Der elfengleiche Junge
Eine Gänsehaut verursachende Kälte hing in der Luft. Da war ein elfengleicher Junge, vielleicht gerade mal achtzehn Jahre alt. Seine Haut wie Porzellan, höchstens ein paar Nuancen dunkler, Lippen blau von Frost und Tod. Selbst wenn die toten, ins Leere starrenden Augen geschlossen wären, hätte man ihn nicht für lebendig halten können. Sein Gesicht war noch im Tod wunderschön und sein Körper zierlich. Es wirkte wie ein Kunstwerk, ein sehr makaberes surrealistisches Kunstwerk. In der Mitte seines Unterarmes fehlte an einer ungefähr 20 cm langen Stelle jegliches Fleisch, nur Knochen war zu sehen. Wenn man näher heran trat, konnte man die sauber durchtrennten Muskelstränge von den Schichten Fett und den gekappten Adern unterscheiden. Der sichtbare Knochen war zu kunstvollen Spiralen mit hübschen Mustern geschnitzt worden, wie ein Stück Holz. Es war mit dem Elfenbeinturm aus der unendlichen Geschichte zu vergleichen. Ein wenig befremdlich solch eine Grausamkeit mit einer Kindergeschichte zu vergleichen, aber der elfengleiche Tote wäre bestimmt lieber tausend mal durchs Nichts gegangen als so zu enden. Oberhalb und unterhalb der Stelle schien noch alles intakt, bis auf halb verblasste bleiche Narben die die selben verschlungenen Musterungen zeigten. Das gleiche war mit seinem anderen Unterarm, seinen beiden Oberarmen, seinen Oberschenkeln und seinen Schienbeinen passiert. Aber da war noch etwas was man kaum übersehen konnte. Sein gesamter Rumpf war geöffnet worden und jegliche Organe entfernt. Seine Rippen waren noch so wie sie in Lebzeiten gewesen waren aber enthielten nichts mehr, auch die Wirbelsäule war freigelegt, sein kompletter Oberkörper war hol und leer wie vermutlich auch sein Geist in diesem Augenblick.
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