
Jule zuckte mit den Schultern.
"Ich glaube nicht. Wenn dann nur noch ein bisschen im Kraftraum oder so", antwortete der Blonde leise," Und wie sieht es bei dir aus?"
"Gut. Ich bin jetzt mal wieder in der Wg. Timo hat mich gleich genervt; du kennst ihn ja."
Schmunzelnd verdrehte der Ältere die Augen.'
So richtig kennengelernt hatte er Timo noch nicht, aber er kannte ihn schon aus den Erzählungen von Kai und hatte sich schon relativ genau ein Bild von ihm machen können.
Aber er würde ihn schon noch persönlich kennenlernen.
Eine Weile sahen sie sich einfach nur schweigend an.
Es brauchte nicht viele Worte zwischen ihnen.
"Ich wäre so gerne bei dir, Jule", seufzte Kai leise, während sein Blick sich in Julians blauen Augen verlor.
"Ich weiß. Ich wäre auch gerne bei dir, aber wir sehen uns ja bald wieder."
"Jaa, ich weiß, Jule. Sorry, dass ich so anhänglich bin."
Sanft schüttelte der Ältere den Kopf.
"Du brauchst dich nicht entschuldigen, mein Sonnenschein. Ich liebe dich und ich liebe auch deine Art, also mach dir bitte keine Gedanken, okay?"
Kai nickte.
"Okay."
"Tut mir leid, Harvy, aber ich muss jetzt los. Die anderen sind auch schon los, glaube ich."
"Ja klar", gab Kai zurück," Ich liebe dich."
"Ich dich auch. Bis später, ja?"
"Bis später."
Leicht lächelnd ließ Kai sein Handy sinken und hielt einen Moment inne, ehe er sein Handy schließlich doch weglegte und beschloss, wieder aufzustehen und mal im Kühlschrank zu schauen, ob im Kühlschrank noch irgendwelche von seinen Lebensmittel essbar war oder ob sie schon alle verschimmelt waren, weil er schon so lange nicht mehr da war.
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