Coffee for two


October, 2023

Erleichtert sah Julian auf, als er Kai auf seinen Tisch zukommen sah..
Mit fast fünfzehn Minuten Verspätung.Eigentlich fand Jule es nicht so schlimm, wenn jemand mal zu spät kam; er tat es ja selbst mal ganz gerne. Aber bei Kai hatte sich die Befürchtung bei ihm eingeschlichen, dass er sich es doch anders überlegt haben könnte und er Jule doch nicht sehen wollte. 

Umso froher war er, als ein gestresster Kai in das Cafe geschneit kam und sich, nachdem er sich kurz umgesehen hatte, zu Jule gesellte. 
"Sorry", sagte er schüchtern und etwas außer Atem, während er mit leisen Geräuschen seine warme Jacke ablegte," Timo hat mich aufgehalten und dann habe ich die S-Bahn verpasst und die nächste hatte dann Verspätung und-"
"Alles gut", unterbrach der Ältere ihn sanft lächelnd," Ich hab doch nicht lange gewartet, setz dich hin."
Irgendwie fand Jule Kais Aufregung süß und auf der anderen Seite irritierte sie ihn. 
War es, weil Jule bekannt war oder hatte es doch einen anderen Grund?
Unsicher lächelte Kai und ließ sich dann gegenüber von Julian nieder, welchen er kurz musterte.
Seine blonden Haare lagen, genau wie auf seinem Profilbild, absolut perfekt gestyled auf seinem Kopf und er trug, wie er selbst, eine helle Cargohose und ein weißes Hemd, dessen Knöpfe er lässig aufgelassen hatte. Unter dem Hemd blitzte ein schlichtes, schwarzes T-Shirt entgegen.
Um seinen Hals hing eine silberne Kette mit einem rechteckigen, smaragdgrünen Anhänger, der in dem spärlichen Licht des Cafes leicht vor sich hin glitzerte, während seine Finger mit ein paar silbernen Ringen geschmückt waren. 
Zügig riss Kai sich wieder los; er wollte keinen komischen Eindruck auf Julian erwecken, auch wenn er ihn gerne auch noch etwas länger hätte ansehen können. 
Innerlich verfluchte der Lockenkopf sich gerade für diesen Gedanken. Was machte er da gerade nur?
War das normal?
"Ich hab dir einfach auch mal nen Kaffee bestellt", ergriff Julian schließlich das Wort," Ich hoffe, du magst den?"
Fragend sah der Blonde seinen Gegenüber an, welcher nur nickte. 
"Klar. Danke."
Trüb lächelte Kai und sah auf die weiße Tasse vor sich herunter, in der das braune, warme Getränk war.
Eigentlich mochte er das Warmgetränk nicht. Es war ihm viel zu bitter und allein der Geruch, der ihm morgens entgegen kam, wenn Timo sich seinen Kaffee machte, reichte ihm schon. Viel lieber mochte er Kakao, am liebsten mit ordentlich Sahne oben drauf. Aber er wollte Julian nicht gleich verärgern. 
Einmal würde er das Zeug wohl runter kriegen; zumindest mit ordentlich Zucker und Milch. 
So schlimm war es jetzt auch nicht.
"Möchtest du was essen?"
"Ich... ich glaube, ich nehme das, was du nimmst."
Kai wusste nicht, was Julian nehmen würde, aber er fühlte sich gerade irgendwie benebelt; er konnte gerade nicht klar denken. Woran auch immer das lag. 
"Okay und was nehme ich?", fragte Julian amüsiert, was Kai eine warme Röte ins Gesicht zauberte. Wie konnte man sich innerhalb weniger Minuten so sehr blamieren? Was sollte Julian jetzt bloß von ihm denken?
"Ähmm", stotterte er leise und zuckte dabei verlegen mit den Schultern.
"Also dann hoffe ich mal, dass die gedeckter Apfelkuchen schmeckt?"
"Äh ja", meinte Kai nur leise und schenkte Julian ein leichtes Lächeln.
Schnell bestellte der Blonde die zwei Kuchenstücke und kehrte dann wieder zurück. 
Kai fühlte sich indessen unsicher; er rutschte zurückhaltend auf seinem Stuhl hin und her und hoffte, dass sich seine Gesichtsfarbe bald wieder normalisieren würde.
War es womöglich doch eine schlechte Idee, einem Treffen zuzustimmen?
Vielleicht hätte er es doch lassen sollen...
"Und wie geht es dir so?", begann Julian ein unverfängliches Gespräch, nachdem er einen Schluck Kaffee aus seiner Tasse genommen hatte," Wie läuft's mit deiner Hausarbeit?"
Ein leichtes Lächeln bildete sich auf dem Gesicht des Jüngeren und er schob seine negativen Gedanken etwas beiseite.
"Die habe ich heute Morgen abgegeben", erzählte er freudig.
"Geil man", freute nun auch Jule sich und ein ehrliches, aufrichtiges Lächeln war auf seinem blassen Gesicht zu sehen," Dann hast du's also doch noch geschafft?"
Eifrig nickte der Lockenkopf.
"Ich hoffe, es ist auch gut genug."
"Natürlich", stimmte Julian euphorisch zu und legte eine Hand auf Kais Schulter," Das ist bestimmt mega gut geworden. Warte erstmal ab und mach dir nicht so viel Stress. Jetzt kannst du es eh nicht mehr ändern."
Kais Lächeln wurde etwas breiter und er war sich nicht sicher, ob es an Julians aufbauenden Worten oder an seiner leichten Berührung lag; oder an Beidem.
"Danke... für deine Worte", stammelte er leise, ehe er seine Tasse an seinen Mund ansetzte und ein paar kleine Schlücke trank. 
Er musste sich echt ein bisschen zusammenreißen, nicht das Gesicht zu verziehen, als der bittere Geschmack des Kaffees auf seine Zunge traf. 
"Schon gut."
"Und... wie läuft es bei dir?". bemühte Kai sich nach einer kurzen Pause, das Gespräch aufrecht zu erhalten.
"Gut gut. Wir hatten gestern ein Spiel gegen Hoffenheim."
Interessiert sah Kai in die meerblauen Augen seines Gegenübers. Noch nie in seinem Leben hatte er solche ausdrucksstarken, blaue Augen gesehen. Und wenn er dann noch interessiert seine Augen zusammenkniff, wenn Kai ihm etwas erzählte, breitete sich in Kai ein seltsames Gefühl aus. Eines, dass ihm bekannt und gleichzeitig unbekannt vorkam.
"Und? Gewonnen?"
"Jetzt sag nicht, du guckst keine Spiele vom Bvb?"
Überrascht sah Julian den Jüngeren an. 
Sollte man nicht an Fußball interessiert sein und ihn verfolgen, wenn man später im Berufsleben unweigerlich damit zu tun haben würde?
"Doch doch, eigentlich schon", beschwichtigte Kai schnell," Nur gestern habe ich noch mit den letzten Zügen meiner Hausarbeit zu tun gehabt und hab es dann ehrlich gesagt einfach vergessen."
Und das stimmte. 
Kai hatte gestern noch den ganzen Tag vor seinem Laptop, der in den letzten Tagen zu seinem besten Freund mutiert war, und hatte den letzten Feinschliff erledigt. Dabei hatte er schlicht und ergreifend keine Zeit gehabt und hatte das Spiel völlig verdrängt.
Normalerweise war er natürlich interessiert am Fußball; sonst würde er ja kein Fußball-Management studieren. Und vor allem der Bvb interessierte ihn; er war ja jetzt auch schon eine Weile hier. 
Verständnisvoll nickte der Blonde. 
"Klar, kann ich verstehen. Aber ja, wir haben gewonnen. Drei zu eins, wenn du es genau wissen willst."
"Na dann, Herzlichen Glückwunsch", schmunzelte Kai," Lass mich raten. Du hast ein Tor gemacht."
Julians Grinsen sprach Bände. 
"Geil man, herzlichen Glückwunsch nochmal. Ich schaue mir später auf jeden Fall die Zusammenfassung an. Muss ich wahrscheinlich sowieso, weil unser Prof morgen von uns wieder irgendwelche Analysen oder so will."
"Danke Kai", lächelte der Ältere, nachdem eine freundliche Kellnerin ihnen die zwei Teller mit duftendem Kuchen an den Tisch gebracht hatte," Gefällt dir das Studium denn soweit?"
"Ja schon. Aber manchmal gehen die mir mit ihren Essays und Zusammenfassungen und ellenlangen Texten auf die Nerven. Aber den Fußball liebe ich natürlich trotzdem."
"Oh ja, das glaube ich dir. Da weiß man ja gleich, warum man nicht studiert hat."
"Arschloch", maulte Kai beledigt," Ohne mich würdest du bald nicht mehr spielen."
"Übertreib mal nicht", lachte Jule belustigt," Aber ich bin mir sicher, dass du bestimmt mal einen guten Job machen wirst."
"Spinner", lachte Kai auf und auch Julian musste sich über ihre zugegebenermaßen dumme Unterhaltung lachen.
Von Kais anfänglichen Bedenken war nun nichts mehr zu spüren. Er fühlte sich einfach gut und leicht. Die Unterhaltung mit Julian war schön und einfach.... leicht. Die Chemie zwischen ihnen stimmte einfach und sie schienen auf einer Wellenlänge zu sein. Das wusste Kai schon nach dem ersten Treffen mit Julian. 
Bestimmt würden sie mal richtig gute Freunde werden....


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