Cozen |37|
Cozen
Verb | Meaning:
to trick or deceive
Jisung erwachte in Minhos Bett.
Sein Duft flog durch die Luft, wie der Wind und der Blonde seufzte entspannt. Ja, der Tag würde gut werden. Fröhlich vor sich hinpfeifend spazierte er in die Küche. Sein Magen trachtete es nach Nutella.
"Guten Morgen!", flötete er und nahm neben Jeongin platz, der mehr oder weniger anwesend war. Seine hochgezogenen Augenbrauen bedeuteten ihm, dass der Blauhaarige nicht ganz verstand, wieso er schon so gute Laune hatte, dabei war es erst um neun.
"Das, meine lieben Kinder-", begann Chan theatralisch zu flüstern und goss sich Kaffee in seine Tasse.
"-wird aus euch, wenn der Partner nicht anwesend ist."
Jisung biss sich auf die Lippe und schmiss ein Stück Brot nach dem Älteren. So ließ er sicherlich nicht mit sich reden. Doch er wusste, dass es ein Spaß war.
"Essenschlacht?", fragte Hyunjin und trat vom Gemeinschaftszimmer in die Küche.
"Da bin ich dabei!"
Felix kam ebenfalls und wirkte nicht minder fröhlich. Jisung ahnte bereits, dass dies keineswegs gut Enden würde, also zog er sich still und leise mit seinem Nutellabrot zurück. Während er sich durch das Gelände schlug, begegnete er Seulgi, die lachend mit Wendy Federball spielte. Er gesellte sich zu den beiden Mädchen, die ihn begrüßten und weiterspielten.
Ihre Ruhe wurde jäh unterbrochen, als ein ohrenbetäubender Lärm am Eingang des Internats ertönte. Jisung wirbelte zum Tor. Die Schreie wurden lauter.
Aus dem Wald strömten hunderte, nein, tausende Dämonen. In jeglicher Art, mit messerscharfen Krallen oder riesigen Schwerter, die sie wild um sich schleuderten.
"Zu den Sternen", murmelte Seulgi und schlug sich die Hand vor dem Mund.
Von ihrem Standpunkt aus konnten sie sehen, wie Jungkook und Taehyung begannen die Ersten von ihnen niederzumetzeln. Mehr und mehr der Vampire strömten zu dem Geschehnis.
Ein weiterer Laut hinter den dreien ließ sie alarmierend herumfahren. Jisung wich einer gigantischen Pranke aus. Seulgi und Wendy taten es ihm gleich. Mit einem geschickten Angriff, lag der Erste am Boden. Der Vampir blickte zu Wendy, die eine Peitsche mittels ihrer Macht heraufbeschworen hatte. Sie nickten einander zu, was Jisung dazubrachte, zur Seite zu springen. Die beiden wusste, was zu tun war.
"Beschützt den Prinzen", schrie irgendwer zu seiner Rechte. San blickte ihm in die Augen. Die Angst, welche der Blonde vor Tagen noch in seinen Augen gesehen hatte, war blinder Wut gewichen. Wooyoung und Seong-hwa, Mingi und Jongho tauchte zu seiner Linken auf und schützte ihn. Innerlich vermerkte sich Jisung, dass er mit ihnen nach dem Kampf sprechen würde. Er brauchte keine Leibwächter. Er schaffte das. Aber er ließ sie gewähren. Er griff in sich hinein. Im nächsten Moment wuchsen Schlingpflanzen aus dem Boden und spießten einige der Monster auf. Doch es wurden immer mehr, dass sich San und Wooyoung von ihm trennten. Jisung wurde immer weiter in den Wald gedrängt. So viel und schnell er die Pflanzen auch beschwor, die Dämonen überfielen ihn. Einen kurzen unvorsichtigen Moment und er sah im Augenwinkel, wie ein Schatten hinter ihm auftauchte und etwas auf seinen Kopf schlug.
Der Nebel vor seinen Augen lichtete sich, doch er ließ sie geschlossen. Stattdessen horchte Jisung, was sich in seiner Umgebung befand. Seine pochende Kopfschmerzen ignorierend, nahm er scharrende Schritte, die über den Boden kratzten und einen schnaufenden Atem wahr. Eine Mischung aus fauligem Verwesungsgeruch und staubigen Büchern kroch seine Nase hinauf. Er bewegte ganz leicht die Hände, um die Aufmerksamkeit derer, die sich im Raum sammelten, nicht auf sich zu ziehen. Der Blonde stellte fest, dass er gefesselt war. Das Metall an seinen Handgelenk schnitt und brannte sich förmlich in sein Fleisch. Aufgrund des Schmerzes konnte er sich ein Zischen nicht verkneifen, weswegen er sich innerlich verfluchte.
"Ist der kleine Prinz aufgewacht?", fragte ihn eine Stimme, die ihm vertraut und fremd zugleich erschien.
Jisung öffnete die Augen. Gedämpftes Licht umhüllte ihn und die Frau, welche ihm gegenüber stand.
Die Rektorin grinste ihn schelmisch an und umrundete ihn. Der Blonde wusste sofort, wo er steckte. Der alte Schuppen. Er war an der Steintafel festgebunden.
"Weißt du, warum die Fesseln so schmerzen?", wollte sie wissen, während er dagegen ankämpfte und zog und zog und zog. Es brachte nichts, selbst seine Vampirstärke konnte dagegen nichts ausrichten.
"Sie sind aus Silber gegossen", säuselte sie. Jisung verstand. Je mehr er an ihnen rührte, desto mehr würden sie in sein Fleisch schneiden. Zum Himmel, sie könnten ihn bis auf den Knochen schmelzen.
"Warum tun Sie das? Die Schule wird angegriffen! Sie müssen helfen!"
Ihr Lachen klang irre und laut und drückend in seinen Ohren, dass er sich mit zusammengekniffenen Augen abwandte. Wo waren die anderen? Suchten sie ihn? Was zum Henker geschah hier?
Er überlegte fieberhaft, wie er hier herauskam. Sein Blick wandte sich in die Dunkelheit und er fand, dass sie zurückstarrte.
Er zuckte zusammen.
"Oh, wie ich sehe erkennst du meinen Schatz", säuselte sie und forderte das Monster mit einer Handbewegung dazu auf, zu ihnen zu kommen. Jisung erkannte es sofort wieder. Der Dämon aus seinem Traum, der Dämon, der ihn für das falsche Gefäß hielt. Ein kaum merkliches Zittern durchfuhr ihn.
"Vor langer Zeit gab es jemanden, den ich sehr geliebt habe. Er hat für mich eine wichtige Rolle in meinem Leben dargestellt. Er war da, wenn niemand sonst es für mich tat. Er spendete mir Trost."
Jisung hörte ihr nur mit halben Ohr zu, denn seine Aufmerksamkeit galt dem spitzen Skalpell, der mittlerweile in ihrer Hand lag. Die Informationen sickerte langsam und zäh wie Gummi zu ihm hindurch. Sie wollte sein Herz.
"Diese Person hat mir so viel gelehrt. Du kennst sie aus den verbotenen Büchern."
Der Vampir wusste worauf sie hinaus wollte, wusste, wenn sie meinte.
"Ich werde oft in ihrer Konstellation vergessen, dabei war ich schon immer die STÄRKSTE!"
Jisung zuckte bei ihrer lauten Stimme zusamen. Sie hallte und hallte immer wieder durch den Raum. Die Phiolen und Bücher in den Regalen wirkten nicht minder verängstigt. Der Blonde vernahm dumpfe Schritte, welche die Treppe hinunter kamen. Der Geruch traf ihn zuerst, bevor er wusste, was da in dem Saal stand. Weitere Dämonen. Fünf an der Zahl. Jisung schluckte hart. Seine Kehle fühlte sich mit einem Mal staubtrocken an. Okay, ganz ruhig. Erstmal die Tatsachen ins Auge fassen.
Du bist gefesselt an einen Altar.
Du bist umgeben von sechs Dämonen.
Die Rektorin ist irre geworden und will dir scheinbar irgendetwas rausschneiden.
Und niemand weiß, wo du gefangen bist.
Der Blonde stieß ein Schwall staubiger Luft aus. Tolle Aussichten. Er war so gut wie tot.
"Wir haben sie dabei", grunzte einer der Dämonen und reichte der Rektorin einen großen Tonkrug. Ein heiliges Gefäß.
"Es wird Zeit. Die Kämpfe werden nicht mehr lange andauern. Ihr Zwei-", sie deutete auf zwei der sechs Monster, deren Gesichter aussahen, als wäre ein Laster zweimal darüber gefahren. Jisung musste innerlich kichern, und dann schüttelte er den Kopf. Er verlor langsam den Verstand.
"-geht nach oben und bewacht die Tür. Niemand soll auch nur in in Nähe dieser Hütte kommen."
Sie schaute ihm in sein Gesicht. Sie durchflutete purer Wahnsinn.
"Und nun zu dir, kleiner Prinz."
Ihre Augen glänzten rot und da wusste Jisung, dass sie kein Vampir mehr war, sondern eine Ausgeburt der Hölle, der Dunkelheit und des Todes.
Sie tippte sich an die Nase und schien zu überlegen.
"Wo war ich stehen geblieben? Achja! Bei meiner Schwester und meinem Bruder."
Der Vampir riss die Augen auf, als die Erkenntnis zu ihm durchsickerte.
"Sie sind die Schwester der ersten Vampirkönigin."
"Und des Monsters, das sie vernichtet hat."
Bei ihren Worten lief es ihm kalt den Rücken runter. Nein, nein, das konnte nicht stimmen.
Niemand hatte je von ihr gesprochen.
"Weil niemand der Meinung war, ich wäre wichtig. Aber ich bin es. Ich werde die Herrschaft an mich reißen und erst über das Saint Orun und dann ganzen Städte herrschen bis die ganze Welt mir gehört! Und dafür brauche ich dich und dein Herz."
Jisung schüttelte ungläubig den Kopf. Sie war für die Angriffe auf ihn und die Schule zuständig. Sie wollte nur eins: sein Herz. Sie wollte seine Macht für sich nutzen, ihn nutzen.
Mit einmal stieg die Panik, wie eine Schlange in ihm hoch. Er rüttelte an den Ketten, um sich zu befreien, doch nichts änderte sich außer der Schmerz, der ihn durchfuhr.
"Na, Na, Na. Keine Angst, kleiner Prinz. Es wird kaum wehtun."
Der Blonde versuchte seine Atmung unter Kontrolle zu bringen, als er sah, wie sie den Skalpell auf seiner freigelegten Brust ansetzte. Automatisch schweiften seine Gedanken zu Minho. Er fragte sich, was er gerade machte. Merkte er die Angst und den Schmerz, der ihn durchströmte? Würde er vielleicht in den nächsten zwei Sekunden durch die Schuppentür knallen und alles und jeden niedermetzeln? Er spürte einen flammenden Stich an seinem Brustkorb und er wusste, wenn er nichts unternahm, wären all seine Mühen, all seine Kämpfe, die er sein Leben lang ausgetragen hatte, umsonst. Er liebte Minho. Er wusste, der Vampir würde ihn stets beschützen, aber jetzt war es an der Zeit sich selbst zu retten. Jetzt war es an der Zeit für sich selbst zu kämpfen.
Es war nicht das leichteste Leben.
Es war nicht das glücklichste Leben.
Es war nicht das beste Leben.
Aber es war seins.
Und das war das Großartige daran.
Und das würde er sich nicht nehmen lassen.
Er schloss die Augen und beschwor seine Magie, tauchte vollends in dieses bodenlose Fass seiner Kraft hinein. Rief, Ranken, Wurzeln und Bäumen aus dem Untergrund empor.
Dann brach die Hölle los.
Die Pflanzen schossen aus dem Boden: Wurzeln wie Pfeile, spießten alles und jeden auf, sodass sie sogar durch die Decke krachten. Die Sonne in ihm tobte wie ein Lauffeuer und er leuchtete golden, golden, golden und er versenkte jeden Körper, der sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte. Die Sonne in seinem Körper könnte eine ganze Stadt zerstören. Er wusste das. Die Fesseln um seine Hände und Füße lösten sich. Er stand auf, seine Beine wackelig, die Sicht verschwommen und doch riss er sich zusammen. Er musste die Barriere schaffen, er musste die anderen retten. Mit jedem Schritt wurden seine Bewegungen fester, flüssiger. Er würde nicht aufgeben. Er würde kämpfen. Seine Ranken und Wurzeln bahnten sich einen Weg durch den alten Schuppen, bereiteten Platz für ihn, sodass er ohne Mühe hindurch gehen konnte. Oben angekommen, zog er die frische Luft in sich ein. Jedoch konnte er den Geräuschen des Waldes nicht folgen, denn das Chaos, welches sich in der Schule ausbreitete, hörte er bis hierher. Er konzentrierte sich erneut, holte tief Luft und stieß einen Schrei aus.
Ein Schrei, der alles und jeden darauf vorbereiten sollte, dass er kam, dass er nach Blut lechzte und das er vor nichts und niemanden Halt machen würde.
Er wollte Blut schmecken.
_____________________________________________
Was haltet ihr davon?
Zu den Sternen Han Jisung ist großartig. Ich habe gerade eine kleine Fangirl-Attacke.
San
Mingi
Wooyoung
Seong-hwa
Jongho
Seulgi
Wendy
Feel free to comment!
Erin🌸
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top