S e v e n | The pact
≫But please, give me one last chance. I promise I wont let you down again.≪
Heute kehrte Giselle tatsächlich zum Nachsitzen zurück, doch sie weigerte sich, mit Alexander zu sprechen oder ihn gar anzusehen. Zum Ende der Stunde rauschte sie aus dem Klassenzimmer und ignorierte seinen verzweifelten Ruf nach ihr. Sollte er sich doch jemand anderen zum anbaggern suchen. Giselle hatte eindeutig die Nase voll.
Doch obwohl sie es nicht zugeben wollte und dies auch niemals tun würde, ließ sie der Kuss nicht los. Selbst als sie abends im Bett lag und die Augen schloss, konnte sie die Gedanken an ihn und seine Lippen nicht ins Nirwana ihres Hinterkopfes verbannen, sondern musste die Berührung seiner zarten Haut spüren, als würde er sie noch immer küssen.
Dafür hasste sie ihn mit einer solchen Leidenschaft, dass sie fast den bescheuerten Vorschlag ihrer Mutter, die Sache mit ihrer Tante und das Verschwinden ihrer Freunde vergaß. Aber nur fast. Schlagartig musste sie wieder daran denken, und daran, dass Alexander der einzige außer ihr war, der sich noch an sie erinnerte.
Verdammt, jetzt dachte Giselle ja schon wieder an ihn. Das musste aufhören. Doch andererseits musste sie unbedingt morgen dem Verschwinden ihrer Freunde nachgehen. Sie waren jetzt schon zwei Tage einfach so verschwunden und er schien wirklich der einzige zu sein, der helfen konnte.
Sie musste ihn ja nicht ansehen und nach dem Biss von ihr würde er es sicher nicht wagen, sie noch einmal zu küssen. Giselles Kopf schwirrte wieder von Bildern seiner Lippen, was sie mit einem Stöhnen quittierte und ihr Gesicht in den Kissen vergrub. Oh, wie sehr sie Alexander doch hasste. Ihr Handy klingelte und zwang sie, den Kopf wieder zu heben und zu dem lästigen Gerät zu starren. Alexander. Giselle dachte gar nicht erst daran den Anruf anzunehmen.
Einen Fluch und eine rüde Geste später lag das Handy in ihrer Unterwäscheschublade vergraben und ging ihr nur noch gedämpft auf den Zeiger. Zufrieden rieb Giselle sich die Hände, und da es noch viel zu früh zum Schlafen gehen war, taperte sie nach unten in die Küche. Routinemäßig öffnete sie den Kühlschrank, sah missmutig hinein und schloss ihn wieder.
"Mom?", rief Giselle und schlenderte ins Wohnzimmer. "Haben wir noch was von den- " Sie erstarrte, denn dort war er schon wieder, hier, in ihrer eigenen Küche. Ihre Mutter saß Alexander mit einem strahlenden Lächeln gegenüber und aß gerade mit ihm die letzten Himbeeren auf. Giselles Magen verknotete sich, was nicht nur an ihrem Hunger lag.
"Ach, Giselle! Sieh mal, wer vorbeigekommen ist. Ich fand es ja immer so schade, dass ihr euch getrennt habt", sagte ihre Mutter und bedeutete Giselle, sich zu ihnen zu setzen. Sie rührte sich nicht von der Stelle. Wie kam ihre Mutter auf die bescheuerte Idee, Alexander in ihr Haus zu lassen? Um fair zu sein musste Giselle zugeben, dass ihre Mutter nicht wissen konnte, was für ein Arsch Alec war. Giselle hatte ihrer Mom nie erzählt, wieso sie sich von Alexander getrennt hatte.
"Hi, Gise", sagte Alec mit einem strahlenden Lächeln und einem Funkeln in den Augen, das deutlich machte, wie genau er wusste, dass sie dieser Spitzname beinahe zur Weißglut brachte. "Wollen wir vielleicht in dein Zimmer gehen?"
Bevor Giselle antworten konnte, hatte ihre Mutter ihr schon begeistert zugenickt und war aufgesprungen. "Ihr zwei geht ruhig ins Zimmer und ich mach euch Zimtschnecken, wie klingt das?"
Nun steckte sie natürlich in einer gewaltigen Zwickmühle. Sie wollte auf keinen Fall alleine mit Alec in ihr Zimmer, aber ihre Mutter machte so selten Zimtschnecken. Giselles Magen knurrte erbost bei dem Gedanken, diese Gelegenheit, köstliches Gebäck verdauen zu dürfen, sausen zu lassen. Ihre Mutter indes schien gar nicht in den Sinn zu kommen, dass Giselle überhaupt am Überlegen war, und scheuchte Alec die Treppe hinauf. Als sie auf Giselles Höhe war, zwinkerte sie ihr zu und flüsterte: "Ich denke, es tut dir gut, mal wieder etwas Zeit mit ihm zu verbringen."
Giselle warf ihr einen Todesblick zu, doch da sie Alexander bereits in ihrem Zimmer rascheln hörte, eilte sie ihm hinterher die Treppe hinauf. "Was soll der Scheiß?", fauchte Giselle und knallte die Tür hinter sich zu. "Du kannst nicht einfach in meinem Haus auftauchen, meine Mutter bequatschen und- leg meine Unterhose weg!" Hitze stieg ihr in die Wangen und sie maschierte zu Alexander herüber, der grinsend eine schwarze Spitzenunterhose hochhielt.
"Also an die kann ich mich noch erinnern."
Giselle holte zum Schlag aus, doch irgendetwas hielt sie davon ab, ihn tatsächlich auszuführen. Stattdessen schnappte sie sich ihre Unterwäsche zurück, pfefferte sie in die Schublade und knallte diese zu. "Ich will, dass du gehst", sagte sie dann mit der ruhigsten Stimme, zu der sie momentan in der Lage war.
Alec legte den Kopf schief. "Glaub ich dir nicht. Du vermisst deine Freunde."
"So langsam reichts mir echt mit dir! Du bist übergriffig, fies, arrogant und so ein-"
"Übergriffig?" Alec sah ernsthaft verwirrt aus.
"Ähh", machte Giselle, nun ebenfalls verwirrt. "Ja, so nennt man das wenn jemand konstant in die Privatspähre von anderen eindringt. Zum Beispiel in ihr Haus platzt, ihre Unterwäsche durchsucht, sie auf der Toilette heimsucht und sie.. küsst." Ihre Stimme brach unerwartet ab. Ein leichter Duft von Zimt umhüllte sie und ihr fiel auf, dass sie Alec seit dem Kuss nicht mehr so nahe gewesen war. Seine blöden, grünen Augen hatten sich verdunkelt, er sah fast besorgt aus.
"Ich dachte nicht, dass es dich so stark belastet", sagte Alec leise. "Ich dachte, du tust nur so. Ich dachte, du würdest mich vielleicht doch noch.. mögen."
Seine Worte erschreckten Giselle. "Wieso sollte ich dich mögen? Du hast mich betrogen. Ich war doch nie mehr als eine Schlampe für dich." Es war das erste Mal, dass sie darüber sprachen. Nachdem Alecs Betrug aufgedeckt worden war, hatte sich Giselle ohne Umschweife von ihm getrennt und jeden Versuch ihres Exs, mit ihr zu reden, abgeblockt.
Alec schluckte. "Du warst nie eine Schlampe für mich. Du.." Er atmete tief durch, schloss die Augen und fuhr sich durchs Haar. Das hässliche, goldfarbene Haar. "Ich erwarte nicht, dass du mir verzeihst. Du kannst mich hassen. Aber bitte, gib mir eine letzte Chance. Ich verspreche, dass ich dich nie wieder fallen lasse. Ich helfe dir, deine Freunde zu finden. Danach lasse ich dich in Ruhe- von mir aus-" es wirkte, als würde er einen unglaublich großen Kloß herunterschlucken- "für immer."
Seine Augen glänzten und Giselle kämpfte verbissen gegen ihr Mitgefühl. Sie durfte nie wieder auch nur irgendein Gefühl für diesen Jungen zulassen. Nicht einmal Mitleid. "Klingt gut", sagte sie betont unbekümmert. Doch wenn er sie nur halb so gut kannte, wie er immer behauptete, dann wusste er, dass der Mantel aus Beton, den Giselle um ihr Herz gelegt hatte, von einem feinen Riss durchzogen wurde.
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