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Freitagnachmittag bei Niall- Nach der Schule

» 13.25 Uhr

Erschrocken zuckte Niall zusammen, als er den erlösenden Gong der Schulglocke hörte. Dieser holte ihn aus seiner Statte und schleunigst räumte er seine Hefte auf einen Stapel und ließ sie in seiner Schultasche verschwinden. Obendrauf packte er noch sein abgenutztes Mäppchen, welches mit dunklen Tintenflecken befleckt war und mit der Rechten zog er den Reißverschluss er Tasche zu, ehe er sie sich überwarf und sich auf den Weg aus dem gefüllten Klassenraum machte.

„Schönes Wochenende!“, wünschte ihm Charlie und schlug ihm mit einem kräftigen Hieb auf die Schuler, welcher Niall ein wenig aus dem Gleichgewicht nahm und dieser so etwas vorstolperte, was Charlie und seinen Kumpels ein hämisches Lachen entlockte.

Schwach, schoss es Niall durch den Kopf. Du bist nichts anderes als schwach,…jämmerlich, nervig und fett.

Unruhig fing er an zu zittern und spürte wie seine Hände schweißnass wurden. Tief ein und ausatmen. Das Wochenende konnte gar nicht so schlimm werden. Immerhin würde er jetzt Logan besuchen gehen.

Niall wartete einige Sekunden ab bis jeder seiner Klassenkameraden den Raum verlassen hatte und er so nun, vor dem Lehrer, ebenfalls austreten konnte.

Sein Blick huschte unruhig hin und her, jeden Moment hatte er die Befürchtung von hinten angerempelt zu werden. Sie schlugen ihn nie richtig, nein. Wenn dann schubsten sie ihn, gegen die Spinte, zu Boden und verursachten somit die dunklen blauen Flecken, die seine Beine, seine Arme und seinen Oberkörper zierten.

Er hatte sich mit Logan auf dem großen Schulhof, an den beiden alten Tischtennisplatten verabredet. Niall ging die Seitentreppe runter, zu einem, da dort wenig Schüler langliefen und zum anderen, da es der kürzeste Weg war.

Schon von weitem sah er Logan. Dieser hatte sich auf der kühlen Steinplatte niedergelassen, schaute auf den Boden und ließ seine Füße hin und her taumeln.

Sein braunes Haar hing ihm schlaff vor die Stirn und mit der Hand strich er sich immer wieder eine Strähne aus dem Gesicht.

„Hey.“, begrüßte Niall seinen Freund leise, um ihn nicht zu erschrecken. Dieser wandte seinen Blick von dem ach so interessanten Boden ab und sah zu Niall auf. Langsam ließ er sich von der Tischplatte hinuntergleiten, nur um dann einen Schritt auf Niall zu zumachen und ihn in eine Umarmung zu ziehen.

Den Kopf vergrub Niall in seiner Halsbeuge, seine weichen Haaren Logan etwas kitzelte, sodass er ihm ein sanftes Kichern entlockte. „Hey Kleiner, wie geht’s dir?“, fragte Logan ihn und Niall schüttelte nur leicht den Kopf, bevor er antwortete:
„Ich bin nur froh, dass die Schule um ist.“

Logan nickte und schenkte ihm einen verständnisvollen Blick. Er machte so ziemlich das gleiche durch, wenn nicht noch schlimmer, nur war er zwei Klassen höher. Vor der Schulbibliothek hatten sie sich getroffen. Diese war Logans Zufluchtsort in den meisten Pausen. Die Pause war gerade zu Ende gewesen, als Logan den Raum verließ und ein platschnasser Niall mit einem verzerrten Gesichtsausdruck an ihm vorbeilief. Krampfhaft hatte er sich davon abgehalten zu weinen. Logan war sofort auf ihn zugekommen und hatte ihn an der Schulter angetippt, was den Blonden zusammen zucken ließ.
„Ich will dir nichts Böses.“, hatte er gemeint und Logan hatte was ausgestrahlt, was er bisher nur bei Zayn vorgefunden hatte. Vertrauen und Zuversicht.

Er hatte Niall dann seine trockenen Sportsachen angeboten und so kamen sie ins Gespräch.

__

Sie waren gerade auf dem Weg zu Logan nachhause, durch die halbe Stadt mussten sie laufen und Niall fragte sich insgeheim immer wieder, wie der Andere das tagtäglich schaffe. Denn von ihm Zuhause gab es keine bestimmte Busroute, die ihn zur Schule bringen konnte.

Innerlich sagte sich Niall immer, dass er jetzt nicht schlapp machen dürfe. Diese Bewegung würde ihm sicher gut tun, dennoch tanzten keine Schwarze Punkte in seinem Sichtfeld auf, die ihn taumeln ließen. Das bemerkte auch Logan und beschützend griff er den Blonden am Arm, zog ihn zu sich und murmelte ihm  ein sanftes: „Alles okay bei dir?“ ins Ohr.

„N-Nein.“, wimmerte Niall und spürte wie seine Beine wackelig wurden und hilflos krallte er sich an Logan dran, welcher ihn stützte und abwartete, dass sein Schwindelanfall endete.

„Willst du etwas zu trinken?“, bot Logan ihm an, setzte ihn vorsichtig auf die nächste Parkbank und kramte dann aus seiner Schultasche die Wasserflasche heraus, die allerdings höchstens nur noch zwei Schlucke übrig hatte.

Naja, besser als gar nichts, dachte sich Logan und nahm Nialls dünne Hand in seine, bevor er ihm die Plastikflasche in die Hand drückte.

„Danke.“, flüsterte der jüngere der Beiden und schloss, nachdem er die Flasche leergetrunken hatte, kurz seine Augen.

„Vielleicht solltest du doch noch etwas bei mir zuhause essen.“, schlug Logan vor, versuchte aber nicht vorwurfsvoll zu klingen.

__

Gemeinsam schafften sie es zu Logans Wohnung, die er sich mit seiner Mutter teilte. Sein leiblicher Vater lebte außerhalb von Irland, seine Eltern waren geschieden und der Alte unterstützte die Familie keineswegs finanziell.  

Die Beiden legten ihre Sachen im Flur ab und tapsten dann auf Socken in die Küche, die eine ziemlich magere Auswahl an Möglichkeiten bot.

„Ich muss mal wieder einkaufen gehen. Sorry.“, meinte Logan etwas beschämt. Seine Mutter hatte drei Jobs, um die Beiden einigermaßen über die Runden zu bringen. Sie wollte keine Hilfe vom Staat annehmen und dafür bewunderte sie Niall insgeheim. Sie war eine starke und immer zuliebe Frau. Leider brachte auch das Problem mit, dass sie von Logans Leben nicht allzu viel mitbekam, genauer genommen: Gar nichts.

Wenn er ihr mal etwas erzählte, dann nur die guten Geschehnisse. Er wollte sie nicht mit seinen persönlichen Sachen belasten, auch wenn diese ihm ziemlich zu schaffen machten.

„Wäre ein kleiner Obstsalat okay?“, fragte Logan und sah zu Niall, der sich auf einen der Küchenstühle niedergelassen hatte und nickte.

Logan wusch das Obst unter einem kalten Wasserstahl ab und schnitt es schnell in kleine Stückchen, bevor er alle in zwei kleine blaue Schüssel verteilte und eine Niall in die Hand drückte.

Dabei rutschte sein Pullover etwas nach oben und entblößte einige Narben. Einige alte, einige frische, an denen noch die roten Krusten zu sehen waren.

Niall biss sich schmerzhaft auf die Lippe. Logan war so seelisch zerstört, dass er einfach gar nichts mehr fühlte und keinen anderen Ausweg mehr wusste.

Wie oft hatte er ihm schon versucht zu helfen? Wie oft hatte Logan schon versucht ihm zu helfen? Vergeblich…

Sie waren beide kein gutes Vorbild füreinander, aber sie verstanden sich. Vertrauten einander und das war doch das, was zählte. Oder?

__

19.37 Uhr

Sie lagen zusammen, eingekuschelt auf der Couch. Für Niall war diese Nähe nicht mehr als eine freundschaftliche Geste. Die blauen Gardinen hatten sie zugezogen und dunkelten somit den Raum ab, was ihnen eine gemütliche, aber angenehme Stimmung gab. Ebenfalls hatte Logan noch ein paar Reiswaffeln aus den tiefen seines Schrankes aufgetrieben, die sie in einer Schüssel auf dem Glastisch vor der Couch gelegt hatten. Hin und wieder stibitzte sich auch Niall eine, was Logan zum Lächeln verleitete.

Sie spielten gerade ein Spiel auf der gebrauchten Wii, die Logan seinen Nachbarn mit der Unterstützung von Niall abgekauft hatte. Da sie fast nie zu dem Blonden nachhause gingen, blieb diese bei ihm zuhause.

„Wann musst du nochmal nachhause?“, fragte Logan, als er auf sein Handy schaute und die Uhrzeit überprüfte.

„Ich will nicht nachhause.“, brummte Niall unverständlich. Er hatte Logan über Zayn erzählt, er wusste Bescheid. Über alles.

„Willst du hier vielleicht übernachten?“, bot er ihm an, ein sanftes Nicken anderseits. Der Braunhaarige drückte seinem Freund sein Handy in die Hand und Niall biss sich auf die Lippe. Er würde bei seiner Mutter auf der Arbeit anrufen und dort nachfragen. Sein Vater war auf einem Kundentermin und seine Mutter hatte wieder Nachtschicht, konnte ihm aber mit Glück antworten.

Kurz dachte er nach, wie die Nummer nochmal ging, tippte sie dann ein, während Logan den Fernseher leise stellte, sodass Niall keine unnötigen Geräusche beim Telefonat störten.

Niall wartete kurz ab, bis der Hörer abgenommen wurde.

„Ja? Wer ist denn da?“, tönte auch schon die Stimme seiner Mutter etwas abgehetzt durch das kleine Handy.
„Niall,…darf ich vielleicht bei einem Freund übernachten?“, fragte er zaghaft und hoffte auf ein ja.

„Wer ist dieser Freund denn?“, wollte Maura wissen.

„Logan.“

„Kenn ich nicht.“ Niall atmete kurz tief ein und dann wieder aus. Wie oft hatte er ihr eigentlich schon von Logan erzählt? Natürlich nur die Guten Sachen,…aber dennoch behielt sich die Hausfrau einfach nichts und bei Nialls Freundeskreis, der genau aus einer Person bestand, konnte es ja nicht so schwer sein sich einen verdammten Namen zu merken, oder?

„Vergiss es.“, murmelte Niall etwas abwesend und fummelte kurz nervös an dem Saum seines T-Shirts herum, da Maura zu überlegen schien.

„Okay. Hauptsache du bist morgen vor drei Uhr wieder zuhause, verstanden?“
„Ja, danke.“, meinte Niall und schon war die Leitung beendet und ein langgezogener Ton war zu hören.

„Es ist immer wieder reizend mit meiner Mutter zu reden.“, grummelte Niall, gab Logan sein Handy zurück und verschränkte die Arme.

Der Andere erwiderte darauf nur nichts, sondern nahm Niall einfach nur in den Arm und sie schauten sie, bis spät in die Nacht Filme an.

-Samstagmorgen/-mittag-

„Okay, danke.“, meinte Niall und lächelte leicht, als Logan ihm ein paar Klamotten von ihm in die Hand drückte, damit er was frischen zum Anziehen für den Tag hatte.

„Du kannst sie mir dann ja am Montag zurückgeben.“, grinste der Andere und beobachtete fast schon amüsiert, als Niall aus dem Bad kam, wie die Hose ihm beinahe von den schmalen Hüften rutschte.

„Soll ich dich begleiten?“, bot Logan ihm an, als Niall gerade aus der Tür gehen wollte und sich zu einer Abschiedsumarmung umdrehen wollte.

„Nein, geht schon.“, der Blonde rang sich ein Lächeln ab, er hatte dem Anderen versprochen zu Mittag zu essen, sei es auch nur eine Kleinigkeit.

„Okay…bis Montag.“, verabschiedete sich Logan von ihm und schaute dem Blonden noch kurz zu, wie er das hölzerne Treppenhaus hinunterstieg und somit dann gänzlich aus seinem Sichtfeld verschwand.

__

Bei den Horans hing, wortwörtlich, der Haushegen schief. Zayn war zu einer Furie um mutiert und Niall wusste nicht, was ihm bevor stand. Denn der Schwarzhaarige war mehr als unzufrieden darüber, dass er eben von Maura erfahren hatte, dass Niall nur bei einem Freund übernachtet hatte. Logan, dachte sich Zayn mürrisch und raufte sich durch die leicht fettigen Haare.

Seine Augenringe waren bemerkenswert und Louis beobachtete ihn nur aus sicherem Abstand, wie dieser unruhig auf und ab ging.
„Verdammt! Er hätte wenigstens mal hier anrufen und mir Bescheid geben können, wo er bleibt! Heilige Scheiße! Ich hab gedacht er sei verletzt, vergewaltigt worden oder was wäre wenn er irgendwo in einem Graben gelegen hätte, und verblutet wäre!?“ Ob Zayn sich in seine Vermutungen reinsteigerte? Ja, definitiv.

„Dazu ist er nicht verpflichtet.“, warf Harry ein und biss sich auf die Unterlippe, als der Ältere ihn wütend anstarrte. Verstand den niemand, dass er sich nur Sorgen machte? Für Zayn war diese Sorge selbstverständlich. Für die Anderen, besonders für Louis, war diese Sorge übertrieben und Niall hatte ja nichts falsch gemacht.

Das einzige was Zayn mit seinem Verhalten bewirkte war, dass er seine Freunde verunsicherte, gar verängstigte und Niall höchstwahrscheinlich auch, wenn dieser zurückkam.

Und wie aufs Stichwort, wie vom Teufel gerufen, klingelte es an der Tür.

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Über Kommentare würde ich mich natürlich freuen. Sei es auch nur ein kleines, sowas motiviert mich richtig zum Weiterschreiben! ♥ (aber bitte nicht so was plattes wie 'Super Kapitel, schreib schnell weiter.')
Kritik ist natürlich auch gerne gesehen! ♥

Bis Dann! x

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