Kapitel 52

Irgendwie sind wir grad echt fleißig - also warum euch länger warten lassen ;)
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"Moment, was war das mit den Blusen in Antonias Schrank?", hakte ich nach und Francesca stutzte.

"Na, die frischen Blusen, von denen du mir erzählt hast, die im Schrank hingen", meinte sie und ich hatte das Gefühl, dass ihre Stimme leicht nervös klang. Oder war ich nach der Aktion mit Antonia inzwischen einfach paranoid?

"Ich habe dir nicht erzählt, dass ich frische Blusen in Antonias Schrank gefunden habe", antwortete ich misstrauisch.

"Doch, natürlich, woher sollte ich es denn sonst wissen?" Jetzt klang sie aber eindeutig nervös. Ich warf Fabio einen kurzen Blick zu, der sie mit gerunzelter Stirn betrachtete.

"Francesca, hast du irgendetwas damit zu tun, was Antonia gemacht hat? Habt ihr das gemeinsam geplant?", wollte er jetzt wissen und ich starb fast tausend Tode. Francesca war seine Rechte Hand, war eine Freundin. Er hatte ihr alles anvertraut und sich in allen Belangen voll und ganz auf sie verlassen. Wenn sie jetzt auch noch etwas damit zu tun hatte...

"Nein, natürlich nicht! Wie kommst du denn auf so eine Idee? Ich würde doch niemals mit Antonia zusammenarbeiten! Außerdem hätte sie mich doch wohl gerade verpfiffen, wenn ich tatsächlich mit ihr zusammengearbeitet hätte, oder?", argumentierte sie und es machte Sinn. Auch Fabio nickte, aber er schien noch nicht ganz überzeugt, während ich einfach überhaupt nicht mehr wusste, was ich noch glauben sollte. Ich bewunderte Fabio dafür, was für einen klaren Kopf er trotz allem gerade noch behielt.

"Aber woher weißt du dann das mit den Blusen in Antonias Schrank, wenn Ceil es dir nicht erzählt hat?", hakte er nach und ich fühlte Wärme durch mich hindurchströmen. Er vertraute mir. Er glaubte mir und nicht Francesca, ohne meine Worte auch nur im Kleinsten anzuzweifeln.

"Ich sagte doch, dass sie es mir erzählt hat", stellte diese aber mein Wort infrage.

"Wann?"

"Ich... Keine Ahnung, ich erinnere mich nicht mehr genau."

"Francesca, ich bin mir ziemlich sicher, dass Ceil sich erinnern könnte, wenn sie dir etwas davon gesagt hätte. Sie hat mit mir darüber gesprochen und wir haben vereinbart, dass wir die Sache erst mal für uns behalten und dann weiter sehen. Es gibt also nur noch zwei Optionen, wie du davon wissen kannst: Entweder du hast mit ihr zusammen gearbeitet oder du hast die Blusen selbst in den Schrank gehängt", folgerte Fabio und die Tragweite dieser Aussage traf mich mit voller Wucht.

Egal welcher dieser beiden Optionen stimmte: Auch Francesca würde uns wahrscheinlich heute verlassen und Fabio würde nicht nur eine Kellnerin sondern auch noch seine Geschäftsführerin und rechte Hand an einem Abend verlieren.

Das war einfach die reinste Katastrophe.

Francesca versuchte noch immer ruhig zu bleiben.

"Fabio, wir kennen uns schon so lange. Ich bin seit Anfang an dabei. Ich bin hier die zweite Geschäftsführerin und schmeiße den kompletten Laden. Du kannst mich nicht einfach aufgrund von Vermutungen feuern." Oh, ging da etwa schon jemand in den Angriff über, wie ein Tier, das man in die Ecke gedrängt hatte?

Ich verhielt mich ganz ruhig und verfolgte nur gespannt den Wortwechsel zwischen den beiden. Das war besser als im Kino, aber gerade eben wünschte ich mir, dass ich mir nur einen Film anschauen würde und das hier nicht die knallharte Realität war.

"Dann erklär mir einfach plausibel, woher du von den Blusen weißt. Francesca, ich will dir glauben, aber gerade eben machst du es mir nicht leicht." Fabio war die Ruhe in Person, aber jetzt war er ein Geschäftsmann, streng, autoritär und kein bisschen nachgiebig.

Das war vielleicht der falsche Zeitpunkt dafür, aber in diesem Moment war ich unheimlich stolz auf ihn.

Abwartend sahen wir Francesca an, aber diese blieb still.

Nein.

Einfach nein.

Das konnte doch nicht sein.

Francesca steckte auch noch in der ganzen Sache drin?

"Okay, ja, ich habe die Blusen in Antonias Schrank gehängt", platzte es dann völlig unerwartet aus ihr heraus. "Aber ich würde doch nie mit so einer Stümperin gemeinsame Sache machen", fügte sie dann verächtlich hinzu und ich spürte Fabio förmlich neben mir zusammensacken.

"Warum?", war alles, was er fragte.

Gefolgt von irgendwelchen italienischen Schimpfwörtern.

"Fabio, diese zwei Donna Grazien hingen doch an dir wie Kletten. Ich war mir sicher, dass du dir früher oder später - und wenn ich mir euch beide anschaue, dann eher früher - eine von den beiden schnappen würdest und dann wäre sie die Frau an deiner Seite."

Oh nein, bitte nicht noch eine, die sich Fabio krallen wollte. Ich meine, ich konnte es ja verstehen, aber seriously?

Aber anscheinend hatten Fabios und mein Gesicht Bände gesprochen, denn Francesca winkte gleich ab.

"Nein, keine Sorge, ich bin dir nicht auch noch verfallen. Aber früher oder später hättest du mich hier nicht mehr gebraucht und ich wäre meine Stelle los gewesen. Dabei habe ich hier geackert wie ein Gaul!", regte sie sich auf.

"Ach Francesca, warum hätte ich das denn tun sollen? Du hast deine Arbeit fantastisch gemacht, wieso hätte ich dir den Job wegnehmen sollen?", seufzte Fabio. "Du hast dir deinen Job gerade selber versaut", fügte er dann hinzu und schien seine Stärke wiedergewonnen zu haben, wenigstens für den Augenblick, um das durchzuziehen, was er jetzt tun musste.

"Francesca, pack deine Sachen und geh", wiederholte er seine Worte, die er schon kurz zuvor an Antonia gerichtet hatte. Ich spürte, dass ihn Francescas Verlust weit mehr traf als der von Antonia, aber beides zusammen war einfach eine Katastrophe.

In dem Moment klopfte es an die Tür und Paolo steckte den Kopf herein.

"Ähm, was ist hier los? Antonia ist vorhin abgehauen und ich rotiere da draußen alleine. Ich brauch Verstärkung", sagte er mit leicht panischem Blick.

"Ruf Lorenzo an, wir sind gleich wieder da", erwiderte Fabio nur kurz angebunden, aber Paolo schien es ihm nicht übel zu nehmen, sondern nahm die Anweisung mit einem Nicken entgegen und verschwand dann wieder.

"Fabio, bitte", versuchte Francesca abermals, sobald die Tür hinter Paolo geschlossen wurde.

"Ich sagte, geh!" Zum ersten Mal hob Fabio bedrohlich die Stimme und ich zuckte leicht zusammen.

Francesca reckte das Kinn, sah noch einmal kurz zu mir und dann wieder zu Fabio.

"Ohne mich wird der Laden untergehen."

"Weißt du, Francesca. Da wäre ich mir nicht so sicher. Und jetzt verschwinde aus meinem Blickfeld."

Wie in Zeitlupe starrte sie uns noch nieder, dann warf sie sich das Haar über die Schultern, machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum.

Fabio und ich standen in Stille da, versuchten, das eben Geschehene auch nur ansatzweise zu verstehen.

Das war alles gerade nicht passiert, oder?

Oder?

"Ceil..."

Ich hörte Fabios leises Murmeln, erkannte den Hilferuf darin und war an seiner Seite, bevor er darum bitten konnte. Ich schlang meine Arme um ihn und vergrub mein Gesicht in seiner Brust, während ich mich so fest an ihn drückte, wie möglich.

"Fabio, wir schaffen das schon, glaub mir. Wir schaffen das", nuschelte ich in seine Kochuniform. Fabio legte auch seine Arme um mich und stützte sein Kinn auf meinem Kopf ab.

"Ich glaube es einfach nicht", murmelte er. "Ich kapier es nicht."

Ich strich ihm beruhigend über den Rücken, versuchte ihm alleine durch meine Präsenz zu sagen, dass ich immer an seiner Seite stand und mit ihm für dieses Restaurant, für seinen Traum kämpfte.

"Und dass sie einfach dir die Schuld in die Schuhe schieben wollten..." Er löste sich ein wenig von mir, um mich anzusehen. "Das ist so ungerecht. Du bist die beste Person, die ich kenne. Das alles ist..."

Er sollte aufhören zu reden und zwar jetzt. Ohne weiter nachzudenken, stellte ich mich auf die Zehenspitzen und drückte meine Lippen auf seine.

Fabio hielt inne, versteifte sich kurz, seufzte dann aber gegen meine Lippen und küsste mich zurück.

Lange ließ ich uns aber nicht die Situation genießen und wich kurz darauf zurück, unterbrach den Kuss, ohne ihn richtig angefangen zu haben.

"Fabio, hör mir zu. Wir schaffen das." Ich sah ihm fest in die Augen, sah seinen Kampfwillen und seine Zuneigung zu mir vermischt in diesem wunderschönen, warmen Braun.

Langsam nickte er, ohne mich aber loszulassen.

"Kannst du mir einen Gefallen tun?"

"Jeden", versprach ich ihm, ohne zu zögern.

"Geh wieder da rein und rette mein Restaurant. Tu so, als wäre alles in Ordnung und hilf mir, meinen Traum zu retten. Ohne dich schaffe ich das nicht, bella ."

Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter und nickte, ließ ihn langsam ganz los. Vermisste seine Berührung im gleichen Moment, als ich sie nicht mehr spürte.

"Warten wir das Urteil des Kritikers ab und bis dahin kneifen wir die Pobacken zusammen", nickte ich. Dann lächelte ich ihm ehrlich zu.

Wir würden das schon packen.

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Boom... wär hat das vermutet?

Tyskerfie & HeyGuys77

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