◆Fallen Angel III◆
Polen lag auf seinem Bett und starrte an die Decke.
Der Gedanke an den seltsamen Typen, der ihn um jeden Preis mitnehmen wollte, jagte ihm noch immer einen Schauer über den Rücken.
Der Pole wollte garnicht daran denken, was hätte passieren können, wenn Deutschland seine Unsicherheit nicht mitbekommen und ihm nicht angeboten hätte, ihn zu begleiten.
Deutschland...Polen hatte ihn vor knapp einem Monat das erste Mal getroffen. Der Deutsche war ein Stammkunde, wie der weißhaarige später von einem seiner neuen Kollegen erfahren sollte.
Polen war vor ungefähr anderthalb Monaten in diese Stadt gezogen und lebte nun in einem gemieteten Apartment.
Es war nicht groß, doch dem jungen Mann reichte es, hatte er doch alles, was er brauchte; Ein Schlafzimmer, ein Wohnzimmer mit einer kleinen Küche und ein Badezimmer mit Dusche. Ganz hinten in dem schmalen Flur des Apartments befand sich noch eine etwa ein Quadratmeter große Kammer, die Polen als Raum für ungekühlte Lebensmittel und Putzzeug nutzte.
Ja, der weißhaarige hatte schnell gefallen an der hübschen Stadt gefunden, als er sich an seinem ersten richtigen Tag, den er dort lebte, etwas umschaute. Dabei war Polen auf ein Plakat gestoßen: Ein kleines Café an einer Straßenecke suchte nach mehr Mitarbeitern.
Der Pole hatte sich kurzerhand beworben und die Stelle auch fast sofort bekommen.
Er kannte sich aus mit dem Kellnern, er hatte es oft im Restaurant seiner Eltern getan, wenn Mitarbeiter krank waren oder es einfach zu voll war.
Und tatsächlich: Polen machte sich gut und verdiente, da er oft herkam, auch recht gut. Jedenfalls konnte er sich die Miete leisten und genügend Lebensmittel für eine Woche waren auch noch drin.
Sein neues Leben lief klasse!
Ein Lächeln huschte über des Polen Lippen, als er darüber nachdachte, doch seine Gedanken kehrten schnell zu seinem Retter vom vergangenen Abend zurück...
Deutschland. Polen mochte ihn; Der Deutsche war höflich, zuvorkommend und schlecht sah er auch nicht aus.
Schnell schüttelte der junge Mann den Kopf.
,,Ich...sollte mich bei ihm bedanken..." Murmelte Polen zu sich selbst und setzte sich auf. Heute war Donnerstag, das hieße, er müsste nicht zum Café.
Entschlossen sprang der weißhaarige Mann auf und ging hinüber in die Küche. Ob der Deutsche sich über selbstgebackenen Apfelkuchen freuen würde?
Polen wählte mit Absicht diese Speise, da Deutschland sie meist bestellte, wenn er den kleinen Laden besuchte.
Lächelnd kramte Polen in den Schubladen und Schränken der kleinen Küche herum und suchte sich die Zutaten heraus. So etwas wie ein Rezept brauchte er nicht, im backen war der junge Mann nämlich sehr begabt.
Und für Deutschland würde er sich selbst übertreffen und den besten Kuchen backen, der ihm möglich war.
Doch eine Zutat fehlte ihm, die wichtigste: Frische Äpfel.
,,Es ist seltsam, ich kenne Deutschland erst seit einem Monat, aber es fühlt sich an, als würde ich ihn ewig kennen."
Dachte Polen, während er sich seine Schuhe anzog.
Dann erst fiel ihm auf, dass er nicht einmal wusste, wo der Deutsche wohnte und auch sonst nicht viel von ihm erfahren hatte.
Die Freude des Polen wurde ein wenig getrübt, als er wieder an den Italiener dachte, der das letzte Mal mit Deutschland an einem Tisch gesessen und sich lachend mit ihm unterhalten hatte.
Dateten sie? War er Deutschlands Partner? Wieso tat Polen dieser Gedanke so weh?
Schnell jagte er seine Fantasien davon.
Er würde das zu Hause des Deutschen schon irgendwie finden, sagte er sich und verließ die Wohnung.
Draußen war mal wieder absolutes Dreckswetter. Der Winter hatte langsam angesetzt, doch statt Schnee gab es bloß viel Wind und Regen.
Am Vortag hatte es geschneit, doch waren die weißen Flocken geschmolzen, sobald sie den Boden berührten.
Polen zog sich die Kaputze seines Pullovers tiefer ins Gesicht und verschnellerte sein Gehtempo.
Da er, durch die Kaputze, nichts mehr sah, spürte er im nächsten Moment, wie er gegen jemanden stieß, der wohl größer war als er selbst.
Jedenfalls fiel Polen durch den Aufprall nach hinten und landete geradewegs in einer riesigen Pfütze.
,,Polen?"
Der Pole schaute auf. Über ihm stand, mit einem Regenschirm in der einen und einer Aktentasche in der anderen Hand, Deutschland...
,,D-Deutschland, hallo..." Murmelte Polen verlegen und stand langsam wieder auf.
Sofort spürte der junge Mann das Gewicht des Wassers in seiner Kleidung und wie die Nässe langsam seine Haut erreichte, ihn zum zittern brachte.
,,Endschuldige Polen, hast du dir wehgetan?"
Deutschlands besorgte, tiefgrüne Augen musterten ihn von oben bis unten.
,,N-Nein, alles gut...ich...ähm muss dann auch weiter, ich muss noch einkaufen...Tschüss!"
Polen wollte dieses peinliche Gespräch so schnell wie möglich beenden, doch der Deutsche ließ dies nicht passieren.
Er hielt Polen an seinem Handgelenk fest.
,,Warte...du bist ganz nass, du wirst noch krank."
Der weißhaarige wollte etwas erwidern, doch sein zittern verriet dem Deutschen genug.
,,Komm mit zu mir, ich bin sowieso gleich Daheim, ich kann dir frische Klamotten geben."
Eigentlich wollte Polen etwas dagegen argumentieren, bis ihm auffiel, dass er so Deutschlands Adresse heraufinden würde und ihm somit den Kuchen bringen könnte, wenn er ihn gebacken hätte.
Und so liefen die Beiden nebeneinander her durch die verregnete Marktstraße.
Der schwarzhaarige hielt seinen Regenschirm über seinen und Polens Kopf, auch, wenn es nichts mehr änderte, da der Pole sowieso schon bis auf die Unterwäsche durchnässt war.
Sie erreichten ein großes, alt wirkendes Haus mit einer sauberen Fassade und einem gepflegten Vorgarten.
Deutschland stieß das kleine Törchen auf und ließ den Polen zuerst das Grundstück betreten.
,,Verzeih mir die Frage, aber wie viel verdienst du?"
Murmelte der Kleinere, als er das große Haus betrachtete.
Deutschland lachte ein wenig.
Es stellte sich heraus, dass er für EU, einen sehr wohlhabenden Mann, arbeitete.
Doch das Haus hatte er nicht kaufen müssen, es war Familienbesitz und Deutschlands Vater hatte es extra gekauft, als der schwarzhaarige noch ein Kind gewesen war, nur, damit er später dort einziehen konnte.
Der Deutsche schloss die Türe auf und sogleich kam Charlie aus einem Zimmer gerannt, um sein Herrschen zu begrüßen.
Auch Polen blieb nicht unbeachtet und der Schäferhund sprang an ihm hoch.
,,Charlie, aus! So behandeln wür unsere Gäste nicht." Tadelte Deutschland das Tier, welches auf das Wort hörte und von Polen abließ.
,,Na komm, lass und reingehen."
Drinnen führte Deutschland ihn die Treppe hinauf zu seinem Schlafzimmer, reichte dem Polen trockene Kleidung und ein Handtuch und zeigte ihm, wo das Badezimmer war, damit er sich umziehen konnte.
Der Deutsche selbst ging wieder nach unten und sagte dem weißhaarigen, er könne nachkommen, sobald er fertig sei.
Als Polen die trockenen Klamotten angezogen hatte, schaute er an sich hinunter.
Der schwarze Pulli war dem jungen Mann zu groß, seine Hände wurden fast vollständig von den Ärmeln bedeckt.
Die Jogginghose hatte Polen etwas enger geschnürt, doch zu lang war sie immer noch.
Doch er fühlte sich wohl.
Er sog den Geruch des Deutschen ein und spürte ein flatterndes Gefühl in seiner Magengegend. Er würde das hier noch eine Weile genießen.
Deutschland kochte derweil Kaffee, während Charlie sich in einer Ecke niedergelassen hatte, und ihn beobachtete.
Polen betrat endlich die Küche und setzte sich an den Tisch.
,,Danke für die Klamotten, Niemcy."
Deutschland schaute ihn nicht an, doch sein Tonfall verriet sein Lächeln.
,,Kein Problem, alles für dich..."
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Es geht noch weiter, das war Part 3, doch finden Polen und Deutschland zueinander?
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