Rauswurf - Carlos

Carlos PoV

Lächelnd strich ich über Landos Wange. Der Kleinere war kurz nach unserem Kuss eingeschlafen. Der Tag war anstrengend gewesen und das Schmerzmittel hatte Lando dann vermutlich den Rest gegeben. Wir würden nochmal über unsere Beziehung sprechen müssen, aber zumindest hatte ich nun die Gewissheit, dass ich ihn noch nicht  komplett verloren hatte. Wir könnten unsere Beziehung noch retten. Doch im Vordergrund stand nun erstmal Landos Gesuchtheit. 

Obwohl ich gerne an Landos Seite geblieben wäre, entschloss ich seine Eltern anzurufen, um diese auf den aktuellen Stand zu bringen. Bei der Gelegenheit könnte ich mich auch nach den anderen Dreien informieren. 

Sanft drückte ich Lando einen Kuss auf die Stirn, bevor ich aufstand und Richtung Tür ging. Ehe ich diese jedoch erreicht hatte, öffnete sich die Tür von außen. Eine Krankenschwester betrat den Raum. 

  "Tut mir leid, aber ich müsste Sie bitten, jetzt zu gehen. Mr. Norris braucht Ruhe und es sind derzeit keine Besuchszeiten. Sie können morgen ab acht Uhr wieder zu ihm." 

  "Kann man nicht eine Ausnahme machen? Zumindest für diese Nacht?", flehte ich. Erhielt aber ein Kopfschütteln. Mein Blick zu Lando, der die Augen einen Spaltbreit geöffnet hatte. Scheinbar hatte unser Gespräch ihn geweckt. Ich ging zu ihm. "Ich muss leider gehen. Kommst du hier alleine klar?" Als Antwort bekam ich ein träges Nicken. "Ich komme morgenfrüh wieder." Ein weiteres Nicken folgte. "Ich liebe dich", flüsterte ich und küsste Lando noch einmal zärtlich. 

  "Ich liebe dich auch", murmelte mein Brite, als ich mich wieder aufrichtete. "Bis morgen." Ich schenkte ihm ein letztes Lächeln, ehe ich den Raum widerwillig verließ. Die Krankenschwester begleitete mich noch bis ich die Station verlassen hatte. 

Nachdem ich durch eine breite Glastür in einen weiteren Gang getreten war, holte ich mein Handy hervor, um Landos Vater zumindest eine kurze Nachricht zu schreiben. 

  "Carlos", wurde ich angesprochen, ehe ich das erste Wort schreiben konnte. Als ich aufblickte, sah ich Daniel aus der Richtung der Intensivstation auf mich zukommen. "Wie geht es Lando?", erkundigte er sich. 

  "Für diesen schweren Unfall würde ich sagen den Umständen entsprechend in Ordnung. Ich konnte einige Minuten mit ihm sprechen, bevor er vor Erschöpfung eingeschlafen ist. Der rechte Unterarm ist gebrochen, das linke Handgelenk verstaucht, einige Prellungen und eine Gehirnerschütterung. Kommst du von Max?" Seufzend nickte Daniel. 

  "Ich wurde gerade rausgeschmissen, weil ich nicht zu den engsten Angehörigen gehöre. Darf morgen während der Besuchszeiten wiederkommen. Charles und Jos sind bei ihm." 

  "Wieso darf Charles bleiben?", hakte ich verwirrt nach, woraufhin Daniel schmunzeln musste. 

  "Weil er und Max gestern einfach spontan geheiratet haben ohne es Jemanden zu erzählen." Ungläubig blickte ich den Australier an. Die Mitteilung erklärte auch, wo Charles am Vortag so eilig hin wollte, weswegen er keine Zeit für ein ruhiges Gespräch gehabt hatte. 

  "Wie geht es Max?"

  "Sie mussten ihn ins künstliche Koma legen. Sein Zustand ist noch ziemlich kritisch. Deswegen wäre ich eigentlich auch gerne bei ihm geblieben. Ich lasse Jos und Charles auch nur ungern allein mit der Situation." Daniel fuhr sich mit einer Hand durchs Gesicht. Seine Augen waren voller Sorge, doch gleichzeitig wirkte er einfach nur erschöpft. Uns allen würde wohl ein paar Stunden Schlaf gut tun. "Weißt du es schon? Wegen Nico?", erkundigte sich Daniel zögerlich, weswegen ich ihn fragend ansah. "Nico hat es nicht geschafft", murmelte Daniel. Ehe ich irgendwie darauf reagieren konnte, hallte eine wütende Stimme durch den Gang. 

  "Wer behauptet so einen Bullshit?!", brüllte Kevin, der gemeinsam mit Louise ebenfalls aus der Richtung der Intensivstation kam. Von irgendwoher tauchte zudem noch Lewis auf. 

  "Egle hat es uns gesagt", beantwortete Lewis sie Frage, die eigentlich an Daniel gerichtet war. 

  "Nico lebt. Diese ..."

  "Kevin", mahnte Louise, bevor ihr Mann irgendeine Beleidung aussprechen konnte. 

  "Und wieso sagt sie dann sowas?", hakte Daniel skeptisch nach. 

  "Weil, wenn es nach ihr gegangen wäre, Nico jetzt tot wäre. Ihr Plan ist allerdings gescheitert. Nico ist aufgewacht und diese Frau hat keinerlei Entscheidungsbefugnis mehr." Fassungslos schüttelte ich den Kopf. 

  "Das ist nicht zu fassen. Wie kann man ..." Lewis Satz wurde durch eine aufgebrachte Stimme unterbrochen. 

  "Ich habe Ihnen gerade gesagt, dass die Besuchszeit beendet ist." 

  "Ich gehe aber nicht einfach ohne mich zu verabschieden", erwiderte Pierre entschlossen, der im nächsten Moment auch schon an uns vorbei rauschte. Ihm dicht auf den Fersen war eine Krankenschwester. Daniel machte einen Schritt zurück, wodurch er die junge Frau ausbremste. 

  "Entschuldigen Sie, können Sie mir sagen, ob die Cafeteria noch geöffnet hat? Oder ob ich irgendwo noch einen Kaffee bekommen kann?" Im ersten Moment schien sie die Frage ernsthaft beantworten zu wollen, dann musterte sie unsere Gruppe jedoch. Da wir noch alle unsere Rennoveralls trugen, konnte sie sich denken, dass wir zu Pierre gehörten und Daniel sie absichtlich aufhielt, um Pierre Zeit zu verschaffen. Ohne Daniels Frage zu beantworten, setzte sie ihre Verfolgung fort. "War das jetzt ein ja oder ein nein?", wandte sich Daniel an uns. 

  "Das war ein, wir sollten lieber gehen, bevor sie zurückkommt", entschloss Louise. Ich blickte noch einmal in die Richtung in der Landos Zimmer lag, ehe ich den Anderen Richtung Ausgang folgte. 

Im Eingangsbereich stand Yuki, der vermutlich auf Pierre wartete. 

  "Vorm Haupteingang wimmelt es von Reportern. Wir dürfen durch den Mitarbeitereingang raus. Aber vermutlich wird es aufm Parkplatz auch nicht viel besser aussehen", informierte uns dieser. Wir folgten seinem Rat, was den Weg zum Auto tatsächlich etwas leichter gestaltete. Die Reporter, die uns dennoch entdeckten, ignorierten wir einfach. Es war nicht unsere Aufgabe, sie über den aktuellen Gesundheitszustand der Vieren zu informieren. Alles was sie wissen sollten, würde sie über die Teamchefs erfahren. 

Während der Autofahrt zum Hotel holte dann auch mich die Müdigkeit ein. Die wenigen Minuten Fahrt zogen sich endlos, obwohl kaum Verkehr war. Wie nicht anders erwartet, lauerten auch vorm Hotel unzählige Journalisten, weswegen ich froh war, dass das Hotel über eine Tiefgarage verfügte, wo ich ungestört parken und aussteigen konnte. Ich schleppte mich noch bis in mein Zimmer. Dort befreite ich mich von meinem Rennoverall und ließ mich nur in Boxer aufs Bett fallen. 

Eigentlich hätte ich damit gerechnet, sofort einzuschlafen, doch die Sorge um Lando hielt mich noch einige Zeit wach. Schließlich gewann doch die Erschöpfung und ich schlief ein. 

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