Exchanging Numbers

October, 2023

"Hi"; grinste der Blonde amüsiert und ließ Kais Gesichtsfarbe damit nur noch röter werden. Am liebsten würde Kai im Erdboden versinken. Er fühlte sich original wie ein Teenie, der sein Leben noch so gar nicht im Griff hat.
"Ähh.. hi"; brachte er schließlich stotternd hervor.
"Bist du nicht einer von den Studenten?"; fragte der Blonden neugierig und zum ersten Mal konnte Kai ihn wirklich von oben bis unten mustern. Er hatte noch seine Klamotten vom Training an. Sein T-Shirt offenbarte seine Arme, auf denen so einige kunstvoll Tattoos abgebildet waren und auch seine Muskeln waren deutlich zu sehen. Die Blonden Haare des Fußballers lagen feucht und ungeordnet auf seinem Kopf und seine meerblauen Augen sahen Kai interessiert an, während er noch immer vor sich hin lächelte. 
"Ja... ich... ähm."
"Hast du sie verloren, oder was?"
"Ja, also... ich hatte einen wichtigen Anruf und dann."
Sympathisch lächelnd legte Julian Kai eine Hand auf die Schulter. 
"Komm, ich bring dich raus.
Er hatte Kai schon fast mit sich mitgezogen, als dieser stehen blieb und unsicher lächelnd abwinkte.
"Das ist echt nicht nötig... ich finde schon allein raus."
"Ach Quatsch. Das ist gar kein Problem, komm jetzt"; beharrte der Blonde.
"Aber du hast doch noch deine Trainingsklamotten an"; versuchte Kai es weiter, aber sein Gegenüber ließ keinen Widerspruch zu.
"Ich weiß genau, wie verzweigt und kompliziert hier alles wirkt, wenn man es nicht kennt. Mir ging es an meinem ersten Tag hier ganz genauso. Also lass mich dir helfen... bitte."
"Okay"; nickte der Student schließlich ergeben; er würde ja eh nicht mehr lebend hier rauskommen. 
"Cool"; grinste Julian und klopfte Kai noch einmal kurz auf die hängende Schulter," Ich bin übrigens Julian."
"Kai."
"Hey"; grinste Julian freundlich.
"Hey."
Auch wenn Kai das Ganze noch richtig unangenehm war, musste er zugeben, dass Julian echt mega sympatisch war. Allein sein Lächeln ließ ihn hundert Mal sympathischer wirken, als er wahrscheinlich eh schon war.
"Und du studierst also Sportmanagement?", begann der Blonde beiläufig ein Gespräch zu beginnen, während sie durch die Gänge liefen. 
"Mh"; nickte Kai nur; er wusste nicht so recht, was er sagen sollte. 
Irgendwie fühlte es sich komisch an, mit einem wildfremden Mann, der nebenbei Promi war, ein so lockeres Gespräch zu führen. 
"Und machts dir Spaß?"
"Mal mehr, mal weniger"; antwortete Kai, in der Hoffnung halbwegs normal zu klingen. Er wollte nicht wie einer dieser aufgedrehten Fans rüberkommen, die auf ihrem TikTok-Fanaccount behaupteten, Julian habe ihnen ihr Leben gerettet oder sonst was.
"Zumindest nicht, wenn ich in anderthalb Wochen eine Hausarbeit mit fünfzehn Seiten schreiben muss, weil ich die sechseinhalb Wochen davor zu faul war."
Amüsiert lachte Julian auf. 
Sein Lachen war ehrlich und auch wenn es irgendwie nichts Gute war, was Kai da von sich erzählt hatte, schlich sich ein leises Lächeln auf seine Lippen. 
"Genau deswegen habe ich mich gegen das Studieren entschieden. Ich hab sowas schon in der Schule kaum auf die Reihe gekriegt."
Nun war es Kai, der lachen musste. Irgendwie war es beruhigend nicht der einzige Mensch auf diesem Planeten zu sein, der nicht die Organisation in Person war. Der entscheidende Unterscheid zwischen ihm und Julian war nur, dass Julian auf den Fußball ausweichen konnte; Kai nicht. Er konnte zwar Fußball spielen und er war auch Fan von dem Sport, sonst würde er ja kein Sportmanagement studieren, aber für den Profibereich würde es bei ihm niemals reichen.
Also Augen zu und durch; und bei der nächsten Hausarbeit ein paar Tage früher anfangen.  
"Und du?", traute Kai sich jetzt endlich mal zu fragen," Fußball?"
"Fußball"; wiederholte sein Gegenüber bestätigend und sofort fühlte Kai sich wieder dumm. 
Was war das bitte für eine blöde Frage? War das überhaupt ne Frage?
Der Rest der Zeit gingen sie schweigend nebeneinander her. Es war kein angespanntes oder unangenehmes Schweigen, auch wenn Kai sich noch immer für seine dämliche Frage schämte. 
Und ehe Kai sich versah, waren sie auch schon draußen. Die anderen waren zum Glück schon alle weg; inklusive Professor Lindner. Kai hoffte nur, dass niemand sein kurzes Verschwinden bemerkt hatte. 
Lediglich Timo stand noch etwas abseits. Sein Blick war starr auf sein Display gerichtet, während er nur immer wieder mit dem Kopf schüttelte. Kai konnte sich schon vorstellen, was gerade in ihm vor sich ging.
Ein letztes Mal drehte er sich zu Julian um und lächelte ihn unsicher an. 
"Danke nochmal und... tschüss dann."
"Tschüss"; gab Julian ebenfalls lächelnd zurück, weswegen Kai sich im Moment darauf abwandte und zu seinem Kumpel gehen wollte, als Julian ihn nochmal zurückrief.
"Warte... wollen wir nicht Nummern austauschen?", wollte er etwas verunsichert wissen," Ich... find dich ganz cool und würde mich freuen, wenn wir mal was zusammen machen würden. Also nur wenn du willst natürlich."
Einen kurzen Moment überlegte Kai, entscheid sich dann aber doch dafür. Was sollte schon passieren? Julian wirkte weder pervers noch kriminell, sondern vernünftig und cool. 
Schnell tauschten sie Nummern aus, ehe sie sich dann aber wirklich voneinander verabschiedeten. 

"Man Kai, wo warst du denn? Ich dachte, du wolltest nur kurz telefonieren?"
Entnervt sah Timo seinen Kumpel an. 
"Jaha, hab ich ja auch. Kann ich ja nicht dafür, wenn ihr alle auf einmal weg seid."
"Ach, jetzt sind wir Schuld oder was?"
"Man, Timo, jetzt chill doch mal", winkte Kai genervt ab. 
Wie konnte man wegen zehn Minuten so viel Stress machen?
"Ne, ich chill jetzt nicht. Erst jammerst du mir die ganze Zeit die Ohren voll und dann verläufst du dich oder was auch immer und lässt mich hier warten.", regte Timo sich weiter auf. 
Sein Kopf war schon etwas rot, als hätte Kai irgendwas verbrochen oder ihn hintergangen.
"Timo, ich kann's jetzt auch nicht mehr ändern, aber jetzt bin ich ja da", gab Kai nun auch deutlich gereizt zurück," Und jetzt komm, ich muss noch an meiner Hausarbeit schreiben heute."
Augenverdrehend setzte nun auch Timo sich in Bewegung und lief in strammen Schritten neben Kai her, welcher wiederum leise aufseufzte.
Wie konnte man aus einer Mücke so einen Elefanten machen?
"Bist du jetzt sauer?", fragte Kai dann doch etwas verunsichert, nachdem sie in die Straßenbahn eingestiegen waren. 
Er wollte keinen Stress und Streit mit seinem besten Freund und schon gar nicht wegen so einer Kleinigkeit. 
Timo sah von seinem Handy auf und schüttelte den Kopf. 
"Alles gut, man", schmunzelte der blonde, nachdem er eine Hand auf Kais Schulter gelegt hatte," Manchmal nimmst du die Sachen, die ich sage, einfach ein bisschen zu ernst, glaube ich."
"Hahaha", knurrte Kai sarkastisch, während der Blonde nur leise vor sich hin kicherte.
"Brauchst du gleich noch Hilfe bei deiner Hausarbeit?", wechselte Timo dann das Thema.
"Als ob du ein richtiger Experte wärst. Du bist doch selbst noch nicht fertig. Mach dich mal nicht besser als du bist, Timo."
Wieder lachte der Ältere auf, ehe sie an ihrer Haltestelle ausstiegen und die letzten Meter zu ihrer Wg liefen. 

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