Narkotika - Charles
Charles PoV
Als ich Maxs Zimmer betragt, wollte der behandelnde Arzt dieses offenbar gerade verlassen.
"Gibt es was neues?", erkundigte ich mich zögerlich. Unsicher, ob ich die Antwort überhaupt hören wollte.
"Die Werte sind weiterhin sehr schwankend und wir können uns um ehrlich zu sein, noch nicht so wirklich erklären, woran es liegt. Eine Umstellung der Medikamente ist geplant. Insbesondere das Narkotika, das das künstliche Koma bewirkt, wollen wir absetzen und schauen, wie Mr. Verstappen darauf reagiert."
"Aber Sie haben gerade gesagt, dass die Werte noch immer schwanken."
"Das ist korrekt und es stellt auch ein Risiko dar, zu diesem Zeitpunkt das Narkotika abzusetzen, doch können wir nicht ausschließen, dass irgendein Medikament die Stabilisierung der Werte verhindert, weil eine Unverträglichkeit besteht. Derzeit ist anhand der Werte noch erkennbar, dass Mr. Verstappen kämpft und das wollen wir nutzen. Sollte der Patient aufgeben, können wir solche Versuche nicht mehr riskieren. Es wird eine strenge Überwachung erfolgen. Sobald sich der Zustand in die falsche Richtung entwickelt, werden wir sofort eingreifen."
"Aber das bedeutet auch, dass Max aufwachen könnte?"
"Er wird zumindest nicht mehr künstlich am Schlafen gehalten, aber das ist keine Garantie dafür, dass er aufwachen wird. Der Körper ist noch immer stark geschwächt und ich würde es nicht ausschließen, dass das Koma auch ohne Medikamente bestehen bleibt. Sollte das der Fall sein, haben wir keinen Einfluss darauf, wie lange es bestehen bleibt."
"Kann ich irgendwas tun?"
"Für ihn da sein, den Rest muss Mr. Verstappen mit unserer medizinischen Unterstützung schaffen." Ich nickte leicht. "Das Narkotika wird langsam reduziert. Wenn Sie irgendwelche Veränderungen wahrnehmen sollten, sagen Sie uns gerne Bescheid."
"Mach ich." Der Arzt verließ den Raum, während ich mich weiter aufs Bett zubewegte und auf der Bettkante Platz nahm. Ich lehnte mich vor und platzierte einen Kuss auf Maxs Schläfe. "Ich wünschte, es gäbe bessere Nachrichten, aber du scheinst noch etwas kämpfen zu müssen." Seufzend griff ich nach seiner Hand, um unsere Finger miteinander zu verschränken. Mit der freien Hand strich ich über Maxs Ehering. "Tust du das für mich? Weiterkämpfen. Ich brauch dich doch hier bei mir. Du kannst mich nicht mit all den Chaoten hier allein lassen. Carlos war gerade eben erst kurz davor auf Esteban loszugehen, obwohl er noch auf der Intensivstation liegt. Lando hatte Esteban wohl vorhin besucht, obwohl er im Bett bleiben sollte. Er ist danach in seinem Zimmer zusammengebrochen und hat sich den Kopf angeschlagen. Dabei hatte er bereits vorher ne Gehirnerschütterung gehabt. Er ist jetzt jedenfalls beim CT. Esteban haben wir auch vor Carlos retten können. Lance hat ihn rausgeworfen. Kevin hat sogar geholfen Esteban zu helfen. Nico wird übrigens gerade operiert, damit er wieder laufen kann. Ach ja und Pierre hat mir verraten, dass er sich in Esteban verliebt hat, aber Angst hat, dass seine Gefühle nicht erwidert werden. Ich hab ihm erzählt, dass uns Gin Tonics geholfen haben. Ein widerliches Getränk, wenn du mich fragst, aber ich hab Pierre gesagt, dass ich sie trotzdem mit dir trinken würde. Aber auch wirklich nur mit dir. Kein anderer Mensch auf dieser Welt könnte mich dazu bringen. Vielleicht könntest du dir, wenn du wieder gesund bist, einfach ein anderes Lieblingsgetränk aussuchen." Seufzend musterte ich Maxs regloses Gesicht. "Allein heute ist schon so viel passiert, über das ich so gerne mit dir reden würde. Ich hätte gerne gesehen, wie du dich über Carlos versuchten Angriff auf Esteban lustig gemacht hättest oder dein Grinsen bei dem Gedanken mich zu zwingen Gin Tonic zu trinken. Jetzt gerade würdest du mich vermutlich sanft anlächeln, um mich dann näher zu ziehen und zu küssen. Ich würde mich einfach in deine Arme kuscheln und das Chaos, was außerhalb dieses Zimmer passiert, ausblenden. Es würde nur uns beide geben. So wie jetzt auch, aber eben schöner, weil du wach wärst. Ich könnte dich küssen. Ich könnte hören, wie du sagst, dass du mich liebst. Ich könnte dein Lächeln sehen. Am liebsten würde ich dir drohen, dass wenn du mich verlässt, ich dich für immer hassen würde, aber uns ist vermutlich beiden klar, dass ich das niemals könnte. Ich werde dich immer lieben. Egal was du tust oder nicht tust, dir gehört mein Herz. Und ganz egal wie sauer ich vielleicht mal auf dich bin, schlussendlich werden sich meine Gefühle für dich niemals verändern. Das war jetzt aber keine Erlaubnis, dass du aufgeben darfst, nur um das nochmal klar zu stellen. Ich kann dich nicht verlieren. Ich weiß nicht, wie ich das überstehen sollte." Ein Klopfen an der Tür unterbrach meinen Monolog, weswegen ich mir die Tränen aus dem Gesicht wischte und aufblickte. Jos und Daniel betraten den Raum. So wie Maxs Vater aussah, hat er in der Nacht nicht all zu viel Schlaf bekommen.
"Gibt es was neues?", erkundigte er sich zögerlich.
"Sie wollen das Narkotika absetzen."
"Aber das sind doch gute Nachrichten, oder?", hakte Daniel nach, der sich währenddessen einen der Besucherstühle auf meine Seite des Bettes zog.
"So wie der Arzt es gesagt hat, klang es eher wie ein Experiment als eine gute Nachricht. Er klang nicht wirklich überzeugt davon, dass Max dadurch aufwachen wird. Das scheint auch gar nicht deren vorraniges Ziel zu sein, sondern viel mehr, dass sich die Werte stabilisieren." Seufzend legte Daniel eine Hand auf Maxs Unterarm.
"Mach keinen Mist, Kumpel, du und Charles schuldet uns eine Hochzeitsfeier. Davon kannst du dich nicht einfach so drücken."
"Sie haben übrigens den Kerl verhaftet, der über die Rennstrecke gelaufen ist", berichtete Jos ohne den Blick von Max abzuwenden.
"Was passiert mit ihm?", fragte Daniel.
"FIA, RedBull, Alpine, Haas und McLaren haben bereits eine Anzeige gestellt. Max, Lando, Nico und Esteban haben ebenfalls die Möglichkeit Anzeige gegen ihn zu erstatten. Die Art und Höhe der Strafe wird davon abhängig sein, ob die Vier sich vom Unfall erholen und ob Folgeschäden bestehen bleiben. Ich hab vorhin einen Anruf von Maxs Anwalt bekommen, der sich bereits auf ein Gerichtsverfahren vorbereitet. Den Rest von seinem Vortrag habe ich nicht mehr zugehört. Natürlich gehört dieser Idiot bestraft, aber vorrangig geht es erstmal darum, dass Max wieder gesund wird."
"Max wird das schaffen", versuchte Daniel Jos oder uns beiden Mut zu zusprechen. Sein Blick richtete sich auf Max. "Er wird es schaffen", wiederholte Daniel noch einmal leise und ich hoffte wirklich, dass er damit Recht behielt.
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