Nächtlicher Ausflug - Lando

Landos PoV

Schweiß gebadet schreckte ich auf. Ich hatte mich wieder mitten im Unfall befunden, doch war dieses Mal einer der Wagen in Flammen aufgegangen, die sofort auf die anderen Drei übergegangen war. Ich schrie. Durch die Flammen hindurch konnte ich Carlos sehen, der auf mich zu gerannt kam. Ehe er den Wagen erreichen konnte, wurde er von Fernando gepackt und zurückgezogen. Ich hörte ihn meinen Namen rufen. Ich hätte alles dafür gegeben, um den Flammen zu entkommen und mich in seine Arme zu flüchten. Einer der Tanks explodierte mit einem lauten Knall und mit diesem Knall war ich aus meinem Albtraum aufgeschreckt. 

Schwer atmend saß ich im dämmerigen Licht, das eine einzelne Lampe über Bett spendete. Unruhig wanderte mein Blick durch den Raum. Ich zitterte am ganzen Körper, während mir Tränen übers Gesicht rannen. Ich war allein und das war das Letzte, was ich in dem Moment sein wollte. Carlos, Oscar und all die Anderen waren im Hotel. Da ich mein Handy nicht hatte, hatte ich nicht einmal die Möglichkeit Jemanden anzurufen. Um nicht länger allein dort sitzen, blieb mir also nur eine Möglichkeit. Ich musste einen der Anderen finden. 

Von einer der Krankenschwestern hatte ich lediglich die Information erhalten, dass sie drei weitere Fahrer im Krankenhaus befanden. Ich wusste weder, wer es war, noch wo sie sich aufhielten. Ich hatte bei Carlos Besuch leider auch versäumt nach ihnen zu fragen, da ich auf unsere Beziehung fokussiert gewesen war. Zudem war es durchs Schmerzmittel schwierig klare Gedanken zu fassen. 

Ich brauchte Informationen. 

Kurzer Hand betätigte ich die Klingel, die am Bett angebracht war und mit der Schiene an der Hand gar nicht so leicht zu fassen war. Eine Krankenschwester betrat den Raum. 

  "Kann ich vielleicht etwas zu trinken haben?", rechtfertigte ich das Signal. 

  "Natürlich, ich bin sofort wieder da." Sie verließ für einen Moment den Raum, um wenig später zurückzukehren. "Ich habe vorhin mitbekommen, dass drei meiner Fahrerkollegen auch eingeliefert wurden. Wie geht es Ihnen?", erkundigte ich mich. 

  "Ich darf Ihnen nichts dazu sagen. Tut mir leid." Sie stellte ein Glas auf den Beistelltisch, welches sie mit Wasser füllte. Dabei musterte sie mich. "Ist bei Ihnen alles in Ordnung?" Ich nickte, ehe ich meinen Versuch, an Informationen zu gelangen, fortsetzte. 

  "Können Sie mir denn zumindest sagen, auf welcher Station die drei sind?" Sie zögerte, ehe sie immerhin mit der Information rausrügte. 

  "Es befinden sich alle drei derzeit noch auf Intensivstation."

  "Und sind bei Bewusstsein?"

  "Es tut mir leid, Mr. Norris, ich darf Ihnen dazu wirklich nichts sagen. Sie bekommen doch sicherlich morgen Besuch, vielleicht kann man Ihnen dann mehr sagen. Brauchen Sie sonst noch irgendwas?" Ich schüttelte bloß den Kopf. Erneut musterte die Krankenschwester mich. "Und Ihnen geht es wirklich gut?" 

  "Ja, alles in Ordnung. Nur schlecht geschlafen." Scheinbar gab Sie sich damit zufrieden, da sie die angefangene Wasserflasche neben das volle Glas stellte und den Raum verließ. Immerhin hatte ich nun die grobe Richtung in die ich musste. 

Ich wartete noch einen Moment, ehe ich es wagte vorsichtig aus dem Bett zu steigen. Auf einem der im Raum stehenden Stühle entdeckte ich Einwegkleidung, die aus einer Hose und ein Shirt bestanden, die mir Jemand vom Krankenhauspersonal hatte hingelegt haben muss. Ich schlüpfte aus dem Krankenhaushemd, welches ich trug, und zog mir dafür die blaue Kleidung an, was länger dauerte als mir lieb war. Den rechten Arm hatte ich vorsichtig aus der Schling gelöst, um in den Ärmel schlüpfen zu können. Im Anschluss legte ich den Arm zurück in die Schlinge. Da ich keine Schuhe hatte, schlich ich Barfuß zur Zimmertür, die ich einen Spaltbreit öffnete, um in den Flur spähen zu können. 

Es war tatsächlich Niemand in Sicht. Ich schlüpfte aus dem Zimmer, zog die Tür hinter mir zu und schlich mich den Gang entlang. Angespannt beobachtete ich meine Umgebung. Jedoch schaffte ich es unentdeckt die Station zu verlassen. 

Im Hauptgang musste ich mich zunächst orientieren, bis ich das Schild, das die Richtung der Intensivstation wies, entdeckte und in die Richtung lief. Als sich die Tür zur Station öffnete, zuckte ich kurz zusammen, da mehrere Stimmen durcheinander riefen. In einem der Zimmer schien es einen Notfall zu geben. Ich nutzte den Moment der Ablenkung, um mich am Krankenhauspersonal vorbei zu schleichen. 

Da ich die Zimmernummer nicht kannte, blieb mir keine andere Wahl, als nach dem Zufallsprinzip in einige der Zimmer hineinzuschauen. 

Hinter der siebten Tür entdeckte ich ein bekanntes Gesicht und konnte einen Freudenschrei nur knapp unterdrücken. Schnell schlüpfte ich in das Zimmer, in welchem ich Esteban entdeckt hatte, und schloss hinter mir die Tür. Esteban und ich hatten zwar nicht all zu viel miteinander zu tun, aber jede Person, die ich kannte, war mir lieber, als allein zu sein. 

Ich musterte meinen Fahrerkollegen. 

Sein Herzschlag, sowie weitere Werte wurden überwacht. Dass er nicht beatmet wurde, stufte ich als ein gutes Zeichen ein. 

Ich wollte nicht weiter suchen, weswegen ich entschloss, beim Alpine-Fahrer zu bleiben.

  "Esteban?", flüsterte ich, während ich näher ans Bett trat und vorsichtig eine Hand auf seine Schulter legte. Unsicher kaute ich auf meiner Unterlippe herum. Erneut musste ich einen Freudenschrei unterdrücken, als der Angesprochene tatsächlich die Augen öffnete. Er schien sich kurz orientieren zu müssen, ehe sein müder Blick bei mir stoppte. Irritiert musterte er mich. "Kann ich bei dir schlafen? Ich möchte nicht allein sein." Sein Blick wurde nicht weniger irritiert. "Ich kann auch auf dem Stuhl schlafen. Das ist kein Problem." Er musterte meine Verletzungen, schaute kurz zum Stuhl und rutschte dann ganz vorsichtig im Bett weiter nach rechts. "Danke", lächelte ich, während ich mich vorsichtig zu ihm legte. Es war recht eng, aber dennoch fühlte ich mich direkt wohler als allein in meinem Bett.

Ich wollte Esteban gerade fragen, wie es ihm ging, als ich bemerkte, dass er offenbar bereits wieder eingeschlafen war. Das Gespräch würde also bis zum nächsten Morgen warten müssen. 

Das zwangsläufige kuscheln und Estebans ruhiger Abend ließen auch mich wieder ruhiger werden. Und auch wenn die Angst vor einem weiteren Albtraum blieb, glitt ich langsam zurück in den Schlaf. 

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