Kapitel 12 - Ron
Wissen Sie jetzt alles über uns? Ich weiß ja, wie gerne meine Burschen nett über mich sprechen und die Wahrheit drehen und wenden, wie sie es brauchen. Man kann es ihnen nicht verübeln. Ich mache mir ja auch einen rechten Spaß aus meiner Position.
Eine Erinnerung ist mir gerade in den Kopf geschossen, die Pablos Worten sogar einen gewissen Sinn gibt. Dieser junge Hund, dieser schwarze Teufelshund von der Müllhalde mit den himmelblauen Augen, Negro, ist also zurückgekehrt.
Ich wusste genau, dass es kein Geisterhund war. Das wiederspräche so ziemlich jeder Logik. Mir kommt da gerade eine ziemlich verrückte Idee. Auch, wenn ich Pablo und Roberto für drei Tage in die Hungerzelle verbannt habe, werde ich heute noch einmal ein Auge zudrücken, weil sie mir Fosca geliefert haben. Ich werde ihnen eine Chance geben.
Wenn sie mir diesen schwarzen Teufelsbraten liefern, bekommen sie von mir eine Gehaltserhöhung. Dann hört vielleicht auch endlich dieses nervige Gejammer auf.
Pablo und Roberto machten große Augen, als ich ihre Zelle betrat. Ich behielt den Schlüssel in der Hand und stellte mich zwischen Tür und Angel, falls einer der beiden auf die Idee kam, aus der Zelle flüchten zu wollen.
„Jungs! Ich hab's mir anders überlegt. Bevor ihr hier wieder die Fliegen und Spinnen von den Wänden esst, könntet ihr mir einen Gefallen tun."
„Dann raus mit der Sprache!", knurrte Roberto, „Oder wollen Sie uns wieder in die Pfanne hauen, wie das letzte Mal?"
„Schh!", zischte Pablo und verpasste Roberto eine Nackenschelle, „Siehst du nicht, dass du uns damit nur in Schwierigkeiten bringst?"
Ich rollte mit den Augen und gab einen genervten Ton von mir. Zwei Augenpaare richteten sich auf mich, als ich die Tür ganz auf stieß und den Schlüssel im Schloss stecken ließ, während ich näher an sie heran trat.
„Ich werde euch eine hundertfünfzigste Chance geben. Ich habe über deine Worte nachgedacht, Pablo."
„Wirklich?"
Ich ersparte es mir auf Pablos Frage einzugehen. Zorn brodelte in mir, wie ein Mensch nur eine so sinnlose und zugleich bescheuerte Frage stellen konnte, aber ich atmete nur tief durch und schluckte es hinunter. Ich wollte jetzt nicht wieder die Kontrolle verlieren.
„Ich habe über Pablos Worte nachgedacht und da er mich noch nie zuvor belogen hat, schenke ich ihm zumindest heute einmal mein Vertrauen."
„Also glauben Sie mir?"
„Ja, du bescheuerter Vollidiot! Oder denkst du etwa ich stehe hier und erzähle euch Märchen, weil ich Spaß daran habe?"
Roberto und Pablo schwiegen bedrückt. Ich fuhr mir mit der Hand übers Gesicht. Dieses Gespräch nicht ausarten zu lassen war anstrengender als gedacht.
„ Wenn ihr mir diesen Teufelshund liefert, dann..."
„Geisterhund!", unterbrach mich Roberto. Ich fuhr herum und starrte ihn in Grund und Boden.
„Wenn ihr mir euren bescheuerten Geisterhund liefert, werde ich eure Wünsche erfüllen mit denen ihr mir ständig kommt. Gehaltserhöhung und dem ganzen anderen Mist, mit dem ihr mir immer angekrochen kommt."
„Aber, das... Nichts für ungut, das ist unmöglich! Ich habe ihn doch gesehen. Es ist, als könne er sich in Luft auflösen und an mehreren Orten gleichzeitig auftauchen, Roberto und ich haben alles versucht, aber er ist einfach zu schnell!"
„War das eine Widerrede, Pablo?", knurrte ich.
„Nein", murmelte Pablo mit den Fingern knetend.
„Na also! Heute Nacht werde ich euch begleiten und dann werden wir mal sehen, wie viel Geist in eurem Geisterhund steckt. Was wissen wir über ihn?"
„Nun ja, er ist ziemlich groß, etwa, wie ein Schäferhund. Er ist zwar noch ein Welpe, aber ich schätze, in ihm ist was Größeres drin, für eine Dogge ist sein Gesicht zu schmal. Eher Australian Shepherd, Husky und Flat Coated Retriever oder so etwas in der Art. Und er ist aufgetaucht, als wir Fosca ins Auto gepackt haben."
„Ein Welpe? Ihr habt euch von einem Welpen hinters Licht führen lassen? Manchmal zweifle ich echt an eurer Berufstauglichkeit. Bin ich hier eigentlich nur von Deppen umgeben?"
„Was haben sie eigentlich davon, wenn sie ihn fangen?", fragte Roberto, „Ist ja nicht so, als würde der Hund Gold spucken. Oder sonst irgendwas, das man gut gebrauchen könnte."
„Das geht dich gar nichts an!", schrie ich. Was kümmerte es ihn, was mit dieser Dreckstöle geschah? Was hatte er davon, wenn er es wusste, was ich vorhatte? Schlaflose Nächte vielleicht. Oder Albträume.
„Was ich mit dieser kleinen Ratte vorhabe wissen nur ich und der Teufel höchstpersönlich", zischte ich ihm zu, „also hört endlich auf herum zu heulen! Ihr wollt doch nicht, dass ich meine Meinung ändere?"
„N... nein, Boss."
„Heute, zwanzig Uhr am Auto. Habe ich mich klar ausgedrückt?"
Pablo und Roberto nickten hastig, packten ihren Krempel zusammen und hasteten dann aus der Zelle hinaus. Übrig blieb nur ich allein. Mir wurde klar, dass niemand da war, der mich sehen konnte und dass auch niemand kommen würde, um nach mir zu sehen. Ich sank ich auf der Zellenbank zusammen und vergrub mein Gesicht in den Händen, als meine Fassade fiel.
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