09. Versteckspiel

Mit einem beschleunigten Herzschlag laufe ich von den Sicherheitskontrollen im Eingangsbereich zum Aufzug. Wenn mich jemand erwischt, dann wird man mich im hohen Bogen rauswerfen. »Psst!«, mache ich, nachdem mein heimlicher Begleiter einen Ton von sich gegeben hat.

Seit letzter Woche wird mein gesamter Häuserblock renoviert. Gestern Abend hat mich mein Vermieter angerufen und mir mitgeteilt, dass sich die Handwerker weigern, weiterhin an meiner Wohnung zu arbeiten. Als Grund haben sie meinen dicken, fetten und verrückten Kater Fat Louie angegeben. Anscheinend hat mein liebreizender Kater die Handwerker immer wieder angegriffen. Es muss schon viel passiert sein, wenn sich Männer partout weigern zu arbeiten, weil sie vor meinem Kater Angst haben.

Er hat sich zwar für die Spontanität entschuldigt, aber deutlich gemacht, dass sich Fat Louie während der Bauarbeiten nicht in meiner Wohnung aufhalten darf. Ich habe verzweifelt versucht, ihn heute irgendwo unterzubringen, doch vergebens. Selbst bei sogenannten Tierhotels- und Pensionen habe ich nachgefragt, aber alles voll. Meine Schwester kann ihn glücklicherweise morgen nehmen, da sie die restliche Woche noch Urlaub hat. Aus diesem Grund muss ich meinen Kater heute auf Arbeit schmuggeln, da mir leider nichts anderes übrigbleibt. Für einen Moment hatte ich wirklich drüber nachgedacht, ihn währenddessen in seiner Box einzusperren, doch ich konnte es einfach nicht übers Herz bringen. Auch wenn mich der Kater hasst, habe ich ihn ins Herz geschlossen und kann ihn nicht stundenlang eingesperrt lassen. Mein kleines, böses und verräterisches Herz.

Zur Tarnung habe ich eine Decke über die Katzentransportbox geworfen und Fat Louie Katzenminze gegeben, da es diesen für einige Stunden ruhigstellt. Wenn man mich mit ihm im Unternehmen erwischt, bin ich geliefert. Es verstößt gegen die Richtlinien, ein Haustier mit auf Arbeit zu bringen.

In meinem Stockwerk ist es noch ziemlich leer, da ich extra früh zur Arbeit gekommen bin, damit ich mit meiner riesigen Transportbox, die allein durch eine einfache Decke versteckt ist, nicht unbedingt auffalle. Ich husche schnell in mein Büro, schließe die Tür hinter mir und lasse Fat Louie vorerst raus. Es wäre unschön, wenn er mehr als acht Stunden in einer Box gefangen ist, weshalb ich ihn nur zu Notfällen in die Box stecken werde. In diesem Augenblick freue ich mich, keine Senior-Managerin zu sein, da deren Büros zwei Stockwerke höher sind und aus Glas bestehen. In meinem kleinen, aber trotzdem wunderschönen Büro habe ich ein Glück keine Transparenz.

Eine halbe Stunde vor dem Termin mit Zachary wird mir leicht übel, da mir die Muffen sausen. Mir ist durchaus bewusst, dass er mit mir über die Gedenkfeier mit seinem Vater sprechen möchte. Ich, dumme Göre, habe ihm gesagt, dass ich vielleicht doch besser nichts in seinem Unternehmen zu suchen habe. Und wenn ich mich nicht irre, hat er mich sicherlich zu einem Kündigungsgespräch zu sich geladen.

Ein lautes Ping kündigt eine neue E-Mail an. Ein kurzer Blick und erneut bahnt sich die Übelkeit einen Weg an die Oberfläche. Zachary hat mir eine E-Mail geschickt. Er hat einige Gespräche im 55. Stock, weshalb er im Anschluss einfach zu mir kommt.

Ich schaue zu Fat Louie.

Fat Louie schaut mich an.

»Du musst verschwinden.«

Ich habe nur noch fünfzehn Minuten, bis Zachary hier auftauchen würde. Die Wirkung der Katzenminze ist bereits verflogen und es dauert einige Stunden, bis ich es Fat Louie wieder verabreichen kann. Damit mein Kater während des Gesprächs leise und ruhig ist, muss ihn zum Schlafen bringen. »Dicki, du bist doch sicher hungrig, oder?«, frage ich ihn, weshalb er mich neugierig anschaut. Fat Louie versteht genau zwei Wörter – Hunger und Essen. Sobald in einer Weise eins davon aus meinem Mund kommt, ist er am Start.

Wie man meinem dicken, runden, fetten Kater ansehen kann, liebt er sein Fressen.

Ich hole seine vorbereitete Mahlzeit aus meiner Handtasche, öffne die Tupperdose und platziere diese in seiner Transportbox. Kaum habe ich meine Hand aus der Box entfernt, sprintet er bereits hinein, um sich auf sein Futter zu stürzen. Ich bin mir bewusst, dass er nach seiner Mahlzeit ein Schläfchen abhalten wird, weshalb ich seine Box schließe und unter meinen Schreibtisch platziere. Es ist dunkel, weshalb er dadurch besser und vor allem länger schlafen wird.

Nach einem letzten Blick auf meine Armbanduhr beuge ich mich noch einmal herunter, um einen prüfenden Blick auf meinen Kater zu werfen. Ich seufze erleichtert auf, da er tief und fest schläft. Puh. Es wäre äußerst unpraktisch, wenn er mitten im Gespräch mit Zachary anfängt, quengelig zu werden und zu miauen. Wenn er bisher noch keinen Grund gefunden hat, mich zu feuern, wird es ihm durch Fat Louie möglich werden.

Pünktlich auf die Minute klopft es an meiner Tür. In einem dunkelgrauen Anzug bekleidet betritt er mein Büro. »Guten Morgen«, begrüßt er mich höflich, was mich ehrlich gesagt ein bisschen überrascht. Ich hätte damit gerechnet, dass mir ohne ein weiteres Wort ein Kündigungsschreiben auf den Tisch wirft und wieder verschwindet.

»Hey...«, sage ich leicht verunsichert.

Er schnappt sich ein Stuhl von der Wand, stellt diesen vor meinen Schreibtisch und setzt sich hin. »Ich wette, du wunderst dich, wieso ich dich sprechen wollte«, fängt er an. Nachdem ich tonlos genickt habe, fährt er fort. »Ich wollte mich für mein Verhalten am Samstag entschuldigen. Und... ich wollte es persönlich machen«, sagt er kleinlaut.

»Was

Mehr bekomme ich gerade nicht hervor, da mich seine Anliegen doch ziemlich überrascht. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass er sich bei mir entschuldigen wird. Ich kenne ihn nicht lange, doch bisher hat er mir ausschließlich seine negative Seite gezeigt. Aufgrund dessen habe ich nicht gedacht, dass er sich überhaupt entschuldigen kann. Ich war natürlich nicht immer unschuldig, doch sein Verhalten am Samstag war wirklich grundlos. Natürlich kann nicht außer Acht gelassen werden, dass es sein Vater gerade beerdigt wurde, jedoch hat er sich den anderen gegenüber nicht so arschig benommen.

Zachary nickt und holt tief Luft. »Ich habe überreagiert und meinen Frust an dir ausgelassen. Es war falsch gewesen. Auch wenn du es vielleicht nicht glauben kannst, aber eigentlich bin ich kein arrogantes, überhebliches Arschloch – jedenfalls nicht mehr«, versucht er mir zu erklären. »... jedoch waren die letzten zwei Wochen nicht gerade einfach gewesen. Der Verlust meines Vaters hat mich ziemlich aus der Bahn geworfen. Und da du mir den Tag der Testamentsverlesung ziemlich... naja... versaut hast, habe ich ab dahin meinen Frust ungerechterweise an dir ausgelassen.«

Ich kratze mir verunsichert am Nacken, da ich nicht weiß, wie ich reagieren soll. »Nun, manchmal war dein Verhalten gerechtfertigt«, widerspreche ich ihm. »Ich bin auch nicht gerade die Unschuld vom Lande.«

Meine Augen weiten sich schockiert, als sich plötzlich ein Schmunzeln auf seinem Gesicht widerspiegelt. Etwas, dass ich bisher noch nie gesehen habe. »Nein, unschuldig bist du sicherlich nicht, aber brutal ehrlich und das schätze ich«, sagt er aufrichtig. »Aus diesem Grund möchte ich nicht, dass wir weiterhin auf Kriegsfuß stehen. Im Gegenteil, ich möchte dich als Verbündete haben.«

»Verbündete? Ich

Er lacht leise. »Es hört sich verrückt an, ich weiß. Ich kann selbst kaum glauben, dass ich ausgerechnet dich darum bitte«, gibt er zu. »Ich kann in diesem Unternehmen niemandem trauen, nicht einmal meinem eigenen Bruder. Man schmiert mir Honig um den Mund, versucht mich zu manipulieren und zu beeinflussen. Keiner sagt mir seine ehrliche Meinung - niemand außer dir

Ich falle aus allen Wolken, der Plan von Issac zeigt tatsächlich seine Wirkung. Er hatte vorausgesehen, dass er sich umstimmen lässt, wenn er merkt, dass er mir vertrauen kann, da ich ihn im Gegensatz zu den anderen nicht belüge. Nun, ganz richtig ist das auch nicht, aber das kann er nicht wissen.

»Und ich möchte dich um noch etwas bitten«, fängt er, doch schaut dann kurz auf seine Hände, da es ihm anscheinend schwerfällt weiterzusprechen. »Ich möchte wissen, wie mein Vater das Unternehmen geführt hat. Es ist deutlich, dass er von allen hier verehrt und gemocht wurde. Ich möchte in seine Fußstapfen treten. Und ich will ehrliche Kritik zu meinen Änderungen oder Vorschlägen«, teilt er mir ernst mit.

»Wieso fragst du nicht deinen Bruder?«

Er lacht bitter auf. »Weil er mich belügen würde, damit er mich an die Löwen verfüttern kann. Er will, dass ich scheitere«, gibt er aufgebracht zu. »Ich hatte es geahnt, doch es wurde mir erst richtig bewusst, als ich ihn vor wenigen Tagen um einen Rat gefragt habe. Er meinte, dass es eine fantastische Idee wäre alle Musikvideo-Produktionen der neuen Künstler vorerst auf Eis zu legen und es definitiv keine Einbüße geben würde. Ich habe ihn mit der Durchführung vertraut gemacht, was ein ziemlicher Fehler war. Niemals hätte ich gedacht, dass er Produktionen beendet, die gerade in Arbeit sind. Er wusste, dass es dem Unternehmen schaden würde. Issac wollte, dass ich direkt am ersten Tag im Amt als Geschäftsführers versage – und ich hab's.«

Ich kann seine Enttäuschung nachvollziehen, da dieser Fehler eigentlich nicht wirklich allein seiner war. Und wenn ich darüber genauer nachdenke, überrascht mich die Handlung von Issac nicht im Geringsten. Er hat mir verraten, dass er seinem Bruder das Unternehmen streitig machen würde. Ich hätte nur nicht gedacht, dass er dafür dem Unternehmen selbst schaden würde, indem er Verluste verursacht. Und ich verhelfe ihm neuer Geschäftsführer zu sein. Ist das wirklich eine gute Idee? Verdammt. Ich darf solche Gedanken nicht zulassen, da ich ihm meine Unterstützung zugesagt habe. Zachary ist egoistisch, er ist ein Arsch und er hat das Unternehmen nicht verdient. So, und nur so, darf ich denken.

Ich fasse mir gespielt schockiert übers Herz. »Das hat er gemacht? Dein eigener Bruder würde dir wissentlich schaden? Unglaublich, einfach unglaublich. Ich mag dich noch immer nicht und weiß auch nicht, ob du gut oder schlecht fürs Unternehmen bist, aber dich so zu sabotieren, geht wirklich zu weit. Du kannst auf meine Unterstützung zählen, denn ich möchte nur das Beste für das Unternehmen.« Wenn ich könnte, würde ich mir gerade am liebsten selbst für meine schauspielerische Leistung applaudieren. Selbst ich habe mir meine Worte abgekauft und empfinde irgendwie, aber auch nur leicht, Mitleid mit ihm. Trotzdem hat Issac gute Gründe für sein Handeln, da ihm sein Bruder vieles genommen hat.

Er lächelt erleichtert. »Vielen Dank.«

Mein Herz setzt aus, als ich spüre, dass sich die Box meines Katers bewegt. Fat Louie ist aufgewacht und versucht sich aus seiner Transportbox zu befreien. Ich bete zum Himmel, dass Zachary verschwindet, bevor mein Kater einen Ton von sich gibt und meine Missetat verrät. Selbst, wenn wir gerade Waffenruhe ausgehandelt haben, will ich diese neuartige Beziehung zu ihm nicht gefährden. Nicht wegen meinem Kater.

Fat Louie miaut.

Zachary runzelt mit seiner Stirn und schaut sich verwirrt um. »Hast du das gerade auch gehört? Das klang...«, er bricht ab, weil er es selbst kaum glauben kann. »... wie eine Katze«, stellt er verdutzt fest.

Mit meinem Fuß schiebe ich die Katzentransportbox ganz unauffällig weiter unter meinen Schreibtisch, da ich das Bedürfnis habe, ihn so weit wie möglich von mir zu entfernen. Ich schaue ihn unschuldig an. »Eine Katze? Hier?«, frage ich gespielt schockiert. »Aber nein, ich habe absolut nichts gehört«, lüge ich.

Zachary kratzt sich verwirrt und nachdenklich am Kinn. »Hm, seltsam«, sagt er und zuckt dann mit seinen Schultern. »Dann habe ich mir das vielleicht nur eingebildet. Ich werde dich dann jetzt auch erstmal in Ruhe arbeiten lassen. Du hast jetzt ein Termin, richtig?«, erkundigt er sich.

»Mit einem Songwriter, ja.«

Zachary nickt und will sich gerade abwenden, als Fat Louie erneut einen Ton von sich gibt. Ich beiße mir von innen in meine Wange und verfluche diesen teuflischen Kater, der mir seit dem ersten Tag das Leben zur Hölle macht. Ja, ich habe dir gerne das Leben gerettet, Fat Louie. Gern geschehen.

Mit seinen Augen scannt er mein Büro, wohlwissend, dass hier etwas im Busch ist. Fat Louie macht ihm die Arbeit allerdings ziemlich leicht, da er schon wieder miaut. Diesmal laut, um mir sein Missfallen auszudrücken. Zacharys Augen bleiben an meinem Schreibtisch hängen, weshalb er zu mir herumläuft. Selbst wenn ich bereits ertappt wurde, schiebe ich seine Box noch weiter unter meinen Schreibtisch und drehe meinen Stuhl seitlich, sodass es ihm die Sicht auf meinen fetten Kater versperrt.

»Ok.... jetzt habe ich es auch gehört, aber es kommt sicher nicht aus diesem Büro...«, versuche ich mich irgendwie rauszureden, obwohl es eigentlich vergeblich ist. »Es muss wohl von..., ähm, draußen kommen.«

Ich hätte angenommen, dass ihn die ganze Situation nervt, doch er reagiert amüsiert... und neugierig. »Wirklich interessant, dass das Geräusch einer Katze von draußen im 65. Stockwerk mit nicht zu öffnenden Fenstern zu hören ist. Denkst du nicht auch?«, fragt er skeptisch, während er sich näher heranpirscht und versucht herauszufinden, wo das Katzengeräusch herkommt.

Ich räuspere mich. »Diese Wände...«, sage ich und klopfe hinter mich an die Wand. »... sind nicht wirklich gedämpft, weißt du? Ich kann sogar hören, wie Jerry popelt«, rede ich mich um Kopf und Kragen. »Er ist echt seltsam, vielleicht schaut er sich ja gerade ein paar Katzenvideos an? Würde mich nicht wundern? Wieso fragst du nicht mal schnell in seinem Büro nach?« Sodass ich meinen Kater loswerden kann.

Er schmunzelt. »Und du bist sicher, dass das Geräusch nicht von unter deinem Schreibtisch herkommt?«

»... natürlich.«

Er hebt eine Augenbraue. »Du hast zwei Möglichkeiten, Juliet. Entweder du machst jetzt Platz, oder unser Waffenstillstand ist vorüber«, warnt er mich, auch wenn ich das Gefühl habe, dass er es nicht ganz ehrlich meint. Er will mich aus der Reserve locken, und er schafft es sogar.

Ich hebe abwehrend meine Hände. »Okay!«, gebe ich auf, aber mache noch nicht Platz, damit ich mich erstmal schnell erklären kann. »Es tut mir wirklich leid. Ich bin mir durchaus bewusst, dass es gegen die Richtlinien verstößt, Haustiere mit auf Arbeit zu nehmen, aber ich hatte echt keine andere Wahl!«, verteidige ich mich, während ich verunsichert mit meinem Bürostuhl wegrollere.

Kaum hat er die Transportbox unter meinem Schreibtisch entdeckt, kniet er sich hin, um die Box hervorzuholen. »Wen haben wir denn hier, hm?«, fragt er schmunzelnd.

Meine Augen weiten sich erschrocken, als er sich an der Tür zu schaffen macht. Ich kann es nicht gebrauchen, dass mein verrückter Kater meinem Chef die Augen auskratzt. Das hätte nur noch gefehlt. »Halte lieber Abstand!«, warne ich ihn. »Fat Louie mag niemanden, nicht einmal mich und-« Ich breche fassungslos ab. Zachary nimmt den Kater an seine Brust und wiegt ihn hin und her, sodass Fat Louie schnurrt. Meine Kinnlade fällt beinahe zu Boden. Mein eigener Kater mag mich nicht, liebt aber anscheinend Zachary? Wie ist das nur möglich?

Zachary lacht aufrichtig. »Fat Louie?«

Noch immer schockiert antworte ich ihm. »So habe ich ihn definitiv nicht getauft«, teile ich ihm mit. »Ich habe ihm vor dem Einschläfern gerettet, indem ich ihn adoptiert habe. Allerdings bereue ich es immer wieder, da er mich überhaupt nicht mag«, sage ich, während ich meine Augen verdrehe. »Aber naja, weggeben könnte ich ihn auch nicht mehr. Es ist eine Hassliebe«, erkläre ich ihm ehrlich. »... du hast anscheinend ein Händchen für Katzen. Hast du selbst eine?«, frage ich neugierig.

Er schüttelt mit seinem Kopf. »Wir hatten eine für kurze Zeit, bis Issac eine Katzenhaarallergie entwickelt hat. Ich wollte mir in den letzten Jahren immer eine holen, aber ich habe einfach keine Zeit für ein Haustier. Hätte ich die Zeit, wäre ich wahrscheinlich schon dreifacher Katzenvater.«

Ich schmunzele. »Dreifacher Katzenvater, hm?«

Er lacht. »Ich habe ein Herz für behinderte und gequälte Katzen, um ehrlich zu sein. Wenn ich mir welche hole, dann nur solche, die sonst niemand will. Wieso soll ich eine Zuchtkatze kaufen, die jeder will, wenn es Katzen gibt, die endlos im Heim versauern?«

Für einen Moment betrachte ich Zachary von einer neuen, unbekannten Seite, die mich ziemlich überrascht. »Dann hätte Fat Louie zu dir gepasst«, sage ich und versuche emotionalen Abstand zu bewahren.

»Apropos Fat Louie«, fängt er an. »Wolltest du jetzt nicht zu einem Termin? Ich kann mich in der Zwischenzeit gerne um ihn kümmern. Dann muss er nicht in seiner Box bleiben, während du weg bist.«

Ich blinzle verunsichert. »Und das würde dir auch nichts ausmachen? Fat Louie ist kein einfacher Kater, obwohl er zu 95 Prozent der Zeit schläft oder isst. Manchmal hat er seine fünf Minuten und da würde er am liebsten jeden abschlachten«, teile ich ihm mit.

Er lächelt. »Es würde mir nichts ausmachen, ich würde ihn einfach mit zu mir ins Büro nehmen, denn so habe ich ein wenig Gesellschaft«, gibt er zu und steckt ihn in die Box zurück. Fat Louie wehrt sich nicht einmal. Wow. Als ich ihn heute früh in die Box gesteckt habe, hat er mir die Arme verkratzt. Ist Zachary ein Katzenflüsterer, oder was? Jedenfalls habe ich jetzt die Gewissheit, dass es doch an mir liegen muss. Ich frage mich wirklich, was ich dem Kater getan habe.

Nachdem ich die beiden in sein Büro begleitet habe, drehe ich mich nochmal am Aufzug um und werfe einen prüfenden Blick auf Zachary und Fat Louie. Kaum hat er die Tür sicherheitshalber geschlossen, lässt er meinen dicken Kater frei in seinem Büro herumlaufen. Er kniet sich zu ihm herunter und streichelt ihn. Fat Louie liebt seine Zärtlichkeiten deutlich. Wenn ich es versuchen würde, hätte er mich nur angehisst und wäre weggelaufen.

Zachary läuft zu seinem Kühlschrank hinüber, holt Milch heraus und gießt diese anschließend in eine kleine Schüssel, um diese Fat Louie zu reichen. Eins bin ich mir bewusst, er wird später eine böse Überraschung erleben. Ich könnte nett sein, ihn vor den Konsequenzen warnen, doch ich lasse es. Ich darf meinen Auftrag nicht vergessen und ihn nicht sympathisch finden. Zachary ist und bleibt mein Feind. Ich werde ihm nicht zur Rettung kommen, werde ihm nicht helfen, sein Unternehmen zu behalten und darf ihm deswegen auch nicht die Wahrheit über meinen Kater verraten.

Fat Louie ist laktoseintolerant.

Und wird sein Büro vollkotzen.

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