Caelum |1|

Caelum
Noun | Meaning:
(Latin)
~the sky; the heavens~

Er verehrte die Sterne.
Er bewunderte sie für ihre Konstante. Für ihre Ewigkeit. Es konnten Städte brennen oder die Erde beben, sie erleuchteten stets den Nachthimmel. Manchmal hatte er das Gefühl, er könne sich auf nichts verlassen, doch die Sterne wachten jederzeit über ihn. Er wandte den Blick gen Himmel, wo die Leuchtkörper zu ihm zurückstarrten. Früher hatte er sich vor dem Schlafen gehen immer auf die Veranda gestellt und sich gewünscht, er würde einmal ein Stern werden. Denn Sterne waren schön und machtvoll und riesig. Sie waren aber vor allem eins: Unsterblich.
Bisher kannte der Junge nur eine Wesensart, die ebenfalls mit der Unsterblichkeit beglückt war:
Vampire.
"Du musst Han Jisung sein, habe ich Recht?"
Überrascht von dem plötzlichen Ertönen einer Stimme drehte der Junge sich um.
Der schwarzhaarige Vampire ihm gegenüber lächelte schief. Sein tätowierter rechter Arm sprang Jisung zuerst ins Auge. Die Tattoos schlängelten sich wie ein Fluss kreuz und quer über den Ober- und Unterarm. Wäre das T-shirt nicht so lang, würde er bestimmt mehr sehen. Der schwarze, lockige Haarschopf umkreiste das Gesicht des Vampires perfekt. Manchmal vergaß der Junge, dass diese mit Gaben beschenkten Wesen makellos waren. Jeder von ihnen konnte locker ein Model sein.
Jisung konnte sich nur denken, dass er älter war. Er hatte nämlich auf der Homepage des Internats gelesen, dass es eine abendliche Ausgangsperre gab, wo nur zweit oder dritt Semester eine Gelegenheit hatten, umher zu spazieren.
"Ich bin Jeon Jungkook, der Betreuer von Wohnheim Zwei, was ab heute dein neues Zuhause wird."
Jisung begann zu Strahlen, aber es war kein Gewöhnliches, dass er seinem Gegenüber entgegensandte. Es war ein Tausend-Kilowatt-Lächeln, das zeigte, wie er war, denn er freute sich ungemein auf dieses neue Kapitel seines Lebens. Auch wenn es sein Letztes sein würde.

Sie begannen ihren Weg zu der Unterkunft, wobei Jungkook über das Internat, die Hausordnung und seinen Stundenplan sprach. Jisung sinnierte währenddessen über seine neuen Mitbewohner. Er hatte ebenfalls auf der Internetseite gelesen, dass man zusammen mit höchstens acht Personen lebte. Es gab einen Gemeinschaftsraum, sowie eine Küche und jeder konnte sich in seinem Zimmer individuell ausleben.
Als sie das Wohnheim betraten, staunte der Junge nicht schlecht. Von außen wirkte das Gebäude wie ein ganz normales Einfamilienhaus aus, doch nachdem man es betreten hatte, strahlte es eine Art antike Verletzlichkeit aus, die er nicht beschreiben konnte. Die Deckenfresken waren so imposant, dass Jisungs Mund bis zum Boden glitt. Sowas hatte er zum letzten Mal in einen Museum gesehen. Die Wände mit weißem Stuck und der alte Teppich, der aussah, als würde er direkt aus dem Orient stammen, rundeten das Gesamtbild des Gemeinschaftsraumes perfekt ab. Die roten neuen Sofas, gestellt in einer U-Form, genau wie der riesige Flachbildfernseher passten jedoch nicht recht zum Arrangement des Restes. Doch das störte ihn nicht.
Es war atemberaubend.
Jungkook grinste. Er musste automatisch an seine eigene Reaktion denken, die er zu seiner Ankunft hatte. Sie war die Gleiche. Selbst nach Wochen und Monaten konnte er sich noch nicht an diesen altertümlichen Charme gewöhnen. Er glaubte auch nicht daran, sich irgendwann daran satt gesehen zu haben, dafür entdenkte er immer wieder aufs Neue etwas Unbekanntes.
"Chan!", mahnte Jungkook, weswegen Jisung sich verwirrt umdrehte und geradewegs in das Gesicht eines blondes, muskulösen Vampir zu starren. Seine grünen Augen inspizierten ihn, als wäre er ein Model auf dem Laufsteg. Ein breites Lächeln glitt auf das Gesicht seines Gegenübers, wobei Jisung einen Stück zurückwich. Die Hand, welche ihm entgegen gestreckt wurde, ergriff er trotz dessen. Reine Höflichkeit.
"Ich bin Bang Chan, der Leader, der Sippschaft, die jeden Moment hier heruntergestürmt kommt."
Jisung verstand noch nicht, was der Blonde meinte, doch dann hörte er lautes Fußgetrappel, wie eine Horde Pferde. Man sollte meinen Vampiren seien leise, dachte er sich.
Binnen zwei Sekunden war er umzingelt von fünf weiteren Vampiren. Alle männlich. Alle attraktiv und grinsend, was ihm irgendwie Angst machte.
"Ich lasse euch dann mal allein, wenn was ist, schreit oder drückt den Alarm", verabschiedete sich Jungkook und ließ Jisung panisch zurück. So hatte er sich die Anreise nicht vorgestellt. Er dachte, es würde....gesitteter ablaufen? Konnte man das so sagen? Sie blickten ihn mit gierigen Augen an. Jedes grüne Augenpaar verfolgte ihn.
"Leute!", mahnte Chan und zog ihn zu sich.
"Wir setzen uns jetzt gemeinsam auf die Couch und versuchen das alles in Ruhe über die Bühne zu bringen, okay? Nicht so wie beim letzten Mal mit Jeongin."
Jisung fragte sich, wer von diesen Vampiren Jeongin war. Er wandte seine Augen zu jedem Gesicht und stellte fest, dass keiner wie ein Jeongin aussah.
"So schlimn war es überhaupt nicht", entgegnete der Größte unter Ihnen. Sein langes schwarzes Haar war in einem Pferdeschwanz zurückgesteckt.
"Wohl war! Ich wurde von einem Huhn attackiert!", empörte sich ein Blauhaariger, der anschließend die Hände in die Seiten stemmte, um seiner Wut mehr Kraft zu verleihen.
Ein Gewirr aus sich anmeckerenden Stimmen bescherte Jisung Kopfschmerzen. Eigentlich war es ihm herzlich egal, wie sie alle hießen, er wollte ins Bett und schlafen und schlafen und schlafen. Dieser ganze Weg hierher war keineswegs ein Spaziergang gewesen. Sein Zug hatte zwei Stunden Verspätung gehabt, weswegen er seinen Anschluss- Bus verpasst hatte und der Taxifahrer wollte nicht bis zum Internat fahren, weil er der Meinung war, der Wald davor sei verflucht. Also spazierte er, drei Uhr nachts, allein, mit zwei riesigen Koffern, durch den Wald.
"Wo ist eigentlich Minho?", wollte Chan wissen, weshalb die anderen in ihrer hitzigen Diskussion innehielten.
"Wahrscheinlich wieder die Sterne beobachten", tat ein Braunhaariger die Frage des Leaders ab.
Jisung seufzte, holte tief Luft und lächelte.
"So sehr ich euch gern beim Namen nennen würde, aber ich bin hundemüde."
Den Anwesenden schien ein Licht aufzugehen. Natürlich. Es war mittlerweile vier Uhr in der Früh. Für einige Menschen hieß das Schlafenszeit.
"Dann zeige ich dir schnell dein Zimmer und nachher gibt es eine offizielle Vorstellungsrunde."
Er nickte dankbar. Normalerweise war er auch viel offener und hibbeliger, aber der Tag hatte ihm so viel Energie abverlangt, dass er wahrscheinlich bis zum Nachmittag schlafen würde. Oder länger.
Er folgte dem blonden Vampir und ließ die anderen hinter sich. Sie erklommen eine breite Holztreppe, welche in den zweiten Stock führte. Ein irrwitziger Gedanke manifestierte sich in seinem Kopf. Diese Treppe würde in naher Zukunft wahrscheinlich sein Untergang sein. Er fühlte es.
"Also, der zweite Stock hat acht Zimmer, wohingegen sich immer zwei Zimmer ein Bad teilen", erklärte Chan und bog nach links, als sie am Ende der Treppe ankamen. Die ersten drei Türen ließen sie hinter sich. Die letzte Holztür war also seine, dachte er sich.
"Richte dich ein und schlaf ne Runde. Wir sehen uns nachher!", sagte Chan und schloss die Tür hinter sich.
Endlich allein, seufzte er. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er seinen Koffer unten vergessen hatte, aber das war ihm egal. Er wollte nur noch in dieses weiche, wie Watte schimmernde, Bett fallen und entspannen. Jedoch wurde Jisung von einem Geräusch auf dem Balkon, der sich auf der gegenüberliegenden Seite erstreckte, abgelenkt. Als er die Tür entriegelte und hinausspähte, erblickte er zwei grüne Iriden, die ihn aufzusaugen schienen. Er verschluckte sich kurzerhand an seiner eigenen Spucke, nachdem er zurückgeschnellt war. Die braunen Haare des Vampires wurden durch den Wind auf dem Balkon zerstört, was ihn noch attraktiver wirken ließ. Sein kantiges Gesicht und diese rosanen Lippen vollendeten ihn zu einem Kunstwerk, von dem sich Jisung nicht abwenden konnte.
Das musste Minho sein.
"Atmen, Kleiner. Ich weiß, dass ich schön bin", grinste der Vampir.
Jisungs Mund klappte auf und wieder zu und wieder auf und wieder zu. Dieser.....Dieser.....ihm fiel keine Beleidigung ein. Er verdrehte genervt die Augen. Dann drehte er sich um und ging wieder in sein Zimmer. Mit sowas wollte er jetzt nicht umgehen. Schlagfertigkeit, traf bei dem Blonden eigentlich zu, doch das schien binnen Sekunden verpufft zu sein. Aber er wäre nicht Han Jisung könnte er nicht mit sowas umgehen. Seine Rache würde geplant sein.
Mit einem Mal stand der Braunhaarige vor ihm. Jisung versuchte die Tatsache zu ignorieren, dass Minho in völliger Regungslosigkeit zu existieren schien.
Ein schiefes, beinahe beängstigendes Grinsen, schlich sich auf die Lippen des Vampirs.
"Träum süß, Jisung. Und willkommen am St. Orun!"

_____________________________________________

Einen wunderschönen guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen und herzlich willkommen zu meiner neuen Fantasy Story: Cordolium!
Ich bin erst seit letztem Jahr ein Stay, aber Han Jisung hat mich auf Anhieb in den Bann gezogen, dass ich ihm jetzt eine Fanfiktion widmen.

Das erste Kapitel ist zwar noch etwas undurchdringlich, aber das legt sich in den nächsten.

Feel free to comment!

Erin🌸


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top