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Mit einem kleinen Rums landete Hermine im Kamin und steuerte ohne einen Fuß vor die Haustüre gesetzt zu haben, einen hübsch gedeckten Tisch an. Das Wetter war scheußlich, deshalb hatte die junge Hexe beschlossen, den bequemen Weg zu gehen. Sie wollte ja eigentlich lieber Steven Watson für die Angelegenheit vorschlagen, aber der Minister hatte darauf bestanden, dass sie sich darum kümmerte. Um die Sache so schnell wie möglich zu regeln, hatte Hermine daher Neville eine Eule geschickt und ihn gebeten, sich mit ihr zu treffen. Madam Puddifoot's Café war genau der passende Ort, um die Angelegenheit in die Hand zu nehmen. Denn wenn eine Angelegenheit für Kopfzerbrechen bei Hermine Granger sorgte, musste sie mit besonderer Aufmerksamkeit behandelt werden.

"Hallo Mine." Neville winkte aufgeregt, als er aus seinem Regenmantel schlüpfte. Versehentlich bespritzte er ein junges Paar mit Regenwasser. Da er jedoch nur Hermine im Auge hatte, bemerkte er es nicht einmal.

"Hey Nev. Schön, dass du Zeit hast", sagte die Braunhaarige und stand auf, um ihren alten Schulfreund zu umarmen.

"Ich musste ja kommen. Du zauberst besser als ich und ich kann es nicht riskieren, wieder von dir verhext zu werden."

"Oh Nev, das ist ja ewig her", erinnerte sie sich.

"Und du hast dich bereits tausendmal entschuldigt. Aber ich liebe es, wenn du dieses Gesicht machst."

"Das habe ich wohl verdient", lachte Hermine.

Nachdem sie zwei Tortenstücke und zwei Tassen Kaffee bestellt hatten, drängte Neville darauf, zu erfahren, weshalb sie sich mit ihm treffen wollte. "Dann leg mal los. Was kann ich für dich tun? Willst du endlich das Ministerium verlassen und mir in Hogwarts Gesellschaft leisten?"

"Nicht in nächster Zeit. Obwohl ich Hogwarts für ein paar Tage einen Besuch abstatten muss."

"Ehrlich?", fragte er erfreut.

Eine ältere Dame kam mit einer Kaffeekanne an den Tisch und Hermine biss missbilligend die Zähne zusammen. Unglücklich dachte sie, wie unkompliziert es gewesen wäre, Steven zu schicken. Er war sehr qualifiziert und hatte keinen Grund, Hogwarts zu meiden.

Das ist wohl ein Witz. Du musstest ja schon immer die Beste in allem sein. Warum sollte Pricket den Zweitbesten nehmen, wenn er dich dafür haben kann?

Hermine nickte eifrig, um die Denkpause zu überbrücken. "Der Minister hat mir einen Auftrag gegeben. Aber erzähl doch mal. Wie läuft es bei euch?"

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Halt die Klappe.

Wirst schon sehen, dass ich Recht habe.

"Ach, es ist ein bisschen frustrierend, der einzige Lehrer unter 40 zu sein. Bis ich mich beworben habe, war Severus der Jüngste von allen. Das scheint er mir nicht zu gönnen", berichtete Neville.

Hermine lächelte wissend. Armer Neville. Darum freute er sich auch so, dass sie zu Besuch kommen würde. "Das passt zu ihm. Ist er immer noch so steif, als hätte er einen Stock verschluckt? Wie versteht ihr euch?"

"Die meiste Zeit schon. Er ist kein Fan von mir, aber wir kommen miteinander aus. Ich lasse mich schon lange nicht mehr von ihm fertig machen", berichtete er stolz.

"Das freut mich sehr. Ich wusste, dass du es drauf hast, ihm die Stirn zu bieten."

"Er ist etwas ruhiger geworden. Das hilft natürlich. Manchmal glaube ich fast, er langweilt sich in Hogwarts."

Hermine wurde das Herz schwer. Ihr letztes Treffen mit Severus war der Auslöser einer Reihe von Auseinandersetzungen gewesen. Ständig hatten sie sich gezofft. Eine Zumutung für alle anderen in Hogwarts. Von ruhig war da nichts zu spüren gewesen.

"Warum machst du denn so ein Gesicht?", erkundigte sich Neville besorgt.

Hermines Fingernägel tippelten auf den Rand der Kaffeetasse. "Ich bin nur mit meinen Gedanken abgedriftet. Wie du weisst, habe ich vor zwei Jahren mein Praktikum in Hogwarts gemacht."

"Ja, es lief nicht so gut, soweit ich mich erinnere."

"Das ist richtig." Hastig trank Hermine ihren Kaffee.

Neville musterte sie. "Warum ist dann dieses Leuchten in deinen Augen? Was hat das zu bedeuten?", wollte er wissen.

Hermines Puls ging schneller. Sie wischte die Hände an ihrem Rock ab.

Du musst schon damit rausrücken.

Halt endlich die Klappe.

"Ich soll in Prickets Auftrag in Hogwarts eine Untersuchung für das Ministerium durchführen, auf die ich nicht besonders scharf bin."

Das reichte nur als lahme Ausrede, doch Neville sprang darauf an. "Hat Pricket es auf dich abgesehen? Zuerst lässt er dich ein unnötiges Praktikum machen und jetzt sollst du Hogwarts unter die Lupe nehmen? Dafür gibt es bestimmt noch andere Kandidaten."

"Das mit dem Praktikum hatte schon seine Richtigkeit", meinte Hermine angespannt.

Bring es endlich auf den Punkt.

"Aber du warst von Anfang an qualifiziert genug für den Job im Ministerium. Ein Praktikum war doch total überflüssig", sagte Neville zu ihrer Verteidigung.

Erlöse den armen Kerl. Sag ihm, warum du den Auftrag lieber nicht angenommen hättest.

Hermine holte Luft. "Pricket will sicher sein, dass es keine Bevorzugung gibt. Wenn man bedenkt, wie viele Todesser es damals ins Ministerium geschafft haben, kann ich ihn verstehen. Ich habe ja auch nichts dagegen, wieder mal nach Hogwarts zu kommen. Allerdings wäre ich dir dankbar, wenn du zufällig ins Gespräch bringst, dass ich komme. Es soll sich bis zu meiner Ankunft rumgesprochen haben."

Neville runzelte die Stirn und lehnte sich an der Dame, die die Tortenstücke auf den Tisch stellte, vorbei, um Hermine anzusehen. "Das musst du mir schon genauer erklären."

Hermine seufzte. Sie hatte gehofft, es für sich behalten zu können. Aber das würde nicht klappen. Sie war während des Praktikums knallhart mit Severus kollidiert. Er war untervögelt gewesen, sie war untervögelt gewesen. Gegenseitige Wortgefechte, angestaute Aggressionen, hemmungsloser Sex. Total unreif für die normalerweise so zuverlässige Ex-Gryffindor-Schülerin.

"Als ich bei euch mein Praktikum gemacht habe, bin ich Severus näher gekommen", sagte sie, während sie etwas von der Erdbeersahnecreme ihrer Torte von der Gabel leckte. "Er hatte Schwierigkeiten, sich wieder einzuleben und ich war frisch von Ron getrennt. Wir waren beide total überspannt und da sind wir zusammen ins Bett gegangen."

"Dann ist Severus ja doch nicht immer so stocksteif wie es aussieht", sagte Neville wie aus der Pistole geschossen.

"Äh, wie man es nimmt. Er war auf jeden Fall steif."

Neville schlug die Hände vor's Gesicht. "Merlin. Ich habe ein Bild vor Augen. Das werde ich nie wieder los."

Hermine tätschelte seinen Arm. "Das wird schon, Nev. Du hilfst uns allen sehr, wenn du verbreitest, dass ich nach Hogwarts komme. Es wird eine Eule vom Ministerium geschickt werden, dass eine Untersuchung stattfindet. Aber darin steht nicht, wer sie macht. Severus soll sich auf mich vorbereiten können. Ich will nicht, dass wir beide wieder einfach aufeinanderprallen."

Neville rieb sich das Kinn. "Das wäre für keinen gut. Du kannst dich auf mich verlassen."

Hermine war erleichtert. "Hervorragend", erwiderte sie strahlend. "Übrigens, diese Torte ist der Hammer."

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