04. Die Veranstaltung

Gerade als ich mit Lexi das letzte neue Gemälde an die Wand der Galerie hänge, klatscht Lorenzo in seine Hände, um unsere Aufmerksamkeit zu bekommen. Ava steht neben ihm. »Damit sind unsere Pflichten zunächst beendet«, teilt er uns mit, bevor er uns einen dankbaren Blick zuwirft. »Danke für eure Mitarbeit. Entspannt euch nun einen Augenblick, bedient euch an den bereitgestellten Speisen im Aufenthaltsraum und zieht euch dann für die Veranstaltung um«, weist er uns lächelnd an, bevor er einen raschen Blick auf seine Armbanduhr wirft. »In anderthalb Stunden geht's los.«

Damit wir unsere Anziehsachen für die Veranstaltung beim Vorbereiten nicht durchschwitzen oder beschmutzen, sollten wir auf Wechselkleidung zurückgreifen. Und darüber bin ich unglaublich glücklich, da es ziemlich anstrengend war. Insgesamt mussten zwölf neue Gemälde aufgehängt werden, die vorher im Keller zwischengelagert wurden und zwei neue Skulpturen platziert werden, welche im Büro von Lorenzo auf ihren Einsatz gewartet haben. Nicht zu vergessen, dass die Gemälde, die für die neuen Kunstwerke ausgetauscht worden sind, ins Lager getragen werden mussten. Die Änderungen wurden bereits gestern ins System eingetragen, damit es heute nicht zu viel zu tun gibt. Es war eine gute Intension, nur hat es mir leider nichts gebracht, da ich trotzdem vollkommen ausgelaugt bin. Und wenn ich morgen keinen Muskelkater davontrage, dann wäre das ein unglaubliches Wunder, weil ich bereits jetzt meine überstrapazierten Muskeln spüre. Und dafür, dass ich nicht gerade unsportlich bin, hat mich diese Überanstrengung ziemlich überrascht. Bis heute hätte ich nicht gedacht, dass die Praxis in der Kunstwelt mit Schwerstarbeit verbunden sein kann. Innerhalb einer Woche habe ich durch diese Anstellung viel über die Arbeit in der Kunstbranche gelernt, wofür ich mehr als dankbar bin, da ich mir endlich ein konkretes Bild machen konnte. Und ich kann mit Sicherheit sagen, dass mir diese Berufung gefällt und ich hier richtig bin.

»Hast du Hunger?«, fragt mich Lexi.

»Und wie.«

Ava schlüpft zwischen uns und läuft mit uns Arm in Arm zum Aufenthaltsraum. »Das Catering des heutigen Abends wird vom Restaurant Délicieux übernommen, ein vorzügliches französisches Restaurant in der Nähe des Times Square«, teilt sie uns mit, während sie über beide Ohren grinst. »Und der Chefkoch zaubert die besten Makronen dieser Stadt, glaubt mir«, sagt sie, während sie grinsend ihren Magen reibt.

Die bereitgestellten Speisen im Aufenthaltsraum sind nur für uns, da das eigentliche Catering für die Veranstaltung beim Eingang aufgebaut wurde. Sobald ich den Raum betrete, knurrt mein Magen, da mich der Duft der Speisen überwältigt. Ava entfernt die Deckel der vier Behälter, worin die Mahlzeiten warmgehalten werden, weshalb ich meinen Augen nicht trauen. Eigentlich habe ich angenommen, dass wir nur die Überreste bekommen, doch ich habe mit getäuscht. Im ersten Behälter befindet sich eine gutriechende Zwiebelsuppe. Der zweite Behälter ist größer, da dort zwei Speisen warmgehalten werden. Laut Beschriftung handelt es sich um Kartoffeln Dauphiner Art, eine Art von überbackene Kartoffeln und Entenconfit, gebratene Entenflügel mit normalen gekochten Kartoffeln. Im dritten Behältnis befindet sich Ratatouille. Das vierte Behältnis benutzt keine Wärmeoption, da dort Desserts zu finden sind. Crème Brûlée, verschiedene Arten von Makronen, Éclairs und Madeleines. Vor den Speisen befinden sich mehrere Körbe mit Baguettes, die wahnsinnig schmackhaft und selbstgebackenen ausschauen. Und wenn ich mich nicht direkt darauf stürze, dann fürchte ich, verhungere ich.

Und weil ich eine Naschkatze bin, beginne ich ohne schlechtes Gewissen mit einem Dessert, ein schmackhaftes Gläschen mit Crème Brûlée. In der Vergangenheit wurde ich oft gefragt, wieso ich ein Fitnessstudio besuche, wenn ich meine Ernährung nicht umstelle.

Tja, die Antwort ist einfach. Sport ist kein Teil meines Lebens, um perfekt auszusehen, sondern um meine ungesunde Lebensweise nicht aufgeben zu müssen.

»Kommst du eigentlich aus New York?«, fragt mich Lexi, während sie sich an der Zwiebelsuppe bedient. »Oder bist du zugezogen?«, erkundigt sie sich.

Nachdem ich die Crème Brûlée im Eiltempo aufgegessen habe und die überbackenen Kartoffeln auf einen Teller hieve, antworte ich. »Ich bin im Bundesstaat New York geboren und aufgewachsen, jedoch nicht in New York City«, sage ich, während ich zum Esstisch zurücklaufe, wo Lexi und Ava sitzen und essen. »Vor über drei Jahren bin ich aus Lancaster hergezogen, eine Stadt in Norden bei den Niagara Fällen«, teile ich beiden mit, bevor ich Lexi interessiert betrachte. »Und was ist mit dir?«

Sie schiebt ihre leere Suppenschüssel von sich. »Genau wie du, ich bin auch für mein Studium hierher gezogen. Ursprünglich komme ich aus dem Sonnenschein-Bundestaat, dem wunderschönen Florida. Orlando, um genau zu sein«, teilt sie mir stolz mit, da sie ihre Heimat anscheinend sehr schätzt. »Ich mag es hier wirklich, trotzdem werde ich höchstwahrscheinlich nach meinem Studium zurückziehen, da ich mich im Süden bei meiner Familie einfach wohler und aufgehobener fühle«, eröffnet sie mir. »Dem Winter im Nordosten bin ich noch immer nicht gewachsen. Und ich werde mich sicherlich nie an die Kälte gewöhnen, nicht, wenn ich zur gleichen Zeit in Florida im Bikini am Strand liegen könnte«, teilt sie mir mit.

Gutes Argument.

Strand könnte ich auch gebrauchen.

Und viele Pina Coladas.

Ava zieht eine Schnute, nachdem sie in ein Madeleine gebissen hat. »Ich kann dein Heimweh nachvollziehen, trotzdem gebe ich nicht die Hoffnung auf, dass du dich umentscheidest und doch hierbleibst.« Dann legt sie ihren Kopf schief, überlegt kurz. »Obwohl, dann könnte ich dich besuchen kommen und die heißen Surfer in Florida begutachten«, wirft sie ein, während sie eine Augenbraue hebt. »Du hast recht, ab mit dir zurück in den Süden.« Selbst wenn sie sich gerade einen Scherz erlaubt, merke ich, dass Ava nicht möchte, dass Lexi nach ihren Abschluss die Stadt verlässt, da beide anscheinend gute Freundinnen sind.

Und wenn ich die beiden betrachte, verspüre ich einen schmerzenden Stich im Herzen. Die Freundschaft der beiden macht mich sehnsüchtig, neidisch und stimmt mich traurig, da mir dieses Glück leider nicht vergönnt ist. Nachdem ich mich vor über neun Monaten von meinem Freund getrennt habe, hat sich mein gesamtes Leben verändert. Unsere Freunde haben sich auf seine Seite gestellt und mich fallenlassen, da sie meine Entscheidung nicht nachvollziehen konnten. Vier Jahre war ich mit Brody zusammen, es war meine erste richtige Beziehung, durch ihn habe ich meine ersten Erfahrungen gesammelt, doch ich war einfach nicht mehr glücklich. Irgendwas, das ich nicht richtig benennen kann, hat mir in unserer Beziehung gefehlt und ich glaube, dass wir nur noch aus Gewohnheit zusammen waren. Es gab keine Leidenschaft, kein Feuer, keine Zärtlichkeiten. Über ein Jahr habe ich um unsere Beziehung gekämpft, versucht die alten Gefühle aufzuwecken und mit ihm über meine Bedenken gesprochen, doch meine Bemühungen waren umsonst, da mich Brody nicht ernst genommen hat. Meine Unzufriedenheit hat er auf den Stress des Studiums geschoben, weil er sich nicht eingestehen wollte, dass unsere Beziehung am Ende war. Die Trennung fiel mir nicht einfach, doch ich wusste, dass es die richtige Entscheidung war und ich bereue es bis heute nicht. Der Buhmann für den gesamten Freundeskreis zu sein, war absolut nicht einfach und hat mich unglaublich verletzt, doch ich habe daraus gelernt.

Wenn es wahre Freunde gewesen wären, hätte man sich wenigstens meine Seite der Geschichte angehört und mich nicht direkt verteufelt, sondern unterstützt.

Nachdem wir ungefähr eine Dreiviertelstunde gequatscht, gelacht und uns weiter kennengelernt haben, ist es an der Zeit sich für die Veranstaltung umzuziehen. Während sich Lexi für ein beiges Kleid entschieden hat, trägt Ava einen bodenlangen dunkelroten eleganten Jumpsuit. Ich habe meine Sportkleidung gegen eine enge schwarze Hose, schwarze High Heels, eine Bluse in hellblau, die perfekt zu meiner Augenfarbe passt und einen Blazer in derselben Farbe getauscht. Zudem tragen wir Namensschilder, um zu zeigen, dass wir zur Galerie gehören. Ich habe einen Flyer mit Informationen zu den neusten Ausstellungsstücken mit nach Hause genommen, um alles sorgfältig zu studieren und eventuell Interessenten weiterzuhelfen. Lexi, Lorenzo und Ava haben mir jedoch versichert, dass es nicht schlimm ist, wenn ich am Anfang einmal nicht weiter weiß und nach Hilfe fragen sollte. Ich hoffe nicht, dass dies passiert, doch bin froh zu wissen, dass ich mich voll auf unser Team verlassen kann. Es sind nur noch wenige Minuten, weshalb mein Herz schneller schlägt.

Lorenzo steht wartend am Eingang, als wir uns zu ihm gesellen. »Ich wünsche uns einen erfolgreichen Abend«, sagt er, während er die Krawatte seines schwarzen Anzugs richtet. »Tja, dann öffnen wir mal die Tür.«

Nur wenige Minuten, nachdem Lorenzo die Eingangstür aufgeschlossen hat, beehren uns die ersten Gäste. Die Kellner, die für diesen Abend vom Restaurant bereitgestellt wurden, versorgen unsere Kunden sofort mit Getränken. Sobald die Gäste versorgt wurden, ist es unsere Aufgabe, die Gäste offiziell Willkommen zu heißen und Flyer mit den neuen Kunstwerken auszuteilen. Doch derzeit gibt es noch nichts für mich zu tun, da Ava und Lexi bereits die Beine in die Hand genommen haben, um die Kunden in unserer Galerie zu begrüßen. Immer wieder schiele ich zum Eingang und halte nach einem gewissen Mann Ausschau, der mir eigentlich keinen Gedanken abverlangen sollte. Allerdings habe ich mir einen Plan geschmiedet, wie ich seinem betörenden Einfluss nicht zum Opfer falle - ich halte mich von ihm fort. Und es ist wichtig, da ich professionell bleiben muss und mich nicht zu ihm hingezogen fühlen darf. Ava hat mich gewarnt, dass Lorenzo jegliche Art von Beziehung mit ihm untersagt. Diese chancenreiche Anstellung werde ich nicht für irgendeinen dahergelaufenen Mann riskieren, selbst wenn er die traumhaftesten blauen Augen besitzt, die ich je gesehen habe. Oh, nein. Ich werde Lorenzo nicht enttäuschen und selbstverständlich seinem Wunsch entsprechen. Ashton Rousseau ist es nicht wert, dass ich meine Arbeit in dieser Galerie verliere.

Ein älteres Paar, das Händchen hält, betritt die Galerie. Dadurch, dass alle Teammitglieder in Gespräche verwickelt sind, begebe ich mich zu den beiden. »Einen schönen Abend, mein Name ist Skylar Bryant und ich heiße Sie herzlich Willkommen«, begrüße ich das ältere Paar höflich, während ich freundlich lächele. »Dürfte ich Ihnen unser Prospekt mit den neuen Ausstellungsstücken präsentieren?«, frage ich und halte beiden einen Flyer hin. »Bei Fragen können Sie sich gerne an mich wenden.«

Die Frau ergreift den Flyer, doch ohne reinzuschauen, stellt sie mir eine Frage. »Liebes Kind, würdest du uns vielleicht zu den neuen Gemälden von Pierre Bernard führen?«, bittet sie mich. »Lorenzo hat uns vorgestern bereits mitgeteilt, dass insgesamt zwei von ihm in die Galerie aufgenommen worden sind.«

»Selbstverständlich.«

Die nächsten Stunden sind wie im Flug vergangen und ich habe mich tatsächlich gut geschlagen, da ich keine Hilfe gebraucht habe. Dem älteren Ehepaar habe ich sogar ein Kunstwerk verkauft, mein allererster Verkauf in dieser Galerie. Ein unglaubliches Gefühl. Obwohl ich nicht viel Überzeugungskraft leisten musste, da die beiden von sich aus am Gemälde interessiert waren, fühlt es sich wie ein Erfolg für mich an. Ein Verkauf bleibt ein Verkauf. Am Ende des Abends waren beinahe alle neuen Kunstwerke verkauft, zudem einige aus dem bestehenden Sortiment. Und ich verstehe nun, wieso diese Tradition beibehalten wird. Die Kaufbereitschaft auf einer Veranstaltung ist in der Tat höher. Innerhalb eines Abends wurde die gleiche Anzahl von Kunstwerken verkauft, wie unter der gesamten Woche. Außerdem wurden einige Gemälde reserviert, sodass sie in der nächsten Woche nochmal in Ruhe betrachtet oder einem Kunden von Innenausstattern vorgeschlagen werden. Die meisten Kunden sind bereits gegangen, da es bereits spät ist und sich die Veranstaltung dem Ende neigt. Und aus diesem Grund hat Lorenzo Lexi und mich für den restlichen Abend freigestellt.

Meine Sorge, Ashton Rousseau nicht aus dem Weg gehen zu können, hat sich als unnötig erwiesen, weil er der Veranstaltung fern geblieben ist. Obwohl ich mich eigentlich freuen sollte, dass Ashton Rousseau nicht aufgetaucht ist, spüre ich leichte Enttäuschung in mir aufflammen. Und das stört mich ungemein, denn es bedeutet, dass ich eindeutig nicht mehr alle Tassen im Schrank habe und lächerlich bin. Sowas von lächerlich, Skylar. Es ist, als hätte man mir den Gedanken an diesen Mann in mein Gehirn gepflanzt, da dieses Verlangen einfach nicht nachzuvollziehen ist. Wenn Mr. Rousseau nur weniger attraktiv wäre, hätte ich dieses Problem wahrscheinlich überhaupt nicht. Doch hier bin ich, eine junge und untervögelte Frau, in der unmittelbaren Reichweite eines wahren Adonis. Kein Wunder, dass ich meine Gefühle nicht unter Kontrolle habe. Ich brauche dringend Ablenkung.

Während ich mit meinem Telefon ein Taxi bestelle, ziehe ich meinen schwarzen Übergangsmantel über, da die Nacht ziemlich frisch ist. Es ist Samstagabend und kurz nach Mitternacht, weshalb viele Taxis unterwegs sind und ich keine Ewigkeiten warten muss. Und weil mir angezeigt wird, dass mein Fahrer nur wenige Minuten entfernt ist, verlasse ich die Veranstaltung, um der stickigen Luft der Galerie zu entkommen. Hätte ich in meinem Mantel weiterhin drinnen gewartet, hätte ich mich zu Tode geschwitzt und ich wollte mich nicht aus meiner Garderobe pulen, um diese wenige Minuten später wieder anzuziehen. Nein, da warte ich lieber fünf Minuten an der kalten Nachtluft.

»Miss Bryant.«

Blitzartig schaue ich mich um, da ich bisher niemanden um mich herum wahrgenommen habe. Unweit entfernt steht ein Mann, der sich an einen parkenden schwarzen Mercedes angelehnt hat. Der Unbekannte bewegt sich und kommt mir entgegen, sodass meine Alarmglocken läuten, bis er plötzlich im Licht der Laterne zu erkennen ist und ich aufatme. »Mr. Rousseau«, stelle ich erleichtert fest. »Was machen Sie hier draußen?«

Ashton Rousseau bleibt vor mir stehen, ein bisschen zu dicht für meinen Geschmack, weshalb ich einen Schritt zurückweiche. Er hebt eine Augenbraue, da er es mitbekommen hat, doch sagt nichts. Stattdessen hebt er sein Telefon sichtbar hoch. »Ich habe noch schnell einen Anruf getätigt und wollte eigentlich gerade reingehen, doch die Veranstaltung ist anscheinend schon zu Ende. Schade, doch ich habe es einfach nicht früher geschafft«, erklärt er mir. »Wie hat Ihnen Ihre erste Veranstaltung gefallen, Miss Bryant?«

Mir entgeht selbstverständlich nicht, dass er versucht mit mir ins Gespräch zu kommen. »Sie täuschen sich, Mr. Rousseau. Die Veranstaltung ist noch nicht vorüber, Sie können noch immer reingehen und sich amüsieren«, wechsle ich das Thema, um nicht über meine Eindrücke reden zu müssen und unser Gespräch damit zu beenden. Nicht, weil ich möchte, sondern weil es die richtige Entscheidung ist. »Und wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, Mr. Rousseau, mein Taxi müsste mich jeden Augenblick erreichen«, versuche ich ihn loszuwerden, um an meinem Plan festzuhalten. Wenn ich keine Zeit mit ihm verbringe, kann ich seine traumhaften blauen Augen hoffentlich demnächst aus meinem Kopf verbannen.

Er schaut mich lächelnd an. »Sie müssen nicht extra ein Taxi bezahlen, um nach Hause zu gelangen. Ich kann Sie gerne mitnehmen, das würde mir absolut nichts ausmachen«, schlägt er mir vor, während er zu seinem Mercedes zeigt. »Die Veranstaltung sieht aus, als wäre sie jede Minute vorbei, ich würde also nichts verpassen«, sagt er zu mir.

Anstatt ihm eine Abfuhr zu verpassen, bleibe ich stumm, weil die Worte einfach nicht über meine Lippen kommen wollen. Oh, Gott, bitte lass mich nicht schwach werden. Am liebsten würde ich laut aufschreien, da er es mir mit seiner lieben Art nicht unbedingt einfach macht. Ich werde meine berufliche Zukunft nicht für irgendeine Wunschvorstellung in den Sand setzen, auch wenn es sich um das heißeste, verführerischste und ansehnlichste Sahneschnittchen dieses Universums handelt. Und wow, kommt er dieser Tatsache nahe. Trotzdem darf ich mein eigentliches Ziel nicht aus den Augen verlieren und darf meine Libido nicht gewinnen lassen, da es Ashton Rousseau wahrscheinlich nicht einmal wert ist, wenn man der Warnung von Ava vertraut, die ihn bereits seit etlichen Jahren kennt. Aus diesem Grund muss ich sein zuvorkommendes Angebot ausschlagen, da ich nicht mit ihm alleine sein darf. Es ist nicht so als würde ich denken, dass irgendetwas passieren würde, doch Zweisamkeit, selbst wenn sie nur kurz ist, würde eine Art von Beziehung fördern, was ich verhindern muss.

Ich schüttele mit meinem Kopf. »Ein wirklich nettes Angebot, doch ich steige nicht zu fremden Personen ins Fahrzeug«, teile ich ihm meine Entscheidung mit. »Trotzdem danke, Mr. Rousseau«, bedanke ich mich.

»Und den Taxifahrer kennen Sie?«

»Ich...äh... nein?«

Ashton Rousseau hebt seine Augenbrauen, während er mich frech angrinst und durch seine kurzen rabenschwarzen Haare fährt, die sich leicht locken. »Soviel zum Thema, dass Sie nicht zu fremden Personen ins Auto steigen, hm?«, widerlegt er meine Aussage zwinkernd, bevor er seinen Kopf schieflegt. »Trotzdem werde ich Ihre Entscheidung respektieren und nicht erneut vorschlagen, Sie in meinem Auto mitzunehmen«, verspricht er mir höflich und tritt einen Schritt zurück, um mir anscheinend mehr Freiraum zu lassen. »Würden Sie mir wenigstens erlauben mit Ihnen zu warten?«, fragt er mich. »Es sind derzeit viele betrunkene Männer unterwegs, weshalb ich Sie ungern allein auf offener Straße zurücklasse«, teilt er mir besorgt mit. »Es würde mein Gewissen beruhigen, Miss Bryant.«

Seine Manieren lassen mein Herz schneller schlagen, obwohl ich es gerne verhindern  würde. »Es wäre mir eine Freude«, rutscht es aus meinem Mund heraus, obwohl ich ihm eigentlich erneut eine Absage verpassen wollte. Verdammt, jetzt arbeitet nicht nur mein Körper gegen mich, sondern auch mein Mundwerk. Einfach fantastisch.

Ein Lächeln umspielt seine Lippen, bevor er mich an meiner Hand zu einer Straßenlaterne zieht, um anscheinend nicht weiter in der Dunkelheit rumzustehen. Und dabei ist etwas passiert, dass mich komplett aus dem Konzept bringt. Die letzten Sekunden spielen sich immer wieder in meinem Kopf ab, denn sobald sich unsere Hände berührten, habe ich einen heftigen elektrischen Schlag bekommen. Und ich hoffe inständig, dass mir das Schicksal damit nicht sagen will, dass zwischen uns die Funken fliegen. Doch der Schlag ist in der jetzigen Sekunde mein aller letztes Problem, denn dadurch, dass wir unter einer Straßenlampe stehen, werden seine türkisfarbenen Augen erstrahlt und hervorgehoben. Und aus irgendeinem unverständlichen Grund haben seine Augen eine hypnotisierende Wirkung auf mich, da meine Einwände langsam in den Hintergrund verschwinden und ich meine Augen nicht von seinen geschwungenen Lippen abwenden kann, die mich verführerisch anlächeln.

Ein lautes Hupen befreit mich aus meiner Trance, weshalb ich panisch zurückweiche und mich am liebsten ohrfeigen würde, da ich die Kontrolle über meinen Körper verloren habe und ihm beinahe näher gekommen wäre. »Tut mir leid, ich muss gehen.«

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