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Mit geschlossenen Lidern lehnte ich den Kopf gegen die Steinmauer hinter mir, während ich die kühle Nächtliche Brise genoss.

Ich brauchte diese Paar Minuten, um dies zu überstehen, bevor ich mich zurück in das stickige Dickicht an jungen verschwitzten Menschen stürzte.

Es tümmelten sich einige Leute im Hinterhof des Clubs, doch das störte mich nicht weiter. Man konnte den Bass an den Wänden spüren, so laut war die Musik aufgedreht.

Normalerweise war ich nicht der Typ für Diskotheken, denn ich blieb viel lieber unter meinem Freundeskreis.
Allerdings war ich jetzt seit ungefähr seinem Monat nach Tokio an die Uni gekommen und meine beiden Mitbewohnerinnen haben mich förmlich gedrängt mitzukommen.

Außer ihnen kannte ich hier niemanden, was wohl daran lag, dass ich mir auch keine große Mühe gab neue Leute kennenzulernen.

"Schau dir die da vorn Mal an. Die hat totale Schwabbelarme", konnte ich einen Kerl nicht weit von mir entfernt hören und wusste sofort, dass ich damit gemeint war.

Ich entsprach nämlich nicht dem schmächtigen Schönheitsideal der Asiatischen Kultur, da mein Vater Amerikanische Wurzeln besaß. Dabei hatte ich hauptsächlich die Gene meiner amerikanischen Großmutter geerbt. Für westliche Verhältnisse hatte ich einen ganz normalen Körperbau, doch hier musste ich mir immer wieder diskriminierende Bemerkungen anhören.

Seufzend öffnete ich meine Augen und stieß mich im nächsten Moment von der Wand ab.

Solche abfälligen Kommentare gingen mir gewaltig auf die Nerven, vor allem, wenn ich mich wie heute total wohl in meinem Körper fühlte.

"Hey, Schwabbelärmchen~", grüßte mich ein braunhaariger Japaner von der Seite und ich konnte sehen, dass er nicht alleine war.

Heute trug ich einen schwarzen eng anliegenden Body mit Spitze und Spaghetti-Trägern kombiniert mit einer lockeren Bootcut High Jeans und schwarzen Sneakers. Ich liebte den Mix aus lässig und sexy und würde mir das keineswegs von irgendeinem Mistkerl vermiesen lassen.

Der Wind wehte meine dunkelbrauen Locken zurück, als ich mich zu den beiden jungen Männern drehte und die Arme vor der Brust verschränkte.

"Hey, Arschloch", erwiderte ich auf seine unhöfliche Begrüßung.

Der Blödmann grinste mich provokant an.

Sein größerer schwarzhaariger Freund, welcher neben ihm stand, starrte mich derweil schweigend an und rauchte mit gleichgültiger Miene eine Zigarette. Er war schlank mit breiten Schultern, gut gebauten Armen und einem muskulösen Körper.

"Du hast Glück, dass du ein hübsches Gesicht hast."

"Danke, ich wünschte ich könnte das Gleiche sagen", schoss ich zurück und verdrehte dabei die Augen, ehe ich einfach an ihnen vorbeiging, damit in zurück in den Club gehen konnte.

Hinter mir konnte ich noch hören, wie der Blödmann mit seinem verletzten Ego kämpfte.

"Du bist selbst schuld, Tooru", meinte sein Kumpel nur schadenfroh, weshalb ich mich nochmal zu ihm umdrehte.

Auf dem Gesicht des gutaussehenden jungen Mannes lag nun ein seltsam unanständiges Grinsen, dass ihn plötzlich wie einen Sadisten aussehen ließ. Unsere Blicken trafen sich und ich zog ertappt die Tür auf, damit ich verschwinden konnte.

[...]

"Nanami, da bist du ja endlich!"

"Arisa! Himari! Ich habe euch überall gesucht..." Erleichterung überflutete mich, als ich die zwei sah.

"Wir waren noch auf der Toilette, aber die Schlage war unendlich lang. Tut uns leid", erklärte Himari mir mit aufrichtigem Blick. Sie war selbst nur wegen wegen Arisa hier und hasste es womöglich noch mehr als ich, hier sein zu müssen.

"Kommt, lasst uns endlich tanzen gehen!" Arisa schnappte sich links und rechts jeweils eine von uns und zerrte uns dann nach unten auf die Tanzfläche.

Am Anfang war es etwas unangenehm, doch als einige gute Lieder kamen, machte es sogar richtig Spaß. Sogar Himari kam aus sich heraus uns sang bei Stay With Me von Miki Matsubara mit.

Ungefähr eine Stunde später gingen die beiden sich etwas zu trinken holem, weshalb ich solange alleine tanzte, was ich nur tat, weil ich mir genug Mut angetrunken hatte.

Es dauerte auch nicht lang, bevor sich ein Kerl nach dem anderen von hinten an mich ranschlich, doch jedes Mal machte ich mich vom Acker.

Doch als ich bei einem Mal den Blödmann mit dem Namen Tooru hinter mir stehen sah, konnte ich nicht anders als ein angewidertes Gesicht zu ziehen.

Die Tatsache, dass er mich zuerst beleidigt hatte und mich jetzt versuchte anzutanzen war in meinen Augen einfach nur geschmacklos und lächerlich.

In mir kochte eine Wut auf, die ich mir mit einem Drink runterspülen musste und wollte mich schließlich selbst auf den Weg zur Bar machen. Als ich mich umdrehte und zwei Schritte ging, erstreckte sich jedoch vor mir sein Kumpel, der mit ausdruckslosem Blick zu mir herunter blickte. Er hatte zusammengekniffene Augen und haselnussfarbene und katzenartige Pupillen. Sein schwarzes Haar war unordentlich und spitz, außerdem verdeckte es sein rechtes Auge ein wenig.

Von nahem wirkte er ziemlich einschüchternd, doch ich ließ mir nichts anmerken und rempelte ihn beim vorbeigehen sogar absichtlich an.

Komischer Kauz, dachte ich mir und doch brannten meine Ohren von seiner Intensität.

Ich hielt Ausschau nach meinen Mitbewohnerinnen, als ich an die Bar kam, konnte sie allerdings nicht finden und ließ mich deswegen einfach auf einem der alten hölzernen Barhocker fallen.

"Einen Wunsch, Miss?", fragte der Barkeeper mich, nachdem er sich um seine vorherigen Kunden gekümmert hatte.

"Einen Vodka Cranberry", bat ich ihn mit einem Lächeln und schaute danach intuitiv zur Seite, wo sich jemand neben mich gesetzt hatte.

Mit gerunzelter Stirn musterte ich den jungen Mann neben mir misstrauisch und fragte mich, ob er mich verfolgte oder ob dies bloß ein gruseliger Zufall war.

Ich kramte meiner Verzehrkarte aus meiner Jeans, als der Barkeeper den Drink vor mir abstellte.

"Der geht auf mich", mein Sitznachbar  schob dem Barkeeper seine Karte hin, bevor ich dazu kam meine eigene vorzulegen.

Was zum Teufel?

"Danke", murmelte ich eher widerwillig und wusste nicht Recht was ich jetzt machen sollte.

Hatten er und sein Freund irgendeine perverse Wette am laufen?

"Verrätst du mir deinen Namen?"  Ich mochte den Klang seiner Stimme.

"Taiga...Nanami", ließ ich ihn wissen und fuhr mit meiner Fingerspitze über den Rand des Glases.

Er nickte verstehend.

"Auf welcher Universität bist du? Nicht zufällig die Nekoma?"

"Nein", ich schüttelte meinen Kopf. "Fukurodani."

Wieso beantwortete ich seine Fragen überhaupt?

"Bist du- Oh..."

Noch bevor er weiter bohren konnte kippte ich den Gesamten Inhalt des Glases vor mir auf dem Tresen in mich hinein.

"Nochmal danke", ich stellte es zurück und wischte mir mit dem Handrücken über den Mund, bevor ich von dem Hocker rutschte.

Ich wollte mich so schnell wie möglich aus dem Staub machen, damit ich mich nicht von ihm einlullen lassen konnte.

"Vorsicht!" Er fing mich auf, als ich auf der Stelle schwankte.

"Ich bin übrigens Kuroo Tetsurō", er hatte sich zu mir gebeugt und sofort stellten sich meine Nackenhärchen auf.

Das war es das meine Alarmglocken entgültig zum auslösen brachte. Es war die böse Vorahnung, die von meinen bisherigen Erfahrungen mit diesem Gefühl kam.

Es war wie bei meinem Exfreund. Bei ihm hatte ich allerdings die Hoffnung gehabt, dass es kein schlechtes Ende nehmen würde. Er gehörte ebenfalls zu dieser Sorte Männer, bei welcher diese Vorahnung aufgetreten war.

"Schön für dich", sagte ich und entfernte mich von der Bar.

Mein Herz war noch nicht bereit dazu ein weiteres Mal gebrochen zu werden. Schließlich war es Raiden, wegen dem ich nicht länger in Miyagi bleiben wollte. Ich war noch nicht darüber hinweg.

"Du torkelst, Taiga-san", hörte ich die Stimme des schwarzhaarigen dicht an meinem Ohr, während seine Hände von hinten auf meinen Schultern lagen. Jeder Muskel meines Körpers spannte sich plötzlich an.

Es gab so viele schöne Mädchen hier, also wieso ging dieser heiße Typ ausgerechnet mir so sehr auf den Sack?

Doch ich wollte es. Ich ignorierte die Vorzeichen und ließ es zu. Es war diese Emotion, die ich brauchte um mich lebendig zu fühlen.

Nur für diesen Abend.

Wir küssten uns und ich taumelte ein wenig zurück, bis ich eine Wand an meinem Rücken spüren konnte.

Seine linke Hand lag auf meinem Gesicht, während die andere auf meiner Hüfte ruhte. Ich umklammerte seinen Hals und er löste sich kurz, damit er mir sein gruseliges Grinsen unter die Nase reiben konnte.

Doch als meine goldenen Augen sich mit seinen haselnussbraunen verschmolzen, erstarb der Ausdruck und ich bekam erneut diese Intensität seines Blickes zu spüren.

Unsere Lippen trafen sich erneut, doch dieses Mal konnte ich sein Zunge spüren, die um Einlass verlangte, die ich ihm mit Vergnügen gewährte.

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