Entschuldigung - Lando

Landos PoV

Schwerfällig öffnete ich die Augen und musste einige Male blinzeln. Es war viel zu hell im Raum, weswegen ich die Augen zukniff.

"Lando", ertönte eine erleichterte Stimme, die ich im ersten Moment nicht zuordnen konnte. Viel zu sehr nahm des grelle Licht meine Aufmerksamkeit in Anspruch. Zudem versuchte ich zu verstehen, was überhaupt geschehen war. Ich konnte mich an Schmerzen erinnern, die nun weg waren. "Ist es zu hell? Warte kurz." Schritte entfernten sich, um direkt wieder näher zu kommen. "Jetzt besser?" Erneut versuchte ich zögerlich die Augen zu öffnen. Tatsächlich war es dunkler im Raum geworden, was mich erleichtert aufatmen ließ.

Oscar erschien in meinem Blickfeld und nahm auf der Bettkante platz, von wo er mich besorgt musterte.

"Wie geht's dir?"

"Os", kam es mir lediglich über die Lippen. Ich verstand nicht, wo mein Teamkollege plötzlich herkam.

"Du bist gestützt und hast dir dabei den Kopf gestoßen. Du hast echt Glück, dass du so einen Dickschädel hast. Das hätte richtig übel enden können. Die Ärzte haben dir doch gesagt, dass du im Bett bleiben sollst. Das war kein Spaß von denen."

"Was machst du hier?", fragte ich, statt auf seine Worte einzugehen.

"Eigentlich wollte ich dich nur besuchen, stattdessen musste ich dich bewusstlos in einer Blutlache liegend auffinden."

"Es tut mir leid."

"Dass ich dich gefunden habe oder dass du deine Bettruhe nicht eingehalten hast?"

"Ich ..." Ich beendete den Satz nicht, da ich nicht wusste, wie ich es erklären sollte ohne dass Oscar sich noch mehr Sorgen machte. "Es tut mir leid", wiederholte ich daher lediglich, woraufhin der Australier seufzte.

"Beinhaltet deine Entschuldigung auch ein Versprechen, dass es nie wieder passieren wird und du die Bettruhe zukünftig einhalten wirst?" Nur zu gerne würde ich es versprechen, doch wusste ich, dass ich dieses nicht würde halten können. Früher oder später würde die Angst mich wieder einholen und ich irgendwo Zuflucht suchen. Da ich nicht antwortete, schüttelte Oscar fassungslos mit den Kopf. "Lando, du bist kein kleines Kind, das gezwungen wird ins Bett zu gehen, weil es schon spät ist. Du liegst im Krankenhaus, weil du einen schweren Unfall hattest. Du hast eine Gehirnerschütterung, zu dessen Linderung dein Sturz ganz sicher nicht beigetragen hat. Dir wird nicht gesagt, dass du im Bett bleiben sollst, weil man dich ärgern will oder es jemand lustig findet, sondern weil dein Leben davon abhängt. Ich will nicht irgendwann einen Anruf bekommen, dass sich dein Zustand verschlechtert hat oder du sogar tot bist, nur weil du zu bockig warst, um die Bettruhe einzuhalten. Du bist jawohl erwachsen genug, um einzusehen, dass du mit solchen Aktionen mit deiner Gesundheut und deinem Leben spielst."

"Wo ist Carlos?", versuchte ich vom Thema abzulenken.

"Kevin zwingt ihn gerade ein bisschen frische Luft zu schnappen, nachdem er auf Esteban los gehen wollte, weil der scheinbar irgendwas mit deinem idiotischen Verhalten zu tun hat."

"Esteban hat nichts damit zu tun", stritt ich ab, da ich nicht wollte, dass der Franzose Ärger bekam nur weil er mir helfen wollte. Zudem war ich zu ihm gegangen ohne dass er mich drum gebeten hatte.

"Und wieso warst du dann sowohl gestern, wie auch heute bei ihm?"

"Woher ...?", setzte ich zur Frage an, die Oscar jedoch beantwortete bevor ich sie zu ende formuliert hatte.

"Pierre und Charles." Am Vortrag hatte ich mich noch gefreut, dass ich, nachdem ich aus Estebans Zimmer geflogen war, Zeit mit Pierre verbringen konnte. Am Morgen war ich noch erleichtert gewesen, dass Charles mir entgegen gekommen war statt jemand vom Krankenhauspersonal. Nun wünschte ich mir, ich wäre den Beiden nicht begegnet. Wieso fielen sie mir einfach in den Rücken? "Sie haben das Richtige getan. Du hast dich falsch verhalten, nicht sie", merkte Oscar an, der offenbar wusste, worüber ich nachgedacht hatte.

"Ist das nicht meine Sache", blockte ich ab.

"Nein. Du bist uns wichtig. Wenn du mit deiner Gesundheit spielst, betrifft das auch uns. Weder Carlos, noch ich werden kommentarlos zusehen, wie du dir selbst schadest."

"Ihr habt doch keine Ahnung!", rief ich verzweifelt, wobei mir Tränen in die Augen stiegen. Es war nicht fair, dass ich Oscar anschrie. Doch die Angst und Panik, die immer wieder zurückkehrte, sobald ich allein war, ließ mich schon jetzt verzweifeln. Ich wollte Gesund werden. Es war nie meine Absicht, mein Leben oder meine Gesundheit zu riskieren. Doch wenn die Panik zurückkehrte, rückte die Vernunft in den Hintergrund. Wenn mir die Luft zum Atmen fehlte, ging es nicht um langfristige Folgen meines Handelns, sondern um eine schnelle Rettung.

"Wovon haben wir keine Ahnung?", fragte Oscar mit ruhiger Stimme nach. Ich biss mir auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. Seufzend rückte Oscar näher und griff nach meiner unverletzten Hand, die er sanft drückte. "Rede bitte mit mir, Lando. Was ist los?" Zittrig atmete ich mit geschlossenen Augen einmal tief durch, ehe ich es wagte meinem Teamkollegen wieder in die Augen zu sehen.

"Mein Kopf tut weh. Ich würde gerne noch etwas schlafen." Oscar musterte mich mit einer Mischung aus Skepsis und Besorgnis, ehe er zögerlich nickte.

"Du weißt aber, dass du mit mir über alles sprechen kannst, oder?" Ich nickte. Mir war bewusst, dass er mir zuhören würde und meine Angst ernst nehmen würde, dennoch entschied ich mich dagegen. Ich hatte Oscar bereits genug Sorgen bereitet. Zudem war ich ja nicht allein. Ich hatte Esteban, um diese kurze Phase zu überstehen. Mit etwas Geduld würde bald alles wieder besser werden und die Angst würde verschwinden, davon war ich überzeugt.

Die Zimmertür öffnete sich. Carlos betrat gefolgt von Kevin das Zimmer. Dem Spanier war die Erleichterung, als sich unsere Blicke trafen, ins Gesicht geschrieben. Doch seine Anspannung blieb.

"Du hast es mir versprochen", kam es ihm über die Lippen, wobei er nicht wütend wirkte, sondern viel mehr enttäuscht und verletzt.

"Vorwürfe bringen doch jetzt nichts", seufzte Kevin, der sich neben der Tür an die Wand lehnte. "Lando ist mit einer Narbe an der Stirn davongekommen und wird aus seinem Fehler lernen. Keine alleinigen Spaziergänge mehr. Richtig?" Auffordernd sah Kevin mich an. Ich öffnete den Mund, wusste jedoch nicht, was ich erwidern sollte.

"Kevin hat Recht. Die Aktion war dumm, aber wir sollten kein größeres Drama draus machen, als es ist. Wäre einer von uns an Landos Stelle, hätten wir vielleicht den gleichen Fehler begangen. Ich würde es auch nicht aushalten solang einfach nur herum zu liegen", stellte Oscar sich auf meine Seite. Obwohl er mir kurz zuvor noch sehr deutlich seine tatsächliche Meinung zu meinem Verhalten gesagt hatte, wollte er mir nun dabei helfen, Carlos zu beruhigen. Carlos seufzte, ehe er näher trat und sich auf die andere Seite meines Bettes setztes.

"Ich möchte doch nur, dass es dir gut geht." Sanft legte er eine Hand an meine Wange und strich mit dem Daumen über meine Haut. Während ich mich in die Berührung lehnte, schloss ich die Augen.

"Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst. Ich passe zukünftig besser auf", flüsterte ich. Kurz darauf spürte ich Carlos Lippen ganz sanft auf meinen. Nur zu gerne erwiderte ich den zärtlichen Kuss.

"Ich denke, ich werde hier nicht mehr gebraucht", stellte Kevin fest, weswegen Carlos und ich uns voneinander lösten. Ehe wir noch etwas sagen konnten, hatte der Ältere bereits das Zimmer verlassen und die Tür hinter sich geschlossen. Oscar stand vom Bett auf.

"Du solltest dich noch etwas ausruhen. Ich schau später nochmal vorbei. Mach keinen Blödsinn." Ganz vorsichtig umarmte Oscar mich.

"Danke, Os", flüsterte ich ihm zu. Als Antwort lächelte Oscar mich lediglich an, ehe auch er das Zimmer verließ. Zögerlich blickte ich zu Carlos, der seufzend aufstand und seine Jacke auszog. Sofort erkannte ich seinen Plan, weswegen ich nur zu gerne etwas Platz im Bett machte, damit er sich zu mir legen konnte. Zufrieden kuschelte ich mich an den Spanier in dessen Armen ich mich sicher fühlte und deswegen nur wenige Minuten brauchte, um zur Ruhe zu kommen und einzuschlafen. 

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