Es war ein heißer, schwüler Sommertag und Theseus wusste, dass es bald regnen würde. Er roch es in der Luft und erkannte es, als er den bewölkten Himmel betrachtete. Wenige Meter entfernt, in einem anderen Zimmer im gleichen Gebäude, befand sich ein Mann, der dasselbe dachte. Magic-Helmut roch es, fühlte es und freute sich schon darauf.

Während Theseus beschloss, einen kleinen Spaziergang zu machen, legte Magic-Helmut die Zeitung weg, verließ den noch sonnigen Balkon und legte sich für ein kleines Nickerchen ins Bett. Er war nunmal nicht mehr der jüngste Mann und Männer seines Alters waren froh, wenn sie nach dem Mittagessen ein Nickerchen machen konnten.

Magic-Helmut würde sich selbst als ziemlich normalen Zauberer beschreiben. Er kam aus einer magischen Familie und wollte schon früh Lehrer werden.
Doch bevor er Karina kannte, hätte er nie daran gedacht, Lehrer an einer Muggel-Schule zu werden oder überhaupt einen Muggel-Beruf auszuüben.

Karina war die schönste Frau, die er je gesehen hatte und die erste, für die er sich interessiert hatte. Er hatte sich sofort in ihre dunkeln, beinahe schwarzen Augen verliebt und auch für sie war es Liebe auf den ersten Blick gewesen.

Sie waren jung, gerade mit der Schule fertig und hatten sofort geheiratet. Er war so stolz darauf, dass diese schöne Frau nun seine Frau war, dass er ihr versprach, alles für sie zu tun. Ihr zuliebe hatte er sich entschieden, Mathematik und Physik an Muggel-Schulen zu unterrichten und sie waren viele Jahre glücklich miteinander gewesen.

Die junge, überwältigende Liebe nahm Magic-Helmut so sehr ein, dass er erst viel zu spät merkte, dass etwas nicht stimmte, dass ihm etwas fehlte.
Er dachte oft darüber nach, aber er wusste einfach nicht, was es war.
Es belastete ihn schon seit ein paar Jahren, aber seine Frau wusste nichts davon. Wenn es nach ihm ginge, würde das auch so bleiben, bis dass der Tod sie scheiden würde. Und dann wäre es zu spät, um herauszufinden, was in seinem Leben fehlte.

Als er einschlief, sah er sie an ihrem Hochzeitstag vor sich, in ihrem weißen Kleid, mit dem Schleier vor dem Gesicht. Er lächelte, als er an diesen Tag zurückdachte und schlief so glücklich ein. Er hatte ein gutes Leben und nichts, das ihm Sorgen bereitete - bis auf diese eine Sache.

Etwa eine Stunde später lief der junge Theseus durch die Gassen. Er ging nicht schnell, obwohl es mittlerweile stark regnete. Eigentlich mochte er Regen nicht, aber dieser Regen war anders. Das Wasser war angenehm warm und fiel in weichen, großen Tropfen auf das Pflaster vor ihm.

Aber er wusste auch, dass er Bücher in seiner Tasche hatte - neue Bücher, die er erst vor kurzem gekauft hatte und die nicht nass werden sollten.
Zwar hätte er sie auch mit einem Zauber trocknen können, aber er behandelte seine Bücher gerne ohne magische Hilfe.

Schließlich stand er wieder vor dem Eingang des Tropfenden Kessels und öffnete die alte Tür. Es war äußerst voll in dem großen Raum und Theseus fühlte sich sofort wohl. Er liebte es, von vielen Leuten umgeben zu sein. Er liebte die vielen Stimmen, die sich laut über die verschiedensten Themen unterhielten und die Wärme, die jeder abgab und somit zur Aufheizung des Raumes beitrug.

Magic-Helmut war wie gewöhnlich genau 90 Minuten nach dem Einschlafen aufgewacht und beschloss, herunter zu gehen, um sich etwas zu Essen und zu Trinken zu holen.
Als er die Treppe hinunterging, hatte Theseus bereits neue Leute kennengelernt und stand gerade an der Theke, um neue Getränke für ihn und seine neuen Freunde zu holen.

Als er zurückging, fingen ein paar Hexen in der Ecke an, Musik zu machen. Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und sah direkt in die eisblauen Augen eines Mannes, der ungefähr so alt war wie sein Vater, vielleicht auch etwas älter.

In diesem Moment, als die Hexen begannen, ihr Lied zu singen, spürten beide, wie der Raum zu schwanken begann. Irgendetwas war zwischen den beiden passiert, aber Theseus schob es auf seinen erhöhten Alkohol-Konsum und Magic-Helmut auf seine leichte Schläfrigkeit.

Der Blickkontakt brach ab und als Theseus bei seinen Freunden saß, erreichte Magic-Helmut den Tresen, hinter dem ein gestresst wirkender Mann wild mit Krügen herumhantierte.